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Dob stupste den kleinen Noah unbeholfen an.
"Also, äh, kleiner Mann. Alistair meinte, du hast nen Plan? Irgendwie durch Rohre kriechen und auf die andere Seite der Mauer kommen, so war's doch?"
Noah nickte und blickte zu dem Mann hinauf, der vor ihm stand. Wieso der wohl nur eine Badehose anhatte? Naja, egal!
"Wir müssen aber die Ventilatoren irgendwie ausmachen. Ich hab hier diese Dinger, mit denen man das machen kann!"
Noah hielt Dob die Werkzeuge hin, die er in seinem Rucksack verstaut hatte. Dob grinste. "Ich hab meine eigenen. Das wird verdammt einfach. Wir montieren einfach alles ab, was uns in den Weg kommt."
Auch Andris gesellte sich zu den beiden. "Wenn wir uns da unten durch die Büsche bewegen und keinen Mucks machen, sollten wir an den Zombies vorbeikommen. Die sind gerade eher an der Mauer interessiert, das sollte kein Problem werden. Ach, und das hier wird in den Rohren nützlich sein." Aus seiner Jacke zog er eine Taschenlampe hervor.
Die drei nickten sich stumm zu, Noah sah die beiden dabei stolz an. Er wurde wie ein Großer behandelt! Es gab nichts mehr zu besprechen. Noah lief zur Leiter, Dob und Andris folgten ihm.
Das Schlurfen und Stöhnen der Zombies war von überall zu hören, doch in den Schatten waren sie sicher und gelangten unbemerkt zu dem Gitter, hinter dem ein großer Ventilator in gefährlicher Geschwindigkeit rotierte.
"Lasst mich da mal ran, mit sowas kenne ich mich aus", meinte Andris. Seine Augen sagten jedoch etwas anderes. Er erinnerte sich an die Dusche auf dem Schrottplatz. Die Finger waren alt und wund, wie lange würden sie ihm noch ihren Dienst erweisen? Aber es musste einfach gutgehen. Ein paar Schrauben würden ihn nicht in den Tod schicken.
Andris machte sich an die Arbeit. In Windeseile hatte er die Schrauben vom Gitter gelöst. Den Ventilator dahinter verkeilte er mit einer Zange, löste ihn mit einiger Mühe aus seiner Fassung und legte ihn schließlich auf das feuchte Gras.
"Na also", flüsterte er triumphierend.
Noah machte Anstalten, als erster in den Schacht zu kriechen, doch Dob hielt ihn zurück.
"Hey, hey, hey. Hey. Ich hab keine Ahnung was uns da drin erwartet, aber ich werde verdammt nochmal nicht zulassen, dass ein kleines Kind da zuerst reingeht. Schon gar nicht mit ner Verletzung am Fuß."
Noah wollte widersprechen, doch Andris nickte entschieden, und damit war die Sache entschieden. Noah würde als zweiter, Andris als letzter in die Dunkelheit kriechen. Andris reichte Dob die Taschenlampe. Dieser schaltete sie ein, nahm sie zwischen die Zähne und kraxelte in das Loch in der Wand.
Der Lüftungsschacht war groß genug, dass Dob sich bequem auf allen Vieren vorwärts bewegen konnte. Der Weg wand sich ständig und an einigen Stellen mussten die drei handwerklich begabten Überlebenden auch in die Höhe klettern, was besonders Noah große Schmerzen bereitete. Doch er presste die Lippen zusammen und ertrug stumm den Schmerz. Er wollte sich vor den Großen nichts anmerken lassen. Dass Andris hinter ihm noch viel mehr zu kämpfen hatte, bemerkte er gar nicht. Müde und mit schmerzenden Knochen bewegte sich dieser langsam voran.
"Was zur Hölle ist das hier", entfuhr es Dob, als er um eine weitere Ecke bog. Der Schacht gabelte sich, und einer der Wege endete abrupt in einer klaffenden Öffnung. Der Schacht war an dieser Stelle einfach auseinander gerissen. Vorsichtig kroch Dob weiter nach vorne, da spürte er auch schon, wie das Blech unter seinem Gewicht nachgab.
"Bleibt zurück! Verdammte Scheiße, hier geht's nicht weiter."
Unter sich sah er in weiter Entfernung den Boden der Lagerhalle, beleuchtet im schwachen Licht des brennenden Sydneys durch die Fenster.
Andris war mittlerweile in den anderen Schacht geklettert. "Hier sieht es sicher aus! Wenn mich mein Orientierungssinn nicht täuscht, führt dieses Rohr auch hinter die Mauer. Aber viel Gewicht halten die Verankerungen hier wohl auch nicht aus. Wir sollten uns schnell was überlegen!"
Dob fluchte. Er hatte jetzt echt kein Bock auf verdammte Rätsel! Vorsichtig sah er durch die Öffnung und erspähte das abgebrochene Ende des Lüftungsschachtes, das lose in der Luft baumelte.
Ob er es mit einem gewagten Sprung erreichen konnte?
Normalerweise war Dob nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber das hier schrie einfach alles nach einer Katastrophe. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
"Okay, okay. Wir machen es so, und ich will verdammt nochmal keine Widerrede hören, weil ich jetzt kein Bock auf Diskussionen hab. Ich werde hier runterspringen und versuchen, da drüben zu landen und wieder in den Schacht zu klettern. Ihr beiden nehmt den anderen Weg. Wir sehen uns auf der anderen Seite."
"Mein Junge, das ist viel zu-"
"Ich sagte Schnauze halten, verdammt!"
Andris seufzte. Je länger sie hier warteten, desto müder wurden seine Knochen, und auch die Verankerungen der Lüftungsschächte.
"Also gut, wir teilen uns auf! Komm Noah, wir gehen hier entlang!"
Dob reichte Noah noch schnell die Taschenlampe. Das Innere der Lagerhalle war fürs Erste ausgeleuchtet genug, und die beiden hatten sie nötiger. Dann kraxelten Andris und Noah davon, Andris voraus.
Dob blickte ein letztes Mal durch die Öffnung. Scheiße, er war ein verdammter Actionheld, wenn das klappte. Wenn ihn die Mädels jetzt sehen könnten! Er dachte plötzlich an Sarah. Wenn er jetzt sterben würde, wäre die Sache wohl auch gelaufen.
Ob sie jetzt gerade wohl an ihn dachte?
Und wenn ja, hatte sie dabei etwas an?
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, griff nach dem Blech an der Öffnung und stieß sich mit voller Wucht ab. Nach einer halben Umdrehung in der Luft landete er hart auf dem anderen Ende des Lüftungsschachtes, welches sich unter der Last bog und wand. Fieberhaft suchte er mit den Händen nach Halt, während die Konstruktion sich langsam aus ihrer Verankerung löste und Dobs Körper bereits bedrohlich über dem Abgrund hing.
Wie durch ein Wunder gelang es ihm schließlich, sich auf den Bauch zu drehen. Panisch kletterte er das fallende Rohr empor. Oben tat sich ein weiterer Riss auf. Gottverdammt, was für ein Scheißplan war das gewesen?! Er hätte es verdammt nochmal besser wissen müssen.
Das wackelige Ende des Schachtes löste sich von dem stabileren hinteren Teil, der durch die Wand führte. Das war's, dachte Dob nur. Scheiße. In einem letzten Versuch warf er sich mit ganzer Kraft nach oben...
...und fand Halt. Seine Hände ergriffen die Öffnung des Rohres, das durch die Wand nach außen führte. Mühsam zog er sich nach oben. Dann gönnte er sich eine Verschnaufpause. Scheiße, das war knapp gewesen!
Der letzte Teil des Weges stellte keine Gefahr mehr dar. Mit seinem Werkzeug löste Dob ein letztes Gitter, dann war es vorbei. Keuchend und erschöpft schob sich Dob durch das Ende des Rohres und purzelte kopfüber in ein Gebäude auf der anderen Seite der Mauer.
Er blickte sich um. Da war noch ein anderes Rohr. Hier würden Andris und Noah wohl gleich herauskommen. Vorsorglich schraubte er das Gitter ab, um ihnen das letzte Stück zu erleichtern.
Geändert von Schattenläufer (04.09.2012 um 00:30 Uhr)
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