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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

Baum-Darstellung

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  1. #29
    Noah beobachtete stumm, wie sein großer Bruder die Sachen zusammenpackte. Die Zeit hier war nun zuende und irgendwie machte ihn das sehr sehr traurig. Er hatte sich noch von Clover verabschiedet, der netten Frau mit der Schokolade, von Riley, Niki, Tess und noch einigen anderen, denen er über den Weg gelaufen war. Von einigen kannte er die Namen nicht, aber die Gruppe gehörte in Noahs Augen zusammen und er ahnte, dass er nicht alle wiedersehen würde. Der Frau namens Sanders hatte er artig die Hand gegeben.
    „Vielen Dank, Frau Soldat, dass sie auf uns aufgepasst haben. Mein Bruder und ich gehen jetzt, denn wir wollen nach Irland, aber vielleicht sehen wir uns ja noch mal wieder. Viel viel Glück!“
    Es fehlten aber noch die schwersten Abschiede. Noah seufzte.


    Josh ging und der jüngere der beiden Brüder stand mit seinem kleinen Rucksack in den Händen verloren in der Gegend herum. Plötzlich ertönten schwere Schritte und ein gewaltiger Schatten fiel auf die kindliche Gestalt. Noah wusste sofort wer es war und drehte sich breit grinsend herum.


    Alistair half ihm, seinen Rucksack aufzusetzen und Noah rannte los. Er fiel Léo um den Hals, die gerade auf dem Weg zu Joshua war und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Pass gut auf dich und meinen Bruder auf, ja? Ich mag dich voll. Das mit dem Dschungel machen wir auf jeden Fall!“
    Im Weglaufen schrie er noch: „Und ich wollte schon immer noch eine Schwester haben!“
    Da. Mister Bademantel und der alte Mann. Noah kam schlitternd zum stehen.



    Hinter ihnen fiel krachend das Rohr in die Dunkelheit. Das ungleiche Paar schwieg, arbeite sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter vorran und betete dafür, dass Dob es geschafft hatte. Noah leuchtete Andris, der vorauskroch und auf diese Weise die Hände für etwaige Abmontagen freihatte.
    Aber nicht alle Hindernisse waren leicht zu überwinden: Nach einiger Zeit gewöhnte Noah es sich an, ein kleines Bündel Metallteile mit sich zu führen, die sie in den Schächten abgebaut oder gefunden hatten, denn sie stießen in regelmäßigen Abständen auf drehende Ventilatoren, zwischen deren Rotorblätter sie die Metallteile aus Noahs Fundus klemmen mussten, bis Andris das Hindernis außer Kraft gesetzt hatte. Sie stießen auch auf Gitter, die so groß und schwer waren, dass es vier Hände brauchte, um sie zu halten. Aber sie schafften es.
    Es war erstaunlich, wie gut Andris und Noah ohne viele Worte zusammen funktionierten. Die Rollen waren schnell aufgeteilt und so arbeiteten sie wortlos Hand in Hand und kamen damit ziemlich gut voran.
    Schließlich sahen sie am Ende eines Schachtes den Nachthimmel. „Wir sind da“, jauchzte Noah. Es war das erste, was er seit einer halben Stunde gesagt hatte.
    „Nein, Kleiner, ich schätze, du bist da.“
    „Was? Aber...“
    „Schau.“, Andris seufzte, „Ich passe nicht durch diesen Schacht. Für dich dagegen ist es ein leichtes.“
    Noah starrte ungläubig den Schacht an. Das Zwischenstück war tatsächlich viel zu eng für den alten Mann. Die Geräusche hinter dem Metall verrieten, dass die Größe des Rohres zugunsten der Belüftungsmechanik verkleinert worden war. Noah schossen Tränen in die Augen. Das war so ungerecht! So kurz vor dem Ziel!
    „Wir suchen einen anderen Weg!“
    Andris lächelte müde.
    „Es gibt nur einen Weg, mein kleiner. Und das ist der, den Dob gegangen ist.“
    Noah riss die Augen auf.
    „Aber Andris, das geht doch nicht. Du muss mit uns kommen.“
    Er umarmte weinend den alten Mann. Andris legte ruhig seine faltige Hand auf den Rücken des Jungen. „Pass mal auf, mein Junge. Du kletterst da jetzt nach draußen zu Dob und ihr geht. Versprichst du mir das? Ich suche mir einen anderen Weg. Dann komme ich nach.“
    Noah gefiel das nicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er nickte traurig, sah Andris ein letztes mal an und krabbelte dann durch den verengten Schacht ins Freie.
    Er fiel Dob in die ausgebreiteten Arme.
    „Sieh mal einer an. Da seit ihr ja endlich. Ich hab mir hier die Beine in den Bauch gestanden.“
    Das Honigkuchenpferdgrinsen erlosch, als Noah nur weinend seinen kleinen Kopf in Dobs Halsbeuge barg.
    „Wo ist Andris?“
    „D...Der Schacht ist zu klei..hein. Sniff Und er ha... hat gesa.. hagt, wir sollen weitergehen!“
    „WAS? Von wegen!“ Dob setzte Noah auf dem Boden ab und lehnte sich, soweit es ihm eben möglich war in den Schacht herein.
    „Hey! Andris! Ich weiß, dass du mich hören kannst! Wir warten hier auf dich, hast du verstanden? Such dir nen Weg. Mein Gott, nimm zur Not das Gebäude auseinander, aber beweg gefälligst deinen Arsch hier raus, okay?“, seine Stimme versagte an dieser Stelle, die Antwort blieb Andris ihm schuldig. „Andris, verdammt! Wir lassen dich nicht zurück!“
    Dob und Noah warteten in der Nacht auf ihren Gefährten. Aber zurück kam er nie.

    ~-~

    Andris lächelte müde. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Der Weg hinter ihm führte in den Abgrund. Er hatte ein langes Leben gehabt. Jetzt blieb ihm nur noch der Tod. Er war kein Mann der umständlichen Gesten oder vieler Worte. Es blieben ihm mehrere Möglichkeiten. Alle liefen auf das gleiche heraus. Sollte er zurückkrabbeln nur um sich in den Abgrund zu stürzen? Nein. Den Abgrund der Welt hatte er bereits hinter sich. Andris war ein praktisch denkender Mann und so wählte die direkteste Methode.
    Mit einem müden Lächeln, dem Tod aufrecht entgegen blickend, streckte er seine Hand aus und zog den Metallstab aus dem Ventilator.

    Geändert von Ty Ni (04.09.2012 um 21:06 Uhr)

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