Die Jungs war unglaublich erleichtert, als sie sahen, wie sich die Situation wieder entspannte. Noah drückte sich an Josh, der still neben ihm gekauert hatte und warf Alistair, der ihnen Deckung gegeben hatte, einen dankbaren und bewundernden Blick zu.
„Noah, du hast recht, wir haben uns alle drei falsch verhalten. Wir müssen uns gegenseitig helfen. Yuki hier wollte niemanden verletzten nur... das wir aufhören uns zu hauen und reden. Ihr beide wart sehr tapfer und ich danke euch dafür, das ihr mich beschützt habt. Alistair und ihr zwei helft mir sicher gleich meine kleinen Schrammen zu versorgen, nicht?“
Der Junge nickte eifrig. Sie hatte seinen großen Bruder verarztet. Natürlich würden sie ihr helfen.
„Aber vorher möchte ich das Josh sich wieder hinlegt, damit er gesund werden kann. Noah, meinst du du kannst ihm helfen? Und Leo? Hilfst du Noah und Josh?
Josh stieß einen leisen Protestlaut aus, als die beiden Kinder auf ihn zueilten. Er war doch der Älteste der dreien. Er musste selbstständig sein. „Wartet, ich kann alleine...“, seine Stimme versiegte, als sich Léos kleine Hand um die seine schloss, uns sie ihm ein warmherziges Lächeln schenkte. Josh spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Aus irgendeinem Grund bereitete es ihm Schwierigkeiten, ihr in die Augen zu sehen, obwohl Léo wirklich sehr niedlich war und ihre großen runden Augen ihn freundlich anstrahlten. Er versuchte, eine aufrechtere Haltung einzunehmen, um einen nicht ganz so hilflosen Eindruck zu machen, doch es gelang ihm einfach nicht, den Kopf vollständig zu heben.
Noah war weniger befangen. Im Gegenteil: als Léo ihm stützend unter die Arme griff, weiteten sich seine Augen in freudiger Überraschung und er lachte sie offen an. Während die drei in Richtung Lager gingen, eröffnete Noah dem Mädchen seinen brandneuen Plan.
„Álvaro ist echt toll! Wenn wir wieder in Sicherheit sind, werde ich mir ein neues Kuscheltier suchen. Und dann können die beiden miteinander spielen! Ich könnte einen Tiger holen! Dann können wir einen Dschungel für die beiden bauen. In einem Baum!“
Léo fiel glockenhell in sein Lachen ein. „Oder einen Elefanten. Dann kann Àlvaro auf ihm reiten.“ sie wandte sich zur anderen Seite. “Und DU heißt Josh, ja? Josh klingt irgendwie wie José, so heißt ein Cousin von mir, der ist ein richtiger Fiesling! …Aber Du bist bestimmt keiner, oder?“
„Ja! Ich meine.. .nein! Natürlich nicht, ich mag nämlich keine Fieslinge.“, beeilte sich Josh zu sagen. Noah hob erstaunt den Kopf. Sein Bruder klang irgenwie heiser. Ob das vom Fieber kam? Er sah wirklich übel aus.
Kaum war Léo von dannen geeilt, mit dem Versprechen, bald wiederzukommen, als sich auch schon Alistiars gewaltige Silhouette vor ihnen aufbaute und sofort in die Knie ging, um mit ihnen auf einer Augenhöhe zu sein. Joshua war schon halb eingeschlafen. Noah aber lächelte, rutschte näher an den Iren heran und lehte sich vertrauensvoll gegen sein Bein.
"Na, alles klar?", flüsterte Alistair.
Noah nickte eifrig.
"Dann is gut. Hör mal. Joshua hat mir vorhin seinen Plan mit dem Klettern erklärt. Allerdings ist das für dich wohl keine Option mit der Verletzung am Bein.Vielleicht hast du auch nen Plan, wie wir einige der Leute hier raus bringen können. Überleg dir was, ich helf kurz der Dame hier, dann komm ich zurück."
„Oh! Ich weiß was viel besseres als Klettern! Ich erzähle es dir gleich!“ Noah sah dem Iren hinterher und ging im Kopf noch einmal den in seinen Augen total genialen Plan durch.
Der mit dem Fliehen. Nicht der mit dem Dschungel.
Er wippte aufgeregt auf seinem Platz hin und her, bis Alistair endlich wiederkam. "Alistiar!", erschrockener Blick auf Josh, der im Schlaf ein leises Geräusch von sich gab, "Ich meinte: Alistair. Ich hab was ganz tolles entdeckt. Gestern, als wir einen Unterschlupf gesucht haben." Der Kleine krabbelte auf die Balustrade zu und sah Alistair bittend an. Dieser verstand sofort und streckte lächelnd die Arme aus, um Noah hochzuheben. Vorsichtig lugten die beiden über den Rand. "Da vorne", wisperte Noah. "Siehst du es?"
Alistair sah... eine Lagerhalle. [3]
Er hob fragend eine Augenbraue, was Noah nicht sehen konnte. Dieser plapperte munter weiter drauf los. "Wenn wir da durch steigen, können wir bis nach hinten durch. Wir werden nicht mal nass vom Regen. Und bestimmt passen alle durch. Aber wir brauchen das hier." , er zappelte ein bisschen herum, bis der Ire ihn auf dem Boden absetzte, immer noch verwirrt. Noah krebste zu seinem Mickey Maus Rucksack, öffnete ihn und legte nacheinander Werkzeuge auf den Boden. Sie waren alt aber gut gepflegt. "Um die Ventilatoren kaputtzumachen und so. Sonst tun die uns weh."
Moment.
Alistair blickte noch einmal zum Lagerhaus hinüber. Tatsächlich. Jetzt sah er es auch: Ein großes Gitter in erreichbarer Nähe. Es gehörte zu einem Lüftungsschaft. Und das Gebäude zog sich durch den Wall hindurch.
Er sah aber auch den großen Ventilator, der die gesamte Breite des Schachtes einnahm und sich bedrohlich drehte. Er musste irgendwie außer Gefecht gesetzt werden. Deshalb die Werkzeuge.
Alistair lächelte und zerzauste dem Jungen den dunklen Haarschopf. "Das hast du dir sehr gut ausgedacht. Wirklich gut. Du scheinst ein Auge für solche Dinge zu haben."
Der Ire wusste genau, von wem Noah das geerbt hatte.
Noah sah Alistiar mit großen Augen flehend an. Er wirkte plötzlich bedrückt. "Sie werden mich doch mitnehmen. Oder? Vielleicht, wenn ich ihnen mein Werkzeug ausleihe und ganz lieb bin?"
Der Knöchel könnte allerdings ein Problem darstellen...