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Held
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Alistair sah ihm tief in die Augen, die ihm so wohlbekannt waren. Sie sahen genauso aus wie die von Joshuas Mutter. Er würde ihnen die Wahrheit sagen, keine Lügen. Doch wie sollte er es ihnen sagen? Er war kein Mann großer Worte, konnte sie nicht in Zuckerwatte packen wie andere. Nein, er konnte nur mit der harten und unfairen Wahrheit dienen. Nur damit, dass die Welt einen Menschen von ihnen genommen hatte, für den der Ire sein Leben gegeben hätte. Wenn er könnte, würde er sofort den Platz mit Abby tauschen, sein Leben gegen ihres. Nicht aus Feigheit, um den beiden Jungen nicht die Wahrheit sagen zu müssen, sondern weil sie diejenige war, die etwas hatte, für das es sich zu leben lohnt.
Wieder sah er in die dunklen Augen von Joshua, schaute nicht weg, wandte seinen Blick nicht ab. Die Welt würde für so zwei kleine Geschöpfe in tausend Teile zerspringen und er müsste es mit ansehen, er musste es ihnen sagen.
"Geht es ihr gut?", wiederholte der Junge nachdrücklich und besorgt.
Alistair schaute zu Noah hinüber, der geschockt zu ihm starrte. Von einem zum anderen Moment kroch er los, so schnell er konnte und schob sich neben seinen Bruder um den breitschuldrigen Mann mit seinen blaugrünen Augen anzustarren. Sie waren anders, nicht die von Abby, aber trotzdem eindringlich und einfangend, fast hypnotisierend.
Die Zähne zusammenbeißend legte er den beiden jeweils eine Hand auf den Kopf.
"Es tut mir leid ...", begann er, "sie ist ... sie ist tot."
Nachdem er die Worte gesagt hatte fühlte er sich taub. Die Welt um ihn herum verblasste. Nur die beiden Jungs vor ihm waren klar und deutlich zu erkennen.
Er wartete nur darauf, dass sie ihn verteufelten, er wartete nur darauf, dass sie ihn mit ihrem Hass überhäuften.
"Sie ... sie ist aber keines von diesen Monstern geworden. Sie ist als Mensch gestorben", erklärte er, "ich konnte sie nicht retten..."
Wieder rollten Tränen seine Wangen hinunter.
"Das einzige, was ich für sie tun konnte, war sie zu begraben, in einem Garten, unter einem Baum."
Seine Worte klangen für ihn hohl, der letzte Versuch eines Verurteilten sich vor dem Strick zu retten, auch wenn es aussichtslos war.
Geändert von Streicher (31.08.2012 um 01:29 Uhr)
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