Also VD hat schon ein bisschen mehr geleistet, als nur die Blutschrift, das muss man dem Spiel schon zugestehen. Auch wenn ich VD1 heute für kaum mehr spielbar halte, so sind darin schon gute Ansätze erkennbar. Alleine, dass Marlex ein so umfangreiches Spiel konzipiert hat, und dieses auch von Anfang bis Ende durchgezogen hat, ohne sich mit unnötigen Features wie eigenem Kampfsystem, etc zu verheddern, um dann zu canceln. Die Handlung erfindet das Rad nicht neu, aber sie ist stimmig; die Hauptcharaktere haben Wiedererkennungswert. Und schon VD1 war ein Open-World-Spiel - im Jahr 2001, auf dem Maker!
Marlex hat halt in etlichen Bereichen Schwächen. Balancing, Questdesign und bei der Präsentation. VD1 muss man im Kontext der Zeit betrachten. Da war die Hauptleistung, wirklich ein Spiel in diesem Umfang fertigzustellen. VD2 hat zwar alles besser gemacht als der Vorgänger, aber ein großer Teil der Schwächen aus VD1 wurden einfach 1:1 zu übernommen: Der Anfang ist immer noch so öde wie AGBs lesen, es kommen regelmäßig unmenschliche Grinding-Abschnitte, weil plötzlich das Mindestlevel für die nächste Hauptquest um 10 ansteigt. Und das vielgepriesene Burgenkampf-System lässt sich sehr schnell austricksen und verliert seinen Reiz. Alles in allem ist VD2 wie auch VD1 einfach zu lange und ist besonders gegen Midgame unglaublich zäh. Über weite Teile der Spielzeit quälen VD1 und VD2 den Spieler. Aber nicht auf eine interessant-fordernde Art wie etwa die Souls-Spiele, sondern auf eine Art und Weise, aus der man nichts Positives ziehen kann und die stellenweise kaum mehr erträglich ist. Das ganze wird nur von einigen guten Szenen zusammengehalten, zwischen denen man aber meistens stundenlange spielerische Einöde hat.
Manches macht VD2 ja schon besser als der Vorgänger, aber die essentiellen Schwächen sind unverändert enthalten. Nun gut, VD2 erschien 2005.
VD3 erschien 2021 und da sind wir eigentlich weiter, was Gamedesign angeht. Der Anfang von VD3 hat mich zunächst positiv überrascht. Keine 2 Stunden Fetchquests, bevor überhaupt etwas passiert. Nein, es war von Anfang an richtig dramatisch und es tat sich was! Über die Charakterinszenierung lässt sich streiten. Stilistisch waren schon die Vorgänger sehr merkwürdig, das verzeihe ich VD3 noch. Auch wenn die detaillierten Charakterillustrationen für meinen Geschmack noch deplatzierter wirken als die kleinen FaceSets der Vorgänger.
Was ich VD3 aber nicht verzeihe, sind die brutalen Balancing-Probleme, die dem Spiel jeglichen Schwung, jeglichen Flow aus den Segeln nehmen und so unglaublich viel kaputt machen. Urplötzlich steigt auch in VD3 das Mindestlevel für die nächste Hauptquest dramatisch an; hinzu kommt, dass das Spiel sowieso recht schwer ist, und man am besten ohnehin noch ein paar Level über der Empfehlung liegt. Kämpfe bringen vergleichsweise wenig Erfahrungspunkte, sodass man primär grindet, indem man Quests im Akkord abarbeitet. Die Quests verlieren dadurch komplett ihren Reiz und werden zur öden Pflichtarbeit - denn man weiß, jetzt musst du erstmal fünf oder sechs Quests hintereinander machen, damit es mit der Story weitergeht. Das ist sehr schade, denn es waren einige ziemlich gute Quests dabei, die so völlig entwertet wurden.
Ich frage mich, wie kann es passieren, dass auch 16 Jahre später ein neues VD unter solchen Problemen leidet? Unter solch schwerwiegenden? Hat Marlex nur Jubeltester gehabt, oder gar keine?
Es ist sowieso auch total interessant sich alte Threads zur VD2-Vollversion anzuschauen. Die meiste Kritik und das meiste Lob haben immer irgendwelche Nebensächlichkeiten angesprochen. Generell war frühe Kritik zu Maker-Spielen oft unglaublich schlecht. Beispielhaft folgender Kommentar zu VD2:
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