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The Big Guns
Sie verschanzten sich auf der Dachgeschoss-Balustrade, direkt hinter ein paar Sandsäcken, die eher unvorteilhaft, aber zumindest so aufgetürmt waren, dass die scheiß Scharfschützen sie von ihren Positionen auf der Mauer aus nicht besonders gut ins Visier nehmen konnten. Sanders hatte ihr sauteures Recon-Fernglas unachtsam auf einem Beistelltisch liegen gelassen, was Yuki ziemlich gut in die Hände spielte. Sanders war seit ihrem Warnschuss nicht mehr besonders gut auf sie zu sprechen.
"Danke, übrigens - dass du mitgekommen bist.", sagte Yuki zu dem Irish boy, der sich als Alistair herausgestellt hatte. Sie erinnerte sich: Irish Streetbusters und so. Huh. Interessante Mixtur: Hoodlum und Kinderfreund.
"Kein Problem. Wie hast du diesen Vorposten eigentlich gefunden?", fragte Alistair und zog dabei die linke Augenbraue hoch vor Verwunderung.
"Er ist ziemlich direkt gegenüber vom Unterstand. Die Vollpfosten haben stundenlang Leute dahingeschickt, um den Kran zu reparieren. Hab' sie dabei beobachtet. Die Typen sehen alles andere als frisch aus und haben diesen Scheißkran immer noch nicht heilbekommen.", sagte Yuki, während einzelne Regentropfen auf sie niederprasselten, was sie besonders im Nacken und in ihrem Ausschnitt spürte.
Ich schwör, wenn der Kerl glotzt...
"Dementsprechend haben die da drüben das Mauerstück nicht fertig bekommen.", sie reichte Alistair das Fernglas. "Siehst du die Lücke da? Circa 10 Meter nichts als offenes Gelände."
"Ich sehe nichts.", sagte Alistair verdutzt, während er krampfhaft durch das Fernglas blickte. Er hielt es nicht falschrum, alles sah gut aus. Eigentlich...
"Was soll das heißen, 'Ich seh' nichts'?"
"Ich sehe halt nichts. Nur Dunkelgrau und ab und zu weiß und... Scheiß."
Da fiel es Yuki wieder ein. "Ah, shit, warte." Sie griff kurz herüber und drückte ein grünes Knöpfchen, das auf dem Griffstück ziemlich in der Mitte zu finden war. "Sorry, hab' vergessen, die Nachtsicht einzuschalten."
"Hattest erst gedacht, ich hätte das Fernglas falschrum gehalten, nä?", vermerkte der Ire und suchte mit dem Fernglas nach der Lücke in der Mauer.
"Hab' nie gesagt, dass ich dich für dämlich halte."
"Aber du hast mich nen versoffenen Arsch genannt."
"Und? Stimmt's oder stimmt's nicht?"
"Es liegt mir im Blut, me Lassy. Durch meine Adern fließt reines irisches Blut und wir werden mit Whisky im Blut geboren. Scheiße, ich habe schon mit 16 eine halbe Fußballmannschaft untern Tisch gesoffen, Mädchen!", sagte der Ire und hatte wohl die Lücke in der Mauer gefunden. Zumindest hielt er das Fernglas nun still.
"Ich hab' mit 16 'ne halbe Fußballmannschaft gevögelt."
Entsetzt dreinschauend und sehr langsam drehte Alistair seinen Kopf in Richtung der diebisch grinsenden Halbasiatin.
"Das... das ist'n Scherz oder?"
"Klar war's ein Scherz. Was denkst du bitte von mir?", sagte Yuki beruhigend, während sich Alistair wieder mit dem Fernglas der Mauer zuwandt.
"Es war 'ne ganze Fußballmannschaft.", setzte sie mit überdeutlichem Sarkasmus und einem noch breiterem Grinsen nach, was Alistair anscheinend an den Rand der Raserei brachte. Er wandte sich diesmal schneller herum, weniger entsetzt als genervt dreinblickend und ließ seinen Blick nur auf ihr ruhen, während sie "Ich mach' nie halbe Sachen, Irish Boy." nachsetzte.
"Du nimmst dir ganz schön was raus, hat dir das schonmal jemand gesagt?", sagte er ruhig, aber doch mit einer gewissen Aggression in der Stimme, bevor er sich wieder dem Vorposten widmete.
"Ich verzieh' mich, hier: Mach' du das alleine, so beschissene Zicken-Sprüche brauch' ich mir nicht anzuhören bei einer derartigen Operation.", sagte er etwas pikiert und robbte von dannen.
"Wir klären das bei 'nem Sparring oder so, Irish Boy!", schreiflüsterte sie ihm noch hinterher, allerdings reagierte er nicht.
Gut, musste sie doch alleine scouten.
Yuki schaute durch das Fernglas, damit sie sich noch einmal ein aktuelles Bild von der Lage drüben im Vorposten machen konnte.
"Ich hörte, dass hier vom Vögeln gesprochen wurde?", erklang eine vertraute Stimme direkt in Yukis Ohr, die erschrocken herumfuhr - direkt neben ihr saß nun auch noch Tess, die sie leise kichernd ansah, nachdem sie sich in Militärmanier platt auf dem Boden angekrochen hatte. Der Schlamm auf ihrer Brust und dem Bauch ließ sie mehr denn je wie ein Hyäne aussehen - tarnte sie aber auch vor etwaigen Blicken.
"Boah kuso, du hast mir 'nen Scheißschrecken eingejagt! Was hast du denn plötzlich hier verloren? Immer wenn ich in deiner Nähe bin passieren furchtbare Dinge."
"Dob fragte gerade, ob du unserer noch nicht ganz wirklich geschehenen Orgie beiwohnen willst.", sagte Tess keck grinsend. "Sieht so aus als ob unser Sunnyboy heute asiatisch essen will, wenn du verstehst."
"Sorry, nicht interessiert.", antwortete Yuki knapp und schaute paranoid an den Sandsäcken vorbei auf die Mauerbrüstung, ob sie dort eine Gestalt erkennen konnte, die es auf Tess absehen könnte. Die Ärztin schaute indes kurz nach hinten, wo Dani saß und kicherte derweil wie Schulmädchen. An Yuki war die Versöhnung der beiden nicht komplett vorbeigegangen.
Nur eine Umarmung, den Kuss hast du dir nur eingebildet.
In dem Moment, als sich der Dob-Typ auf die beiden gestürzt hatte wie ein notgeiler Rauhhaardackel war sie abgezogen, um auf andere Gedanken zu kommen. Andere Gedanken als... naja, andere Gedanken einfach. Der Irish Boy war mehr als heiß darauf gewesen, sie aufs Dach zu begleiten. Und als sie wieder hochgestiefelt waren, hatte sie erfolgreich die beiden ignoriert. Und jetzt saß eine der beiden neben ihr und warf grinsende Blicke zurück zu Dob und Dani, als wäre sie ein besonders mutiger Mitspieler, der sich hier raus an die Front wagte. Es war schön. Es war eine Ablenkung vom Wesentlichen. Sie dachte wieder soldatisch und nicht wie das, was sie war.
Eine 30-jährige, in jeder Hinsicht verkrüppelte Frau.
Spare parts and broken hearts
Keep this dirty world turinin' round
Danke, Boss.
"Und, wie sieht's aus da drüben im Nationgarde-Puff?"
Yuki weihte sie in das ein, was sie gesehen hatte und überreichte ihr das Fernglas. "Hier, sieh' dir das mal an da drüben."
Und so checkte Tess, ob es wirklich nur Ermüdungserscheinungen der Soldaten da drüben waren, die sie so fertig aussehen ließen - oder vielleicht etwas anderes... sie achtete auf blasse Gesichter, verfärbte schwärzliche Bisse und falls sie sowas nicht sah auf sonstige Eingebungen ihrer medizinischen Natur, die ihnen hier weiterhelfen konnten um hinter die Mauer zu kommen.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (01.09.2012 um 18:53 Uhr)
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