Es lief alles glatt. Alles lief perfekt. Ellen schlug sich faszinierend durch, die Frau hatte wahnsinniges Talent, diesen Ton den sie drauf hatte... der pure Wahnsinn. Wo auch immer diese Frau gelernt hatte so gut zu schauspielern, bei ihm war es nicht und er war wirklich beeindruckt.
Sie wären fast durchgekommen... fast.
Verdammte Garde. Verdammte Nationalgarde. Sie wollten sie untersuchen.
Hugh wusste genau in diesem Moment, dass es vorbei war. Sie gingen auf Clover zu, richteten den Schein einer Taschenlampe in ihr Gesicht.
"Was ist den jetzt noch?" "Hoffentlich..."
"Was war das?" "Nein, scheiße..."
Hugh konnte förmlich dabei zusehen wie der zierlichen Sängerin die Tränen über die Wangen liefen. Sie wusste, ebenso wie Hugh, dass sie aus dieser Situation nicht mehr entkommen konnten.
"Wer hat denn dich in die Garde gelassen, Mädchen?"
"Sie ist noch nicht so lange dabei"
Ian gab sich Mühe...
"Hey, du da! Willst du uns nicht auch mal dein Gesicht zeigen?"
Der Mann der dies sagte, meinte Hugh. Er trat langsam auf ihn zu.
Es ging schnell, sehr schnell.e Clover kippt einfach nach vorn, krallte sich an den uniformierten Gardisten vor ihr und... fing an zu weinen. Lautstark zu weinen. Aber das klicken der Sicherungen war kein beruhigendes Geräusch. Sie würden sterben... dumm dreist durch den Haupteingang marschieren, wer kommt schon auf so eine beschissen dumme Idee?
"Sir, dürften wir jetzt weiter? Es tut mir ja Leid, das zu sagen, aber was Sie hier veranstalten, ist enorme Zeitverschwendung! Gönnen Sie dem Mädchen eine Pause und lassen Sie jemanden über alles Weitere entscheiden, dessen Aufgabe das ist. Also los!" "Bitte... bitte lasst uns gehen, lasst uns einfach gehen..."
Die eisige Starre die alles gerade zum umgeben schien wollte sich nicht lösen. Sie stand einfach im Raum, war da und verhöhnte die vier Flüchtlinge und ihr bestreben, ihren Willen zu überleben.
Hugh hob das Gesicht kein einziges Mal. Er konnte nicht, er durfte nicht.
Die erlösenden Worte klangen dumpf und schwer in seinen Ohren...
""Macht, dass ihr weg kommt." "Ja, schnell! Schnell weg hier bevor..."
"Moment noch"
Hugh sah dem Verderben ins Angesicht, der Nationalgardist kam auf ihn zugestapft, es war der reinste Albtraum.
Sie kamen so weit, wären fast durchgekommen und jetzt? Jetzt würden sie auffliegen. Ihre Tarnung war gut, sie war durchdacht. Nur konnte man eine Sache nicht faken... sein Gesicht. Sein entlarvendes, verfluchtes Gesicht.
Warum zum Teufel kannte man ihn nur so gut? Es hätte so gut klappen können, selbst die imitierten Uniformen hätte die Garde nicht erkannt, aber Hugh...
Er hielt sein Gesicht gesenkt, es war das einzige was er tun konnte... beten, Gesicht senken und hoffen, dass die anderen drei laufen würden. Vielleicht würden sie es schaffen. Über die Grenze flüchten und in Sicherheit, weit weg von den heißen, fliegenden Kugeln welche die Luft durchsieben würden.
Er spürte den Lauf eines Gewehrs an seiner Schulter.
"Kinn hoch, Gesichtskontrolle" Scheiße...
Es verging eine Sekunde.
"Hey, haben sie mich gehört? Schauen sie mich an, ich will ihr Gesicht sehen!"
Er müsste es tun, jetzt gleich. Ein weiteres Mal würde der Mann in Uniform nicht fragen...
An seinem Auge zog alles vorbei. Er hatte viel getan in seinem Leben. Er hatte Erfolg, großen Erfolg... er hatte eine Familie.
Seine Familie... würde er sie sehen wenn er tot ist? Was würde überhaupt mit ihm passieren? Würde man ihn erschießen? Auf der Stelle?
Würde man ihn einsperren? Was würde passieren wenn er jetzt sein Gesicht hebt?
Sie werden auffliegen, wegen Hugh würden sie es vielleicht alle nicht schaffen.
"ANSCHAUEN!"
Scheiße... das war der Moment. Der Moment in dem die Fassade bersten würde. Doch er würde nicht kampflos untergehen, Hugh wäre nicht Hugh, wenn er der Angst nicht ins Gesicht spucken würde!
Bekämpfe deine Angst, sonst wirst du verlieren.
Kämpfe Hugh... kämpfe um ihr Leben!
Du hast es vielleicht nicht geschafft den Tod von deinen Kindern zu verhindern... du hast es nicht geschafft zu verhindern, dass Deborah über sie herfiel. Wäre er eine Stunde früher Zuhaus gewesen... dann würde er bis in die Ewigkeit des untoten Daseins mit ihr über die Welt wanken.
Aber er war nicht Zuhaus. Seine Frau war es. Sie wurde zu einer von ihnen und labte sich an ihren Adoptivkindern... der Anblick war furchtbar. Er brach in Tränen aus.
Hugh weinte, er wollte sie nicht so sehen.
Er wollte niemanden so sehen, jeder hat das Recht auf Leben. Jeder hat das Recht darauf dieser Hölle zu entfliehen und verflucht... wenn er sein Leben in die Waagschale werfen sollte, dann würde er das tun. Er würde ausholen würde jetzt zuschla... !
Es knackte. Es rauschte.
"Brauchen Hilfe, brauchen Verstärkung. Durchbruch an der unfertigen Quarantänemauer, wiederhole, Durchbruch der Quarantäne!"
Der Gardist der Hugh eben noch anschrie griff sofort an sein Funkgerät.
"Hier ist Lt. Drew. Bestätige, schicken Unterstützung vom Haupttor."
Das rauschen erstarb schlagartig. So schnell wie es kam.
"Verdammt, hauen sie ab! Haben sie es nicht gehört?! Schnappen sie sich eine Waffe und helfen sie dem Mann, verflucht und bewegen sie ihren Arsch schneller ja?!"
Hugh lief... zusammen mit den anderen. Sie liefen und liefen. Ihre Füße trugen sie immer weiter, durch das Lager, weit über die Grenze, Meter um Meter addierte sich auf ihre Distanz zur Gefahr.
Sie sahen den rettenden Hafen. Er kam immer näher, bis sie endlich in Sicherheit waren.
Hugh schaute hinauf in den dunklen Himmel. "Ich hoffe ihr seid da oben... Daddy kommt. Versprochen."