-
Legende
"Ethan ist höchstwahrscheinlich tot. Er hat sich abgeseilt bevor wir das Lager attackiert haben, ging ans Ufer des Flusses zu seiner Freundin. Haben ihn danach nicht mehr gesehen. Es tut mir leid, ich... ich übernehme dafür die Verantwortung." Seine Freundin? Meinte Yuki etwa Isa? „Habt ihr Isabelle gesehen? Lebt sie noch?“ Alistairs Blick wurde zu einem düsteren Gewitterhimmel. „Wir hätten ihn nich abhalten können ihr die letzte Ehre zu erweisen. Aber das Mädchen war tot. Angespült. Da war was in seinem Blick, das...“ Er blickte auf Josh und Noah. Und Tess verstand. Sie war traurig. Aber sie verstand. Ethan hatte Isa nicht einfach liegen lassen können. Genau wie Alistair Abby nicht hatte liegen lassen. Die Liebe ist doch eine der machtvollsten Kräfte der Erde. Auch wenn sie uns in den Tod reißt.
~*~ Guns n' Roses Patience ~*~
Tess blickte Ian nach seiner „ich liebe euch“-Nummer nur sprachlos an und langte sich mit entnervtem Stöhnen an den Kopf. Fawyers Worte waren viel sinniger. „Du hast Recht. Fang schonmal an zu packen Fawyer und komplettier deinen Anzug - wenn noch was in die Tasche geht, kannst du n paar weiße Sachen reinpacken? Vielleicht ist Terence mit dem Heli noch da draussen und wir können ein Ausrufezeichen am Boden auslegen oder sowas. Und Leute, selbst wenn wir ein Schiff kriegen – einer ist immer infiziert. Ihr habts im Hotel gesehen. Dann müssen wir vorbereitet sein.“
Tess biss die Zähne zusammen und blickte auf ihr Bein. Sie wollte nur von jemandem zugeflickt werden und schlafen. Aber das würde dauern.
Als sie wieder aufsah stand Ellen in der Uniform vor ihr und hielt ihr einen Stapel zusammengesuchter Kleider hin. "Die Gardeuniformen sind vielleicht in der jetzigen Situation etwas zu auffällig. Wir wollen ja keinen Schießstand für unsre eigenen Leute bieten. Und die an der Mauer wissen wohl inzwischen das wir nicht zu ihnen gehören." Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. "Danke Ellen. Du hast Recht... schaust du das der Rest auch aus den Klamotten rauskommt?" Ellen nickte mit einem leichten Lächeln.
~*~
Hugh... Clover... Ian und sie selber hatten noch die Uniformen an. Sie musterte Ian nach seiner Liebeserklärung an die Welt nur noch einmal mit abfälligem Blick - seine Stimmungshochlage ging ihr derbst auf den Zeiger. Und nach Yukis Erklärung hatte sie heftig Lust etwas oder jemanden zu schlagen. Ethan und Helena hatten trotz der Waffen nicht kämpfen wollen. Es hatte in dieser Truppe keinen Grund für sie gegeben weiterzumachen - nur einen um zurückzubleiben. Um zu sterben. Und das machte sie wütend.
„Ian, nur damit das klar ist: Für mich bist du das schwache Glied in unsrer Kette. Die Leute, die wirklich für jemanden ins Grab gesprungen sind, sind vielleicht nur deswegen tot weil wir dich hierher mitgeschleift haben. Oder sie sind tot weil sie lieber alleine gestorben sind, als mit dieser Freaktruppe weiterzuziehen. Heb dir das Sonnenscheinchen für dann auf, wenn wir aus der Hölle hier raus sind, Mann. Oder gehen dir die Toten wirklich so am Arsch vorbei wie es scheint?"
Es widerte sie an das Ian, der selbernannte Anführer, weiter über Leichenberge schritt und dazu noch den Nerv hatte "Hakuna Matata" zu singen. Als wären diese Menschen nie da gewesen. Aber er konnte sie wohl wirklich einfach vergessen, er hatte keinen ihrer Leute sterben sehen. "Mieser Feigling.", zischte sie ihm nur zu. In einem wortlosen Anfall von kaltem Zorn verpasste sie Ian gleichzeitig mit dem Gehstock einen heftigen Hieb auf den Arm, der ihm eine Strieme beschehrte. Obwohl Alistair sie augenblicklich am Arm festhielt, damit sie nicht umfiel, hielt er sie nicht zurück. Von Ian geliebt zu werden stand wohl eher nicht ganz oben auf seiner „Dinge-die-ich-tun-muss-bevor-ich-sterbe“- Liste.
~*~
Ian versuchte erst gar nicht auszuweichen oder ihr den Stock wegzuziehen, sein Arm schmerzte von dem Schlag. Aber das Grinsen ließ sich nicht aus seinem Gesicht treiben.
Na komm, Ian! Sie hat viel getan und musste viel leiden. Sie hat die Wahrheit verdient. "Können wir kurz... ein paar Schritte...?", fragte er, fasste die Ärztin vorsichtig an ihrem Arm, was sie aber mit einem Ellbogenhieb kommentierte und selber neben ihm her humpelte. Bei jedem Schritt keuchte sie schwer und schmerzvoll auf. Als sie auf grasigen Untergrund kamen setzte er sich. "Ich glaube, dass ich Ihnen erzählen kann, was seit einer Woche in meinem Kopf vorgeht. Wollen wir uns setzen? Meine Beine sind... und Ihre wahrscheinlich auch..." Tess legte nur den Kopf schief, abwartend stützte sie sich schwer auf den Gehstock. Sich hinzusetzen tat mehr weh als zu stehen.
"Also... ich hoffe, Sie können mir folgen!", begann er und ließ die vergangene Woche vor seinem geistigen Auge an sich vorbeiwandern. "Du." Ian blickte kurz auf, als die Ärztin ihm ins Wort fiel. "Junge, wenn du mich nochmal siezt hau ich dir das Ding nochmal auf den Arm. Tess. Nochmal stell ich mich nicht vor. Also... erzählst du mir jetzt nochmal das deine Eltern dich nicht lieb hatten und das dein Heldenkomplex total verständlich ist und das du nur ne Waffe brauchst um den Posten dahinten alleine auseinanderzunehmen?" Er lächelte wieder und fuhr unbeirrt fort. "Ich hatte einen langen Flug hinter mir, war fix und fertig, als ich hier in Sydney ankam und wir uns alle in D52 trafen. Deswegen war ich nicht in der Lage dazu, irgendwelche sinnvollen Entscheidungen zu treffen. Was Isas Wahl angeht - es war blöd, ja, aber ich war nicht der Einzige mit dieser Idee." Er sah kurz hoch, in das Gesicht der Ärztin, als die grade die Augen verdrehte als er wirklich anfing alles von vorne aufzurollen. "Ich wusste nicht, wie gefährlich das alles wirklich war. Aber dann... dann kamen wir zum Schrottplatz. Wir hatten gesehen, was die Bedrohung ist. Die Zeit im Flughafen hat mir genug Möglichkeiten gegeben, um einen Eindruck von der Gruppe zu bekommen, mit der wir unterwegs sind. Als Isabelle dann an ihrem Anführertum zweifelte, wusste ich, was ich zu tun hatte." Er lachte kurz auf.
"Ich schätze mich selbst viel besser ein, als die meisten - inklusive Ihnen - hier glauben. Ich hatte für diese Gruppe nie etwas zu bieten." Nun... das konnte vielleicht doch ganz interessant werden. Tess Blick schwenkte von "genervt-und-geh-sterben" auf "mach hin und spucks aus" um.
"Ich bin kein Kämpfer, bin nicht schnell oder wendig und alles andere als geschickt. Ich hab 'nen ungewöhnlich hohen IQ und eine positive Ausstrahlung, die auf manche Menschen wirkt... und manche Menschen abstößt." Tess Hyänenlachen bellte kurz und leise durch die Luft bei den letzten Worten. Ja, das wurde jetzt wirklich interessant.
"Ich bin viel belangloser als jeder andere aus dieser Gruppe." Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde nicht weniger. Warum auch? Wir sind so weit gekommen. "Ich halte nichts von Anführern. Mir war aber bewusst, dass die Gruppe einen haben wollen würde... früher oder später. Also hab ich mich gemeldet. Nicht, weil ich glaubte, jemals ein guter Anführer sein zu können, sondern weil ich wusste, dass keiner der anderen Anführer sein konnte oder durfte. Wir haben beschränkte Haudrauf-Idioten, berechnende Pläneschmieder und Unschuldige. Ich war gar nichts davon, stellte nichts dar und war deswegen aus vielen Gründen am geeignetsten."
Tess knurrte als er die "Haudrauf-Idioten" erwähnte. Es war ihr egal, wenn er sie beleidigte. Aber die Kämpfer waren es gewesen die sie alle vor allem zusammengehalten hatten und hier raus gebracht hatten. Auch Dob, Abby und Andris hatten soviel für sie alle getan. Geflickt, was zu flicken war. Einen Weg gebahnt, bis einige wenige den Himmel wieder sehen konnten. Ian... er war sich nicht bewusst wie viel er den Toten schuldete. Und je mehr er von sich selbst sprach umso mehr sank er unter ihre Einschätzung von "Idiot" hin zu "Schießbudenfigur".
Geändert von Viviane (07.09.2012 um 16:23 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln