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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

Baum-Darstellung

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  1. #19
    Verdammt nochmal, konnte diese Frau nicht einfach die Klappe halten?

    Yuki hörte ihr zu, gezwungenermaßen. Wenn sie auch eine Zeitbombe war und irgendwann vor lauter Druck explodieren würde - ihr Handwerk verstand sie verdammt gut, das musste man ihr einfach neidlos lassen. Auf der einen Seite merkte Yuki, dass die Ärztin ihr gegenüber eine gewisse Abneigung hatte (ob's mit ihrer Abstammung zu tun hatte?), auf der anderen Seite merkte man in der Art und Weise, wie die Ärztin mit ihr sprach, dass sie wohl verdammt furchteinflößend gewesen sein musste, als sie der Tussi eine Tracht Prügel angedroht hatte.

    Aber nun saß sie hier, während Frau Doktor ihre linke Hand verband und kam kaum zu Wort, so wie sich Tess' Wortdurchfall über ihr ergoss.

    "Wo ist der Rest von deinen Fingern?", fragte Tess beiläufig, als sie die Bandagen entfernte.
    "Granatenexplosion. Bin nicht schnell genug ausgewichen.", hakte Yuki ein und wusste nicht, ob die Deutsche (jedenfalls hatte sie einen starken deutschsprachigen Akzent) sie überhaupt hörte oder nicht.
    "Scheinst halt kein Glückskeks zu sein, was das angeht... die hätte ich dir in Nullkommanix wieder dran genäht. Egal... was weg ist ist weg. Bringt mich auch zu deiner Frage von vorhin. Vor ein paar Stunden auf der Landzunge da drüben waren wir noch 19. Aber... drei haben ihr Leben gegeben um uns hierherzubringen. Ich hab mein Leben auch in die Waagschale geschmissen, aber der Tod zeigt mir nur den Stinkefinger, der •••••••. Hat Spaß dran mich zu verarschen und statt mir 17-jährige Schülerinnen, scheißverflucht gute Cops und die manifestierten Helden Russlands in die Hölle zu befehligen."

    Yuki erinnerte sich: Über Funk hatte sie Gespräche abgehört, laut denen eine 17-jährige versucht hätte, mit ihnen zu verhandeln. Alle hatten sich noch gefragt, was zur Hölle sich diese Leute dabei dachten, eine 17-jährige Schülerin vorzuschicken statt selbst die Sache in die Hand zu nehmen. Verdammte Schafherde - wusste da wohl noch nicht, wie ernst die Lage werden würde. War Yuki desillusioniert, weil sie so dachte? Oder gar pessimistisch? Hey, schaut her, am Anfang waren sie dumme Vollidioten, jetzt sind diejenigen, die am stärksten oder geschicktesten oder hinterhältigsten waren hier. Die Spreu trennt sich vom Weizen. It's evolution, baby.

    17 Jahre war kein Alter zum sterben. Scheiß Krieg.

    "Wieauchimmer, Sie können definitiv auf sich und Ihren Prachthintern und die Prachtmöpse aufpassen, aber ich warn' Sie vor den drei Freaks unsrer Truppe - Helena hat ihren Lover verloren, gestern an... keine Ahnung, der Cop ist in die Luft geflogen. Und dann hat's bei ihr ausgesetzt. Aber sie hat bereits im Flughafen einen von unseren Leuten umgelegt. Also wenden Sie ihr nicht den Rücken zu und, naja, sogar ich halte meine Kommentare hinterm Damm, damit die Kleine keinen Bock auf Hot-Docs kriegt."

    Sie deutete - leise über ihr eigenes furchtbares Wortspiel lachend - dabei auf die Frau, die neben Sanders an der Balustrade stand und völlig geistesabwesend zu einem Pärchen in der Halle blickte. War das die, die Dani meinte mit "... die es eigentlich nicht verdient haben..."? Wenn dem so war und die Frau eine derartige Art und Weise hatte, mit Personen umzugehen für ihr eigenes Überleben - nun, dann konnte ihr Yuki es nicht übelnehmen. Um zu leben, müssen manchmal Leute sterben. Vielleicht gab es Faktoren, die niemand sonst in der Gruppe kannte. Was es trotzdem nicht besser machte - Yuki entschloss sich, nachher mit Sanders zu besprechen was diese Frau anging. Vor allem durfte Sanders unter keinen Umständen Opfer dieser Frau werden. Wenn sonst niemand dafür sorgen würde...

    "Der Priester, der keinen Ton rauskriegt seit Tagen, hat im Van zugegeben das er... naja sich für sowas wie die Hand Gotts hält. Irre der Kerl, hat schon Leute umgelegt aus... naja ich trau ihm zu, dass er mehr umlegt."

    Yuki hatte noch nie viel übrig gehabt für Männer Gottes. Aber dieser Priester hatte - wie hatte es Rodriguez damals imemr ausgedrückt? - Cojones, das musste sie ihm anerkennen. Auch wenn sie seine Kreuzzug-Mentalität nicht unbedingt teilte. Sie, die selbst in Afghanistan und im Irak an solchen "Kreuzzügen" beteiligt war. Ach scheiße, vielleicht war sie doch nur desillusioniert.

    "Und Ian, der plüschige Unscheinbare – der saß im Knast weil er nen Kinderficker umgelegt hat. Und ich traus ihm zu das ers wieder tut, wenn man ihn reizt. Der muskulöse Rugbyspieler da drüben, Ethan, hat gestern seine … Freundin kann man kaum sagen, aber er hat seinen Stützpunkt in der Gruppe verloren. Und ich Depp hab ihm meine Machete und Helena mein Gewehr gegeben. Wieauchimmer, den kann ich auch noch nicht einschätzen. Ich hoffe er trauert einfach nur ohne Rachegelüste zu entwickeln."

    Ah, der Mann des Hollywoodpärchens. Es war schön zu sehen, dass sich inmitten all dieser Scheiße sowas wie Liebe entwickeln konnte. Klar, sie erschrak der Part mit dem Kinderf-Pädophilen etwas, aber sie wusste selbst nicht mehr, wieviele Pädophile, Koprophile, Nekrophile, oder Mütter, Väter, gar Kinder sie umgebracht hatte in den letzten sieben Tagen. Es machte einfach keinen Unterschied mehr. Hauptsache, er fand etwas Gutes, nachdem er sich augenscheinlich jahrelang durch die Scheiße gebuddelt hatte. Yukari musste bei dem Gedanken verschmitzt grinsen.

    "Hei, Yuki, wenn diese Scheiß Schulter nochmal durchblutet, dann sag mir bevor du umkippst Bescheid - ich kann zur Not die Gefäße unter die Lupe nehmen und flicken was geht um den Arm zu retten, falls es nötig wird - abbinden wär auch zur Not drin; aber das mach ich nicht bevor ich nicht geschlafen hab."

    Oh ja, große Klasse - erst die zwei Finger, dann der komplette Arm. Ironie des Schicksals. Aber solange sie ihn noch bewegen und benutzen konnte - solange würde sie ihn benutzen. Egal wie sehr es wehtun würde.

    "Das Album „Japanese Whispers“ hast du doch sicher von The Cure, oder Yuki?"
    "Äh nein, auf dem MP3-Player ist nur ein olles The Cure-Best Of, das mit den zwei CDs." War sie jetzt abgelenkt durch Tess, wie sie nur in ihrem BH und der grünen Hose vor ihr stand und...
    Um Gottes Willen, so verzweifelt war sie noch lange nicht. Obwohl es schon ein merkwürdiges Gefühl war, eine von zwei Frauen zu sein, die sich erst fast miteinander geschlagen hätten und jetzt halbnackt da saßen und über Jungs und so redeten. Sie schämte sich nicht einmal, sie war nur - verwirrt. Ja, das war wohl das richtige Wort dafür. Die Frau, die kein Problem hatte, sich ein Unterkunftsgebäude mit 49 Männern zu teilen und dort auch mal nachts nach dem After-Training-Duschen komplett nackt, die pikantesten Stellen mit einem Badehandtuch abgedeckt, anzutreffen war - sie schämte sich jetzt, halbnackt eine Notfalloperation über sich ergehen zu lassen? Hell, no...

    "Nich'?"
    "Nope."
    "Ich hätte wetten können."
    "Und verloren. Haushoch.", setzte Yuki mit einem Grinsen nach.
    "Naja egal, mach mal mit der heilen Hand „Killing an Arab“ an – das war auf dem gleichen Album wie die andren zwei Songs. Ich hab die Hände voll, wie du siehst."

    Sie kannte sich wirklich verdammt gut aus.

    "Ja, danke."
    "Kein Problem."


    I can turn
    And walk away
    Or I can fire the gun
    Staring at the sky

    Staring at the sun
    Whichever I chose
    It amounts to the same
    Absolutely nothing


    Sie sah es förmlich im Kopf der Ärztin rattern. Diese Frau brauchte Hilfe. Und nicht nur fachmännische Hilfe durch einen Psychiater, sondern vor allem war sie überfordert. Und ihr war klar, dass Tess darüber nachdachte, sich Yuki zur Verbündeten zu machen. Wozu auch immer. Diese Frau hatte was vor, und Yuki wusste nicht, ob das eine gute oder schlechte Sache war.

    Der neue Verband saß 1A. Das war definitiv die Arbeit einer Meisterin, soviel war klar. Nur, was hatte es mit dem roten Faden auf sich, der rechts an ihrem Oberkörper herunterbaumelte?

    Keine Zeit, groß darüber nachzudenken, denn schon kam die Frage aller Fragen:
    "So langsam kapier ich, dass das keine Letzter Mann und letzte Frau im letzten Wolkenkratzer von Sydney-Nummer war. Sie haben einen verflucht sympatischen Schlag. Im Gegensatz zu der Kindergartentruppe hier könnten Sie's wirklich schaffen. Stört es Sie, wenn ich mich weiter an Ihren Schatten halte?"

    Yuki dachte kurz nach.
    "Bleiben Sie ruhig in meinem Schatten, solange Sie mir nicht im Weg stehen, Ma'am."
    "Oh, Sie werden gar nicht merken, dass ich da bin."
    Yuki stand langsam auf und die Ärztin folgte ihrer Bewegung, mit weit aufgerissenen Augen.
    "Merken Sie sich eins, Ma'am.", fing Yuki an und zeigte mit dem Zeigefinger der geflickten linken Hand drohend auf Tess, "Ich bin nicht Ihre persönliche Armee, ich bin nicht der gottverdammte Juggernaught. Ich werde Ihnen helfen, aber nur, wenn Sie Ihre Leute dazu bekommen, mir zu helfen. Einige von denen sehen verdammt gut geschult aus was das kämpfen angeht. Sie inklusive. Vielleicht kling' ich gerade wie eine Söldnerin, aber so läuft das halt. Die Pflicht kommt zuerst: Ihre Pflicht ist es, die Leute hier - mich inklusive - zusammenzupuzzeln. Meine Pflicht ist es, einen beschissenen Krieg zu führen."
    Tess nickte bestätigend, während Yuki mit dem Gesicht immer näher kam, den Zeigefinger sanft in das Kinn der Ärztin drückend wie den Lauf ihrer Browning.
    "Und ich schwöre - wenn Sie mich über's Ohr hauen, Ihren Pseudo-Polizisten-Verräter-Bimbo auf mich hetzen oder mir irgendwelche Befehle geben wollen..." Sie kam immer näher. Es war fast wie das Gegenkonzept zu dem sich ihre Liebe gestehenden Pärchen auf der anderen Seite des Unterstandes. Zwei Frauen, zwei komplett unterschiedliche Mindsets - es war Spannung in der Luft, aus der entweder etwas unglaublich Gutes oder etwas Furchtbares entstehen könnte. Ihre Augen trennte ein Abstand von vielleicht fünf Zentimetern, die Nasenspitzen berührten sich fast.

    "... dann stirbst du, verstanden? Du stirbst, hundertprozentig. Du kannst nach einer Waffe greifen - scheißegal, du stirbst zuerst. Vielleicht werden deine Leute mich erwischen nachdem dein lebloser Körper wie ein Sack Scheiße auf den Boden klatscht - aber nicht bevor ich dein Gehirn in Erdbeermarmelade verwandelt habe, 分かった?" [wakatta/"Kapiert?"]

    Kurz war Stille zwischen den beiden. Die Warnung kam deutlich, deutlicher als Yuki es geplant hatte. Scheiße. Diese Frau machte irgendwas mit ihr. Irgendwas in ihrem Kopf schien auszusetzen, sobald diese Ärztin um sie herumrannte. Nichtmal Hugh Jackman hatte eine derartige Aura.

    Doch Tess grinste nur über beide Backen und antwortete "Du siehst echt sexy aus wenn du dich aufregst." bevor sie sie sanft von sich stieß, um in Richtung der beiden Kinder abzuhauen. "Wir haben einen Deal, einarmige Banditin! Wir haben einen Deal!" sagte sie noch im Weggehen, während sich Yuki hastig ihr T-Shirt und die Army-Jacke anzog und sich danach erschöpft auf die Couch fallen ließ.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (31.08.2012 um 18:17 Uhr)

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