[Zsfg: Tess bekommt einen Streifschuss ans Bein (alle Werte -2). Wird von Sanders notoperiert, nachdem sie Alistair zu den Kindern geschickt hat und Yuki mit der Situation überfordert ist. Dann kümmern sich Dani und Dob um sie]
Es war ihr wie eine großartige Idee erschienen. Ausspähen. Wie im Film. Vielleicht einige Schüsse auf die Bastarde abgeben, bevor sie ihre neue Deckung entdeckten. Aber das hier war kein Film. Tess bereute das sie nicht irgendwo einen Autospiegel abgebrochen hatte, oder jemandem einen Schminkspiegel abgeschwatzt hatte – wie sie es seit dem Schrottplatz vorhatte. Im Film hatte es mit dem „Um-die-Ecke-schauen“ jedenfalls so immer problemlos geklappt. Würde sie das nächste Mal machen.
Sie erhaschte einen kurzen Blick mit dem Fernrohr – Infizierte wurden gefesselt und enthauptet („Die Nationalgarde weiß ganz genau was das Virus bewirkt und wie es funktioniert, kennt vielleicht sogar die Zeiten?“) ein Mann in besonders schlichter Uniform (vielleicht einer der in Lagern arbeitete?) ließ besonders arbeitstaugliche Gebissene fesseln und mit Ledersäcken über dem Kopf in einem LKW abtransportieren. (Haben sie ein Gegenmittel? Sind das Versuchsobjekte? Oder … Kampfmaschinen gezüchtet um zu vernichten?) Wofür? „Yuki... da...“ Dann sah sie den Scharfschützen. Und der zielte... genau...
In sicherer Deckung galt ihr einziger Gedanke dem „geliehenen“ Zielfernrohr. Ihre einzige Möglichkeit die Garde im Auge zu behalten. Sie wären verloren, wenn sie nicht wussten wenn die Garde einen Spähtrupp in ihre Richtung ausschickte und Sanders sie nicht kommen sah. Sanders, die sie alle gerettet hatte. Sie schnellte zurück, warf sich halb längs über die Barrikade – ihre Beine verhalfen ihr dazu das Gleichgewicht zu halten – sie erwischte das kleine Rohr haarscharf und schnellte schon siegessicher zurück... aber es war mehr als die Schwungkraft aus ihren Beinen, die sie zurückwarf. Viel mehr.
Black Hawk Down - Leave no man behind
Für einen kurzen Moment verlor sie jegliches Gefühl als eine Welle sie vom Bein aus erfasste. Ihre Beine... hochgeklappt, wie auf einem Badestrand. Ihre Beine... Ihre wunderschönen durchtrainierten, sehnigen Beine. Das Schönste an ihr. Ein irres flirren, das ihre Zähne klappern ließ. Ihr Herz stockte... stolperte... schlug träge als hätte es vergessen was seine Aufgabe war. Kalter Schweiß rann ihren Körper, ihre Hände hinab. Aber das Fernrohr hielt sie weiter umklammert. Auch als ihr Blickfeld kleiner und kleiner wurde und ihr Gehör versagte.
~*~
„Tess? TESS?“ Alistair. Beschützer. Ihr Joker.Wieso war er hier und nicht bei den Kindern? Aus dem Augenwinkel sah sie verschwommen wie Sanders Yuki in den Klammergriff nahm und ihr die Waffe an den Kopf drückte. Nicht!... doch sie konnte nicht sprechen.
~*~
Der Ire drückte seine Hand fest auf die Wunde, nachdem Yuki sie binnen Sekunden geistesgegenwärtig von den Sandsäcken weggeschleift hatte. Unter ihr zog sie eine Spur aus Blut über den Beton. Der Boden wurde durch einen tief eingeschnittenen Streifschuss an Tess rechtem Bein - den Unterschenkel entlang - mit Blut bespritzt. Die Sandsäcke waren bespritzt mit Blut. Überall war Blut. Ihr Blut. Sanders kniete neben ihr nieder und salutierte. Tess dachte es sei ein Abschiedgruß an sie... ironisch, einem Narren gegeben. Ein Narr des Schicksals, der sterben würde ohne gelebt zu haben. Aber ihr Blick wurde klarer und Sanders Augen blickten sie fest und respektvoll an. Wie Terence sie angesehen hatte. „Ohne Fernrohr wäre mein Gewehr einen Dreck wert.“ Ohne sie Sanders, wäre keiner hier mehr am Leben. Wer bin ich, sie zu verstümmeln? Ich bin nicht Gott. Yuki... sie wollte Gott spielen. Ian... Cyrillus... Helena... wer waren sie über das Leben anderer zu richten? Wer... was... Tess Augen schlossen sich. Sie war kreidebleich. Ihr Puls versackte. Sie starb.
„Irgendwas stimmt hier nicht... ich... die Kompressen funktionieren nicht oder so, obwohl ich sie angefeuchtet hab siffts da immer noch alles durch. Und sie ist ganz kalt, an den Armen... die Beine auch.“ „Was? Lassen sie mal sehen.“
Tess lächelte. Es sah auf der Ecke aus, als seien 6-7 Liter ausgelaufen, aber es war nur ein halber. Sanders schnellen Reflexen und ihrer Einschätzung sei Dank. Sie würde leben. Sie beugte sich so gut sie es konnte hoch, blickte auf ihr Bein. Sanders hatte dreimal geschnitten um an die Bahn heranzukommen. Die Wundränder waren verbrannt und abgestorben. „Nicht nähen. Ruhigstellen. Schienen. Abdecken. Fleisch über die Sache wachsen lassen. Schau ob du ne kleinere Klemme findest. Was... was man drinnen lassen kann. Die andren Blutbahnen werdens schon richten.“ Sie lächelte den Corporal friedlich an. Ihre Brust flatterte, hob und senkte sich panisch. Dann schloss sie die Augen. Ihr Körper zitterte heftig als das Adrenalin versackte und der Kreislauf wieder versuchte sich von alleine zu stabilisieren. Sie bemerkte es wie sie es bei einem Patienten vor sich bemerken würde. Distanziert.
Dobs Stimme. „Super Arbeit, Yuki. Große Klasse du Sushi-Hirn. Die konnte sich nichtmal um den Wissenschaftler kümmern. Solange hättest du noch warten können, bevor du mit ihr so eine Aktion startest, oder?“ Danis Stimme. „Wie geht es ihr denn?“
…
„Na komm, hilf mir ihr wenigstens was unterzulegen um sie zurück zu den andren zu tragen, sonst fressen uns hier oben auf dem Dach noch Zombats.“ „Zombat?“ „Vampirfledermäuse. Stehen auf Ketchupflecken wie hier. Shit, soviel Blut hab ich nicht gesehn seit..."
Schwanken. Von Ferne registriert. Jemand nimmt ihr das Fernrohr aus der schweißnassen Hand. Sanders Gesicht, das ihr für einen Moment lang Frieden schenkt. „Danke.“, formen ihre Lippen.
Stille.
„Warn verflucht schlechter Film.“
„Dob, pass auf ihren Kopf auf!“
„Ah, sorry Doc.“
Doch noch Stille. Nacht und Nacht.
~*~
Sie wusste nicht ob sie weggedöst war oder ob sie einen ganzen Tag verschlafen hatte. „Wie ist die Lage?“
„Wir haben ein paar Fluchtpläne ausgebuddelt. Bevor du fragst - keiner davon ist von mir. Scheint so als müsste ich einen Vibrator oder so lahmlegen. Kann so schwer nich sein, was meinst du? Du kennst dich doch sicher damit aus, wenn du so lange keinen Stecher an dich rangelassen hast?“ Sie antwortete nicht. „Ich rauche mehr, an den Tagen, wenn ich mich nicht mit dir prügeln kann. Weißt du wie ungesund das ist?“ „Tja, Sunnyboy, allein für deine Sprüche..." "... lohnt es sich auf ne gute Prügelei zu verzichten.“ Als er lachte stieg ein Rauchwölkchen aus seiner Nase, das sie fasziniert beobachtete.
Dani blickte über seine Schulter auf sie herab und stieß ihn ungeduldig an. "Ey Mann, rutsch rüber, unter der Decke ist noch Platz." "Was willst du? Lass mich hier sitzen ey. Erst wollt ihr alle meinen Tabak. Dann meine Decke. Ich bin nicht Sterntaler, wie unser Doc hier." „Wir sollten vielleicht versuchen zu schlafen. Wenigstens Tess.“
„Dob rutsch rüber.“ Er blickte sie nur aus nachdenklichen Augen an. Dann kräuselten sich seine Lippen wieder zu einem Lächeln. „Ich verstehe, na komm schon in meinen Schoß du kleines Luder. Nur der Tod kann die Gier nach mir stoppen, ich versteh das.“ Sie robbte vorsichtig einige Zentimeter an seine Seite. Ihr Bein pochte, aber der straffe Verband war gut fixiert. Dob war herrlich warm. "Ach Schnauze. Und pups mich ja nicht im Schlaf an, sonst schick ich dir ne Granate rüber, ich schwör!" "Hnnn ja is klar." Sie fühlte sich merkwürdig, als sie sich an seine Seite schmiegte. Dobs Arm gleitet wie von selber um ihre Hüfte und legt sich auf ihre Brust. Drückt einmal kurz zu.
„Du sagst ja gar nix.“ „Na schön, wir wärs mit - "Oh ja, Dob ich will dich. Oh Baby. Oh Baby." Genug? Also. Willst du das ich erfriere? Her mit der Decke.“ Er seufzte theatralisch, reichte ihr aber die Decke auf der er gesessen hatte und hockte sich selber auf den blanken Beton. Seine Hand blieb wieder über ihrem Herz liegen. „Keiner weiß wie weit es hinter der Mauer ist, nicht?“ „Sonne kommt, am Ende doch immer.“ „Was ist das, n Rätsel?“ „Es soll heißen das du keine Angst haben sollst, vor dem was kommt.“ Dob blieb still.
„Wie sieht der Himmel aus, der grad über dir steht?“
„Ahm... ich bin kein Wetterfrosch, aber es sieht nach... Nacht aus. Eindeutig.“
Tess konnte nicht anders als zu grinsen.
„Dob? Ich spüre nichtmal mehr meinen Hunger. Oder Durst. Dabei müsste ich durch den Blutverlust nen ordentlichen Brand haben. Ich glaub ich bin wirklich tot.“
„Soll ich dich schlagen? Ich mach das gerne – natürlich nur, damit du weißt das alles okay ist.“
„... ja mach mal.“
Er schlug sie. Dani keuchte entsetzt auf. Das war vielleicht etwas zu fest gewesen.
„Und?“
„Ich hab immer noch keine Lust auf Sex mit irgendwem – Hunger in jeglicher Form scheint also im Moment nicht wirklich notwendig zu sein um zu überleben. Dabei könnte man wenn man dich in der Gegend hat, fast glauben das "Täglich Brot" auch "Täglich Sex" beinhalten muss. Aber ich denke nicht mehr das ich tot bin. Danke.“
„Gern geschehen, Doc.“
…
„Doc? Wenn du dachtest das du tot bist – gibt es in deinem Nirvana dann nen Haufen sexfreudige Jungfrauen die so aussehen wie ich?“
„Nein Dob. Meine Hölle sieht so aus.“
Dani lachte leise.
…
Seine Hand blieb auf ihrem Busen liegen, während sie sich leicht zum Himmel drehte – und den Nordstern sah, der hinter der Stahlwand für sie schimmerte. Auch wenn es nur ein Stern war, dem ihr Schicksal nicht egal war. Einer reichte Tess vollkommen. Selbst wenn es ein notgeiles Sternchen war, das die Finger nicht bei sich lassen konnte.