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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

Baum-Darstellung

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  1. #25
    Ausnahmsweise mal mit Musik


    Sie lagen in Deckung und warteten auf die nächste Wachablösung. Es konnte nichts schiefgehen, mit der Hilfe von Ludwig hatten sie innerhalb kürzester Zeit den Wachplan herausgefunden, und in Abhängigkeit der Laufwege genau geplant, wann sie an welchen Posten vorbeikonnten. Die ganze Sache war absolut sicher, wenn es auch nicht die geringste Toleranz für Fehler gab. Die zwei Verletzten - Tess und Ludwig - waren ebenfalls einkalkuliert mit ein paar Extrasekunden. Bisher waren sie auf diese Weise auch schon an allen kritischen Punkten vorbei gekommen, und jetzt würde sie ihr Glück hoffentlich nicht verlassen. Dieses mal ging es wirklich ums Ganze, dachte sich Dani, als sie mit Tess, Niki und Ludwig in der Deckung lag und auf den nächsten Moment wartete, um weiterzulaufen.
    Es war in den letzten Tagen öfter knapp gewesen, aber noch nie war sie selbst so weit vorn mit dabei gewesen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, dass es die Wachen hören mussten, aber unbeirrt liefen sie an der kleinen Gruppe vorbei. Sie verkniff sich gerade noch ein erleichtertes Aufatmen, als sie in die Runde blickte. Mit einem kurzen Seitenblick stellte sie fest, dass die Wache ausser Hörweite war und sagte leise: "Ok, weiter gehts, bald haben wir es geschafft."
    Sie lächelte den anderen aufmunternd zu und wunderte ich im gleichen Moment, woher sie die Zuversicht nahm. Sie hatte eine Scheißangst, dass die Wachen jeden Augenblick wieder kommen würden, weil irgendetwas ihren Plan geändert hatte. Es gab Duzent Möglichkeiten, über die sie jetzt wohl besser nicht nachdenken sollte. Für ein paar Sekunden fürchtete sie gar, sie würde den Mut nicht aufbringen, die sichere Deckung noch ein weiteres Mal zu verlassen, allerdings war auch die Rettung noch nie so nahe gewesen. Ja, sie war es ihnen schuldig, allen die Gefallen waren für die Gruppe. Ludwig sah auf seine Uhr und gab ihnen das Zeichen.
    Nach einem letzten Blick in die Richtung, in der die Wachen verschwunden waren, rappelten sie sich auf und gingen so leise wie möglich weiter, wenige Meter trennten sie noch von der Rettung. Vor lauter Konzentration sich an den Zeitplan zu halten und ja keinen Lärm zu machen, hätte es Dani fast übersehen. Den kleinen roten Punkt auf Nikis Stirn. Vermutlich war es eh nur einer Fügung des Schicksals zu verdanken, dass sie sich überhaupt nach ihm umdrehte.
    Scheiße.
    Ohne weiter nachzudenken, gab sie dem Jungen einen Schubs, der ihn zu Boden gehen ließ und bei dem sie selbst einen Schritt nach vorn tat, für eine Warnung blieb keine Zeit. Gerade noch rechtzeitig, dachte sie sich noch, bevor sie einen Schlag in die Seite spürte und gegen Tess taumelte.
    Was zum..? Sie schaffte es nicht, den Satz zu Ende zu denken, da verließ sie schon die Kraft in den Beinen und sie sackte haltlos zusammen, die Hände an die Seite gepresst. Als sie am Boden liegend vorsichtig eine Hand wegnahm, konnte sie sehen, dass die Handfläche voll Blut war. "Scheiße.", würgte sie hervor, wobei sie auf einmal einen ekelhaften Blutgeschmack im Mund hatte. "Woher..?", setzte sie an, und warf Tess einen panischen Blick zu. Diese gottverdammten Scharfschützen hatten Niki aufs Korn genommen, und statt ihm hatten sie jetzt Dani getroffen.

    Dani. Nein.Verdammt.“ Ihre Finger krallten sich in die Fetzen der Uniform, als Niki und Ludwig durch den verlassenen Posten rannten. Sie konnte Dani nicht zurücklassen. Wollte es nicht. Würde es nicht, solange ihr Herz noch schlug. „Ich lass dich nicht hier. Sie zu das du deinen Hintern hochbekommst, sonst schleif ich dich rüber.“ Rote Lichtpunkte wanderten am Boden neben den Baumschatten. Knackende Funkgeräte über ihnen und vom unbemannten Wachposten. Schusssalven in der Ferne. Ihre Chance war vertan. Ihr kaputtes Bein trug kaum sie selbst, wie sollte sie da einen Schwerstverwundeten rausbringen? Und die verfluchten Scharfschützen hatten sie mit ihren Nachtsichtgeräten aufgespürt und gleich würde hier ein Trupp sein um nach dem Angeschossenen zu suchen. Und zu vernichten, was von ihm übrig war. Sie presste die rechte Hand auf die blutende Schusswunde. Mit der andren umklammerte sie Danis Hand.

    Keine Angst.
    In Danis Augen sah sie keine Angst. Keinen Vorwurf.
    No, they can't dig a hole the right size to fit all of our dreams
    Be it blood, be it ink, but at least we were free

    Loszulassen hatte sie nie gelernt. Sie konnte es nicht. Auch nicht mit dem eigenen Tod im Nacken.
    Sie würde keinen mehr retten. Nur noch beerdigen, was sie liebgewonnen hatte. War das ihr Schicksal?
    Wir sehen uns wieder.
    Lass mich nicht allein. Nicht jetzt wo ich...

    Danke.
    Ich wusste bis du mich mit deiner Faust getroffen hast nicht das … Die Zeit mit dir. Ich weiß jetzt was ich will.

    Die blauen Augen sagten ihr, zusammen mit dem Stück Metall, das sich in ihre Hand drückte, alles was nicht gesagt werden konnte. Nicht mehr gesagt werden musste, weil Tess Dani auch ohne Worte verstand.
    Stirn berührte Stirn. Eine schwarze Locke umkringelte eine blonde Strähne. Als sich Danis Mund mit blutigem Schaum füllte schmeckte Tess das metallene Salz.
    Der rote Himmel von Sydney brannte und schwarzer Schnee fiel über ihnen herab, als sich die Hand vom Bauch löste und der Schwall Blut sich den kürzesten Weg nicht mehr über die Lippen sondern aus der Wunde suchte.

    ~*~

    Sie brauchte nicht in die Augen der Ärztin sehen um zu wissen, dass sie sterben würde. Es würde hier und jetzt zu Ende gehen, seltsamerweise bekam sie keine Panik. Sie wurde eher ruhig und gelassen, auch den Schmerz spürte sie nur noch wie aus weiter Ferne. In ihrem Aschgrauen Gesicht war ein fast friedlicher Ausdruck. Sie bereute nichts in ihrem Leben, auch nicht, dass sie Helena nicht sabotiert hatte, wenn sich ihr die Chance geboten hätte. Was konnte einem Rache schon geben, vor allem noch auf diese hinterhältige Art und Weise? Sie bereute es auch nicht, dass sie es in ihrem Leben nicht zu mehr gebracht hatte. Sie war zufrieden gewesen, war es nicht das, was zählte? Und wer weiß, vielleicht würde sie Michail wieder sehen, oder ihre Eltern... Ihre Gedanken verwirrten sich immer mehr, aber auch das merkte sie nicht mehr wirklich. "Du mußt es schaffen.", hauchte sie Tess zu. "Und vergiss niemanden. Versprech es mir." Dann wurde sie von einem krampfhaften Husten geschüttelt, und noch mehr Blut lief aus ihrem Mund. Sie schaffte es noch einmal, die Augen zu öffnen und in den Himmel zu sehen. Obwohl es bald beginnen würde zu dämmern, konnte sie noch die Sterne sehen, bevor ihr Blick starr wurde...

    ~*~

    Die Sonne ging auf.
    Ein blassblauer Stern verschwand in diesem Moment.
    Für immer.
    Ich verspreche es.“, flüsterte Tess der Toten zu.

    Geändert von Andromeda (04.09.2012 um 19:58 Uhr)

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