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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 7 - Garden Island Ferry Station

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Außer zwei Boote bei denen nur noch das Heck aus dem Wasser ragte, war leider nichts zu erkennen.
    [Scheiße!]
    Was sollten sie jetzt tun?
    Da fiel sein Blick auf Suparman, der nur weniger Meter entfernt von ihm stand. Er trug eine Sonnenbrille und starrte auf das Schiff am Horizont. Alistair ging zu ihm rüber und stubste ihn an.
    "Und, was zu erkennen?"
    Der Indonese lehnte sich ein Stück nach vorne und nickte dann.
    "ADF und ne Amiflagge, ganz eundeutig."
    "ADF?!", fragte er ungläubig und versuchte der Sonne entgegen etwas zu erkennen.
    "Ja, schau selbst", Suparman reichte ihm die Sonnenbrille, und tatsächlich, es war die ADF.
    "Dann, dann hab ich vielleicht eine Idee!", er gab die Sonnenbrille zurück.

    Alistair schlich zurück auf den Platz und begann die Leichen nach einem funktionierenden Funkgerät zu durchsuchen.

  2. #2
    [Zsfg: Tess klaubt sich Schussweste, Waffe und die Gedanken zusammen]

    Bei den Absperrungen – hinter einer zusammengefallenen Mauer (Alistair, Yuki evtl in der Nähe)

    Nach der ersten Schrecksekunde und einem heftigen Stechen in ihrem rechten Bein, loderte kalter Hass in Tess Brust auf. „Ich hab keinen Bock auf wettkriechen, Einbein.“ ihre Hand ergriff etwas kühles – „Abgesehen davon wäre Hinkebein vs. Einbein auch kein faires Wettrennen, meinst du nicht auch? Kürzen wir es also ein wenig ab...“ und mit einem Schwung mit dem Lederkoffer drosch sie dem „ehemals attraktiven jungen Mann“ den Unterkiefer weg. Blut spritzte in einem weiten Bogen neben Tess und dem Mutie davon, als der von der Wucht zur Seite geworfen wurde. Der Lederkoffer knackte, eine Schnalle öffnete sich.
    Tess stemmte sich auf dem simplen schwarzen Gehstock, den sie zwischen den Koffern gefunden hatte hoch. Scheiße, war das knapp gewesen. Die blaugrauen Augen des jungen Mannes glitzerten über der abgerissenen Nase und dem freigelegten Oberkiefer. Sie konnte nicht sagen ob vor Wut oder Glück oder Wahnsinn. Es war eine Schande, das überhaupt jemand so enden musste. Und noch dazu einer der ADF-Leute. Scheiße, das sie keine Waffe mit Schalldämpfer hatte um ihn...

    Da schnellte sein rechter Arm nach vorne und mit einer einzigen langen, hechtenden Bewegung robbte der zerfledderte Körper zu ihr.
    Die andere Hand schloss sich um ihr heiles Bein und presste zu. Gurgeln, Fleischbrei und nach kotze stinkende Galle sprudelten aus seiner Kehle hervor. „Gnnnhhh....“ ein Röcheln, ein „Schnauze“ von ihr.
    Zwei Hiebe mit dem Stock auf seinen Kopf und einem letzten heftigen Hieb von oben mit dem Lederkoffer um das eingeschlagene Kreuzzeichen in der Luft über ihm zu vollenden, später knackte der Kopf vom halb verwestev Hals weg und fiel wie eine Bowlingkugel zu Boden. Aus dem malträtierten Lederkoffer flatterten Dollarnoten zu Boden.

    Was für ein Drecksbastardfreak! "Ich hab doch gesagt - fass mich an und du bist tot. Erkenn die Grenzen einer Lady, bevor sie dir in den Arsch tritt. Penner." Sie rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. Ihr Herz raste. Sie hatte Glück gehabt. Und immerhin hatte sie jetzt wonach sie gesucht hatte. Sie klemmte sich den Kragen des Uniformhemdes unter die Nase und zerrte an dem Verstümmelten bis sie die Schussweste selber überstreifen konnte. Dann nahm sie ihm sein Gewehr und das Funkgerät ab. Sie zog sich unter Schmerzen um die zusammengestürzte Mauer herum, damit sie von der scharfschützenbespickten Mauer in ihrem Rücken keinen Schuss abbekommen konnte und atmete zum ersten Mal wieder bewusst. Ihr Blick fiel auf den weiten blauen Himmel. Und das Schiff in der Ferne. „Scheiße.“

    (Jetzt könnte man Tess auch vom Kai aus an der Mauer sitzen sehen)

    Blau. Blaugrau. Das kühle Metallplättchen auf ihrer Brust und der Schmerz in ihrer krummen Nase stachen mehr als das letzte Schiff das da weg fuhr. Versagt. Sie hatte versagt. Das die Kinder rausgekommen waren bedeutete ihr herzlich wenig. Dani. Sie war die einzige wirklich Gute in ihrer Gruppe gewesen. Nichtmal die andren Leute, die wie Sanders und sie im Staatsdienst waren, hatten Moral gezeigt. Moral in dieser Truppe? War ein schlechter Witz. Dani hätte Hinkebein oder den Eierkopf locker als Kugelfänger hernehmen können. Hätte ohne einen von ihnen wegrennen können. Aber sie war bei ihnen geblieben und hatte ihnen geholfen – wie es ein richtiges Team tun sollte. Und nun war sie tot. Und Axels Mörder lebte. Dieser Möchtegernanführer lebte. Diese nutzlose Sängerin lebte.
    Es bereitete ihr Kopfschmerzen nur darüber nachzudenken, wie oft die Nutzlosen in den letzten Tagen sich einfach von den ums überleben Kämpfenden hatten mitziehen lassen. Sie hatten sich nicht in die Schussbahn begeben. Waren nicht in mit Fallen überzogene Lagerhallen geklettert. Hatten sich nicht von Lemming-Zollwütigen den ganzen verdammten Strand entlangjagen lassen um der Truppe den Arsch zu retten.
    Und doch - gerade durch ihr Nichtstun waren sie über Leichen gegangen. Berge von Leichen. Und es ging völlig an ihnen vorbei. „Denn wir haben ja uns.“ Kotz.

    Der Zufall war nicht fair, nicht gerecht. Aber sie selber hatte ebenfalls versagt, als Michail sie an Schanze 2 alleine rausgeboxt hatte. Sie hatte einen Plan gehabt – einen verdammt guten sogar – bei dem Michail und Fawyer mit ihr zusammen einfach einen Haken am Strand entlang geschlagen hätten. Es gibt immer einen andren Weg, du Penner. Improvisieren ist mein zweiter Name du Penner. Schonmal in nem OP vor nem offenen Patienten gestanden und dann eine Komplikation gehabt weil die CT eben nicht alles anzeigt? Ja gottverdammt, jedes beschissene Mal wenn es um einen Risikopatienten mit Herzschwäche ging kam sowas. Und dann muss man vorbereitet sein um zu improvisieren. Plan B, C, D, welchen hätten sie gerne? Und daher kannte sie immer einen andren Weg. Auch hier, ihr Kopf konnte gar nicht anders. Aber hei, was ist einfacher als sich in die Luft zu sprengen und die verdammte Sache alleine zuende zu bringen und ein Team von undankbaren Idioten zu retten...? Sie haben ihren Molotov-Cocktail vergessen Sir, nehmen sie den Whiskey und das Benzin und jagen sie ihren Hintern doch gleich direkt in die Hölle.
    Sie vermisste ihn. Scheiße und wie sie den wortkargen, Sicherheit ausstrahlenden Knackarschrussen vermisste. Sie vermisste ihre Arbeitskollegen. Sie vermisste Dani. Sie vermisste jeden von dieser Bande. Der Kerl der wie der Teufel Harley gefahren war. Jeden, dessen Name auf Yukis Weste prangte. Auch wenn sie sich das selber nicht eingestand. Es war zu schwer... zuviel... weiterzuleben war immer schwerer als zu gehen.

    Es wird immer erst schlimmer, bevor es besser wird. .

    Geändert von Viviane (06.09.2012 um 18:35 Uhr)

  3. #3
    Nach dem Angriff war die Kampfgruppe noch eine ganze Weile am Außenlager gewesen. Zuerst natürlich um nach Beute zu suchen, dann auch um sich auszuruhen. Yuki hatte es schwerer erwischt als Fawyer, dessen verletzter linker Arm nur mit einem simplen Druckverband verarztet war: Da überall verschrottete Autos waren, die meisten davon keine Woche alt, konnte man schnell einen Erste Hilfe-Kasten finden, etwas Alkohol war im Außenlager auch schnell gefunden.
    Seine Verbrennungen machten ihm da mehr zu schaffen, seine halb zerfetzte Kleidung ließ auch alle sehen, wie schlimm es darum stand. Der Schmerz machte ihn beinahe verrückt und es musste sich anstrengen um auf etwas anderes zu achten.

    Als sie schließlich die anderen nahe der Docks gefunden hatten, stellte ihn Suparman, der ihn die ganze Zeit gestützte hatte, auf eine Gebäudewand auf an die er sich anlehnend hockte. Der Indonese suchte die Gegend nach etwas ab, was immer es war, es würde wohl das fehlende Schiff nicht mehr zurück bringen. Selbst der verletzte Fawyer konnte in seinem Zustand noch feststellen, wie es um den Dock und ihre Chancen stand. Es war wohl hoffnungslos.
    Eigentlich schade, dass die Explosion mich nicht fertig gemacht hat, wär ein besserer Abgang als Zombiefutter zu werden.


    Er holte sein Ear-Set, das seltsamerweise den Kampf überstanden hatte.
    "Hey, wenn wir hier eh krepieren kann mir vielleicht jemand helfen. Hat jemand hier schmerzmittel? Irgendwas starkes, gegen Morphium hätte ich auch nichts einzuwenden. Hatten wir nicht ein paar Drogenschmuggler dabei?"

    Geändert von Mivey (06.09.2012 um 16:27 Uhr)

  4. #4
    Dob konnte an den Wracks nichts finden. Außer vielleicht die letzte heilgebliebene Packung Zigaretten, die dort auf dem Wasser trieb, eingeschlagen in Folie, damit sie nicht nass werden würden. Dob fischte mit einem langen Stück Holz danach und war schnell erfolgreich.


    Alistair besah sich die Leichen genauer, doch konnte er keinen einzigen Armeeangehörigen finden.
    Es war zu frustrierend, es musste hier doch wenigstens Einen geben...!

  5. #5
    "Fawyer trifft den Nagel auf den Kopf.", röchelte Yuki leise in Ethans Ear Piece. "Meine Rippen brennen mit der feurigen Intensität von zwölf Elektrogrills.". Sie würgte etwas Blut hoch und spuckte es aus, während sie von Alistair weg stackste und auf dem Boden zwischen zerrissener Kleidung, halb geöffneten Koffern und allgemeinem Chaos einzelne 9mm-Patronen und ein paar Stangenmagazine hervorfischte. Aus dem Stand heraus bücken war nicht drin, sie musste für jede Kleinigkeit in die Hocke gehen als ob sie in den Wald pinkeln wollte. Plus der Tatsache, dass die Weste
    die mir wahrscheinlich das Leben gerettet hat.
    ihre Bewegungsfreiheit in der Hinsicht um einiges einschränkte.
    Der Machetenmann. Ein verfickter Oger.
    Sie wusste nicht, was das war, gegen das sie da gekämpft hatte. Aber es hatte definitiv nichts Gutes zu bedeuten.

    "Hat irgendwer Tess gesehen? Dani? Irgendwen?", fragte sie mit deutlicher Panik in der Stimme. Der Adrenalinschub klang ab, sie spürte es. Nach mehreren Sekunden Funkstille verlor sie bereits die Hoffnung darauf, dass irgendeine der beiden es geschafft hatte. Doch sie war emotional noch zu sehr distanziert, um zu trauern.
    "Nach dieser Sache hast du Zeit zu trauern, Zeit um nachzudenken. Solange brauche ich dich zu 100 Prozent."
    Alternativ würde sie auch mit 70% von sich selbst Vorlieb nehmen.
    Oder 60.
    Paranoid öffnete sie die Schutzweste und tastete die linke Schulter und Brust ab. Nichts feuchtes, kein Blutaustritt. Ein kleines Wunder. Wie die Abendsonne, die alles in ein warmes, einladendes Orange tauchte.
    "Und hat vielleicht irgendwer 'ne Kippe für mich, wenn ich schon dabei bin?", fragte sie leise, während sie weiter unbeholfen, aber vorsichtig in geduckter Haltung ihren Weg in Richtung des Kais fortsetzte.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (06.09.2012 um 17:46 Uhr)

  6. #6
    Immer noch an den Schranken, mit dem Rücken zur Deckung bietenden Mauer

    Alistair stand ganz in ihrer Nähe und durchsuchte die Toten, die sie schon gefleddert hatte. Alistair war mit Axel da draussen gewesen. Alistair... wusste vielleicht wie der Mann gestorben war, dessen letzte Worte „Verräter“ gewesen waren. Sie blickte den Iren mit dem Herz für Tiere und Kinder und Alkohol nun mit andren Augen an. Kalkulierend. Kühl. Was er wohl vorm Flughafen gemacht hatte? Mit den Händen würde er wohl locker gegen Axel ankommen... und für einen Hieb von hinten brauchte es keine Muskelkraft. Nur ein durchtriebenes abgekartertes Spiel.

    Fawyers Funkspruch unterbrach ihre Gedanken. "Hey, wenn wir hier eh krepieren kann mir vielleicht jemand helfen. Hat jemand hier Schmerzmittel?" Sie sah ihn nicht, aber seine Stimme klang ungewohnt gedrückt. Trotzdem, solange er noch sprechen konnte... diverse Schmerzmittel in drei Dosierungen lagen im Erstehilfekasten den Alistair hatte. Naja, immerhin das konnte sie durchgeben. "Schmerzmittel hat Alistair. Der Koffer mit den harten Sachen ist auf dem Dach geblieben. Ich hab nur noch Schnippelbesteck und Verbände. Schluck am besten kein blutverdünnendes Zeug, sondern die Dinger in der gelben Pillendose wo 800 draufsteht." Sie ächzte. "Und ich häng hier noch eine Weile an der Mauer ab, wenns genehm ist. Lasst mich in Ruhe Leute, mein Bein brennt auch wie Hölle." Und fühlt sich an, als würde der Teufel mich mit seiner Forke reinstechen. Yeah, stark.

    Yukis Funkspruch. „Hat irgendwer Tess gesehen? Dani? Irgendwen?" Klang so, als würde die Westernheldin einfach nur nen neuen Verband brauchen. Tess schüttelte den Kopf und fletschte die Zähne zu einem bitteren Hyänenlächeln. Sie hatte Yuki drüben aufgezogen – der Arm war nicht so schlimm verletzt das er ernsthaft gefährdet war. Ein glatter Durchschuss, die Austrittwunde war nur minimal größer als der Eintritt. Aber geschont hatte sie sich nicht, obwohl Frau Dr ihr gesagt hatte, das sie es ruhig angehen sollte. Ihr Pech wenn sie jetzt aussah als hätte jemand sie in eine Autopresse gesteckt. Ausserdem hatte Alistair noch die beiden Erstehilfe-Sets. Soll doch der Kindergärtner ein paar Pflaster da draus kleben und draufpusten. Keiner lag blutend am Boden - sie würde nicht gebraucht werden.
    Sie widmete sich also ächzend ihrem eigenen pochenden Bein, rollte Sanders durchgebluteten Verband vorsichtig ab und war froh das die Klemme noch saß wo sie sitzen sollte. Der Krater von einer Wunde hingegen sah aus wie aus dem „misslungene Operationen“-Katalog, der in ihrem Klo daheim lag. Mit zusammengebissenen Zähnen legte sie einen neuen Druckverband an – der aber nicht wirklich so fest war, wie sie ihn gern gehabt hätte.

    Dann hoffte sie, dass entweder ein Uboot auftauchen würde, ein Rudel Tierschützer hier Robben ins Meer schieben wollten oder sie einen der Müllcontainer als Floß zweckentfremden konnte, sobald sie wieder stehen konnte und eine 3m lange Stange zum Staken finden konnte. Aber da ihr Kreislauf sich sowieso grade verabschiedete, entschloss sie sich an der Mauer sitzen zu bleiben. Vielleicht zu schlafen. Vielleicht... ihre Hand fiel auf etwas weiches. In einer Stofftasche links neben ihr lagen Bücher. Sie wusste nicht wieso, aber sie zog den Beutel zu sich heran. Ein russisch-englisch Lexikon, ein Tolstoi und „Der Meister und Margarita“. Sie blätterte. „Fühle doch, daß mit mir etwas passiert ist... Komm, komm, komm!“ / „Ja graue Haare hast du bekommen... Vor meinen Augen bedeckt sich dein Kopf mit Schnee... Ach du mein armer Kopf, der soviel ausgestanden hat! Was du für Augen hast! Leer sind sie... und deine Schultern, eine Bürde liegt darauf... verkrüppelt haben sie dich, verkrüppelt...“ / „Alles endete, und alles endet... Ich küsse sie auf die Stirn, dann wird bei Ihnen alles so sein, wie es sein muß...“
    Und dann, als sie so übers Küssen nachdachte blätterte sie im Lexikon.
    Nitstsa nogi – Schöne Beine.
    Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht als sie ihr verkrüppeltes Bein anschaute. Das Schicksal war doch ein Penner. Aber mit dem krummen Zinken in ihrem Gesicht und der Schusswunde im Bein hatte sie zwei Andenken an zwei bemerkenswerte Menschen. Zwei Menschen, wegen denen sie einiges an ihrem Lebensentwurf würde überdenken müssen. Vielleicht. Ihr Blick fiel auf das Funkgerät. Vielleicht auch nicht.

    Alistairs Blick fiel auf sie aber sie schüttelte nur wortlos den Kopf, als er sie nach dem Funkgerät fragte. "Hier, die kannst du haben.", murrte sie nur kurzangebunden. Man merkte ihr an, das sie keine Lust zu reden hatte. Ein haufen roter Lollies, den sie in einem rosa Prinzessin Lillifee Rucksack gefunden hatte, landete vor seinen Füßen. Tess hingegen versuchte Terence mit dem Funk zu erreichen, wollte aber einen Anflugort ausserhalb der Reichweite der Geschütze der Nationalgarde ausmachen. Sie wusste nicht wie, aber sie musste eine Art Floß basteln – das war zumindest ihr nächster Plan. Josh und Noah hatten es bereits einmal hinbekommen. Vielleicht schafften sie es wieder? Und wen sie noch weiter an ihrer Seite wollte, würde sie sich noch ganz genau überlegen.

    Geändert von Viviane (06.09.2012 um 20:48 Uhr)

  7. #7
    Lollies? Was sollte er denn damit. Er brauchte das verdammte Funkgerät, immerhin könnte das die Möglichkeit hier raus sein.
    Ein Blick auf die Ärztin verriet ihm jedoch, dass sie nicht wirklich reden wollen würde, genauso wenig wie ein wenig Gesellschaft. Der Ire seufzte und hob die Packung Lollies auf.
    [Wie sie will.]
    Aber was zur Hölle sollte er jetzt mit den Lollies machen? Er riss von einem die Verpackung hinunter und roch erst einmal daran, dann steckte er sich das Teil in den Mund und verzog zuerst das Gesicht.
    [Gottverdammt sind dieDinger süß, mindestes so wie dieses Rubicon Dosenzeugs.]
    Doch nach kurzer Gewöhnungszeit lies er den Lollie genüsslich in seinem Mund hin und her wandern.
    [Könnte den Kindern gefallen.]
    Er schaute nocheinmal zu Tess, die mit dem Funkgerät hantierte.
    "Wenn du fertig bist, sag Bescheid. Das Schiff am Horizont gehört zu unseren ADF Freunden, und wenn ich mich richtig erinnere, haben wir denen zwei mal den Arsch gerettet. Geben wir ihnen die Chance sich dafür zu revanchieren."
    Tess winkte nur ab und horchte weiter in das Funkgerät.

    Mit seiner süßen Beute stapfte der Ire dann zu dem Pulk von Kindern.
    "Hey seht mal was ich hier habe", sagte er und schwenkte die Lollies hin und her.
    Die Augen der Kinder begannen zu leuchten, bis auf Noahs, der schaute traurig zu Boden.
    Nachdem der Ire jedem der Kleinen einen der Lollies gegeben hatte und sie nochmals bat so ruhig wie möglich zu sein, steckte er sich den Rest, bis auf einen, in die Hosentasche und nahm Noah auf den Arm.
    "Alles klar, Kleiner?", fragte er ihn.
    Noah schniefte.
    "Andris, er hat gesagt ... er würde einen anderen Weg finden. E...her passte nichte durch das Loch. Do...hob ha...hatte noch nach ih...him gerufen aber er hat nicht geantwortet."
    Dem Iren war bereits aufgefallen, dass der alte Mann fehlte. Ein Blick zu Dob und dieser schüttelte nur den Kopf.
    "Hör mal", sagte er dann sanft und wischte dem Jungen ein paar Tränen aus dem Gesicht, "Andris hat die Entscheidung für sich getroffen. Er war schon alt, und diese ganze Sache setzte ihm mehr zu, als er jemals zugeben würde. Es ist traurig, aber wir müssen seine Entscheidung aktzeptieren. Wie viele hat er sein Leben gegeben um das von anderen zu retten. Und es nicht umsonst gewesen sein soll, dann musst du jetzt stark sein. Du musst überleben und was aus dir machen."
    Er streichelte dem Jungen durch die Haare und der Kleine umarmte ihn schniefend.
    "Ich werde schon dafür sorgen, dass aus euch ehrbare und richtige Männer werden. Ich helfe euch und dann ist niemand umsonst von uns gegangen. Solange du dafür sorgst, dass dein Leben aufrecht und ehrbar ist, ist keiner der Toten grundlos von uns gegangen."
    Noah nickte zögerlich und rieb sich die Augen. Dann öffnete der Ire den Lollie und gab ihm dem Jungen.
    "Sobald wir auf Irland sind errichten wir für jeden Gefallenen ein Grab, ok?"
    Noah schob sich den Lollie in den Mund un nickte dann. Er war selbstverständlich nicht wieder vollkommen heiter und fröhlich, aber es schien ihm zumindest besser zu gehen.
    "Und wenn du mit jemanden reden möchtest, kannst du jederzeit zu mir kommen. Egal was."
    Alistair setzte den Jungen ab und Joahua nahm ihn darauf hin in den Arm und zusammen gingen sie wieder zu den anderen Kindern.

    Dann ging Alistair durch die Runde und fragte jeden ob er irgendwelche Sachen aus den Erste-Hilfe-Paketen benötigen würde. Fawyer und Yuki schienen das Zeug am dringensten zu benötigen und schlangen die Pillen förmlich hinunter.
    "Wenn ihr was süßes braucht, ich hab auch Lutscher, ihr müsst das Zeug nicht fressen als wären es Zuckerbonbons."
    Die beiden schauten Iren nur verwirrt an als er aus seiner Gesäßtasche eine Handvoll Lollies hervor holte und ihnen unter die Nase hielt.

    Alles verteilt, was zu verteilen war, schlich er dann wieder zurück in Richtung Tess, vielleicht war sie ja mittlerweile fertig mit dem Funkgerät.

    Geändert von Streicher (06.09.2012 um 18:45 Uhr)

  8. #8
    Tess holte aus ihrer Tasche das Funkgerät heraus und ihr Blick wurde blind.
    Sie wusste nicht was sie Terence sagen würde wenn er endlich an sein verdammtes Funkgerät gehen würde. Ob seine Stimme den Ausschlag geben würde, endlich loszulassen und das geschulterte Bündel Bürde fallen zu lassen? Oder würde sie froh oder verloren sein, wenn er nicht antworten würde?

    Sie hatte viele Gedanken, viele Szenarien im Kopf, aber das Schicksal hatte nur die brennende Ungewissheit für sie auserkoren.
    Kein Wort war zu hören, nicht einmal ein Rauschen und zusammen mit dem letzten Funken Hoffnung von Sarah, Reed und Terence zu hören, für die sie auch durch die Hölle gegangen waren, erstarb auch das Batterielicht ihres Funkgerätes, welches sie so lange, so treu begleitet hatte.

    Desillusioniert und mit Kälte im Leib ließ sie es sinken und wusste nicht was zu sagen oder zu denken.
    Und dann sah sie in das Gesicht des ADF-Soldaten, sein Blick schien höhnisch, fast spottend, als er sie ansah, gruselig und grinsend ohne Kiefer und eines seiner Augen leuchtete...grün?

    Tess beugte sich nach vorne.
    Nicht grün. Nein, es reflektierte etwas Grünes. Einen grünen Leuchtpunkt. Ächzend schob sie sich auf den bezwungenen Feind zu und hektisch riss sie die zerfetzte Uniformjacke unter ihm weg, dort, die Tasche...!
    Sie griff hinein...


    Stark und hellgrün leuchtete die LED des Geräts in ihren Händen. Klobig und schwer, typischerweise Militärstandard. Unzählige Frequenzen einzustellen, ein einladendes Rauschen gab es von sich.

    Hölle, ja.


    Zitat Zitat
    Team „Bitte kommen, großer Wal“
    Anzahl: Der größte Held der Gruppe...
    Erledigt von:
    Probe auf: Scheiss drauf, was passiert, passiert.
    Hintergrund: Das von Tess gefundene Funkgerät hat Saft und eine extreme Reichweite. Und es ist voreingestellt auf die Schiffsfrequenz. Es MUSS einfach so sein!

    Achtung - das Spielen dieser Aufgabe beendet das Forenrollenspiel und zwingt die Spieler zurückzublicken!

  9. #9
    Tess blickte etwas ungläubig auf das klobige Teil in ihrer Hand. Sie schluckte. Die Frequenz die eingestellt war kannte sie nicht - aber es blieb noch genug Zeit um sie auszuprobieren. Sie steckte das Funkgerät in die Seitentasche der Sportjacke die sie aus dem Hotel hatte. Dann sah sie wie der Ire zurück zu ihr kam. Sie zog nur die Augenbraue hoch - er kam näher - dann legte sie die Bücher beiseite, setzte den Rucksack auf ihren Rücken - der Ire war kaum 10 Schritte von ihr entfernt - dann nahm sie die das Sturmgewehr und zielte auf ihn. Alistair blickte ungläubig auf den Lauf, blieb aber stehen.

    "Ich hab zwei Fragen an dich. Was hast du am Flughafen in Sydney gewollt? Und was ging da drüben auf der Schanze ab, als Michail den Arsch für uns hingehalten hat? Riley, du und Axel waren es die die Schanze 2 für euren Trupp geräumt haben - richtig? Was ist mit ihm passiert, bevor er seine letzten Worte ins Mikro geröchelt hat? Wo warst du als er verreckt ist?"
    Das waren mehr als zwei Fragen, aber Tess hatte noch nichtmal angefangen. "Wieso kannst du Ian nicht ausstehen? Ist es einfach nur wegen der Kleinen für die du sowieso ein alter Sack bist? Oder ist es wegen seiner Inkompetenz? Oder... weißt du was über den Kerl, der in unsrem LKW zugegeben hat stolz drauf zu sein einen Kinderficker ermordet zu haben, mehr als ich?" Ian... er war nur ein Witz, ein Kind, wie Niki und Leo. Diese Sängerin... wie ein Kind. Alle vier hätten keine Chance gehabt, waren sogar im Schutz der Gruppe kaum ohne Blessuren bis hierher gekommen.

    "Alistair. Was du in den Kanälen für uns getan hast, was du für Abby getan hast... ich denke nicht das du ein schlechter Mensch bist. Aber ich will herausfinden wer Axel umgebracht hat. Und zwar bevor wir hier wegkommen. Hilfst du mir oder..." Bist du gegen mich? Das war die Frage die ihr auf der Zunge lag. Sie fühlte sich verwundbar, aber ihr stolz ließ ihre Augen funkeln und die Marke auf ihrer Brust schien ihr zuzumurmeln "vergiss uns nicht". Nein, sie würde nicht vergessen. Und sie würde leben. Und vorher würde sie erledigen, was zu erledigen war.

  10. #10
    Alistair schaute sie zuerst ernst an, als sie ihre Fragen vortrug und ihre Waffe auf ihn richtete.
    "Hilfst du mir oder..."
    Wie aus Reflex wollte er an einer Zigarette ziehen, doch er hatte keine, und auch keinen Whisky mehr, um einen Schluck zu nehmen. Seine Körperhaltung entspannte sich, dann machte er einen Schritt nach vorne. Die Ärztin wich einige Zentimeter zurück bis sie die haltgebende Mauer im Rücken spürte, ihr Griff um die Waffe wurde fester, als sie sie hörbar entsicherte.
    Der Ire blieb stehen und schaute Tess mit klarem Blick an.
    "Das sind viele Fragen auf einmal", stellte er dann fest, sie nickte nur knapp und knurrte "Wenns kürzer ginge, hätte ich dich das schon früher gefragt. Also, was ist jetzt?"
    Ihr Blick war ungeduldig, fast wehmütig.
    Alistair nahm die Mütze vom Kopf und wischte sich damit den Schweiß aus dem Gesicht. Der Kampf am Außenposten war eindeutig anstrengend gewesen.
    "Ja, ich habe Axel auf dem Gewissen...", begann er und Tess schaute ihn geschockt an und sie musste einige Male blinzeln um das gehörte zu registrieren, dann fuhr er fort, "...weil ich ihn dazu gezwungen hab mit mir zu kommen. Hätte ich jemand anderen gewählt, dann wäre der Amerikaner wohl jetzt noch am Leben."
    Tess schien sichtlich erleichtert, ihre Schultern entspannten sich. Ihre Augen fixierten seine Augen, versuchten zu verstehen worauf er hinauswollte. Sie zielte aber immer noch auf ihn.
    "Ich war jedoch nicht derjenige der ihn hinterhältig verraten hat. Das war jemand anderes, und wenn ich wissen würde wer, dann müsstest du dir keine Gedanken mehr darum machen."
    Der Lauf der Waffe sank ein Stück weit nach unten. Es war schnell gegangen. Fast so als wollte sie ihm glauben. Als müsste sie ihm glauben.
    "Ich helfe dir", sagte er dann. Er ging auf sie zu, den Lauf der gesenkten Waffe greifend und von ihm wegrichtend.
    "Es ... tut mir Leid", sagte Tess erschöpft. Sie ließ die Waffe endgültig sinken und hängte sie zurück über die Schulter. Als sie sich das Haar unter das improvisierte Bandana strich drohte sie wieder an der Mauer hinabzugleiten und auf ihre vier Buchstaben zu fallen. Ihr Bein zitterte und am unteren Ende des Verbands waren bereits wieder blutige Flecken zu sehen.
    Der Ire machte einen Satz nach vorne und stützte sie an den Schultern.
    "Ich bin froh, dass du es nicht warst", sagte sie und lächelte ihn an. Ja. Sie wollte ihm glauben. Sein Bärenringer-Grinsen traf auf ihr Hyänenfletschen und als sein Grinsen sich vertiefte, zuckte ihre Augenbraue nur fragend nach oben.

    [Aye, was ich am besten kann ...]
    Tess erschrak kurz, als ihre Beine vom Boden abhoben und der Ire sie einfach so hochhob um sie in seinen Armen zu tragen.
    "Ich trag doch so gerne Frauen durch die Gegend", scherzte er und zwinkerte ihr zu. Die Sonne am Horizont tauchte die Szenerie in goldfarbenes Licht. Erst wollte Tess aufschreien und ihn schlagen. Was fiel dem Kerl denn ein sie einfach rumzutragen wie ein Möbelstück? Dann fielen ihr die Schützen ein und sie lugte an seinem rechten Arm vorbei zur Mauern zurück. Keine Lichtreflexe von Zielfernrohren.
    "Pass auf die Schützen auf und leg nen Zahn zu, Hulk."
    Ihr Lächeln verschwand, sie verschränkte die Arme und sah aus wie ein trotziges Kind dem es gar nicht gefiel herumgetragen zu werden. Aber sie hatte mit dem Bein wirklich keine große Wahl.
    "Was die anderen Fragen angeht", er blickte der Sonne entgegen, "Das ist alles eine lange Geschichte."
    "Ich höre gerne Geschichten.", antwortete sie darauf. "Vor allem, wenn die Menschen die sie erzählen selber so wirken als wären sie einem Film entsprungen."
    Der Ire ging zur rechten Seite der Hafenbucht hinüber, wo die beiden zerschlagenen Boote lagen und setzte sich mit der Frau im Schoß auf eine kleine Mauer. Dann seufzte er und senkte etwas den Kopf. Tess nutzte den Moment und krabbelte von ihm herunter. Allerdings konnte sie nichtmal ohne Schmerzen sitzen, was sie zu einer halbschrägen Lage mit ausgestrecktem Bein zwang. Alistair schob sich fürsorglich neben sie und ohne es zu merken lehnte sie ihren schwer gewordenen Kopf müde an seine linke Schulter und blickte aufs Wasser hinaus.

    Geändert von Streicher (07.09.2012 um 00:01 Uhr)

  11. #11
    "Vor der ganzen Sache ... ich rede nicht gerne darüber weißt du, aber für all das, was du für uns in den letzten Tagen getan hast, für mich getan hast, mit Leo ... ich denke ich bin dir mehr schuldig als dich vor einer Schlägerei zu bewahren."
    Wirklich, er hätte jetzt gerne eine Zigarette, damit ließe sich über sowas deutlich einfacher sprechen, noch besser wäre nur Whisky gewesen. Er dachte kurz an Leos Goldschatz, an die ganzen guten Flaschen, die ungetrunken in dem Panzer standen.
    "Ich war am Flughafen von Sidney, weil ich vor etwas, nein vor jemandem geflohen bin. Eigentlich sogar vor einer ganzen Menge Leute, und das nur, weil mich an ein paar Arschlöchern gerächt hab. Ihr Gehirn über den Fliesen ihrer Küchen verteilt habe, ihre Gesichter bis zum unkenntlichen entstellt hab."
    Tess schaute ihn zuerst ungläubig an, als wollte er Witze machen, doche erkannte sie schnell, dass dies nicht der Fall war.
    "Du hast ... ihr Gehirn über die Fliesen verteilt? Mit der Faust oder wie?"
    Sie rückte ein Stück von ihm ab und schüttelte verwirrt den Kopf. Noch einer, der Blut an den Händen hatte. Sie blickte nachdenklich auf ihre eigenen Hände, an denen noch Danis Blut klebte.
    "Scheint so als würden wir alle schräge Sachen machen; aber..." war er stolz darauf? Wie es Cyrillus und Ian gewesen waren?
    "Ich bereue es nicht. Die Leute haben nur bekommen, was sie verdient haben."
    Alistair biss die Zähne zusammen. Tess schnaubte nur, sagte aber nichts.
    "Sidney war nicht bewusst mein Ziel. Ich hab nach der Sache einfach nur den nächst besten Flug gebucht, den ich bekommen habe, und der führte mich eben hier hin. Vom Regen in die Traufe, ne? Allerdings bezweifle ich, dass das hier irgendeine Strafe für mich sein soll. Bin nicht wirklich der religiöse Typ. Kein Gott hat mir geholfen als ich meine Familie verlor, als ich meine Freund verlor, nein, ich war alleine, und ich musste die Sache selbst in die Hand nehmen, um Genugtuung dafür zu bekommen."
    Tess schaute nun ebenfalls der aufgehenden Sonne im Osten entgegen. Sie verstand ihn. Zum ersten Mal verstand sie, was Leute an dem Akt der Rache so befriedigend fanden. Etwas tun zu können. "Die Sache in die Hand zu nehmen". Ja das passte zum Iren. Und sie verstand und zum ersten Mal in ihrem Leben urteilte sie nicht über das Handeln eines anderen, sondern ließ es einfach so stehen. Als wäre es nicht kitschig genug, bildete sich nun auch ein Regenbogen am über dem Meer.
    "Wie war das nochmal mit dem Goldtopf und den Iren?", scherzte sie und nickte in die Richtung des bunten Gebildes.
    Alistair lächelte.

    Dann wollte er aufstehen, doch Tess knurrte kurz auf und er setzte sich wieder hin.
    "Was ist mit Ian? Ist es nur wegen Clover?", sie klang fast wie ein kleines Kind, das noch mehr Gutenachtgeschichten hören wollte. Auch wenn ihr Blick eindringlicher war. Nicht niedlich-fordernd, eher "wenn du mir das nicht erzählst hau ich dich".
    "Ian...", der Ire schüttelte den Kopf, "Clover hat ihre Entscheidung getroffen. Zudem ... zudem wäre es Abby gegenüber nicht fair. Und ich bin mir nicht sicher ... nein, mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich mich lediglich einsam gefühlt habe.
    Einsamkeit. Der Ire war kein Typ, der einsam war; nicht so wie sie ihn einschätzte. Ausser das er wohl seine Saufkumpanen zu Brei schlug - aber die wären doch sicherlich genauso schnell wie er selber wieder auf den Beinen.
    Nicht, dass ich Clover nicht mögen würde. Sie kümmert sich so liebevoll um die kleine Leo, um die Kinder, und zusammen mit ihrer Ukulele vermag sie Berge im Inneren von Menschen zu versetzen. Im Endeffekt bin ich auch nicht der richtige Kerl für so ein Mädel."
    "Warum", fragte Tess nur.
    Alistair grinste breit und schmutzig.
    "Mein Hammer würde sie zertrümmern."
    Tess musste lachen, doch versuchte sie sich zu beherrschen, denn sie durften keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, stattdessen boxte sie dem Iren auf die gestählte Brust und hielt sich die Hand vor den Mund, was ihr Lachen zumindest ein wenig dämpfte. Ihr Gesicht lief trotzdem rot an, weil sie kaum Luft bekam.
    "Und, was ist nun mit Ian?", fragte sie noch immer glucksend.
    "Ian ist einfach falsch. In Wirklichkeit will er nur bestimmte Menschen aus der Gruppe schützen. Zudem kann er nicht die Entscheidungen treffen, die von Nöten sind. Er redet und redet und redet, allerdings handelt er nicht. Er ist einfach ... nicht die Art von Mann die solch eine Position ausfüllen kann. Wenn er es jedenfalls selbst erkennen würde. Anfangs dachte ich, man könnte ihm irgendwie helfen, aber ... da bin ich mir nicht mehr sicher."
    Tess nickte.
    "Ja wir hatten Glück, das er keine Entscheidungen treffen musste. Wir waren genug um den schwachen Kern der Truppe zu schützen. Aber es... hat soviel gekostet..."
    Ihr Blick wurde nachdenklich als sie auf das Tattoo an seiner Brust blickte. Sie dachte an sein Grinsen und wann sie es das letzte Mal gesehen hatte. Das letzte Mal hatte er so gegrinst, als er mit Abby auf der Schulter an Kekoa und mir vorbeigetrottet ist. Der Schrottplatz... es scheint Ewigkeiten her zu sein. Aber ja, Abby war die Frau die sein Herz gefangen hatte. Und das war verdammt gut so. Sie gönnte dem Iren die Begegnung. Und sie glaubte, das er mit der Liebe zu ihrer Mutter, den beiden Jungs ein gutes Leben ermöglichen würde. So gut er es eben konnte.
    "Aber ich denke, wir sollten und mal zu den anderen aufmachen. Ansonsten bilden die sich noch was über uns ein.", er grinste verschmitzt und richtete sich dann mit ihr im Arm auf. Als er wieder anstalten machte sie zu tragen schlug sie mit dem Gehstock nach ihm.
    "Ich habe einen Stock und kann damit umgehen. Also Finger weg, wenn du sie behalten willst."
    Sie humpelte langsam aber zäh auf einem Bein zum Kai, Alistairs Hand schwebte wie die eines stillen Beschützers über ihrer Hüfte um sie aufzufangen, falls sie stolpern sollte. Als wäre sie ein Kind, das unter den besorgten Augen des Vaters zum ersten Mal auf wackligen Beinen Inliner fährt. Bei den anderen angekommen, setzte Tess sich schwer atmend auf den Boden. Und der Ire bot ihr wieder die Schulter zum abstützen an, was sie ohne zu zögern annahm.
    Dann wandte er sich kurz an Dob, der eben etwas das verdächtig nach Kippen aussah, aus dem Wasser gefischt hatte.
    "Hey Kumpel, hast du noch nen paar Zigaretten für uns übrig, notfalls teilen wir uns auch eine."
    Was Tess nur wieder dazu brachte den Kopf zu schütteln. „Iren...“

    Geändert von Viviane (07.09.2012 um 00:17 Uhr)

  12. #12
    Dob drehte sich die Zigarettenschachtel grinsend in den Ärmel. Yeah, jetzt sah er aus wie ein wirklich cooler Dude!
    Aber die Wracks waren zu nichts zu gebrauchen, daran gab es nichts zu rütteln. Er ging zurück zu den Anderen.

    Die Situation war weiterhin aussichtslos, wie es schien. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Zombies oder die Gardisten hier eintrafen, und dann war es aus mit ihnen.
    Also, wenn das seine letzten Stunden waren, dann würde Dob sie verdammt nochmal genießen. Er öffnete seine Umhängetasche und sah hinein. Wer hätte gedacht, dass sein verdammtes Handgepäck für einen Urlaub das letzte sein würde, das er bei seinem Tod noch besaß... aber da drin war auch noch ein Rest Gras, und ein paar Krümel Tabak. Und seine Sonnenbrille. Es war früher Morgen und leicht kühl, aber wenn er schon sterben musste, dann wollte er dabei gefälligst so cool aussehen, wie es ihm möglich war. Er setzte sich die Sonnenbrille auf und starrte eine Weile stumm auf das Meer. Dann drehte er seinen letzten Joint.

    Wieder kroch Sarah in seinen Kopf. Verdammt, was war das!? Er sah hinüber zu Ellen und Clover. Sie waren verdammt heiß, daran hatte sich nichts geändert. Er würde niemals ein bisschen Spaß mit den beiden ablehnen... und auch diese Japanerin war echt nicht schlecht gebaut.
    Aber verdammte Scheiße, er musste an Sarah denken. An ihre blauen Augen. An das Crown Hotel.
    Daran, wie er sie nicht mit dem Funkgerät erreichen konnte.

    Dob schüttelte den Kopf leicht. Sie war weg, Junge. Vergiss sie.
    Er zündete den Joint an und zog daran, dann meinte er zu den Anderen: "Also, die Lage sieht wohl so aus, dass wir sterben werden. Und ich denke, das ist einer der verdammt nochmal besten Zeitpunkte, um einen Joint zu rauchen, also wenn jemand will, das hier ist mein letzter, und ich teile ihn gerne mit den Leuten, die meinen Arsch immerhin bis hierher gebracht haben."
    Er schloss die Augen. Es war gut, am Leben zu sein, oder nicht? Vielleicht müsste er das diejenigen fragen, die es nicht mehr waren. Diese Unbekannten, die seinen Arsch gerettet hatten, wann immer sie konnten.
    Waren schon irgendwie coole Typen, allesamt.

    "Hey Kumpel, hast du noch nen paar Zigaretten für uns übrig, notfalls teilen wir uns auch eine."
    Alistair war an ihn herangetreten. Neben ihm war Tess, sie sah übel zugerichtet aus, aber sie biss die Zähne zusammen. Hatte sie schon immer so gemacht, auch bevor sie sich gekannt hatten, da war sich Dob sicher. Aus ihrer Tasche lugte ein Funkgerät.
    Dob grinste und schielte hinter der Sonnenbrille zu ihnen hoch. "Hey Leute, setzt euch und genießt den Sonnenaufgang, es ist das Ende der Welt und ich fühl mich großartig, verdammt!"
    Er holte die Zigarettenschachtel hervor und reichte sie Alistair.

    Dann nickte er Tess zu. "Was'n das für'n Ding da in deiner Tasche, Frau Doktor?"

  13. #13
    "Was'n das für'n Ding da in deiner Tasche, Frau Doktor?"
    "Nur ein kaputtes Funkgerät. Ihr habt nicht zufällig Batterien dabei?"
    Das Funkgerät war so klobig, das Ellen, Leo und Ian die selber schonmal eins in der Hand gehabt hatten, es mit Sicherheit erkennen würden. Daher machte sie erst gar nicht den Versuch ihnen was vorzumachen. Aber das sie damit einen oder mehrere Funksprüche absetzen konnte - das würde sie noch eine Weile für sich behalten. Sie wusste nicht so Recht wieso, ausser das Axels letzte Worte ihr kalte Schauer über den Rücken jagten; aber es erschien ihr ungemein wichtig erst mehr über die neun Leute zu erfahren, die um sie herum saßen.

    Sie spürte Yukis fragenden Blick in ihrem Rücken eher, als das sie ihn wirklich sah. Ihr Funkspruch von vorhin fiel ihr wieder ein. Tess blickte zu Boden, ballte die Hand zur Faust und hieb auf den sandigen Boden ein. "Nur damit ihrs wisst, Dani hat Niki hier das Leben gerettet. Hat sich vor nen Scharfschützen geschmissen als die uns aufgespürt hatten. Also wehe dem der was über sie sagt, was ihr Andenken in den Schmutz zieht. Der bekommt meinen Stiefel in den Hintern." Damit wars raus. Sie hasste es Todesbotschaften zu überbringen. Und als sie Dobs Blick sah, ahnte sie das es auch nicht grade eines seiner Lieblingshobbys war über den Tod zu sprechen. "Was ist mit den anderen? Warten wir oder können wir weitergehen?" Tess fragender Blick traf Fawyer und Dob. Denn auch Ethan und Andris waren nicht zurückgekommen. Und sie wollte wenigstens wissen wieso.

  14. #14
    Ian saß in der großen Bibliothek über einem Buch. Er las die Bücher so oft es ging hier durch. Was sollte er zu Hause? Da würde er eh nur dabei zuhören, wie sein Vater sich wieder mit einer seiner neuen Freundinnen stritt. Der Weg zur Bücherei war der einzige, den er in den letzten Wochen gegangen war. Seit seine Mutter nicht mehr da war, hatte er nicht zu viel Lust. Die Schule besuchte er sowieso nicht mehr und er war - in diesem Punkt - froh, dass sein Vater sich so wenig um ihn scherte, ihn nicht entgegen seinem Willen losschickte. Er war unabhängig. Viel zu früh. Weil er durch seine behütete Kindheit nie gelernt hatte, unabhängig zu sein.

    An diesem Tag war - wie den Tag zuvor auch schon - seine Lieblingsabteilung in der Bücherei wegen Umbauarbeiten geschlossen; die mit den tollen Fantasy-Büchern. Sie waren teilweise brutal und seine Mum hätte sie ihn garantiert nicht lesen lassen, aber nichts konnte ihn weiter wegbringen von dieser Welt, die ihn nicht mehr interessierte. Nichts ließ ihn für eine bestimmte Zeit so abtauchen in Geschichten, die traurig sein konnten - aber niemals so traurig wie die Realität.

    Nachdem er das seltsame wissenschaftliche Werk von Howard Gardner, der über multiple Intelligenzen schrieb, weggelegt hatte, griff er recht wahllos nach einem weiteren Buch mit dem einfachen Titel Die größten Zitate. Nach den ersten Seiten, recht langweiligen und - wie er fand - nichtssagenden Zitaten wollte er es eigentlich schon wieder weglegen, als die alte Frau vom Empfangstresen von hinten an ihn herantrat und ihn mit einem warmen Lächeln eine Tasse Kakao auf den Tisch stellte. "Damit du nicht verhungerst!" Er erwiderte das Lächeln. "Danke!" Er stand auf und klappte das Buch zusammen. "Oh, oh... nein, Ian - warte!", sagte sie und grinste vielversprechend. "Was'n, Bücheroma?" "Du solltest das noch mal kurz dabehalten. Da drin ist ein ganz tolles Zitat! Das wird dir bestimmt gefallen." Er sah sie zweifelnd an. "Also bis jetzt..." - "Glaub mir. Das Zitat passt zu dir!"

    Er übergab ihr das Buch und sie schlug zielsicher eine Seite auf, blätterte nur eine weiter. Es war unglaublich, wie gut sie jedes einzelne der Bücher hier kannte, fast unmöglich. Aber so alt wie sie war, hat sie bestimmt auch eine ganze Zeit hier verbracht. Sie legte das Buch zurück auf den Tisch und tippte darauf.

    I am determined to be cheerful and happy in whatever situation I may find myself. For I have learned that the greater part of our misery or unhappiness is determined not by our circumstance but by our disposition. ~ Martha Washington ~


    Ian stand da und blickte auf die Umrisse des Schiffs, welche sich am Horizont abzeichneten. Seine Hand hielt, nach wie vor, die von Clover, fast instinktiv, ohne, dass er sich daran erinnern konnte, nach ihr gegriffen zu haben. Das Zitat aus dem Buch von damals war in seinem Portemonnaie in dem Rucksack, der ihn so lange treu begleitet hatte, den er auf dem Dach lassen musste. Er hatte nichts mehr - und doch so viel. Was hatte ihn hierher gebracht? Was hatte ihn zu dem gemacht, der er war? Nachdem er dieses Zitat gesehen hatte, war alles anders gewesen. Er wurde selbstbewusst und irgendwie auch interessant für andere.

    Die Highschool-Zeit würde bald vorbei sein und es begann die Phase, in der sich die Mädchen tuschelnd in kleinen Grüppchen versammelten und sich irgendwie seltsam verhielten. Auch die Typen waren aufgeregt und redeten unter sich offen darüber, wen sie sich als Begleitung für den Abschlussball wünschen würden und erfanden seltsame Ausreden dafür, warum sie die jeweiligen Mädchen noch nicht gefragt hatten. "Was' mit dir, Burrows? Hast' die Kleine aus'm Debattierklub gefragt?" - "Ach was! Burrows macht sich die Schnecke.. äh, Rebecca... aus'm Cheerleader-Team klar." Vor seiner Nase tanzte Clyde seltsam und stieß seine Fäuste halbrhythmisch in die Luft, als würde er PomPoms in ihnen halten, rief dabei "Iiiiiiii - An.... Iiiiiiiiiiii - An .... Iiiiiiii - An!" Ian grinste und auch Kevin lachte kurz auf, schüttelte dann aber mit dem Kopf. "Ernsthaft, Burrows. Ich versteh' diese Schule nicht. Ich bin im Football-Team, Clyde hat den reichen Dad und DU nimmst uns die Frauen..." - "Ich nehm gar nichts..." - "Ah... psch... ich meine, du könntest, wenn du dir mal Eier wachsen lassen würdest. Keine Ahnung wieso - aber die Frauen hier stehen wohl auf den genialen Superbrain-Typen von nebenan." - "Halt die Fresse, Kev!" - "Ich sag's ja nur." - "Du sagst viel."

    Wenig später saß er im Unterricht und wurde aus seiner Konzentration gerissen, als Rebeccas Fingerkuppen auf seine Schulter tippten und ihm ein kleines, zusammengefaltetes Blatt auf den Rand seines Tischs legten. Er entfaltete das Papier und las. Are you going to ask me? Er neigte seinen Kopf zu der Cheerleaderin und sah sie fragend an. Sie grinste und formte mit den Lippen das Wort prom. "Ich dachte, du gehst mit Eric?" - "Vielleicht... wenn du nicht mit mir gehst!" - "Eh... was?! Ich kann doch Eric nicht..." - "Was jetzt?" - "Ich überleg es mir, okay?"

    Als die Klingel läutete, verließ Rebecca sehr schnell die Klasse. Sie war offensichtlich verärgert. Doch bevor Ian genauer nachdenken konnte, hörte er Shelley, die nun neben ihm stand. "Ich hab' das gerade gehört... du gehst doch nicht wirklich mit ihr, oder?" - "Ehm... ich denke nicht, wieso?" - "Ich dachte, du fragst mich!" - "Achso, ich... ehm... möchtest du?" - "Ja!" Sie lächelte und ging.


    Loyalität. Loyalität war eine Eigenschaft, die Ian sehr schätzte, die er auch an Shelley geschätzt hatte. Und er war selbst so loyal gewesen, wie er konnte. So loyal, dass er sich Gefühle für sie eingebildet hatte, weil er glaubte, dass sie das doch verdient hätte. Gefühle verdienen? Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Für ein Superbrain bist du ein ziemlich großer Idiot. Aber nichtsdestotrotz - er hatte die Zeit genossen, die er gelebt hatte, nachdem er das Zitat las. Er war ein anderer Mensch geworden, ein Mensch, für den sich die Leute interessierten. Bis zu diesem Tag.

    "DU SCHWEEEEEEIIIIIIN... DU WICHRGHGH!!!" Seine Schreie verstummten, als sich zwei Hände ruckartig an seine Schultern legten und er von einem weiteren Paar Armen in den Schwitzkasten genommen wurde. "Ichhhh.... lasst... lasst mich! Er hat... Megchhh.... Megchhhh.... ist Megan...ochhhhhckck?" Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, eine Faust traf ihm im Gesicht, er stürzte zu Boden, lag hyperventilierend da... "Er...ich....ich....ich....ich....muss....ich....musste..."

    Er musste nicht. Er hätte es damals anders regeln können. Er hätte Megan befreien und dem Kerl eine lebenslange Haft bescheren können. Vielleicht wäre das die größere Strafe gewesen. Ian hatte am eigenen Leib erfahren, wie man behandelt wird, wenn man im Knast ist und für einen Pädofilen gehalten wird. Er wusste, was für eine Tortur das sein konnte, welche Qualen man durchleiden musste. Und doch - er hatte es überlebt. Merkst du was, Ian? Das Lächeln schien sein ganzes Gesicht auszufüllen. Er wusste gar nicht, dass in seinem Gesicht so viel Platz war. Butterfly Effect.

    Seine Mutter war gestorben, doch das machte ihn stärker und selbstbewusster.
    Er war seinem Vater egal, doch das machte ihn freier und unabhängiger.
    Er hatte einen Menschen umgebracht, doch entdeckte wertvolle Gefühle wie Reue und Schuld in sich.
    Er wurde verprügelt und missbraucht, war durch die Hölle gegangen, doch es härtete ihn ab.
    Er landete in einer apokalyptischen Welt, sah Menschen sterben und wurde verachtet, doch er wurde auch geliebt. Und er liebte.

    "Hey, wenn wir hier eh krepieren..."

    "Also, die Lage sieht wohl so aus, dass wir sterben werden."

    Nachdem diese Worte eine Weile durch seinen Kopf gegangen waren lachte er. Aus heiterem Himmel. Es ist die Einstellung. Scheiß auf die Umstände. Das pure Glück sprach aus ihm.

    "Leute, ich will euren depressiven Mist nicht hören! Das hier ist nicht das erste Mal, dass wir in der Klemme stecken. Also reißt euch gefälligst zusammen und lasst uns hier verdammtnochmal rauskommen. Es gibt immer einen Weg!" Es war ihm eigentlich egal, was er sagte. So, wie er vor Freude, Lebenslust und Motivation sprühte, hätte er auch mathematische Formeln emotional und tiefsinnig erklären können. Oder Alistair glaubhaft seine Liebe gestehen können. Oder einfach allen. "Ich liebe euch!" Was?

  15. #15
    "Ethan ist höchstwahrscheinlich tot. Er hat sich abgeseilt bevor wir das Lager attackiert haben, ging ans Ufer des Flusses zu seiner Freundin. Haben ihn danach nicht mehr gesehen. Es tut mir leid, ich... ich übernehme dafür die Verantwortung." Seine Freundin? Meinte Yuki etwa Isa? Habt ihr Isabelle gesehen? Lebt sie noch?“ Alistairs Blick wurde zu einem düsteren Gewitterhimmel. „Wir hätten ihn nich abhalten können ihr die letzte Ehre zu erweisen. Aber das Mädchen war tot. Angespült. Da war was in seinem Blick, das...“ Er blickte auf Josh und Noah. Und Tess verstand. Sie war traurig. Aber sie verstand. Ethan hatte Isa nicht einfach liegen lassen können. Genau wie Alistair Abby nicht hatte liegen lassen. Die Liebe ist doch eine der machtvollsten Kräfte der Erde. Auch wenn sie uns in den Tod reißt.

    ~*~ Guns n' Roses Patience ~*~

    Tess blickte Ian nach seiner „ich liebe euch“-Nummer nur sprachlos an und langte sich mit entnervtem Stöhnen an den Kopf. Fawyers Worte waren viel sinniger. „Du hast Recht. Fang schonmal an zu packen Fawyer und komplettier deinen Anzug - wenn noch was in die Tasche geht, kannst du n paar weiße Sachen reinpacken? Vielleicht ist Terence mit dem Heli noch da draussen und wir können ein Ausrufezeichen am Boden auslegen oder sowas. Und Leute, selbst wenn wir ein Schiff kriegen – einer ist immer infiziert. Ihr habts im Hotel gesehen. Dann müssen wir vorbereitet sein.
    Tess biss die Zähne zusammen und blickte auf ihr Bein. Sie wollte nur von jemandem zugeflickt werden und schlafen. Aber das würde dauern.
    Als sie wieder aufsah stand Ellen in der Uniform vor ihr und hielt ihr einen Stapel zusammengesuchter Kleider hin. "Die Gardeuniformen sind vielleicht in der jetzigen Situation etwas zu auffällig. Wir wollen ja keinen Schießstand für unsre eigenen Leute bieten. Und die an der Mauer wissen wohl inzwischen das wir nicht zu ihnen gehören." Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. "Danke Ellen. Du hast Recht... schaust du das der Rest auch aus den Klamotten rauskommt?" Ellen nickte mit einem leichten Lächeln.

    ~*~

    Hugh... Clover... Ian und sie selber hatten noch die Uniformen an. Sie musterte Ian nach seiner Liebeserklärung an die Welt nur noch einmal mit abfälligem Blick - seine Stimmungshochlage ging ihr derbst auf den Zeiger. Und nach Yukis Erklärung hatte sie heftig Lust etwas oder jemanden zu schlagen. Ethan und Helena hatten trotz der Waffen nicht kämpfen wollen. Es hatte in dieser Truppe keinen Grund für sie gegeben weiterzumachen - nur einen um zurückzubleiben. Um zu sterben. Und das machte sie wütend.
    Ian, nur damit das klar ist: Für mich bist du das schwache Glied in unsrer Kette. Die Leute, die wirklich für jemanden ins Grab gesprungen sind, sind vielleicht nur deswegen tot weil wir dich hierher mitgeschleift haben. Oder sie sind tot weil sie lieber alleine gestorben sind, als mit dieser Freaktruppe weiterzuziehen. Heb dir das Sonnenscheinchen für dann auf, wenn wir aus der Hölle hier raus sind, Mann. Oder gehen dir die Toten wirklich so am Arsch vorbei wie es scheint?"
    Es widerte sie an das Ian, der selbernannte Anführer, weiter über Leichenberge schritt und dazu noch den Nerv hatte "Hakuna Matata" zu singen. Als wären diese Menschen nie da gewesen. Aber er konnte sie wohl wirklich einfach vergessen, er hatte keinen ihrer Leute sterben sehen. "Mieser Feigling.", zischte sie ihm nur zu. In einem wortlosen Anfall von kaltem Zorn verpasste sie Ian gleichzeitig mit dem Gehstock einen heftigen Hieb auf den Arm, der ihm eine Strieme beschehrte. Obwohl Alistair sie augenblicklich am Arm festhielt, damit sie nicht umfiel, hielt er sie nicht zurück. Von Ian geliebt zu werden stand wohl eher nicht ganz oben auf seiner „Dinge-die-ich-tun-muss-bevor-ich-sterbe“- Liste.

    ~*~

    Ian versuchte erst gar nicht auszuweichen oder ihr den Stock wegzuziehen, sein Arm schmerzte von dem Schlag. Aber das Grinsen ließ sich nicht aus seinem Gesicht treiben.
    Na komm, Ian! Sie hat viel getan und musste viel leiden. Sie hat die Wahrheit verdient. "Können wir kurz... ein paar Schritte...?", fragte er, fasste die Ärztin vorsichtig an ihrem Arm, was sie aber mit einem Ellbogenhieb kommentierte und selber neben ihm her humpelte. Bei jedem Schritt keuchte sie schwer und schmerzvoll auf. Als sie auf grasigen Untergrund kamen setzte er sich. "Ich glaube, dass ich Ihnen erzählen kann, was seit einer Woche in meinem Kopf vorgeht. Wollen wir uns setzen? Meine Beine sind... und Ihre wahrscheinlich auch..." Tess legte nur den Kopf schief, abwartend stützte sie sich schwer auf den Gehstock. Sich hinzusetzen tat mehr weh als zu stehen.
    "Also... ich hoffe, Sie können mir folgen!", begann er und ließ die vergangene Woche vor seinem geistigen Auge an sich vorbeiwandern. "Du." Ian blickte kurz auf, als die Ärztin ihm ins Wort fiel. "Junge, wenn du mich nochmal siezt hau ich dir das Ding nochmal auf den Arm. Tess. Nochmal stell ich mich nicht vor. Also... erzählst du mir jetzt nochmal das deine Eltern dich nicht lieb hatten und das dein Heldenkomplex total verständlich ist und das du nur ne Waffe brauchst um den Posten dahinten alleine auseinanderzunehmen?" Er lächelte wieder und fuhr unbeirrt fort. "Ich hatte einen langen Flug hinter mir, war fix und fertig, als ich hier in Sydney ankam und wir uns alle in D52 trafen. Deswegen war ich nicht in der Lage dazu, irgendwelche sinnvollen Entscheidungen zu treffen. Was Isas Wahl angeht - es war blöd, ja, aber ich war nicht der Einzige mit dieser Idee." Er sah kurz hoch, in das Gesicht der Ärztin, als die grade die Augen verdrehte als er wirklich anfing alles von vorne aufzurollen. "Ich wusste nicht, wie gefährlich das alles wirklich war. Aber dann... dann kamen wir zum Schrottplatz. Wir hatten gesehen, was die Bedrohung ist. Die Zeit im Flughafen hat mir genug Möglichkeiten gegeben, um einen Eindruck von der Gruppe zu bekommen, mit der wir unterwegs sind. Als Isabelle dann an ihrem Anführertum zweifelte, wusste ich, was ich zu tun hatte." Er lachte kurz auf.
    "Ich schätze mich selbst viel besser ein, als die meisten - inklusive Ihnen - hier glauben. Ich hatte für diese Gruppe nie etwas zu bieten." Nun... das konnte vielleicht doch ganz interessant werden. Tess Blick schwenkte von "genervt-und-geh-sterben" auf "mach hin und spucks aus" um.
    "Ich bin kein Kämpfer, bin nicht schnell oder wendig und alles andere als geschickt. Ich hab 'nen ungewöhnlich hohen IQ und eine positive Ausstrahlung, die auf manche Menschen wirkt... und manche Menschen abstößt." Tess Hyänenlachen bellte kurz und leise durch die Luft bei den letzten Worten. Ja, das wurde jetzt wirklich interessant.
    "Ich bin viel belangloser als jeder andere aus dieser Gruppe." Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde nicht weniger. Warum auch? Wir sind so weit gekommen. "Ich halte nichts von Anführern. Mir war aber bewusst, dass die Gruppe einen haben wollen würde... früher oder später. Also hab ich mich gemeldet. Nicht, weil ich glaubte, jemals ein guter Anführer sein zu können, sondern weil ich wusste, dass keiner der anderen Anführer sein konnte oder durfte. Wir haben beschränkte Haudrauf-Idioten, berechnende Pläneschmieder und Unschuldige. Ich war gar nichts davon, stellte nichts dar und war deswegen aus vielen Gründen am geeignetsten."
    Tess knurrte als er die "Haudrauf-Idioten" erwähnte. Es war ihr egal, wenn er sie beleidigte. Aber die Kämpfer waren es gewesen die sie alle vor allem zusammengehalten hatten und hier raus gebracht hatten. Auch Dob, Abby und Andris hatten soviel für sie alle getan. Geflickt, was zu flicken war. Einen Weg gebahnt, bis einige wenige den Himmel wieder sehen konnten. Ian... er war sich nicht bewusst wie viel er den Toten schuldete. Und je mehr er von sich selbst sprach umso mehr sank er unter ihre Einschätzung von "Idiot" hin zu "Schießbudenfigur".

    Geändert von Viviane (07.09.2012 um 16:23 Uhr)

  16. #16
    Er fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick auf die Umgebung. Trotz der vielen Leichen wirkte alles so unbedrohlich und harmonisch im Morgenlicht. "Egal, wer den Posten übernommen hätte. Früher oder später gibt es durch Gruppendynamik immer Teile, die unzufrieden sind und den Anführer los werden wollen."
    Ja, klar die Rebellion der Gartenzwerge oder was? Wir hätten sicher Zeit dafür gehabt das durchzuziehen. Nicht. Idiot. Ich hätte ihn statt Dani vermöbeln sollen. Statt Dob. Beide Male. Ihm hätte das sicher was gebracht. Lebenserfahrung, yeah.
    "Also ist es das einzig Richtige, denjenigen für den Posten zu verpulvern, der sowieso nichts beizutragen hat. Ich habe in der letzten Woche NIE eine wichtige Entscheidung getroffen... weil DAS meine Entscheidung war. Ich wollte die Gruppe vor Entscheidungen schützen, die irgendein Anführer impulsiv aus Wut, Angst oder sonst irgendeinem Motiv treffen würde. Für die einen war ich der Held, ohne wirklich etwas dafür getan zu haben. Aber sie brauchten eine Figur, von der sie glauben können, dass sie ein Held sei. Für die anderen war ich als feiger Kindergärtner ein Feindbild, ohne jemals schlechte Dinge getan zu haben. Aber diese Leute brauchten dieses Feindbild - und ich habe eine Vergangenheit, die mir beigebracht hat, als Feindbild zurechtzukommen, ohne daran kaputtzugehen... auch wenn es natürlich nicht immer einfach ist." Wieder ein kurzes Grinsen. Ja, toll Junge, du kannst dich jetzt weiter selber beschulterklopfen. Aber hei, ohne mich. Tess drehte sich bereits halb um um den jungen Mann einfach sitzen zu lassen. Dann sagte er, worauf sie wirklich gewartet hatte. Und sie blieb stehen.
    "Es sind viele Menschen gestorben - und das tut mir ehrlich Leid."
    Sie blickte ihm in die Augen. Aber er lächelte immer noch, seine Augen lächelten immer noch, er gestikulierte wie wild im sitzen und der kurze Moment dauerte nur zwei Wimpernschläge lang, dann kehrte er wieder zurück zu dem was ihm am wichtigsten schien: "Über-Ich" "Ich" und "Es". Ganz toll.
    "Aber ich kann mich davon nicht runterziehen lassen, weil mich das kaputt machen würde. Menschen sterben immer, in diesen Tagen mehr als sonst. Und diese Menschen waren mir wichtiger als andere - einfach, weil ich sie kannte."
    "Davon merkt man nicht viel.", stellte sie mit Grabesstimme fest.
    "Ich zwinge mich dazu, das Positive zu sehen. Und das Positive ist, dass ein paar der Menschen noch leben und ich mir aus irgendeinem Grund sicher bin, dass wir es hier raus schaffen werden und ein neues Leben an einem Ort anfangen, der von dem ganzen Scheiß unberührt ist."
    Er erhob sich und lächelte wieder. Selbstgefälliges Grinsen, das vergeht dir wenn ich dich hier lasse. Penner. "Vielleicht hört sich das für Sie arrogant an, aber... ich glaube, dass durch die ganze Anführersache - durch meine Entscheidung - die Dinge besser gelaufen sind, als es sonst der Fall gewesen wäre."
    Genug. Tess blitzte ihn wütend an. Und ihr Blick hätte wirklich jemanden töten können. Aber dazu war sie sich zu schade. Sie würde ihn zusammenbinden und hier im Kai verrotten lassen. So ein anmaßendes feiges Jüngelchen. Ihre Hand krallte sich um den Lauf des Gewehrs, bis sie weiß wurde. Sie war stinksauer. Aber Ian redete munter weiter, berauscht von sich, seiner großartigen Arbeit für das Volk und all den Lügen die er solange aufrecht erhalten würde, bis sich die Gelegenheit bot den übrigen seine moralische Flexibilität zu zeigen.
    "Für die Intensität der Situationen, in denen wir uns befanden, sind relativ wenige aufeinander losgegangen. Das sind nur Spekulationen - aber ich weiß nicht, was möglicherweise passiert wäre, wenn Alistair seine Wut nicht an meinem Gesicht hätte auslassen können." Wieder ein spontanes Auflachen. "Oder wenn Sie... ich meine du... nicht meinem Bubbles den Kopf abgeschnitten hättest. Die Umstände sind scheiße - aber meine Einstellung ist: Es hätte schlimmer laufen können. Auch, wenn Miss McAldrin den Glatzköpfigen geopfert hat und... irgendwer Axel auf dem Gewissen hat."
    Ian spürte, wie sich der Blick von Tess veränderte. Sie starrte nachdenklich auf seine Schuhe. wenn Alistair seine Wut nicht an meinem Gesicht hätte auslassen können. Ich hab doch genauso gedacht. Eine Zielscheibe darstellen. Wenn man sonst nichts tun kann, wenigstens die Aufmerksamkeit, die Wut der andren auf sich selber lenken. Wäre, wenn Niki nicht in ihrer Truppe gewesen wäre und Dani zurückgeblieben wäre, sogar das Risiko eingegangen alleine mit Helena den Wachposten zu durchschreiten. Nachdem sie ihr klar und deutlich gesagt hatte, was sie von Verrätern hielt. Damit sie den Krüppel niederschießt und kein unschuldiges Kind. Damit die blinde Wut ein Ziel findet. Hatte Ian wirklich soweit gedacht? Sie blickte ihn mit andren Augen an. Abschätzend.
    "Apropos! Auch ich hätte jemanden sabotieren können. Die Gelegenheiten dazu gab es oft und es wäre einfach gewesen, weil keiner etwas gemerkt hätte. Aber ich hab' es nicht getan, weil ich nur der knuffige, süße Kindergärtner bin, dessen Hemmschwelle durch den Mord damals nicht gesunken, sondern nur noch mehr gestiegen ist. Und ich bin inzwischen ziemlich stolz darauf, dieser Mensch zu sein." Tess Griff löste sich von der Waffe, die um ihre Schulter hing. Sie blinzelte. Einmal. Zweimal. Dann legte sie ihre Hand auf seine Schulter und klopfte dreimal mit Nachdruck darauf. "Das hast du aber fein gemacht. Guter Junge. Komm, vielleicht haben die Kids noch nen Lolli für dich." Sie grinste ihn kurz an, was aber mit dem blauen Auge ziemlich schaurig aussah. Dann humpelte sie zurück zu den andren, vorbei an Fawyer der zwischen den Koffern nach Kleidung suchte und eben einen schicken Anzug fand. Im weggehen redete sie weiter mit Ian, was ihn dazu zwang hinter ihr her zu laufen. "Und Ian? Das nächste Mal wenn du mir deine Gedankengänge aufschwatzen willst, spar dir den Ausflug auf den Grünstreifen und red einfach nur. Mein Bein tut scheißeweh. Nur falls dir das nicht aufgefallen ist, während du dich in deinem Spiegelbild bewundert hast."
    Zurück bei den andren murmelte sie nur. "Alistair wars nich. Ian wars nich. Dob wars nich. Die Sache mit Axel bleibt wohl für ewig ein Rätsel, ausser einer von euch würde gern ne Beichte ablegen. Aber für heute hab ich genug Sherlock gespielt, will wer übernehmen? Und ist noch was von den Schmerzmitteln da oder haben Yuki und Fawyer alles vernichtet?"
    Dob saß megaentspannt mit Sonnebrille und weißem Shirt wie eh und je am Boden. Mit einem Joint. Hölle ja. Tess ließ sich mit dem Rücken an seinem Rücken nieder und griff nach hinten, als er ihr den Joint reichte. "Hallo Doc. Die Spannung zwischen dir und Ian könnte man eventuell nutzen um den Akku von dem Funkgerät aufzuladen. Lässt du mich dran basteln? Die Kutter dahinten taugen nichtmal für Feuerholz." "Vergiss es Dob. Meine Spannungen halten mich über Wasser, was würd ich denn tun wenn ich keinen mehr von euch anzicken könnte?" "Naja, ich wüsste da so einige... Stellungen..." Er verschluckte sich vor dem leise gehaltenen Lachen und klopfte sich grinsend auf die Brust.

  17. #17
    New Order – We all stand [Tribute to Dani x Michail]

    Tess Blick verschwamm, als sie die Namen auf Yukis Brust noch einmal durchlas. Immer wieder zogen einzelne Namen ihr Auge auf sich. Die Metallmarke an ihrer Brust fühlte sich an wie ein Mühlenstein um ihren Hals. Der eine Zug am Joint war schon wieder verflogen, wie der Morgennebel aus der Bucht. Der Schmerz in ihrem Bein ließ nicht nach, also wickelte sie eine zweite Verbandsschicht über die erste.
    So viele hatten ihr Leben für sie gelassen. Es durfte nicht umsonst gewesen sein. An der Bar ist immer ein Platz für euch. Wir sehen uns dort. Ihr werdet nicht vergessen werden. Kein einziger. Versprochen. Aber ihr müsst verstehen... ich kann nicht mehr tun, als ich getan habe. Ich habe alles gegeben – und werde auch weiterhin alles geben. Mehr kann ich nicht tun. Dobs plötzliche Anzeichen von etwas anderem als der Lebenslust bestärkten sie nur in diesem Gedanken. Keiner von ihnen würde unverändert hier rausgehen. Aber sie konnten versuchen das Beste daraus zu machen. Den Toden das Gewicht zu geben, das ihre eigenen Leben bereichern würde. Dani... danke. Ich weiß das es dich furchtbar ärgern würde und du würdest mir nochmal die Nase brechen, wenn ich dir sage was ich vorhab. Aber dann... würdest du verstehen. Oder du wüsstest es, wenn ich dich jetzt so ohne Worte anschaue. Das auf mich eben keine große Liebe am Ende des Weges wartet. Nichtmal für einen kurzen Moment. Das war dein Weg. Nicht meiner.
    Tess humpelte dorthin zurück, wo Fawyer noch über einigen Koffern kniete und zog drei Lederkoffer die identisch mit dem waren, mit dem sie den ADF-Infizierten erledigt hatte, heran. Sie waren mit Zahlenschlössern versehen, aber ... wenn das Schicksal es gut meinte, dann würde sie den Diamanten von Wellerson nicht lange hinterhertrauern. Mit den drei Koffern in einer Hand und dem Gehstock in der anderen stakte sie zum Iren. Sie blieb stumm stand abseits, als Leo und die beiden Jungs über Alistair krabbelten und Tränen flossen. Langsam zog sie das Uniformhemd aus und schlüpfte in die weiße Bluse, die ihr Ellen gegeben hatte. Dann holte sie endlich das Funkgerät aus ihrer Tasche hervor, die grüne Kontroll-LED leuchtete hell. Wie wichtig war es jetzt noch Axels Mörder zu finden? Und konnten sie das überhaupt? Nein konnten sie nicht. Sogar Alistair könnte sie anlügen - und sie würde ihm glauben, allein weil sie es musste. Sie mussten zusammenhalten. Bis sie auf andere trafen. Es ist genug. Hör auf mit ihrer Hoffnung zu spielen, du Kontrollfreak, nur damit du deine Gerechtigkeitsphantasien ausspielen kannst, und gib ihm das Funkgerät schon.
    Clover und Ian standen ein Stück abwärts. Dob schien in Gedanken versunken, er blickte in Richtung des Paares. Katastrophen machen aus einem keine Kampfmaschinen. Sie machen aus einem ein sinnentleertes Wrack - zurück bleibt wohl nur die Frage Warum. Waren sie besser gewesen als die Toten? Hatten sie etwas besonderes an sich? Stand ihr Schicksal unter einem andren Stern? Sie wusste keine Antworten. Aber sie wusste, das sie Dobs Grinsen wieder sehen wollte. Tausendmal lieber als dieses leere Gesicht, das sie allein zum weinen brachte.
    "Erst mal müssen wir schauen, wie wir von hier wegkommen.", bemerkte Joshua. Mein Stichwort. Tess humpelte an die Gruppe heran und klopfte sacht gegen Alistairs breiten Rücken. "Joshua hat recht. Wir sollten los. So wie es aussieht kommen eben alle mit. Egal ob... ja. Alle kommen mit. Sherlock Holmes hat wohl heute zum ersten Mal keinen Fall gelöst. Zuwenig Indizien und ausserdem war er wohl in denkbar schlechter Verfassung. So ganz ohne seine Violine kann er wohl auch nich nachdenken. Das kann man ihm nicht krummnehmen.“ Sie blickte traurig aufs Meer hinaus, klopfte nachdenklich mit den Fingern auf den Griff des Gehstocks. Ihr Herz wollte Gerechtigkeit, aber sie war keine Juristin und nach der Bombardierung von Schanze 2 würde es keine Spuren geben, die verrieten wer Axel ermordet hatte. Also … würden sie alle gehen. Egal ob es ihr gefiel oder nicht. Sie hielt Alistair das Funkgerät mit ausgezogener Antenne hin.
    „Na los, Alistair, bring uns alle hier raus. Das Funkgerät ist mit dem Dampfer verbunden so wie ich das sehe. Sag ihnen das wir hier sind und das die Garde keine Leute durch die Absperrung lässt – vielleicht können wir denen, die zurückgeblieben sind, noch Hilfe schicken. Aber sie zu das die Kerle auf der andren Seite wirklich die ADF-Leute sind – im besten Fall kennen die deinen Namen ja schon - und keine Japaner. Aye?" Alistair konnte sich inzwischen, abgesehn vom Alkohol und den Zigaretten, um sich selbst kümmern. Immerhin sprach er nicht mehr mit sich selbst und seine Suiziddrohung am Schrottplatz war die letzte gewesen – er hatte jetzt einen Grund weiterzumachen. Und die Kinder hätten einen Platz. Das war doch etwas gutes.
    Wenn... wenn danach noch Saft drauf ist, würde ich gern nochmal versuchen Reed, Terence und Sarah zu erreichen. Okay?“ Sie hatte den kurzen Moment mit der Koffersuche dazu genutzt ihrer eigenen Zukunft ins Auge zu sehen. Es war mehr als nur Dobs Wandel. Aber er war auch mit ein Grund weshalb sie hier in Australien bleiben wollte und das Rätsel, das ihr Team zerrissen hatte, lösen wollte. Und ihr Versprechen an Dani. Und damit auch das stumme Versprechen, die letzte Aufgabe, die mit Michails Marke verbunden war - sie würde sie seiner Familie zurückbringen, sobald sie es konnte.
    Du Leo? Magst du mir den Namen von deinem Papa sagen? Vielleicht hast du ja auch noch ein Bild von ihm? Weißt du, ich werde den Leuten hier helfen die wütenden Toten zu besänftigen. Und vielleicht macht Yuki ja wieder Radio und wir können deinem Papa dann sagen das du bei Alistair bist und wo er dich finden kann. Und auch wenn jemand anderes hier in Australien liebe Freunde oder Familie hat, nach der ich die Augen aufhalten kann wenn es für mich hier an die Arbeit geht – schreibt mir auf was ihr über sie wisst und sagt wo es für euch hingeht. Ich … versuch mein Bestes um … meinen Job gut zu machen.

    Einen Lederkoffer mit Geld stellte sie hinter den Iren. „Nimm den hier und mach nen Gedenkpub auf, damit wir auf unsrer Seite auch eine Bar haben wo wir einen heben können, okay? Ich … besuch euch mal in Irland. Vielleicht am 1. Juli, der Tag an dem uns allen zum zweiten Mal das Leben geschenkt wurde – weil wir überlebt haben.“ Die Sonne ließ die Tränen auf ihrem Gesicht schimmern wie Tautropfen in einem Spinnennetz. Tess würde tun was sie am besten konnte – einen guten Job machen. Ein einsames Leben führen, das einer Leidenschaft gewidmet war. Denn nur so wird man zu einem der Besten und kann etwas bewirken. Und wenn ichs nicht tue, wer dann?
    Sie wischte trotzig die Tränen fort und langte dann in ihren Rucksack - in ihrer Hand lag das Letzte, was sie nach dieser Reise nun noch besaß. "Noah? Ich möchte das du das hier bekommst. Vielleicht... vielleicht denkt ihr ja ab und zu an mich. Ich würde mich freuen und ich wüsste keinen besseren, der sich mein Lieblingsmesser mehr verdient hat. Sorg dafür, das Josh und Alistair nicht zuviel Unsinn anstellen, ja? Keine unnötigen Kämpfe - das muss man Iren zweimal so oft sagen, wie anderen Leuten." Ein riesengroßes, gut gepflegtes Schweizer Taschenmesser mit unendlich vielen Werkzeugfunktionen, die nur darauf warteten entdeckt und benutzt zu werden, lag nun schwer in der kleinen Kinderhand. Man soll Kindern ja keine Waffen geben ... aber Noah ... vielleicht würde einer aus der Gruppe die grimmige Frau Doktor nicht vergessen. Sie hoffte es. Hoffte es sehr.

    Geändert von Viviane (08.09.2012 um 16:01 Uhr)

  18. #18
    BGM, weil ich es liebe, auch wenn es jetzt vom Text her gar nicht passt

    So glücklich hatte sich die Kleine schon lange nicht mehr gefühlt. Das war das reine, ungetrübte, unschuldige Glück eines Kindes, das wusste, dass es eine gute Zukunft haben wird, komme, was da wolle. Auf Noahs süße Trostversuche hin löste sich Léo von Onkel Alistair und kicherte, was momentan mehr nach einem komischen Schluckauf klang, als sie sich die Tränen vom Gesicht und aus den Augen wischte.
    Natürlich dschungeln wir dann herum, und wir werden den schönsten und größten irischen Tiger der Welt fangen!
    Ganz fest zog sie den kleinen Jungen an sich und schwankte mit ihm leicht, als sie sich vom Schoß des Iren erhob und sich zu Josh hinhockte. Schon wieder spürte sie, wie ihre Wangen heiß wurden, sie verstand einfach nicht, warum das gerade bei ihm passierte. Er sah schon deutlich besser aus, in seinen braunen Augen spiegelte sich die aufgehende Sonne.
    Wir finden zusammen bestimmt ganz schnell einen Weg hier weg, das weiß ich. Uns kann sich nichts in den Weg stellen! …Ach, ich hab Dich echt lieb, Josh
    Das letzte rutschte ihr eher aus Versehen heraus, doch kam es aus tiefstem Herzen. Lange umarmte sie ihn, bis sie schließlich dem Iren noch einmal, diesmal lachend um den Hals fiel.
    Ich werde der allerbeste Kobold sein, das verspreche ich Dir! Und ich finde jeden Goldtopf der Welt und schenke ihn Dir!
    Gerade stand sie auf, als Tess zu ihnen trat und Onkel Alistair eins von diesen Sprechdingern in die Hand drückte etwas davon sagte, dass sie Reed und die beiden andern anfunken wollte und noch ganz viel anderes. Dann richtete die Ärztin das Wort an sie:
    Du Leo? Magst du mir den Namen von deinem Papa sagen? Vielleicht hast du ja auch noch ein Bild von ihm? Weißt du, ich werde den Leuten hier helfen die wütenden Toten zu besänftigen. Und vielleicht macht Yuki ja wieder Radio und wir können deinem Papa dann sagen das du bei Alistair bist und wo er dich finden kann.
    Léos Augen begannen zu leuchten, und sofort suchte sie in Álvaro nach dem Katzenportemonnaies mit ihren liebsten Bildern. Unsacht schob sie das Wackelbildes eines kleinen Pandas mit Blume und Riesenglubschern weg und fand schnell zwei Fotos von ihrem Papa. Das hübschere der beiden behielt sie bei sich, ihr Papa hatte das extra für sie gemacht, doch auf die Rückseite des anderen schrieb sie mit Ians Kuli schnell etwas, bevor sie es Tess strahlend überreichte:

    Das ist mein Papa! Er heißt Fransisco Arellano-Felix, ich hab’s auch hinten nochmal hingeschrieben. Und das ist sooo lieb von Dir, Tess! Aber kommst Du wirklich nicht mit uns mit? Sie zog eine Schnute.
    Tess schüttelte den Kopf, woraufhin auch sie eine feste Umarmung der kleinen Mexikanerin erhielt: Ich werde Dich soo vermissen, aber nie vergessen, versprochen! Du bist eine ganz, ganz tolle Frau, was Du alles für uns gemacht hast! Ich hab nur leider gar nichts, was ich Dir dafür geben könnte… Doch da fiel ihr etwas ein. Aus Álvaros Tiefen erschien eine große Packung Gummibärchen, die sie Tess in die Hand drückte.
    Dann hast Du was zum Naschen, wenn mal alles doof ist und den Leuten, denen Du helfen willst, gefällt das bestimmt auch, falls Du ihnen was davon abgeben willst!
    Noch ein Lächeln, dann entfernte sie sich von den vieren, um auch ihr anderes Dankesgeschenk abzugeben. Auf dem Weg zu Dob sah sie Fawyer, und da fiel ihr etwas Wichtiges ein. Sie rückte ihr Diadem auf dem Kopf zurecht und stellte sich breitbeinig vor ihm hin:
    Hey Du! Wir haben noch nie miteinander geredet, aber ich hab Dich immer mit im Auge gehabt und dabei was rausbekommen. Nämlich, dass, auch wenn Du oft so brummig aussiehst mit Deinen Augenbrauen und Deinem Riesenknalldingens, Du aber eigentlich, wenn Du willst, das Herz der Leute richtig erweichen kannst (Charismat), jawoll! Und ich hab gesehen, dass Du im Hotel mal genau so ein hübsches Diadem in der Hand hattest, wie mir Cyrillus (Dieb) geschenkt hat! Also zieh die Augenbrauen nicht immer so dicht zusammen, dann sieht das aus, als hättest Du nur eine!
    Sie musste kichern, winkte ihm dann zu und machte sich zu Dob. Verlegen tippte sie ihn und er wand sich mit erhobener Braue zu ihr um. Hoffentlich war er nicht sauer, weil das solange gedauert hatte…Eine Papiertüte erschien in Léos Händen, aus der sie ein Tütchen mit Pulver und eines mit kleinen Splittern entfernte. Papa würde furchtbar wütend werden, wenn alle seine Süßigkeiten auf einmal weg wären. Doch den Rest überreichte sie Dob.
    Hier, wie versprochen, die Süßigkeiten von meinem Papa. Er ist der beste Süßigkeitenmacher auf der ganzen Welt und super berühmt in Mexico und auch etwas in den USA. Aber bei den Karamellsplittern musst Du aufpassen, Papa sagt immer ‚Das Zeug katapultiert Dich in eine andere Galaxie’. Ich hoffe, sie werden Dir schmecken!
    Eine kleine, liebe Umarmung folgte.
    Einerseits voller Freude, andererseits mit etwas mulmigem Gefühl machte sie sich auf zu Clover, Ian und Niki, der bei ihnen saß. Zu Letzteren begab sie sich zuerst und hockte sich vor ihn hin: Niki, Du guckst ja gerade genauso traurig wie Riley. Du hast ihn auch gemocht, oder? Aber Du musst Dir keine Sorgen machen, ihm und Cyrillus und Helena geht es bestimmt gut. Ein wenig kramte sie in ihrem Affen herum. Inzwischen hatte sie fast alle ihre Geheimnisse mit den Lieben hier geteilt. Sie zog das Pfefferspray hervor.
    Ich weiß, dass ist jetzt komisch, aber ich habe das bekommen gegen böse Leute und ich möchte es Dir gegen Deine bösen Gedanken geben. Aber wenn Jemand zu Dir böse ist, kannst Du das natürlich auch dafür benutzen. Am besten in die Augen. Also seine, nicht Deine.
    Sie struwwelte ihm grinsend durch die Haare. Mit allem Mut stand sie auf und ging zu der Sängerin und Ian, von dem sie nun überzeugt war, dass er böse war. Entgegen ihrer Erwartungen lächelte er bei ihrem Anblick und drückte sie an sich. Da war gar nichts Böses, überhaupt nichts. Tränen bildeten sich in ihren Augen, doch dann erinnerte sie sich an das Ohhhhhh, please give Ian a smile und sie konnte gar nicht anders, als zu lächeln. Er war also doch immernoch der tolle, liebe Ian, auch wenn er, wie sie nun sah, ziemlich mitgenommen von allem aussah. Sie erinnerte sich daran, wie er sich mit Onkel Alistair gezofft hat und deshalb würden die beiden bestimmt nicht mit ihr nach Irland kommen wollen.
    Léo wand sich zu Clover, umarmte sie herzlich und griff dann nach Campanilla, die zwischen Álvaro und ihrem Rücken eingeklemmt war. Sie hatte lange überlegt, ob das gut war, doch nun war sie sich sicher, dass es genau so sein musste. Campanilla wechselte von ihren in Clovers Hände.
    Weißt Du, was Campanilla heißt? Es heißt Glöckchen auf mexikanisch und als ich musste daran denken, seit Du mir gesagt hast, wie Dein Schäfchen heißt, dass immernoch in der Halle gehört. Und das kann ja kein Zufall sein, deswegen soll sie jetzt bei Dir bleiben. Campanilla ist zwar eigentlich Papas Glücksbringer, aber Du hast mir ja gesagt, dass das okay ist, wenn sie nicht bei ihm ist, weil sie noch mehr Glück bringt, wenn sie bei mir ist und jetzt, wenn sie bei Dir ist, soll sie Dich an mich erinnern, damit Du mich niemals nicht vergisst, ja? Das ist dann bestimmt mindestens dreimal soviel Glück für Papa! Sie strahlte sie an, dann kamen ihr doch die Tränen und sie drückte sich wieder an ihre Rothaarige Freundin. Ich hab Dich so lieb gewonnen, Clover, ich wird so traurig, wenn ich Dich nicht mehr sehen werde…
    Ein paar Augenblicke grub die Kleine ihr Gesicht in die Bauchgegend Clovers, dann löste sie sich von ihr, schaute Ian und Clover über beide Ohren grinsend an
    Aber ihr müsst mir verprechen, dass ihr mir irgendwie Bescheid sagt, wenn ihr heiratet, damit ich vor Clover dann Blumen ausstreuen kann, ja?
    Sie klatschte in die Hände, zog beide nochmal zu sich heran und knuddelte sie auf einmal, so gut es eben ging. Beide bekamen dann noch einen fetten Schmatzer, Álvaro verabschiedete sich tränenreich (soweit seine Augen das eben konnten) von Campanilla. Lachend, aber trotzdem schweren Herzen drehte sie sich um, und rannte zurück zu Alistair und den Brüdern. Das war kein Abschied gewesen, nur eine Versicherung, dass man sich bald wiedersehen würde.
    Léo löste die Spange und ließ ihre Haare im Wind wehen, als sie wieder bei den Dreien angekommen war. Sie blickte hinaus aufs Meer, zum Horizont, über dem sich die aufgehende Sonne mit dem wunderschönsten Licht erhob, das je Menschen zu Gesicht bekommen haben.
    Léo wusste, dass es ein wunderschöner Tag werden würde.

    Geändert von Mephista (08.09.2012 um 18:44 Uhr)

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