"Ich möchte über uns reden", sagte Ian und auch er konnte die Nervosität kaum verbergen, die ihn in den letzten Sekunden übermannt hatte. "Können wir uns setzen? Mir geht's... im Stehen ist mein Magen gerade...", murmelte er und setzte sich. Ein kleiner Stein fiel von seinem Herzen, als auch Clover sich setzte, wobei die Nervösität nicht verschwand. Aber das hatte wohl auch gute Gründe.

"Ich... hab' mich gefragt, wie die Zukunft aussehen kann... oder wird. Ich weiß ja nicht, was noch kommt und wo wir hingehen werden, aber... also... was ich weiß ist, dass - egal wo das sein wird - ich dich in meiner Nähe haben will... immer! Das muss total bescheuert klingen, weil wir uns doch erst eine Woche oder so kennen... aber ich wünsche mir einfach Nichts mehr als das... du bist der Mensch, den ich niemals verlieren will... und... ich frage mich eben, ob du das genau so siehst oder...?!" Er holte einmal tief Luft und spürte, dass das seinem Magen ganz gut tat.

"Aber bevor du deine Entscheidung fällst, möchte ich, dass du weißt, wer ich bin. Weil du verdient hast, das zu wissen und ich keine Antwort von dir erwarten kann, wenn es irgendein Geheimnis gibt." Er streckte seinen Arm langsam aus und schloss seine Hand um ihre, akribisch darauf achtend, ob sie das überhaupt wollte. Wieder entspannte er sich ein kleines bisschen, als er bemerkte, dass sie nichts dagegen zu haben schien.

"Ich bin in Houston, Texas geboren." Wie belanglos, Ian. Warum sollte sie das wissen wollen? "Als ich zwölf war, ist meine Mutter ermordet worden." Na, viel besser. Gleich mit der Tür ins Haus fallen. "Das hat mein Leben verändert... ich bin damit zuerst nicht klar gekommen. Aber... nach einer Weile wurde ich selbstständiger und unabhängiger, auch weil mein Vater eigentlich nie großes Interesse an mir hatte." Er versuchte, keine zu große Emotionalität in seine Worte zu legen. Er wollte kein Mitleid oder irgendetwas in die Richtung. Er wollte nur, dass sie möglichst viel über ihn wusste.

"Als ich die High School beendet hatte, wusste ich nicht genau, in welche Richtung ich gehen möchte. Aber ich hatte die Vermutung, dass ich Kinder mag und sie mich. Also hab' ich für eine ganze Zeit in einem Kindergarten gearbeitet - und es war toll." Kommst du jetzt endlich zum Wesentlichen?

"Aber das hier ist das, was ich dir eigentlich erzählen möchte. Damit du weißt, wer ich bin und die Chance hast, ohne mich weiterzuleben, wenn es dich zu sehr schockiert... und ich verstehe, wenn du mit so einem Menschen nichts zu tun haben willst." Er sah sie an und bemerkte, dass ihr Gesichtsausdruck immer fragender und neugieriger wurde.

"Ich war mit den Kindern und Kollegen für ein paar Tage in einem Camp. An... einem Abend saß ich als letzter am Lagerfeuer und hab' darauf gewartet, dass die Flammen ausgehen und einfach noch ein bisschen dagesessen und die Ruhe genossen. Als ich Schreie hörte, bin ich ihnen gefolgt... und... am Ende sah ich Megan - eines der Mädchen aus meiner Gruppe - mit einem Kerl da stehen. Ich... wusste, was er vorhatte. So, wie er sie ansah und... naja. Ich hab' ihn überwältigt und sie weggeschickt. Und dann... dann war da dieser Hass. Ich konnte nicht verstehen, wie jemand einem kleinen Mädchen... ich... ich hatte mich nicht unter Kontrolle und hab' ihn umgebracht!" Eine stumme Träne trat aus seinen Augen und rannte seine Wangen hinunter. Er sah zur Seite, blickte Clover nicht mehr an. Er wollte keine Angst sehen, keine Abscheu vor ihm und seiner Tat. Nicht in ihren Augen.

"Ich war die letzten dreieinhalb Jahre im Gefängnis. Das war meine Strafe. Und jetzt bin ich hier und lerne dich kennen... und alles ist anders. Es kann... es kann irgendwie kein Schicksal geben... oder Karma... wenn sich irgendjemand ausdenkt, dass ein Mensch wie ich... jemand der sowas getan hat... mit DIR zusammenkommt... und DU mich liebst. Ich versteh' nicht, wie das geht. Ich kann dir nichts geben, außer das Versprechen, dich zu lieben und das Wissen, dass diese Liebe bleiben wird, so lange ich lebe. Und wenn du mich nicht mehr willst, dann hoffe ich nur, dass du jemanden findest, der dich so sehr liebt wie ich und der dich im Gegensatz zu mir verdient hat."