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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Es war soweit, Yuki rief sie zu sich. Alistair schulterte seine Tasche und zog die Pistole aus dem Hosenbund um sie kurz zu checken und dann wieder zurück zu stecken. Dann fielen ihm jedoch wieder Leos Worte ein
    [Nur für wütende Menschen!]
    „Scheiße“, fluchte der Ire und lief zu Sanders rüber, „Hey Sanders!“
    Sie drehte sich zu ihm herum und schaute ihn fragend an.
    „Ja?“
    „Haben sie zufällig ne Waffe für mich übrig?“
    „Damit kommen sie aber spät zu mir“, sie griff an ihren Rücken und zog eine 44er Magnum hervor.
    Er staunte nicht schlecht, als die Frau ihm das gute Stück und eine Packung mit Patronen überreichte.
    „Scheiße, was ne Waffe“, entfuhr es ihm.
    „Nja, passen sie mir nur gut darauf auf.“
    Alistair legte ihr eine Hand auf die Schulter und grinste sie an.
    „Nennen sie mich Alistair Mam, das haben sie sich mehr als verdient.“
    Er salutiert kurz spaßeshalber und marschierte zu den anderen zurück. Yuki begann dann ihren Plan zu erklären.
    Während sie und Ethan wohl das Ablenkungsmanöver am Schutthaufen übernehmen würden, gingen Suparman und Alistair durch die Mitte und Fawyer über die rechte Flanke. Der Ire klopfte seinem Asiaten-Freund auf die Schulter.


    Einen Augenblick lang standen sie noch da, dann sah er die beiden Jungs, die auseinander gingen. Josh kam gerade in seine Richtung Alistair ging direkt auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.
    "Bitte bleib am Leben.", murmelte er und schaute zu ihm hoch.
    Der Ire grinste breit.
    "Natürlich, Kleiner. Du glaubst doch wohl nicht, dass sich ein Ire so einfach unterkriegen lässt! Und da Irland bald auch deine Heimat sein wird, darfst du das auch nicht, hast du verstanden?"
    Der Kleine nickte
    "Und das du mir gut auf die kleine Léo aufpasst."
    Joshs Wangen wurde rot wie Tomaten und er nickte erneut.
    "Na los. Wir sehen uns auf der anderen Seite!"
    Dann ließ der Junge Alistair los und ging los um auf Leo zu warten.

    Als nächstes stapfte der Ire zu Noah. Der Kleine packte aufgeregt seinen Rucksack, als der Hünenhaften Schatten sah, der sich über ihn legte. Er wusste sofort wer es war und drehte sich breit grinsend herum.
    "Startklar", sagte er, Alistair sah die Angst, die er zu unterdrücken versuchte.
    Er griff den Jungen und hob ihn, darauf achtend, dass er nicht ausversehen das kleine Beinchen verletzte, auf seinen Arm.
    "Hey Kumpel", sagte er sanft, "Du musst dir keine Sorgen machen. Wir sehen uns wieder."
    Noah grinste nicht mehr, sondern schaute ihn traurig an.
    Alistair drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
    "Iren-Ehrenwort, keiner wird mich von euch beiden trennen, ich hab eurer Mutter mein Versprechen gegeben. "
    Noah wirkte weniger traurig und fiel dem Iren um den Hals.
    "Ich hab Angst um dich", schniefte er.
    "Brauchst du nicht, du musst jetzt stark sein. Dob und Andris kommen mit dir und werden dir helfen, so gut sie können. Du kannst ihnen vertrauen."
    Noah sah ihn an und wischte sich über die Augen.
    "Okay", murmelte er und lächelte dann.
    "Du bist nen starkes kleines Kerlchen, du hast den Plan ganz alleine entworfen, und hast es zusammen mit deinem Bruder bis hierhin geschafft. Nichts wird euch jetzt noch aufhalten aus dieser ganzen Sache heil ab zu ziehen."
    Alistair setzte den Jungen ab und legte ihm die Hand auf den Kopf und klopfte mit der anderen hand auf seine Brust.
    "Hiermit geb ich dir ein Teil meiner Irenkräfte, die wird dir helfen, wenn du sie brauchst."
    Breit grinsend wuselte er ihm noch einmal durch die Haare und bekam ein Lächeln zurück, was ihn an Abby erinnerte, wieder einmal. Sie trugen so viel von ihr in sich. Sie mussten einfach überleben, komme was wolle.
    Alistair zog dem Kleinen seinen Rucksack auf und dann lief dieser auch schon gewappnet und bereit zu Andris und Dob hinüber.


    „Dann mal los Freunde“, breit grinsend ging er zur Leiter, griff die Seitenhalterungen und lies bis nach unten durchrutschen. Recht schnell war der Außenposten in Sicht, doch anstatt, das alles nach Plan verlief, blieb Ethan aufeinmal zurück. Während die anderen drei weiterliefen, blieb Alistair stehen und schaute zu dem jungen Mann, der hinunter zum Wasser blickte. Er erkannte den leblosen Körper der dort angeschwemmt wurde, eine junge Frau, das Mädchen vom Flughafen, dass als ihre Anführerin vorangegangen war.
    "Ich muss das tun. Aber ich wünsche euch viel erfolg. Bis später."
    Der Ire nickte und klopfte sich dann Glück wünschend auf die Brust, denn er verstand die Gefühle, die Ethan in dem Moment übermannten. Er selbst hatte sich in die Fluten aus Zombies gestürzt um Abby, wenn auch tot, dort rauszuholen, und er würde es keinem verübeln, nein, er rechnete es dem jungen Mann hoch an, dass er Isabelle die letzte Ehre erweisen würde.

    Ein Mann weniger, aber damit würden sie klarkommen, meinte Yuki, auch wenn es die Sache nicht leichter machen würde. Laut ihrem abgewandelten Plan sollten Fawyer und er die rechte Flanke übernehmen, während Suparman durch die Mitte lief und Yuki das Ablenkungsmanöver auf der linken ausführen würde.
    Alistair nickte und dann gingen alle auf ihre Postionen. Zusammen mit Fawyer stand er an der Häuserecke des 2. Gebäudes und lugte vorsichtig herum. Sie warteten darauf, dass die Asiatin das Feuer eröffnete und Suparman losstürmte, doch es blieb aus, und letzterer war nirgends zu sehen.
    Dann plötzlich rauschte es über die Ohrstöpsel und Yukis Stimme war zu hören.
    "Alles klar, Fawyer, Alistair - Phase 2 starten!"
    Der Ire nickte seinem Kollegen zu und gemeinsam rannten sie geduckt um die Ecke und nahmen die ersten Gardisten und Zombies unter Beschuss. Vollkommen überrascht fiel die vordere Reihe wie die Fliegen, während der Rest sich panisch in Deckung schmiss.
    Aus dem Augenwinkel konnte Alistair dann Yuki und Suparman zur Mauer stürmen sehen. Damit ja nicht zu viele ihr Feuer auf sie richten würden, stand er nun auf und zerfetzte die Schädel ihrer Feinde mit der Wucht seiner Magnum. Rechts von ihm donnerte Fawyers Maschinengewehr, dass einen nach dem anderen niedersäbelte.
    Suparman stürmte derweil weiter nach vorne und schmiss sich wie ein Derwisch in die Massen und knüppelte einen Gegner nach dem anderen mit seinem Tonfa nieder.
    Über die Mauer hinter der Yuki Schutz genommen hatte kam aufeinmal eine Granate geflogen und landete hinter den Sandsäcken. Kurz darauf zerriss eine Explosion das Lager und wirbelte Ausrüstung, Gardisten und Staub durch die Luft.
    "Okay, Phase 3 wird übersprungen weil unser indonesischer Freund Hummeln im Arsch hat! Wir rücken vor!"
    Sie konnten Suparman nirgendwo entdecken, ebenso wenig jedoch auch nur einen weiteren Feind. Die Lage ausnutzend, krabbelte der Ire über ihre momentane Deckung und suchte nach neuen Vorräten und fand eine Pumpgun mit passender Munition.
    An den beiden LKWs entdeckten sie dann jedoch weitere Gardisten, die gerade mit dem Beladen fertig waren.
    Alistair kam zurückgeschlichen und lies sich neben Fawyer und Yuki nieder. Von Suparman war immer noch keine Spur zu sehen.
    "Perfektes Timing. Das Chaos können wir ausnutzen.", flüsterte Yuki ihnen zu und deutete zu den beiden Transportmitteln.
    Plötzlich tauchte der wildgeworden aussehende Indonese hinter einem Stapel enthaupteter Leichen auf.
    „Dafür!“, sagte er gedämpft und gesellte sich zu seinen Kameraden.
    Als Yuki die Nase rümpfte sog auch Alistair noch einmal tief die Luft ein und zuckte dann kurz erschrocken mit dem Kopf zurück.
    [Was ist das?]
    Ein genauerer Blick verriet ihm, dass ihre vermeintliche Deckung aus einem Haufen von kopflosen Leichen bestand. Während die anderen stumm blieben, ging Alistair in die Hocke und knurrte:
    "Holen wir uns die Bastarde!" , dann lud er seine Magnum nach.
    Zusammen kamen sie hinter den Leichenbergen hervorgeschossen und feuerten was ihre Waffen hergaben.
    Der Ire schoss zuerst die Revolvertrommel leer, schob sich die Knarre dann in den Hosenbund und wechselte zur Pumpgun, bei dessen Wucht die Gegner gleich Meter nach hinten flogen.
    Das Gegenfeuer der Gardisten war unkoordiniert und planlos.
    Yuki warf Fawyer eine Granate zu, die dieser gleich darauf in Richtung des hinteren LKW warf, während sich der vordere in Bewegung setzte. Ein Feuerball hüllte das Transportfahrzeug ein und Autoteile flogen durch die Luft, der bereits gestartete Wagen war jedoch nicht mehr aufzuhalten.
    "War das alles?"
    Alistair grinste breit und lud seine Schrotflinte durch. Es schien so, kein Gegner regte sich mehr, nur die Flammen des Wagens reckten sich dem dämmernden Himmel entgegen. Stille herrschte.


    Plötzlich war ein Knurren und Grunzen zu hören. Fawyer und Alistair schauten sich verwirrt um. Dann war er zu erkennen, der Muskelberg der hinter dem Wrack des LKWs hervor gehinkt kam und schwer keuchend auf die zu hielt.
    „Scheiße!“, fluchte Fawyer und deutete auf das Monstrum.
    „Nicht laber, draufhalten!“, forderte ihn der Ire auf und zusammen pumpten sie das Biest mit Kugeln voll und noch bevor es sie erreichte sank es leblos zu Boden.


    „Verdammt, nochmal Glück gehabt“, entfuhr es Fawyer der seine Waffe durchlud.
    Doch das sollte noch nicht alles gewesen sein. Denn aus dem Rauch schälte sich eine weitere Kreatur hervor. Doppelt so breit, blass mit dicken hervortretenden Venen und einer Scheiß Machete in der Hand die er lüstern nach Blut vor und zurück schwenken lies.
    Das Biest sah zu ihnen rüber und das einzige was es von sich gab war ein knurrendes „Abhacken“. Dann jagte sich der Muskelberg eine Sprite in den Hals und stapfte weiter auf sie zu.
    Yuki erkundigte sich nach der Munition bekam jedoch nur enttäuschende Antworten.
    Mit einem Kampfschrei auf den Lippen und dem Katana in den Händen stürmte sie dann plötzlich auf das Biest zu. Doch es schien wirkungslos. Selbst ein Eingreifen von Suparman richtete nichts aus. Stattdessen wurde letzterer mit einem mächtigen Schlag nach hinten geschleudert. Betäubt blieb er liegen, während der Muskelberg auf ihn zu ging.
    In der Hoffnung ihren Gegner irgendwie abzulenken, schmiss sich Yuki erneut auf das Monstrum und bohrte ihr Schwert tief in den Körper dessen, bis die Spitze auf der anderen Seite hinauslugte. Verbissen hielt sie den Griff fest, und selbst auf Zurufe hin ließ sie nicht los. Dann packte das Monster sie am Hals, würgte sie und warf Yuki dann auf ein ausgebranntes Wrack.
    [Für Abby, für die Kinder!]
    Alistair brüllte und zusammen mit Fawyer jagte er auch noch das letzte bisschen Munition das sie hatten in den Fleischberg, doch immer noch nichts. In einem Anflug aus Raserei Schmiss der Ire dann seine Pumpgun gegen den Kopf ihres Gegners, wodurch er kurz taumelte, ausreichend und das Katana in dessen Bauch zu greifen. Wahnsinnig grinsend drehte er es einmal herum, schlitzte dem Muskelberg dann den Bauch auf und zog das Schwert heraus. Doch selbst mit halb heraushängenden Innereien lebte der Typ noch. Sich unter einem Schlag hinwegduckend wich der Ire aus und hackte dann in einer fließenden Bewegung eine der Pranken ab, doch immer noch nichts.
    Dann hörte er nur ein leises „Plump“ und Fawyers Stimme die „Deckung!“ schrie. Also griff sich Alistair den Indosenen und warf sich hinter die die kopflosen Leichenberge.


    Geändert von Streicher (05.09.2012 um 18:33 Uhr)

  2. #2
    Die Zeit auf dem Dach war schnell vergangen. Für Fawyer zumindest. Im Gegensatz zu den anderen, die den Moment ihrer vielleicht letzten Ruhe nutzten um noch einmal im Streit Frust auszulassen, ihren Kummer loszuwerden oder einfach zum Reden, hatte sich Fawyer zurückgezogen. Er meldete sich für die Mission den Außenposten anzugreifen, aber sonst sprach er kaum etwas.

    Es war seiner Art gewesen sich auf das vorzubereiten was kommt. Die nächsten Stunden würden viele nicht überleben, vielleicht nicht mal er. Eine Menge ging ihm durch den Kopf als Yuki die vier Männer aufrief. Sie mussten los. Fawyer holte seine M14A1 heraus, nahm genug Munition mit und ließ seinen Tasche stehen, wie würde ihn nur behindern. Sie war sowieso praktisch leer, den letzten Energy-Drink hatte er sich gegönnt als er sich von ihrer Jagd hier rauf erholten.
    Bevor er bei der Fünfer-Gruppe war blieb er noch stehen – etwas hatte er vergessen. Er ging zurück und holte etwas unhandliches aus der Tasche. Eine Granate für das Sturmgewehr. Er ahnte, dass sie brauchen könnte. Wenn ich schon verrecke, dann mit Jage ich gleich einige von diesen Arschlöchern mit mir.

    Yuki erklärte ihnen noch einmal den Plan. Es war in drei einfache Phasen geteilt. Leicht zu merken. Ihre ganze Hoffnung basierte auf einem schnellen Überraschungsangriff. Je länger das ganze dauert, desto schlechter ihre Chancen. Das war Fawyer klar. Die Trucks mitgehen zu lassen wär wohl das optimalste Szenario. Er selbst wäre mit Überleben schon zufrieden.
    Nach dem kurzen Briefing gingen sie los. Yuki mit Schwertern und Pistolen, der Rest mit was sie gerade auftreiben konnten. Am schlechtesten Wohl der Asiate, das Stöckchen würde ihm keinen Gefallen tun. Fawyer fiel aber auf, dass er einen komischen Gesichtsausdruck in den Augen hatte, fast schon – fröhlich. Naja, bei diesen schmalen Augen kann man sich auch nie sicher sein.

    Das Niemandsland zwischen dem Lagerhaus und ihrem Ziel, kurz „Gebäude 1“ genannt, war schnell überwunden. Der Kleine haute ab, aber zuerst dachte Fawyer er hätte es wohl mit der Angst zu tun. Er wirkt abgelenkt. Sein Ear-Set lag auch passend da.

    Sie gingen ohne ihn weiter.

    Er und Alistair rückten langsam vor. Der Plan war simpel…

    Fawyer und Alistair sollten den anderen Feuerschutz geben. Sie gingen langsam durch die letzten hundert Meter, unendeckt. Sie vesteckten sich hinter zwei Autowracks und warteten auf ihren Befehl. Phase 1 bestand aus der Positionierung. Jetzt hieß es einfach warten. Er und der Ire waren angespannt. Jedes Geräusch schien lauter und jede Bewegung bedrohlicher.

    Fuck, wo bleiben diese Penner? Die Sekunden fühlten sich an wie Stunden. Vorne konnte Fawyer bereits die Gardisten hören. Sie schienen aufgeregt, aber niemand schrie. Waren vermutlich immer noch beschäftigt damit die Infizierten in die Trucks zu laden.
    Alistair und er warten auf Yukis Befehl. Eine unwirkliche Stille lag über dem Vorposten. Sie schienen dort etwas zu … zerhacken? Die Schreie waren das einzige, was man klar erkennen konnte. Sonst nur Stille. Das Warten war zerreibend. Aber sie hielten dem Druck stand, keiner von ihnen rannte verrückt – ein Schrei von hinten? Fawyer drehte sich in die Richtung, aber konnte über dem Schutt nichts sehen. Es klang wie der Asiate… Er hatte doch nicht?!
    Dann der Befehl.

    "Alles klar, Fawyer, Alistair - Phase 2 starten!"


    Fawyer konnte nicht mehr warten, er brachte sich in die Hocke und schoß auf den erstbesten Gardisten den er sah. Daneben. Zuerst war er in Schock, dann reagierte er, und nicht nur er. Die Hölle brach los.

    Der Angriff begann schnell. Die Gardisten reagierten schneller als erwartet und schnell flogen von beiden Seiten die Kugeln durch die Luft. Noch bevor Fawyer dazu kam überhaupt einen Gardisten zu erwischen, wurde er bereits am Arm getroffen.
    Die Welt stand einen Augenblick still, ein pochender Schmerz breitet sich von seinem linken Oberarm aus. Er hielt seine Hand auf die Wunde, doch das macht es nur schlimmer, und ließ sie blutrot zurück.
    Es war nur ein Streifschuss, aber sein Sakko war angerissen und eine rote Spur war deutlich zu sehen. Fawyer verbarg seine Wut kaum und nutzte den Affekt um sich noch härter zu rächen. Nach einem Schwall von seiner M14 fielen einige Gardisten – ob der Schütze darunter war konnte er nicht wissen.

    Er musste schon einen komischen Eindruck machen. Mitten in diesem Chaos und Kriegsfeld stand ein adrett gekleideter Mann in einem Anzug mit einem uralten Sturmgewehr und einem Gesichtsausdruck der klar machte, dass er es ernst meinte.

    Von den anderen sah er zunächst nichts, sie alle waren noch in den Anfangspositionen. Für jeden von den sie abknallten kam ein neuer an die „Front“. Mehr als einmal musste Fawyer sein Gewehr nachladen. Plötzlich sah er seine Chance. Er verließ seine Deckung und rannte auf ein umgeworfenen Truck zu. Schüsse verfolgten ihn, dann ein Sprung - und geschafft.
    Langsam kamen sie weiter und weiter voran. Meter für Meter. Die Gardisten waren nicht vorbereitet auf so einen Sturm, auch wenn sie in der Überzahl waren.
    Die Gardisten zogen sich langsam zurück, verloren an Boden und die Kampfgruppe rückte vor bis sie alle schließlich Seite an Seite kämpften.

    Dann standen sie vor dem letzten Männern der Nationalgarde am Vorposten. Hinter ihnen gleich die Trucks. Ein gingantischer Kerl war beschäftigt Zombies zu töten. Fawyer, Alistair, Indy und Yuki waren hinter Deckung. Holen wir uns die Bastarde!", schrie der Ire und das Chaos begann.

    Fawyer konzentrierte sich auf die anderen Gardisten, den Riesen ignorierte er fürs erste. Den müssten sie alle gemeinsam drannehmen, das war ihm klar. Dann warf plötzlich Alistair eine der Granaten, mitten auf einen der Trucks. Der andere war leider entkommen.

    Fawyer hatte kaum Zeit sich vor der Explosion in Deckung zu bringen. Ein Lichtblitz, dann eine Druckwelle, die alle Gardisten, samt Truck und allem wegfegte. Auch Fawyer spürte sie deutlich, aber außer einem Summen im Ohr kam er gut davon.

    Es herschte wieder Stille.

    Es war … leise. Eine gigantische Rauch- und Staubwolke nahm den Vorposten ein.

    Vorsichtig begann sich die Gruppe zu entspannen. Fawyer sah sich um. Sie alle waren angeschlagen, Fawyers linker Oberarm brannte wie die Hölle, er bemerkte auch ,dass er ihn nicht mehr gut bewegen konnte. Er versuchte keine Gedanken daran zu verschwenden. Als er die anderen betrachtete fiel ihm etwas auf. Etwas war hinter der Staubwolke … etwas großes. Er wollte etwas sagen, doch sein Brüllen kündigte ihn an.

    Der Riesengardist stürmte auf sie los. Die Munition war knapp, alle waren schon erschöpft, aber das Adrenalin trieb sie voran.

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    Doch bevor er seine Absichten umsetzen konnte, stand Yuki auch schon vor ihm und hackte mit ihrem Schwert auf ihn ein, Auswirkungen schien dies jedoch nicht zu haben, ebenso wenig ein weiterer Angriff von Suparman.
    "Verdammte Scheiße, ich krieg' keinen Schuss hin! Fuck! Weg da ihr beiden, WEG!", schrie Alistair mit deutlicher planloser Panik in der Stimme. Niemand von ihnen hatte sowas je erlebt - der ultimative, universelle Soldat, der einfach nicht tot umfallen wollte, selbst wenn man ihn mit zwei Maschinengewehr- und drei Pistolenmagazinen vollpumpte, auf seinen Oberkörper mit einem Schlagstock eindrosch oder ihm wie jetzt ein Schwert in den Bauch rammte.
    "Jetzt stirb endlich du Stück Scheiße!", zischte sie mit einem zornigen Blick in ihren Augen. Doch er tat ihr den Gefallen nicht. Er schlug mit der linken Hand nach hinten aus und warf den wieder in den Angriff gehenden Suparman zurück in den Schlamm, dann packte er mit rechts Yukis Schwert kurz vorm Griff und schob es immer weiter in seinen Bauch.
    Kann nicht weitermachen. Das muss es einfach sein. Er muss doch irgendwann tot umfallen. Er muss einfach!
    "Scheiße Yuki, weg da!"
    "Ich hab' gesagt du sollst sterben, hörst du?", zischte sie abermals zwischen ihre zusammengebissenen Zähne, während sie ums Verrecken nicht das Schwert ihres Großvaters loslassen wollte.
    "Du sollst dich verpissen, hau endlich ab!"
    Jetzt war sie nur noch wenige Zentimeter vom Körper des Ungeheuers entfernt. Die Klinge des Schwerts schaute mittlerweile aus seinem Rücken heraus.
    "Stirb' endlich! Stirb' verdammt nochmal!" Die Sicherheit und Aggression in ihrer Stimme wich mittlerweile purer, nackter Angst. Die Tatsache, dass auf der Brust des Machetenmannes die Worte "Mate. Feed. Kill. Repeat." standen, rückte das Gefühl der Angst ins Territorium des puren Terrors.
    Dann packte er ihren Hals.
    "Nein!", hörte sie noch Alistair schreien, während es ihr vorkam als würde ein Stahlträger auf ihrem Kehlkopf liegen. Sie rang nach Luft, zappelte wild umher. Nonchalant schlug der Machetenmann ihre Hände vom Schwert, packte es am Griff und zog es sich langsam und für Yukari gut sichtbar aus dem Bauch, bevor er es von sich weg warf und es nach einigen Metern Flugentfernung mit der Klinge im Schlamm stecken blieb.
    "Verdammte Scheiße, lass sie los du Mistvieh!", schrie Alistair abermals und gab mehrere gezielte Schüsse auf die Beine des übermächtigen Feindes ab. Dieser blickte nur kurz zur Seite, so als ob er "Ich bitte dich..." sagen würde und verstärkte nun seinen Würgegriff.
    "Arrrgggh, verdammte - ARGH!", entfleuchte es dem Lance Corporal, bevor der Oger sie mit voller Wucht wegwarf wie ein zusammengeknülltes Stück Papier und sie mit dem Rücken voraus gegen ein ausgebranntes Wrackteil des Lasters knallte.
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    Der Machete schwingende Riesengardist hatte gerade Yuki von sich geschleudert. Sie hatten alles nach Plan erledigt. Nach Plan eingedrungen, trotz des kleinen Ethans, der wohl abgehauen war. Trotz des verrückten Asiaten, der meinte er sei Rambo. (Wenn überhaupt kam dafür, nur er, der Sturmgewehr schwingende Mann im Anzug in Frage) Trotz all dessen hatten sie den Vorposten übernommen und sogar einen der Trucks in die Luft gejagt, das Wrack stand noch immer vor ihnen, Rauchwolken erhoben sich über Syndey, sicherlich noch von weitem sichtbar. Die Druckwelle hatte alles weggeblasen. Niemand konnte all das überlebt haben, doch der Beweis ihrer Niederlage stand vor ihnen. Ein über zwei Meter großer Riese mit einem Loch im Bauch. Der Riese, der hunderte Salven im Kopf und Torso problemlos überstanden hatte. Der Riese, der auf sie zu rannte.

    Fawyer wollte ihm eine neue Salve mitten ins Gesicht geben, er ahnte, dass es nichts bringen würde, aber er würde nicht aufgeben. Niemals. Er drückte ab. Ein alzu bekanntes Klicken. Keine Munition.
    Das wars wohl...

    Das Monster rann auf Superman und Alistair zu, die gerade ein letzte Attacke mit den Schwertern machte.


    Keine Muni, keine Waffen mehr, und dabei waren wir so nah dran... sooo nah dran. Die Granaten hätten ihn ... Die Granate!

    Fawyer wusste was zu tun war, er nahm seine Waffe in die Hand, schalte kurz an einem Hebel und rannte los. "DECKUNG!", gab er noch Alistair zu erkennen, der sich augenblicklich zurückzog.

    „Hey, Hulk! Hast du genug davon, kleine Mädchen zu verprügeln. Lust auf einen echten Kampf?“, rief er der Bestie zu.

    Der Riese starrte ihn nur emotionslos an. „Muss … zerhacken..“ und rannte los.

    Der Riese rannte mit voller Wucht, schneller als der schnellste Athlet der Welt, Fawyer wartet auf den richtigen Moment. Seine Hände zitterten, auch wenn er versuchte es zu unterdücken
    Noch 10 Meter.
    Näher….
    Noch 5 Meter.
    Nur noch etwas…
    Noch 2 Meter.
    Jetzt!

    Fawyer drückte ab.

    Ein grelles Leuchten, er sah noch einen letzten Blick von Riesen, in Fetzen. Die Granate traf ihn mitten vor dem Torso, die Arme wurde losgerissen, der Kopf platzte wie eine Melone.
    Dann wurde es schwarz.

    ========================================


    Nachdem sich die Wolke aus Tod und Verderben, und der Rauch gelegt hatten, standen nur noch die zwei Männer, Alistair hielt das Katana immer noch fest in der Hand und grinste breit, er und Superman grinsten breit.
    Fawyer war nirgendwo zu sehen. Ihr grinsten verstummte. Die Wucht der Explosion war gewaltig gewesen, aus ihrer Sicht war er mitten drin gewesen. Dort wo er stand war nur noch eine einzige Schuthalde, alles voller Staub und Dreck und Rauch. Fawyer hatte sich für sie geopfert. Für sie alle. Er fühlte sich auf einmal schlecht, dass er ihn damal verprügelt hatte.
    Alistair drehte sich um, um nach Yuki zu sehen, vielleicht war sie noch am Leben.

    Dann ein Husten.
    "Fawyer!?", rief er aus! ER und der Indonese rannte in den Trümmerhaufen und sahen ihn. Seine Kleidung war verbrannt, auch sein Gesicht und seine Hände hatten Brandspuren, außerdem hatte er noch eine schlimme Wunde am linken Arm, aber er lebte.
    "Was? Meinst du so ein ... verrückter Zombiesoldat bringt mich .. einfach ... um? Und worauf wartet ihr? Helft mir auf!", er hatte Schwierigkeiten zu sprechen, Erschöpfung und Schmerzen fordeteten alles von ihm nicht sofort in Ohnmacht zu fallen.
    Superman half ihm auf und Fawyer stützte sich dankbar an ihm auf, seine Beine gaben einige Male nach, aber der Indonese half ihm immer wieder auf.

    „Ach, das wird schon wieder, Fawyer! Klasse Arbeit Jungs“, merkte er an und stolperte dann in Richtung Yuki. Sie lag immer noch da, und bewegte sich nicht.
    „Hey“, er stupste sie vorsticht mit dem Griff des Schwertes an, „alles klar?“
    Keine Reaktion.
    „HEY“, brüllte er ihr dann entgegen, „AUFWACHEN!!!“
    Immer noch nichts. Er überprüfte ihren Herzschlag, es pochte langsam unter ihrer Uniform.
    Zurücklassen konnten sie sie ja nicht, also wollte er sie hoch heben. Er schob gerade seine Arme unter sie, als Yuki plötzlich ihre Augen aufriss und ihn wütend anstarrte.
    „Hände weg von meinem Arsch!“, keifte sie ihn an und befreite sich aus seinem Griff.
    „Lebst ja doch noch“, grinste Alistair und hielt ihr die Hand entgegen, „komm ich helf dir auf.“
    Yuki schaute ihn zuerst misstrauisch an und schnappte sich dann die Pranke des Iren um von ihm beim Gehen gestützt zu werden.
    „Mein Katana?“, fragte sie etwas panisch, doch beruhigte sich sofort, als Alistair ihr das gute Stück unter die Nase hielt.
    „Alles am Mann, und deine beiden Pistolen hab ich auch dabei“, sagte er hob sein Hemd hoch um die beiden Schmuckstücke im Hosenbund an seinem Bauch zu zeigen, "Dein Plan hat funktioniert."

    Dann dachte er an die beiden Joshua und Noah, an Leo, an Niki. Er hatte es wirklich geschafft, er war heil aus der Sache rausgekommen und sie würden es auch, er wusste es, sie mussten, besonders seine Jungs und Leo. Wenn nicht, dann … dann gäbe es nichts mehr was ihn hielt. Dann hätte er sein Versprechen gebrochen, und das bedeutete, sein Leben wäre nichts mehr wert …

    Geändert von Mivey (04.09.2012 um 20:43 Uhr)

  3. #3
    Noah beobachtete stumm, wie sein großer Bruder die Sachen zusammenpackte. Die Zeit hier war nun zuende und irgendwie machte ihn das sehr sehr traurig. Er hatte sich noch von Clover verabschiedet, der netten Frau mit der Schokolade, von Riley, Niki, Tess und noch einigen anderen, denen er über den Weg gelaufen war. Von einigen kannte er die Namen nicht, aber die Gruppe gehörte in Noahs Augen zusammen und er ahnte, dass er nicht alle wiedersehen würde. Der Frau namens Sanders hatte er artig die Hand gegeben.
    „Vielen Dank, Frau Soldat, dass sie auf uns aufgepasst haben. Mein Bruder und ich gehen jetzt, denn wir wollen nach Irland, aber vielleicht sehen wir uns ja noch mal wieder. Viel viel Glück!“
    Es fehlten aber noch die schwersten Abschiede. Noah seufzte.


    Josh ging und der jüngere der beiden Brüder stand mit seinem kleinen Rucksack in den Händen verloren in der Gegend herum. Plötzlich ertönten schwere Schritte und ein gewaltiger Schatten fiel auf die kindliche Gestalt. Noah wusste sofort wer es war und drehte sich breit grinsend herum.


    Alistair half ihm, seinen Rucksack aufzusetzen und Noah rannte los. Er fiel Léo um den Hals, die gerade auf dem Weg zu Joshua war und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Pass gut auf dich und meinen Bruder auf, ja? Ich mag dich voll. Das mit dem Dschungel machen wir auf jeden Fall!“
    Im Weglaufen schrie er noch: „Und ich wollte schon immer noch eine Schwester haben!“
    Da. Mister Bademantel und der alte Mann. Noah kam schlitternd zum stehen.



    Hinter ihnen fiel krachend das Rohr in die Dunkelheit. Das ungleiche Paar schwieg, arbeite sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter vorran und betete dafür, dass Dob es geschafft hatte. Noah leuchtete Andris, der vorauskroch und auf diese Weise die Hände für etwaige Abmontagen freihatte.
    Aber nicht alle Hindernisse waren leicht zu überwinden: Nach einiger Zeit gewöhnte Noah es sich an, ein kleines Bündel Metallteile mit sich zu führen, die sie in den Schächten abgebaut oder gefunden hatten, denn sie stießen in regelmäßigen Abständen auf drehende Ventilatoren, zwischen deren Rotorblätter sie die Metallteile aus Noahs Fundus klemmen mussten, bis Andris das Hindernis außer Kraft gesetzt hatte. Sie stießen auch auf Gitter, die so groß und schwer waren, dass es vier Hände brauchte, um sie zu halten. Aber sie schafften es.
    Es war erstaunlich, wie gut Andris und Noah ohne viele Worte zusammen funktionierten. Die Rollen waren schnell aufgeteilt und so arbeiteten sie wortlos Hand in Hand und kamen damit ziemlich gut voran.
    Schließlich sahen sie am Ende eines Schachtes den Nachthimmel. „Wir sind da“, jauchzte Noah. Es war das erste, was er seit einer halben Stunde gesagt hatte.
    „Nein, Kleiner, ich schätze, du bist da.“
    „Was? Aber...“
    „Schau.“, Andris seufzte, „Ich passe nicht durch diesen Schacht. Für dich dagegen ist es ein leichtes.“
    Noah starrte ungläubig den Schacht an. Das Zwischenstück war tatsächlich viel zu eng für den alten Mann. Die Geräusche hinter dem Metall verrieten, dass die Größe des Rohres zugunsten der Belüftungsmechanik verkleinert worden war. Noah schossen Tränen in die Augen. Das war so ungerecht! So kurz vor dem Ziel!
    „Wir suchen einen anderen Weg!“
    Andris lächelte müde.
    „Es gibt nur einen Weg, mein kleiner. Und das ist der, den Dob gegangen ist.“
    Noah riss die Augen auf.
    „Aber Andris, das geht doch nicht. Du muss mit uns kommen.“
    Er umarmte weinend den alten Mann. Andris legte ruhig seine faltige Hand auf den Rücken des Jungen. „Pass mal auf, mein Junge. Du kletterst da jetzt nach draußen zu Dob und ihr geht. Versprichst du mir das? Ich suche mir einen anderen Weg. Dann komme ich nach.“
    Noah gefiel das nicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er nickte traurig, sah Andris ein letztes mal an und krabbelte dann durch den verengten Schacht ins Freie.
    Er fiel Dob in die ausgebreiteten Arme.
    „Sieh mal einer an. Da seit ihr ja endlich. Ich hab mir hier die Beine in den Bauch gestanden.“
    Das Honigkuchenpferdgrinsen erlosch, als Noah nur weinend seinen kleinen Kopf in Dobs Halsbeuge barg.
    „Wo ist Andris?“
    „D...Der Schacht ist zu klei..hein. Sniff Und er ha... hat gesa.. hagt, wir sollen weitergehen!“
    „WAS? Von wegen!“ Dob setzte Noah auf dem Boden ab und lehnte sich, soweit es ihm eben möglich war in den Schacht herein.
    „Hey! Andris! Ich weiß, dass du mich hören kannst! Wir warten hier auf dich, hast du verstanden? Such dir nen Weg. Mein Gott, nimm zur Not das Gebäude auseinander, aber beweg gefälligst deinen Arsch hier raus, okay?“, seine Stimme versagte an dieser Stelle, die Antwort blieb Andris ihm schuldig. „Andris, verdammt! Wir lassen dich nicht zurück!“
    Dob und Noah warteten in der Nacht auf ihren Gefährten. Aber zurück kam er nie.

    ~-~

    Andris lächelte müde. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Der Weg hinter ihm führte in den Abgrund. Er hatte ein langes Leben gehabt. Jetzt blieb ihm nur noch der Tod. Er war kein Mann der umständlichen Gesten oder vieler Worte. Es blieben ihm mehrere Möglichkeiten. Alle liefen auf das gleiche heraus. Sollte er zurückkrabbeln nur um sich in den Abgrund zu stürzen? Nein. Den Abgrund der Welt hatte er bereits hinter sich. Andris war ein praktisch denkender Mann und so wählte die direkteste Methode.
    Mit einem müden Lächeln, dem Tod aufrecht entgegen blickend, streckte er seine Hand aus und zog den Metallstab aus dem Ventilator.

    Geändert von Ty Ni (04.09.2012 um 21:06 Uhr)

  4. #4
    Die Gruppe machte sich bereit. Josh räumte das improvisierte Lager der beiden Brüder zusammen und verteilte mit großer Sorgfalt ihre wichtigsten Habseligkeiten auf die beiden Rucksäcke. Auf Größe oder Gewicht konnte nicht viel Rücksicht genommen werden. Er wusste genaugenommen nicht, ob er Noah je wieder sehen würde und für den Fall, dass einer der beiden es nicht schaffen sollte, wäre es gut, wenn der verbliebene Bruder seine eigenen Sachen im Gepäck hatte. Innerhalb weniger Minuten war alles verstaut, denn Noah und Josh besaßen nicht viel. Nur das Bild von Abby lag noch in Joshs Händen. Mama. Joshua berührte das Foto mit den Fingerspitzen, als könne er dadurch ihre Hand nehmen und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er schluckte seine Traurigkeit herunter. Dafür war jetzt wirklich keine Zeit. Und jetzt musste er sich beeilen und eine Entscheidung treffen, denn es gab schließlich nur ein Bild. Josh überlegte nicht lange. Er strich ein letztes Mal über Abbys lächelndes Gesicht und packte das Foto in Noahs Rucksack.
    "Josh?"
    "Hey, Noah. Da bist du ja. Hier sind deine Sachen. Pass gut auf dich auf."
    Die beiden Brüder umarmten sich fest.
    "Ich hab dich lieb, Josh."
    "Ich dich auch."
    "Wir sehen uns doch wieder, ja?"
    "Natürlich. Und Léo und Alistair auch."
    Sie lösten sich voneinander und sahen sich in die Augen. Sie brauchten keine Worte für das, was sie in diesem Moment miteinander austauschten. Geschwister streiten sich um das größte Eis, nehmen sich gegenseitig das Spielzeug weg und sind trotzdem Verbündete, bereit, füreinander zu bis aufs Blut kämpfen. Sie waren Geschwister und sie würden es immer bleiben. Auf ewig verbunden. Auch jetzt, wo sie sich umdrehten und getrennte Wege gingen.
    Joshua drehte sich nicht zu Noah um, als er sich den Rucksack aufsetzte und sich das gefundene Seil um Oberkörper hing. Es war alles gesagt und er trug seinen Bruder im Herzen.

    Zielsicher steuerte der Junge auf die östliche Gebäudeseite zu. Er sah Alistair bei den Kämpfern stehen, sah ihm in die Augen und lächelte. Der Ire löste sich von der Gruppe, eilte auf Josh zu und sie umarmten sich.
    "Bitte bleib am Leben.", murmelte Josh ungefähr auf der Höhe von Alistairs Bauchnabel.
    "Natürlich, Kleiner. Du glaubst doch wohl nicht, dass sich ein Ire so einfach unterkriegen lässt! Und da Irland bald auch deine Heimat sein wird, darfst du das auch nicht, hast du verstanden?"
    Josh nickte.
    "Und das du mir gut auf die kleine Léo aufpasst."
    Josh errötete und nickte erneut.
    "Na los. Wir sehen uns auf der anderen Seite!"
    Josh ließ den Iren los und rannte auf seine Position. Hier war alles getan. Jetzt wartete er nur noch auf Léo.

    */\*

    Noch immer hatte Léo feuchte Augen von dem Geschenk und dem Abschied von Riley. Fest hatte sie ihren großen Freund umarmt und hätte ihn am liebsten nie mehr losgelassen, doch ihn zog es zu Clover und der Militärsfrau und so musste das kleine Mädchen sich von ihn lösen, ehe er davon ging. Ehrfüchtig band sie sich nun seinen Schal um den Hals, egal, ob sie darin unglaublich schwitzte oder nicht. Er war superweich und ewig lang und Léo würde ihn wie ihren Augapfel hüten, das schwor sie sich. Noch einmal blickte sie hinüber zu Riley, der bei dieser Militärsfrau stand und mit ihr sprach. Sie lächelte- ganz sicher würden sie sich irgendwann mal wieder sehen, das mussten sie einfach! Alle anderen waren bereits so geschäftig dabei, sich auf ihre Vorhaben vorzubereiten, dass das Mädchen keinen von ihren Freunden dabei noch stören wöllte. Hinter der Mauer würde man sich ja bestimmt wiedersehen. Also wand sie sich um und ging zu der Dachkante, von der aus die drei Eichen eine Linie zur Mauer zogen und Josh bereits auf sie wartete.
    Geschwind zog sie ihre
    Lieblingsspange
    aus Álvaro hervor und steckte damit ihr langes lockiges Haar zusammen, damit es sich nicht in den Ästen verfangen konnte.
    Bist Du bereit, ein wenig herumzuklettern? fragte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    Joshua lächelte schüchtern zurück und nahm das Seil ab.
    „Ja, lass uns klettern. Hier. Ich habe dieses Seil gefunden. Es sollte zum ersten Baum reichen. Von da aus schaffen wir es ohne. Allerdings muss einer von uns springen um es drüben zu befestigen.“, er verzog sorgenvoll das Gesicht.
    Léo musterte den Abstand von der Brüstung bis zum ersten Ast. Am Fuße des Baumes tummelten sich die Untoten zwar nicht so stark wie am Strand, aber es war auch keine zombiefreie Zone. Der Sprung wäre wahrscheinlich machbar, wenn man gut Anlauf nahm, aber definitiv riskant.
    „Ich würde vorschlagen, dass wir uns die Enden um den Bauch binden. Dann kann der, der springt nicht herunterfallen.“
    „Ich mach das. Ich springe und knote das Seil an einen Ast. Das schaffe ich schon.“, sagte Léo
    Josh wollte protestieren, aber das Mädchen klang so zuversichtlich, dass er schwieg. Er würde den Sprung in seinem jetzigen Zustand wahrscheinlich nicht schaffen, das wusste er.
    Josh schloss die Augen. „In Ordnung“, sagte er leise. Konzentriert knoteten die Kinder die Seilenden um ihre Hüften. Léo lächelte Josh aufmunternd zu, machte einen Satz und landete mit der Geschmeidigkeit einer Katze auf der Brüstung.
    „Bereit?“
    Josh nahm einen festen Stand ein, stemmte sich gegen die Mauer und nickte mit blassem Gesicht. Léo sprang.
    Sie flog durch die Luft, ihr Zopf und das zerrissene Kleid flatterten hinter ihr her und beschrieben eine perfekte Flugbahn. Kleine Hände schlossen sich nach dem Ast und … rutschten ab. Beide Kinder schrien, als Léo fiel und sich das Seil um Josh Hüfte spannte, so dass der Junge ruckartig an der Wand nach oben rutschte. Er konnte gerade noch Halt finden und stemmte sich mit aller Kraft gegen Léos Gewicht. Das Mädchen schwang in großem Bogen auf die Mauer der Lagerhalle zu und schaffte es gerade noch, sich um die eigene Achse zu drehen, so dass ihre Beine den Aufprall abfedern konnten. Der Stoß vibrierte ihr schmerzhaft in Muskeln und Knochen.
    Einen halben Meter unter ihr streckten die Zombies die Hände nach ihr aus und verstärkten das Grauen der kleinen Léo. Sie zwang sich dazu, nicht zu schreien, aber es war eh schon zu spät. Auf der Mauer regten sich Läufe von Maschinengewehren. Die feindlichen Schützen hatten den doppelten Kinderschrei sehr wohl vernommen.
    „Beeil dich!“
    Auf Joshs Stirn standen Schweißperlen, als er mit aller Kraft das Seil mit dem Mädchen daran nach oben zog. Schneller! Warum hatte er nicht mehr Kraft? Seine Arme protestierten. Er hatte nicht genug Zeit! Er würde es nicht schaffen, bis...

    */\*

    Dicht neben ihnen ertönte ein Schuss. Den beiden Kindern blieb beinahe das Herz stehen, aber es waren nicht die Feinde, die geschossen hatten, sondern Helena die mit Machete an ihrer Seite wie eine Kriegsgöttin brüllend die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    Josh und Léo sahen kurz ihr Gesicht im Dunkel der Nacht, nur belichtet durch das Mündungsfeuer, dann war Léo wieder auf der Mauer. Ohne zu zögern sprang sie ein zweites Mal und landete sicher auf dem Ast.
    Léo band schnell das Seil ab, knotete es mehrmals um den Ast, auf dem sie nun saß und winkte Josh zu. Dieser sprang ebenfalls. Er schaffte wie erwartet die Strecke nicht – das Seil schnitt erneut schmerzhaft um seine Mitte ein – aber er fing sich schnell und kletterte im Lärm des Kugelhagels das Seil hinauf, noch bevor es wieder zurückgeschwungen war. Die beiden Kinder saßen sich einen Moment lang schwer atmend, die kleinen Körper voller Adrenalin gepumpt, auf dem Ast gegenüber. Nach einigen Momenten lachten sie sich schließlich an und fielen sich erleichtert um den Hals, bevor sie ihre Kletterpartie fortsetzten.
    Das Mädchen band das Seil um den Ast wieder los und abermals um ihre Hüfte. Sicher ist sicher. Vorsichtig neigte sie sich zu Josh und flüsterte ihm fast lautlos zu:
    Ich klettere vor und schaue nach der dem einfachsten Weg, damit es nicht zu anstrengend für Dich mit dem Fieber wird. Das wir länger dauern, aber dann sollte es kein Problem werden, es bis zur Mauer zu schaffen. Und wir müssen ja eh leise sein, damit uns weder die bösen Toten noch die fiesen Soldaten bemerken, also wird das wohl ganz gut sein. Und das Seil ist jetzt auch gut, wenn mal ein Ast einnickt oder so. Ist das okay?
    „Ja.“, hauchte er zurück.
    Sie nickte ihm ernst zu und machte sich dann gleich daran, lautlos durch das Geäst zu kraxeln. Behutsam testete sie jeden Ast auf seine Belastungsgrenze und als sie den besten Weg zur Krone der nächsten Eiche gefunden hatte, kletterte sie genauso vorsichtig wieder zurück zum angespannt wartenden Josh. Stumm zeigte sie ihm mit Gesten die nacheinander die Äste an, die er ohne Probleme erklettern konnte. Dem Jungen fiel es aufgrund seines Gesundheitszustand um einiges schwerer als der Mexikanerin, doch eine Weile später befanden sich die beiden Kinder schon in der Krone des zweiten Baumes.
    Erneut bewegte sich Léo voran, den optimalen Weg für Josh herauszubekommen. Dies gestaltete sich bei diesem Exemplar erheblich schwieriger, da ihn wohl irgenein Parasit oder das Wetter unglaublich morsch gemacht haben. Zahlreiche Äste, die in Frage kämen, gaben viel zu leicht auf ein sachtes Auftreten ihres Fußes nach, oder knackten berdohlich, wenn das Kind ihr Gewicht drauf verlagerte oder waren schlicht zu dünn, als dass man sie besteigen hätte können.
    Alle stabilen Äste waren nicht ohne größere Anstrengung oder fast schon zirkusreife Akrobatik zu erreichen, sodass sie sich beim Rückweg den Kopf zerbrach, wie sie ihren Mitkletterer sicher zum dritten Baum befördern sollte. Josh war ihre tiefen Sorgenfalten nicht entgangen, als sie wieder vor ihm hockte und missmutig flüsterte er ein „Wir sitzen hier fest, richtig? Mehr eine Aussage denn eine Frage. Ein paar Augenblicke lang schaute sie ihm in seine tiefbraunen Augen, ehe sie energisch den Kopf schüttelte. Sie nahm den lockeren Teil des Seils und wand ihn um die beiden herum, so dass der Abstand auf einen knappen halben Meter verkürzt wurde.
    Wir schaffen das, Josh, es wird viel schwerer für Dich, als ich wollte, weil der Baum total doof zum Klettern ist, aber ich werde Dir helfen, so gut ich kann.
    Und so stiegen die Kinder gemeinsam durch das morsche Geäst. Ein ums andere Mal reichte Léo dem Jungen die Hand, um ihn zum nächsten Ast zu ziehen oder krallte sich ganz fest um einen dicken, noch stabilen Ast, damit Josh zur nächsten sicher Bank pendeln konnte. Die enorme Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine Haare klebten an der nassen Stirn. Das Gekletter ging mit deutlich mehr Raschlern von statten und so mussten die Beiden häufig unterbrechen und still horchen, ob kein Soldat auf sie aufmerksam geworden war.
    Schließlich atmete auch Léo schwer, aber glücklich, als sie sich zusammen mit dem angeschlagenen Jungen auf einem starken Ast der letzten kraftvollen, jungen Eiche befanden. Dieser Baum würde im Vergleich zum vorigen keine Herausforderung darstellen, war er doch sehr flach angelegt und verlief einladend wie eine Treppe hinauf zur Stahlmauer, hinter der sich die gesamte Hoffnung von allen erstrecken sollte.
    Mit neuem Optimismus machten sich die beiden Kinder daran, sich durch die Äste zu bewegen. Léo musste hier keinerlei Vorarbeiten leisten, da der einfachste Weg so offensichtlich sich darbot. Lautlos und behände wie zwei Pumas kamen die Kinder voran, die Soldaten würden sie jetzt nicht mehr hören können, doch durch diese Zuversichtlichkeit achteten sie nicht drauf, was am schiefen Stamm ihrer gewahr wurde und sich mit plumpen, vermodernen Händen und Körpern daran machte, zu ihnen zu kommen…
    Nur noch ein Meter war zu erklimmen bis zur Mauer, da schrie Josh entsetzt auf, als die angefressene Hand einer älteren Frau sich um seinen Knöcheln schloß und ihn zu sich zog, um von seinem jungen Fleisch zu kosten. Der Junge verlor das Gleichgewicht und riss damit auch die Kleine von den Beinen, die mit einem dumpfen Aufprall auf einen nebengelegenen Ast knallte. Den Schmerz ignorierend rappelte sie sich schnell hoch, um Noahs Bruder zur Hilfe zu eilen, der verzweifelt mit seinem freien Fuß die Tote wegzutreten versuchte.
    Pansich trat sich mit und die blutverkrusteten Zähne näherten sich gefährlich der jungen Haut des Jungen, als ein platzierter Kopfschuss das untote Leben aus der Frau holte. Laute Stimmen in der Ferne wurden laut, es klang nach zackigen Befehlen und sowohl Josh als auch Léo wussten, dass das ein sehr, sehr schlechtes Zeichen war.
    Ohne zu zögern halfen sie sich gegenseitig hoch und stürzten weiter in Richtung Mauer. Immer mehr Zombies drängten den Baum zu ihnen hinauf Schüsse fielen. Der Kopfschuss war bestimmt kein Glückstreffer gewesen. Hoffentlich hatten die Soldaten sie nicht gesehen doch darüber machten sie sich im Moment keine Gedanken. Die Militärtypen halfen im Moment sogar noch mehr, da sie die Untoten größtenteils davon abhielten, weiter zu ihnen emporzukriechen und die lebenden Leichen ihrerseits lenkte das Interesse des absolut lebendigen Feindes von den Kindern weg.
    Hastig kletterten sie auf die Mauer, schauten nicht nach rechts und links, sondern nun auf den glorreichen Baum vor ihnen, der ihnen komplette Sicherheit gewähren würde. Ohne noch groß auf Lautstärke zu achten, fasste Josh Léo fest bei der Hand und beide sprangen in die grüne Krone. Glücklicherweise bremsten einige dünnere Äste ihren Aufprall, sodass sie ohne Verletzungen sich durch die größeren Äste auf die andere Seite der Eiche winden konnten. Große Gedanken um sein Fieber oder ob es zu anstrengend wäre, machte sich Josh nicht mehr, sie waren so nah dran…
    Plötzlich brach ein Ast unter Léos Fliegengewicht zusammen und beide Kinder riss es hart nach unten auf den ausgedörrten, aber komplett Zombiefreien Boden. Josh landete zuerst und Léo kurz darauf halb auf ihm, doch sie verschwendeten keine Zeit und krochen zum Stamm, wo die Soldaten sie nicht sehen konnten.
    Erschöpft lagen sie da, aber überglücklich- Léo schlang vor Freude ihre Ärmchen um Josh und küsste ihn auf die Wange.

    Geändert von Mephista (04.09.2012 um 22:26 Uhr)

  5. #5


    Zum Schluss ging alles ganz schnell und als sie schließlich nur noch zu viert oben auf den Dächern standen, konnte man zumindest an den Gesichtern von Helena und Lilien ablesen, dass sie sehr froh waren, dass der Trubel, die Unsicherheit einer großen Gruppe und die Wartezeit endlich vorbei war.

    Was Cyrillus an stoischer Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte, schien Riley gänzlich abzugehen, denn er flitzte von einer Ecke zur anderen und schien offensichtlich nichts mit sich anfangen zu können.
    „Also, Verteidigungsanlagen.“ , beschied Helena McAldrin knapp und Sanders nickte kurz. Es schien, als würden sich die beiden Frauen ohne weitere Worte verstehen – was aber nichts an der gegenseitigen Antipathie zu ändern schien. Aber auch wenn sie sich abstießen wie zwei negative Pole – sie arbeiteten unglaublich schnell und effizient zusammen. Dann warf Sanders McAldrin einen Blick zu, gefolgt von einem verschwörerischen Nicken. Und Helena McAldrin verschwand die Treppe nach unten, offensichtlich unterwegs um aus den weitläufigen Lagerhallen weiteres Material für die Barrikaden zu holen.
    In der Zwischenzeit lag Sanders auf den Sandsäcken und beobachtete immer wieder mit kurzen fahrigen Blicken das Vorankommen der einzelnen ausgeschwärmten Teams, nicht ohne noch einmal Yukari zu verfluchen, die der Gruppe jeden Überraschungsmoment durch ihre Dummheit genommen hatte und das Los der Vier auf dem Dach auch deutlich verschlechtert hatte.
    „Wo warst du?“ , fragte Riley schüchtern, als Helena wieder nach oben kam und sie bedachte ihn mit einem Blick der pure Missbilligung versprach. "Unten.“ , blaffte sie ihn kurz an und ließ ihn stehen, gesellte sich dann zu Sanders und zeigte die seit Stunden festgefrorene Fratze schlechter Laune auf ihrem Gesicht. „Und? Kommen Sie durch?“

    „Schwer zu sagen. Die Garde ist wachsam und die Kampfgruppe wird es entsprechend hart haben.“, seufzte die Späherin und ließ sich an den Sandsäcken nach unten gleiten. „Die Kampfgruppe ist hart. Sie haben…Yuki“, beschied sie mit einem Unterton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete und unhörbar für Sanders schwang der eigentliche Name mit, den sie hatte wirklich nennen wollen: „-wenn Axel unter ihnen wäre.“
    „Werden wir sehen. Ich weiß nur dass mein Großvater Yukis Großvater den Arsch aufgerissen hat.“
    „Und wie stehen unsere Chancen, Admiral?“
    Die Art wie Helena das „Admiral“ spöttisch betonte und in die Länge zog, ließ Sanders innehalten und die beiden Frauen blickten sich lange ohne einen Funken Sympathie an.“
    „Noch nie habe ich gleichzeitig so viel und so wenig von einem McAldrin in einer Person gesehen.“
    Helena verdrehte die Augen.

    Sie saßen dann alle vier schweigend nebeneinander gegen die alte, stinkende Sandsackbarriere gelehnt und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Lilien Sanders hatte die Augen geschlossen und ein seltsames Hochgefühl erfüllte sie. Eine Mischung aus peitschender Angst und brennender Vorfreude schob sich wie ein Wurm aus rotglühendem Metall durch ihre Eingeweide und ihre Wünsche und Hoffnungen sandte sie zu allen Kriegsgöttern dieser Erde, damit sie die Flüchtenden beschützen würden. Denn nur ein Erfolg der Flüchtenden würde ihre unausweichliche Niederlage dann in einen Sieg verwandeln…

    Sie blickte auf ihre Uhr und dann schien die Welt stillzustehen. Aufblickend sah sie Cyrillus ruhig und friedlich betend, ein Berg aus Ruhe und Gelassenheit. Riley, kalkweiß und mit zitternden Lippen, eine Signalfackel umklammernd und dann Helena, Helena McAldrin, Tochter eines großen Mannes des Wappens, welches sie selbst anstelle eines Herzens trug. All der Hass und die Abscheu den eine Frau für diese Welt empfinden konnte, war ihr ins Gesicht geschrieben und stand Pate für das Flackern in ihren Augen die man nur hatte, wenn das Herz vom Messer persönlicher Verluste geritzt worden war. Sanders hatte schon mit schlechteren Leuten gekämpft, beschied sie und in einer fließenden Bewegung stand sie auf, zog ihre Pistole mit Leuchtmunition und schoss die erste Patrone in die größte Ansammlung von Untoten an der Mauer die fernab der 5 Landungspunkte lag und mit grimmigem Blick sah sie, wie sich das Magnesium durch die verfaulte Haut fraß und Bewegung in die Männer an der Mauer kam. Grell flackerte das rote Licht und warf Schatten auf das Gesicht von McAldrin, die sich als nächstes erhob und zwei selbstgebastelte Rohrbomben warf. Laut knallte es hinter den beiden Frauen als diese schon längst wieder in Deckung gehechtet waren, das Sirren von Kugeln in ihren Rücken.
    Cyrillus und Riley waren von Sanders ganz an die Seiten befohlen worden wo die Heckenschützen sie nur schwer würden erfassen können und beide feuerten ebenfalls in die Dunkelheit , wissend, dass es mehr auf Lärm und Chaos denn auf wirkliche Treffer ankam.

    „3 Minuten?“, vergewisserte sich McAldrin und Sanders nickte, während sie sich vom Bauch auf den Rücken rollte und ihr Sturmgewehr entsicherte. Beide Frauen warfen sich dann wie gegen eine unsichtbare Welle ankämpfend gegen die Sandsackbarriere, verharrten dort kurz und erhoben sich im Wechsel immer wieder um auf die Männer an der Mauer zu schießen, dabei konzentrierten sie sich auf die Bereiche wo kein Überlebender ihrer eigenen Truppe hätte sein sollen.
    Schließlich waren drei Minuten verstrichen und ihr Feind hatte sich buchstäblich auf sie „eingeschossen“. Helena hatte einen Streifschuss an der Wange, Sanders hielt sich ächzend die Seite und sah in ihrer Kampfmontur aus wie eine tarngrüne Schildkröte die auf dem Rücken gelandet war, während ihre Ausrüstung sie durch die Verletzung mehr behindern als beschützen würde. „Scheint als müssten Sie das übernehmen, McAldrin.“, knurrte Sanders leise stöhnend und Riley fragte mit leise Stimme dazwischen: „Was übernehmen?“
    „Halt den Mund.“, spie Helena dazwischen und Sanders blickte Cyrillus und Riley ernst an. „Wir haben hier zu wenig Munition. Ihr Beide müsst sofort nach unten und uns ordentlich Nachschub holen, sonst werden wir hier oben noch schneller tot sein als die fünf Gruppen da unten. Habt ihr verstanden?“ Sanders kniff die Augen zusammen um sich gegen die herumsausenden Sandkörner und Leinenfetzen zu schützen, die mittlerweile wie trauriger Schnee auf die Vier herunterregnete und vom wütenden Hornissenschwarm der Kugeln ihrer Feinde Zeugnis gaben. „Wo genau?“, sprach der Priester mit gottgebener Ruhe und Helena antwortete an Sanders Stelle, die gerade leise ächzte, als sie ihre Kevlarweste aufschnürte und die Wunde an ihrer Seite begutachtete um dann frustriert den Kopf gegen den kühlenden Sandsack zu schmiegen.
    Als die Beiden die Leiter nach unten verschwunden waren ließ sich Helena neben die Soldatin fallen und knurrte. „Und Sie denken die beiden fallen drauf rein?“
    „Wenn Sie…schnell sind…“

    „Natürlich. Mit einer Wunde funktioniert Schnelligkeit immer noch am besten.“, spottete Helena zynisch und nahm ihr die abgeknüpfte Weste aus der kraftlosen Hand. „ICH mache das.“ Abermals sank Sanders hilflos und wütend gegen die Sandsackbarriere und blickte in den Nachthimmel in dem Leuchtspurgeschosse wie Sternschnuppen ihre Bahn zogen. „Wie romantisch.“, fluchte sie trocken.

    Riley und Cyrillus waren mittlerweile im Kellergewölbe der Lagerhalle angekommen und der flackernde Schein ihrer kleinen Taschenlampen konnten nur nackte, salpetergeschwängerte Betonwände entblößen. Direkt hinter ihnen schlich Helena, hier unten war die Geräuschkulisse nur noch wie ein sachter Regenfilm zu vernehmen, das unablässige Stöhnen der Untoten war genauso in den Hintergrund gerückt wie das Maschinengewehrfeuer der verfeindeten Parteien. Die Zollbeamtin konnte sehen, wie der Priester und der junge Mann hektisch den Boden absuchten, jedoch außer alter Pappe und einigem anderen Müll nichts finden konnten.
    Und dann tat sie es...


    Helena kam schweißgebadet vom Sprint wieder oben an und warf sich neben Sanders in Deckung. Ein Blick zwischen den ungleichen Frauen reichte zur Kommunikation, ein Wort – weder ein freundliches, noch ein unfreundliches – schien nicht notwendig. Sie kommunizierten durch die Aufgabe die vor ihnen lag und sie schossen weiter auf die Mauer ohne treffen zu wollen.
    Und dann – viel zu früh – ließ der Beschuss nach. Jetzt sahen sich Helena und Lilien doch alarmiert an, denn auf keinen Fall konnten die Trupps schon durch sein…



    „Weiterfeuern, General?“, fragte der untersetzte kleine Mann dem die Uniform der Garde ein wenig zu klein schien und der Angesprochene ließ ihn warten, während er sich in aller Seelenruhe eine Pfeife anzündete. „Unsinn, Sie Schwachkopf. Das ist ein Ablenkungsmanöver, kapieren Sie das etwa nicht?“ Er bellte lachend und stieß eine Wolke Rauch aus. „Suchen Sie lieber nach denen die durchschlüpfen wollen und erledigen Sie jeden Einzelnen. Aber lassen Sie den Person die wir eingeschleust haben in jedem Fall unversehrt, verstanden?“
    Der Gardist nickte und lief mit dem geschulterten Scharfschützengewehr zu einer der vielen Schießscharten.


    „Scheisse, warum feuern die nicht weiter?“, dachte sich Lilien Sanders und ihre Gedanken rasten, ein Blick auf Helena offenbarte, dass sie dasselbe dachte.
    „Sie halten uns für tot.“, stellte die Zollbeamte dann lakonisch fest und mit schmerzverzerrtem Grunzen rollte sich Sanders zur Seite, sie hatte mittlerweile nur noch ein grünes Tanktop an und ihre Wunde blutete stark. Fast schon dümmlich grinsend riss sie aus ihrem Rucksack ein in sündhaft teures blaues Tuch eingeschlagenes Paket hervor und als Helena es erkannte, stöhnte sie nur leise und griff kopfschüttelnd nach einem herumliegenden Besen.


    „Was zur Hölle… ist das?“ entfuhr es dem Gardisten und der General blickte von seinen Unterlagen auf. Er kniff die Augen zusammen und Wut braute sich in seinem Bauch zusammen. Mit schnellen Schritten ging er auf das Fenster zu und starrte durch das Panzerglas nach draußen. Und während ihm sein eigenes Spiegelbild im Glas seinen Zorn und seine zuckendes Augenlid offenbarten, konnte er erkennen, wie mehrere Gestalten auf dem Dach tanzten und dabei mit weit ausholenden Bewegungen das Banner der Australian Defense Force schwenkten. Bengalos und Signalflacken brannten und hüllten das hohe Gebäude in hellem Schein. Der General kaute auf dem Stiel seiner Pfeife und Hass sprühte in seinen Augen. Die Flagge zeigte einen Adler, gekrönt von Schwertern und wie der Schein des brennenden Sydneys hinter hinten durch den blauen Stoff flackerte, verlieh der Flagge etwas Martialisches.

    „Die verdammte ADF. Irrsinnig und stolz bis zuletzt.“, brüllte des Generals Adjutant, doch der alte General, den seine Leute nur „den Hai“ nannten, würdigte ihn keinen Blickes.
    „Idiot. Viel schlimmer ist dass sie mit diesem Spektakel jeden verdammten Überlebenden, jeden Reporter und jeden verdammten Samariter anlocken. Schießt die beiden da runter. SOFORT.“
    „Mit allem was wir haben?“
    „Mit allem, Sohn, mit allem was sie haben.“
    „Was ist mit dem Stoßtrupp Sir, Sie sagten, es könnte ein Ablenkungsmanö…“
    „Darauf geschissen. Der Infiltrator wird sich darum kümmern. Und jetzt, wo dieser Gutmensch Leeland Maddox weg ist und Phase II gestartet wurde, ist es sowieso unerheblich was sie sehen. Ich will dass Sie Ihre Leute zusammenrufen und die ADF da runterschießen!“ Wieder glimmte die Pfeife kurz auf, dann setzte er bellend nach:
    „Und dann bringen Sie mir den gefangenen Texaner her. Ich muss mit diesem Mister Arellano über sein Angebot sprechen.“
    „Zu Befehl.“ Schnell salutierte der Artillerist und rannte nach draußen, alle umstehenden Gardisten einsammelnd, die bereits auf dem Weg gewesen waren um Geister und Gespenster des „Hais“ zu jagen.

    Der Gardist grinste böse, als er die schweren Mörsergeschütze sah, die seine Männer gerade in Position brachten und auf das Lager Sanders' ausrichteten…

    Geändert von Daen vom Clan (04.09.2012 um 21:48 Uhr)

  6. #6
    Die anderen waren aufgebrochen, sie waren nur noch zu viert auf dem Dach zurückgeblieben. Riley spürte, wie die Angst, die seit sie im Flughafen aufgebrochen waren, ein ständiger Begleiter gewesen war, zurückkehrte, sich an ihn heranschlich und schließlich mit voller Wucht traf und er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, zurückzubleiben, jegliche Hoffnung auf Rettung, auf ein Überleben aufzugeben. Er sah sich nochmal auf dem Dach um, konnte Léo, Alistair, Niki und Clover fast noch sehen, Alváro in Léos Armen, Alistair hatte eine Flasche Whisky in der Hand und da hinten lag Clovers Ukulele. Er schüttelte kurz den Kopf - dort lag sie ja tatsächlich, Clover musste sie zurückgelassen haben. Geduckt eilte er noch schnell zu ihr, nahm sie an sich. Falls sie es irgendwie, der auswegslosen Situation zum Trotz, doch irgendwie überstehen sollten, falls er sie irgendwann wieder treffen würde, dann würde er ihr die Ukulele übergeben.

    Gegen die Sandsäcke gelehnt hatten sie noch einen letzten Moment der Ruhe. Riley dachte an die letzten Tage, an die Gefahren, die sie überstanden hatten. Er schloss die Augen, zitterte. Immerhin war er diesmal weiter von den Zombies entfernt - vorerst. Er hatte Angst. Angst vor den Zombies, Angst um Léo und Niki, Angst um Alistair, um Clover. Aber er hatte keine Angst mehr vor dem Tod, er hatte sich mit seinem unvermeidlichen Schicksal abgefunden. Fest umklammerte er die Signalfackel.

    "Hier, nimm die Pistole. Leg dich dahin und dann schießen, sobald ich das Signal gebe. Wir müssen die verdammten Arschlöcher ablenken."

    Riley nahm die Waffe von Sanders entgegen, sie fühlte sich fremd an. Er hatte noch nie eine Pistole in der Hand gehabt, hatte noch nie geschossen. Er kroch auf die Seite, an den Rand der Barriere, dort, wo er vor den Schüssen der Nationalgarde möglichst gut geschützt sein würde. Kurz darauf feuerte Sanders und die Leuchtkugel schien in Zeitlupe durch die Dunkelheit zu fliegen, mitten in eine Gruppe Zombies, sich durch die verfaulten Gliedmaßen brannte. Dann ging es los, Schüsse schlugen in seiner Nähe ein, knapp unter ihm, die Hölle brach los. Er zielte in die Dunkelheit, wagte sich nicht weit hinter der Deckung hervor und drückte ab. Der Rückstoß drückte die Pistole nach oben, beim nächsten Mal würde er damit rechnen. Hoffentlich würde das Ablenkungsmanöver funktionieren, hoffentlich würde es klappen. Er schloss die Augen, es machte ohnehin keinen Unterschied, ob er etwas sah oder nicht, und versuchte an die schönen Momente zu denken, die er in den letzten Tagen erlebt hatte, während er einen Schuss nach dem anderen abfeuerte.

    "Was übernehmen?"
    "Halt den Mund."
    "Wir haben hier zu wenig Munition. Ihr Beide müsst sofort nach unten und uns ordentlich Nachschub holen, sonst werden wir hier oben noch schneller tot sein als die fünf Gruppen da unten. Habt ihr verstanden?"

    Cyrillus hatte noch gefragt, wo sich die Munition verbergen sollte, Riley hatte in der Zwischenzeit eine kleine Taschenlampe und Clovers Ukulele mitgenommen - er würde sie nicht hier liegen lassen, wo sie den Schüssen der Nationalgarde zum Opfer fallen könnte. Dann kletterten sie hinunter vom Dach, in die Lagerhalle hinein, fanden den Eingang in den Keller, in das Kellergewölbe. Sie traten ein, leuchteten mit der Taschenlampe umher, streiften mit dem blassen Lichtkegel die kahlen Wände, den zugemüllten Boden. Der Kampflärm, die Pistolen, die Gewehre, das Stöhnen der Zombies, all diese Geräusche drangen nur noch gedämpft an ihre Ohren. Riley kam es plötzlich kalt vor, er spürte, wie sich die Haare an seinen Armen und seinen Beinen langsam aufstellten. Er blickte kurz zu Cyrillus, sah ihn fragend an: "Wo ist denn jetzt die Munition?"
    "Wir werden sie suchen."

    Sie durchsuchten den Müll, den gesamten Boden, die wenigen kaputten Regale, die noch standen, wurden nicht fündig. Allerdings fanden sie einen kleinen Durchgang, einen Gang, in dem Schienen verliefen - aber genau in diesem Moment hörten sie aus der Richtung des Eingangs ein lautes Knallen, dann ein Klicken. Alarmiert sprangen die Beiden herum, eilten zur verschlossenen Tür, versuchten sie zu öffnen, waren sich dagegen, aber es half nichts. Sie waren eingesperrt und der einzige Weg, der sich ihnen noch bot, war der Gang, der in die Dunkelheit führte. Dann fiel Riley der Rucksack auf, der neben der Tür lag - gefüllt mit Schutzwesten, Waffen und Munition, Verpflegung, Erste Hilfe Sets und sauberer Kleidung. Riley und Cyrillus legten die Westen an, nahmen beide eine der Waffen an sich. Helena und Sanders hatten sich für sie geopfert, ihnen das Leben gerettet.

    "Lass uns beten", sagte Cyrillus. "Mach die Taschenlampe aus."

    Und so beteten sie im Finstern, beteten für Helena und Sanders, für die anderen Überlebenden, die Gefallenen.

    Dann standen sie wieder auf, Riley machte die Taschenlampe an, stapfte los, hinter ihm Cyrillus.

    Er ließ die Hände und Fratzen, die Zombies, hinter sich.

    Geändert von DSA-Zocker (04.09.2012 um 22:05 Uhr)

  7. #7
    Sanders war nach links in den Rauch verschwunden, und Helena war jetzt ganz allein, in der Gewissheit, dass es alle zumindest zu ihren Standorten geschafften hatten und Riley und Cyrillus in Sicherheit waren. Lilien und sie hatten doch großartige Arbeit geleistet. Mit einem ungekannten Willen, Leben zu zerstören schoss Helena auf alles, was noch vor der Mauer patrouillierte. Eine leise Stimme tief in ihrem Hirn lacht dabei leise, ganz leise. War sie denn die einzige, die das hörte?

    Da bin ich wieder.

    Das Lächeln war wieder da. Das Lächeln, das sie im Flughafen hatte, als sie den Russen in den Tod schickte. Das Lächeln, als Axels Stimme in ihrem Kopf zurückkehrte. Mühsam musste sie sich zurückhalten, als ihr Fadenkreuz Danis Rücken ins Visier nahm.

    Nicht jetzt.
    Du könntest.
    Fick dich.


    Sanders kam aus ihrer Deckung, klatschte kurz in die Hände und grinste Helena an. Wenigstens was. „Na, bereit fürs große Feuerwerk, Liebchen?“ „Meine Munition neigt sich dem Ende, also, get the party started.“ Die beiden Frauen lächelten sich an, wissend, was jetzt folgen sollte. Helena sah sich nach ihrem treuen Gefährten um. Aber Machete war nirgends zu sehen. Braver Hund. Als sie auf dem Spalt an der Rückwand blickte, sah sie ihn schwanzwedelnd im Gebüsch schnuppern. Gut. Sie nickte Leutnant Sanders zu. Sie war an der Leiter aufs Dach der Baracke, und Helena folgte ihr. Mit einer Hand an der Sprosse nach oben atmete sie nochmal durch.

    Ích komme, Axel. Ich komme zu dir.

    Musik.

    Oben angekommen zog der Rauch, der vom komplett zerstörten Sydney herüberzog scharf in ihrer (gebrochenen) Nase. Die Stadt brannte und warf lange Schatten auf das Wasser, aber der Sternhimmel funkelte hell über ihren Köpfen. Der Mond erleuchtete die Szenerie. Es war fast...schön. Ein Schuss aus Liliens Pistole zerstörte das Idyll. „So lange wir leben, kämpfen wir.“ Ein Gardist etwas weiter unten fiel vorn über in den Matsch. Ein schönes Bild. Lilien packte jetzt auch die Flagge der Gardisten aus und schwank sie wie wild geworden hin und her, füllte das Dach, das jetzt ihre letzte Bühne war, vollkommen aus.

    Helena aber starrte zum Botanic Garden, wo ein Feuer die letzten Überreste von Axel auffraß. Ein Lächeln umschmeichelte ihre Lippen. Gedanken an das Crown Hotel kamen auf, an den Pool, an den Kuss, an mehr. An den Dampf in der Dusche, an Axels weiche Haut, seine Hände, die ihre Hüfte griffen und geben die gefliesste Wand pressten. Das Gefühl, als er nicht wiederkam.

    „Da kommen sie“ flüsterte Lilien. Sollen sie doch. Die beiden letzten Soldatinnen standen mit leeren Magazinen auf dem Dach. Sie waren bereit.


    Ein wunderschöner Ausblick auf das Evakuierungsgelände, auf dem ein Mörser aufgebaut wurde, der in die Richtung der kleinen Baracke ausgerichtet war.

    Die Schultern. Seine Narben. Der sanfte Kuss auf dem Gelände des Schrottplatzes.

    Eine laute Explosion schleuderte das Geschoss aus dem Rohr des Raketenwerfers.

    Ihre Brüste, die sich an seinen Körper pressten. Seine Hand, die sich im Schlaf an ihre Hüfte legte.

    Sanders breitete ihre Arme aus und begann fast hysterisch zu lachen.

    Axels Stimme, die ihr sagte, das alles gut wird. Sie sich entspannen soll.

    Es schien, als explodierte das Geschoss mit feuriger Wucht direkt an Sanders ausgestrecktem Körper . Die Hitze und die Splitter der Bombe erschütterten das Gebäude und rissen einen Krater in den Schlamm unter ihnen. Helena schloss die Augen.

    ...Ich komme zu dir.

    Geändert von Caro (05.09.2012 um 00:03 Uhr)

  8. #8


    Riley und Cyrillus hörten plötzlich einen ohrenbetäubenden Donnerschlag, gefolgt von vielen weiteren Detonationen. Staub rieselte von der Decke und der Boden erzitterte leicht. Sie sahen ihren Atem in kleinen Rauchwölkchen, als sie beschlossen hatten, dem Schienenpfad zu folgen der sie tiefer Richtung Osten gebracht hatte. Als kleine Steine von der Decke rieselten und die Wucht der Einschläge kein Ende nehmen wollte, rannten sie schnell weiter.

    Als die beiden schließlich nach fast einer halben Stunde das Tageslicht des neuen Morgens sahen und aus dem Schacht einer leeren Fabrikhalle krochen, sahen sie durch die gesplitterten Fenster nur noch Feuer und Trümmer, wo einst das Lager von Lilien Sanders gewesen war. Es schien als hätte das Haus auf dem das Lager gewesen war zu existieren aufgehört um einem staub- und steinübersätem Krater Platz zu machen. Der Tod von Helena und Sanders schien vollkommen sinnlos. „Warum haben sie uns weggeschickt?“, murmelte Riley leise als aus dem schweren Militärrucksack auf Cyrillus Rücken ein leises Knacken zu hören war. „Hier ist Randon Millers, ich komme aus Süden, fahre Richtung Garden Island und habe Kinder bei mir.
    Bitte, die…die letzten Tage waren die Hölle… ist hier noch irgendjemand am Leben? Wir brauchen Schutz, Hilfe, Ausrüstung…“


    Und der Priester lächelte den jungen Mann an. Der Samen einer neuen lebenswichtigen Aufgabe war ausgebracht worden und von den Früchten wollten die Beiden nichts für sich behalten. Er drückte auf die „Senden“-Taste…

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