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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

Baum-Darstellung

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  1. #20
    Der Weg zur Absperrung erschien Clover unendlich weit. Die gefälschte Uniform kratzte und bei jedem Schritt hätte sie sich den Stoff am liebsten vom Körper gerissen. Die hochgeschlossene Uniform schien ihr beinahe den Atem zu nehmen, aber wahrscheinlich war es nur die Nervosität und die Angst, die ihr den Hals zuschnürten.
    Der Plan war eigentlich ganz simpel - Ellen sollte vorangehen und Clover und Ian müssten so gut wie möglich von Hugh ablenken, damit sie es am Ende alle schaffen würden.
    Die Sängerin sollte dabei wie ein bemitleidenswertes Häufchen Elend wirken und das würde ihr bestimmt nicht schwer fallen. Sie fühlte sich ohnehin nicht allzu gut, denn der Abschied von Riley saß ihr noch tief in den Knochen. Es war kein guter Abschied gewesen. Er hatte ihr sogar ihren Glücksbringer zurückgegeben. Selbst die Tatsache, dass sie ihre Ukulele zurücklassen hatte müssen, schmerzte sie nicht so sehr wie dieser Abschied. Dinge konnte man ersetzen, Menschen nicht. Auch bei dem Gedanken, Léo ganz alleine gehen lassen zu haben, wurde ihr schlecht.

    Als sie alle schließlich bei der Absperrung ankamen, legte Ellen sofort einen überzeugenden Auftritt hin. Das Tor wurde umgehend geöffnet, doch der Blick dahinter bot keinen beruhigenden Anblick. Zahlreiche Wachen patroullierten und neugierige Augen schienen sie zu durchbohren. Der direkte Schein einer Taschenlampe beleuchtete Clovers Gesicht und sie musste blinzeln. Perfekt.
    "Was ist denn jetzt noch?", sagte sie mit bebender Stimme und zitterte dabei am ganzen Körper. Das war nicht mal gespielt. "Was war das?" Die Blicke waren nun auf die Sängerin gerichtet und sie bemerkte, wie ihr das Herz bis zum Hals klopfte. Ihre Stimme wurde sofort weinerlich und der starrende Blick der Wache, die ihr am nähesten stand, machte sie fast verrückt - was aber immerhin dazu führte, dass ihr tatsächlich langsam aber sicher die Tränen kamen. "Ich habe gefragt, was denn jetzt noch ist. Wir konnten uns gerade so in Sicherheit bringen und jetzt..." Tränen kullerten ihr nun über die Wangen und die Patroullie schien höchst irritiert. "Wer hat denn dich in die Garde gelassen, Mädchen?", fragte einer von ihnen streng und trat auf sie zu, bis er ihr genau gegenüber stand. Sein linkes Auge zuckte misstrauisch. Sieh bloß nicht so genau auf die Uniform, oh bitte, sieh bloß nicht dort hin.
    "Sie ist noch nicht so lange dabei.", sagte Ian beschwichtigend, während Clover ihren Blick senkte und laut zu schluchzen begann. Im Augenwinkel sah sie, dass der Kerl von der Garde seine Hand an seiner Waffe hatte und nur eine kurze Bewegung gereicht hätte, um zu schießen.

    Von etwas weiter weg konnte man nun eine andere Männerstimme hören. "Hey, du da! Willst du uns nicht auch mal dein Gesicht zeigen?" Sie meinten Hugh. Sie mussten einfach Hugh meinen, und wenn sie entdecken würden, wer er war, dann war alles vorbei. Für sie alle.
    Clover warf sich kurz entschlossen der Wache, die ihr immer noch gegenüber stand, entgegen, krallte sich an seiner Uniform fest und schluchzte so laut wie möglich in den kratzigen Stoff. Ein dutzend "Klick"-Geräusche folgten - Waffen waren entsichert und höchstwahrscheinlich auf sie gerichtet worden. Clover konnte nichts sehen, da ihr Gesicht immer noch gegen die Brust der Wache gedrückt war, aber sie fühlte die Spannung, die sich aufgebaut hatte. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Oberkörper, gespielte Tränen vermischten sich mit echten. Sie würde hier sterben, genau jetzt.

    Ich kann jetzt nicht sterben. Vor Clovers geistigem Auge erschienen zahlreiche Bilder. Sie sah Léos Gesicht und fühlte gleichzeitig die Sonnenbrille, die die Kleine ihr geschenkt hatte, in der Innentasche der Uniform. Léo würde am Boden zerstört sein, wenn Clover nicht mit den anderen kommen würde, ihr Lachen und ihre Fröhlichkeit einfach aufgesaugt werden und verschwinden.
    Ich darf jetzt nicht sterben! Clover erinnerte sich an Rileys Blick bei seinem Abschied - sie sah die Trauer in seinen Augen, wenn er herausfinden würde, dass sein Zurückbleiben umsonst gewesen war.
    Jetzt nicht mehr! Sie sah Alistair, der voller Gram die ganze Welt verfluchen würde, einfach weil er sein Versprechen nicht halten hatte können. Auch wenn da dieser Bruch zwischen ihnen war wusste Clover, dass er ihren Tod nicht einfach gleichgültig hinnehmen würde. Wahrscheinlich würde er dann auf Ian losgehen, ihm die ganze Schuld geben...
    Ich kann sie alle nicht im Stich lassen. Ian durfte sie nicht sterben sehen. Er konnte sie nicht retten und das würde ihn enttäuschen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen.
    Ich kann jetzt nicht sterben...

    Eine ruckartige Bewegung holte Clover aus ihrer Angststarre. Sie wusste nicht, ob Ian oder Ellen irgendetwas unternommen hatten, aber plötzlich hatte die Wache die schluchzende und zitternde Clover verärgert von sich weggeschoben. "Macht, dass ihr weg kommt." Erleichterung durchströmte Clover und sie war drauf und dran, mit Ellen und Ian einfach zu gehen, als die Männerstimme von vorhin sich wieder einmischte. "Moment noch."
    Der Mann trat auf Hugh zu.
    "Kinn hoch, Gesichtskontrolle."

    Geändert von Lynx (04.09.2012 um 20:39 Uhr)

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