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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

  1. #141
    [Cyrillus bleibt zurück und unterstützt die Intelligenztruppe, Orakel von Delphi]

    Geändert von Streicher (03.09.2012 um 22:06 Uhr)

  2. #142

  3. #143
    Suparman wusste nicht, wie lange sie ihre Zeit hier oben verbracht haben, aber wenn ihn seine innere Uhr nicht im Stich gelassen hatte, schien es nicht mehr lange zu dauern, bis die ersten Sonnenstrahlen hervorkamen. Und bis dahin sollte ihre Selbstmordaufgabe bereits erledigt sein. Langsam wurde ihm klar, dass es bei diesem Einsatz keine Spritze, wie sie Yuki vorhin erhalten hatte, für ihn zu holen gab. Aber nun war es zu spät, wieder einen Rückzieher zu machen. Er hatte sich bereit erklärt, bei dem Angriff auf den Außenposten dabei zu sein und musste das nun durchziehen.

    Der Sturm auf den Außenposten nur noch schnell und doch wie in einem Zeitraffer. Er, Yuki, Alistair, Fawyer und Ethan rannten voller Tatendrang, die Dunkelheit auf ihrer Seite, auf die schlecht befestigte Mauer zu. Mutig sprintete Suparman vorraus und huschte, leicht wie ein Kobold, durch die Lücke in der Mauer in Feindesgebiet. Fast wie ein Ire fühlte er sich dank dem stärkenden Whisky von Alistair. Mal sehen, ob er auch genausogut wie einer prügeln konnte.

    Mit dem Schlagstock bewaffnet und dem Überraschungseffekt auf seiner Seite, überrumpelte er sogleich seinen ersten Feind. Dieses mal waren es keine Zombies gegen die er kämpfte. Es waren Menschen, so wie er, bei ihrer vollen geistigen Leistungsfähigkeit, der Fähigkeit Empathie zu empfinden, Überlebenswille zu zeigen und zu lieben. Einige von ihnen waren vermutlich verheiratet oder hatten Kinder. Oder beides. Aber das spielte jetzt alles keine Rolle. Als Handlanger der Nationalgarde waren sie nun einmal seine Feinde und mussten aus dem Weg geräumt werden, damit sie ihre eigene Haut retten konnten. Außerdem waren sie bis an die Zähne bewaffnet, im Besitz von Waffen, mit denen sie auch umzugehen wussten und hätten vermutlich genauso wenig gezögert, sie davon abzuhalten, die Mauer zu durchqueren. In einem Zwinkern bemerkte er am ersten Gardisten, den er mit einem gezielten Tonfaschlag auf den Kopf, zu Boden beförderte, ein kleines Namensschild. "Tut mir leid für dich, Private Linus. Solltest du verheiratet gewesen sein, werde ich mich um deine hinterbliebene Frau kümmern. Versprochen." murmelte er im Halbrausch und eilte wieder ins Gefecht.

    Er wusste nicht mehr, wieviele der Anderen er bereits niedergeknüppelt hatte, als er im Rausch für einen kurzen Moment die Orientierung verlor und gefährlich in der Luft taumelte. Dieser Augenblick reichte jedoch, um unerwartet von hinten getroffen zu werden. Irgendetwas schlug ihn mit einem heftigen Hieb auf den Nacken auf den Boden. Suparman griff mit zitternden Händen in seine Nackengegend und fühlte etwas feuchtes. Blut benetzte seine Hände. Benommen und in halber Panik betrachtete er die rote Flüssigkeit an seinen Fingern, während er die Geräusche des Kampfes nur dumpf im Hintergrund warnahm. Als wäre der Schauplatz des Gefechtes so fern...



    Suparman rappelte sich wieder auf und schob den blutenden Gardisten von sich runter, der auf ihn draufgefallen war. Wie gut, dass das nicht sein Blut war.

    Geändert von Indy (03.09.2012 um 23:13 Uhr)

  4. #144
    Das Glück schien wenigstens dieses eine Mal mit ihnen zu sein, denn von den lebenden Toten kreuzte fast keiner ihren Weg. In knappen Worten klärten die vier, wie sie in etwa vorgehen wollten, und dann setzte Ellen sich an die Spitze des Trupps. Hatte sie auf den ersten Metern noch nervös ihre Uniform zurechtgezupft (eine der wenigen, die ihr nicht viel zu groß gewesen war - ein höherer Rang, der ihr die 'Führung' ihrer kleinen Vier-Mann-Armee eingebracht hatte), gewann sie mit jedem Schritt, mit jedem Atemzug mehr und mehr an Ruhe, fiel tiefer in ihre Rolle.

    Und als sie dann um die letzte Ecke traten, direkt ins Sichtfeld des nur zwei Dutzend Meter entfernten Wachpostens, und sofort rote Punkte auf ihrer Brust zu tanzen begannen, da musste sie sich nicht einmal mehr anstrengen, zu spielen.

    "Stehenbleiben! Parole!" erklang ein Ruf von den Sandsäcken vor der Mauer. Ellen ging mit bestimmtem Schritt weiter, legte in ihre Bewegungen genau das richtige Maß an mühevoll beherrschter Verärgerung. [Sie verlangen eine Parole - gut. Dann halten sie uns immerhin für ihre eigenen Leute... hoffen wir dass es was nützt.] "Major Amanda Hopkins - machen sie das verdammte Tor auf!"

    "Ich sagte stehenbleiben!" Weitere rote Punkte erschienen, irrlichterten nun auch über die Oberkörper der drei anderen, und einer pendelte sich zielgenau auf Ellens Stirn ein. Endlich blieb sie stehen, und ihre Augen verengten sich. Ihr Blick glitt suchend über die Barriere, bis sie den ungefähren Standort des Sprechers ausfindig gemacht hatte. "Sonst was? Wollen Sie einen vorgesetzten Offizier erschießen?!" - "Äh.." Ein Kopf schob sich ein Stück hinter einem naheliegenden Sandsack empor, und der Soldat musterte die Neuankömmlinge. Seine Augen weiteten sich merklich, als er Ellens Rangabzeichen bemerkte. "Ma'am, ohne Parole darf hier niemand durch." Immerhin betrachtete er sie nicht als Bedrohung, denn er erhob sich etwas weiter aus der Deckung.

    Ellen verschränkte die Arme und fixierte den Mann mit einem wahrhaft eisigen Blick. Weit hinter sich - weit hinter den anderen - hörte sie ein leises, röchelndes Stöhnen. Nein, mehrere. Sie wendete leicht den Kopf in die Richtung, ohne den Blick abzuwenden, und wandte sich dann - von den nahenden Untoten augenscheinlich unbeeindruckt - wieder dem Wachposten zu. "Wir haben die Parole nicht ..." Ihr Blick flog über die zwei Sterne auf seiner Schulter "... Lieutenant...?" - "Taylor, Ma'am'."

    Sie verdrehte die Augen, eine Geste, die ihm zusammen mit einer leichten Gewichtsverlagerung klarmachte, dass sie nicht gegen ihn gerichtet war, sondern gegen etwas anderes. "Also, Lieutenant Taylor: Das hier macht MIR genausowenig Spaß wie IHNEN." Ein entnervtes Ausatmen [Genug Peitsche, jetzt langsam mit dem Zuckerbrot anfangen]. "Hören Sie - unser Heli vorhin beim Bombardement runtergekommen. Wir können von Glück reden, dass wir uns ohne Waffen bis hierher durchschlagen konnten." Das Röcheln klang jetzt näher. "Wir sind vom Public Relations Service, und sollten längst da drin sein und den armen, verwirrten Flüchtlingen nahelegen, was sie hier draußen 'wirklich' gesehen haben und was nur 'paranoide Spekulationen' sind." Einige Worte im letzten Satz hob sie durch mit den Fingern angedeutete Gänsefüßchen hervor, und fuhr dann mit einem knappen Lächeln fort. "Also, lassen Sie uns jetzt rein, Lieutenant Taylor?"

    Einen langen, langen Moment tat sich gar nichts - Taylor musterte sie und ihre Kameraden eingehend, und langsam wurde Ellen nervös. Das Röcheln klang jetzt verdammt nah... und vorfreudig.

    Dann, endlich, nickte der Lieutenant."Also gut, Ma'am - sie und ihre Leute können durch. Aber ich muss den Vorfall melden." Er wandte sich in Richtung Tor und hob die Hand. "Tor öffnen, vier Mann kommen durch!"

    Unbehelligt traten die vier durch das Tor. Hinter sich hörten sie vier rasch aufeinander folgende Schüsse. Das Röcheln verstummte.

    Geändert von Shinshrii (05.09.2012 um 07:15 Uhr) Grund: Tippfehler und so.

  5. #145
    Yuki schien einen ziemlich plausiblen Plan zu haben. Auch wenn Ethan nur halb zuhörte, er klang ganz brauchbar. Dennoch beschäftigte ihn mehr, was er erfahren hatte Isa wurde nicht von Zombies erwischt. Sie war nur zu langsam, hat es nicht ins Boot geschafft und ist untergegangen in den Fluten.
    Er war nicht sicher, ob er der Besatzung des letzten Bootes die Schuld an ihrem Tod gab. Sicher, sie konnten nicht ewig warten, aber eine halbe Minute länger hätte gereicht und sie würde noch leben. Seine Gedanken schweiften ab. Was würde er alles dafür geben, sie noch einmal zu sehen, vielleicht ihre Lippen zu küssen.


    Dann ging es los. Es ging alles zu schnell.
    Yuki gab das Zeichen zum Aufbruch, und während die Gruppe aufbrach, fiel Ethan etwas in Auge: Dort im Morgengrauen trieb etwas draußen im Wasser. Konnte das wirklich sein? Während die anderen Bereits halb vom Dach runter waren, schnappte sich Ethan das Fernglas des Scharfschützengewehrs von dieser Sanders. Das konnte doch nicht sein, oder? Doch. Doch, tatsächlich. Er senkte das Fernglas und traf eine Entscheidung. Die Zeit floss träge dahin, er glaube, es dauerte Minuten, gar Stunden, bis er sich entschieden hatte, doch passierte alles nur innerhalb von Sekunden.
    Der Rest der Truppe um Yuki war bereits unten angekommen, als auch er endlich den Abstieg begann. Sie bewegten sich alle zügig, doch kam es Ethan vor, als bewegten sie sich alle wie sehr langsam, er nahm alles in Zeitlupe wahr.

    Fawyer. Suparman. Yuki. Alistair.

    Vielleicht würde letzterer es verstehen. Schließlich hatte auch er seine Liebe verloren. Wahrscheinlich würde er, wenn er wieder zur Gruppe stoßen würde von den meisten anderen nur Unverständnis ernten. Es war ihm egal.
    Unten angekommen warf er, einer Intuition folgend, sein Headset zu Boden. Ein letztes Mal lächelte er die Gruppe an, die ihm gerade, bis auf Alistair den Rücken zukehrte. "Ich muss das tun. Aber ich wünsche euch viel erfolg. Bis später."
    Eine Träne rollte über Ethans Wange. Dann rannte er los.

    Einige Zombiegrüppchen lagen zwischen ihm und dem Wasser. Nicht viele und die Machete, die Tess ihm geschenkt hatte, leistete ganze Dienste. Er zählte nicht mit. Warum auch? Es war ihm egal, wie viele von den Untoten er erledigte. Was zählte war nur eins: Das er das Wasser in einem Stück erreichte. Er hatte offensichtlich Glück, auch wenn seine rechte Wade anfing wie Feuer zu brennen.



    Da trieb sie. Seine Isabelle, noch immer lächelt. Ob sie wohl an ihn gedacht hatte, als sie starb? Ob sie sich wohl, als sie noch kämpfte, auch gewünscht hatte, ihn noch einmal zu küssen? Eine Weile stand Ethan einfach nur am Ufer und betrachtete Isas mittlerweile Schönheit, die noch immer erhalten war. Was war dies nur für ein riesiger Zufall, dass sie gerade hier angespült wurde?

    Leider war das Ufer hier befestigt, so, dass es schwer werden würde, sie aus dem Wasser zu holen, dennoch versuchte Ethan es. Er fand eine Leiter, legten seinen und auch Isas Rucksack, die er beide dabei hatte, ab und kletterte ins kalte Wasser. Die Kälte betäubte sogleich seine Glieder, doch störte ihn das nicht. Er hatte seine Isabelle wieder.
    Nicht mehr einzeln, sondern scharenweise rollten ihm die Tränen mittlerweile über die Wangen. Er schluchzte, als er Isas leblosen Körper ergriff und diesen zur Leiter zurück zog.
    Wie er befürchtet hatte, war es schwer, mit ihrem Körper die Leiter zu erklimmen, doch nachdem Isa ihm drei Mal beinah weggerutscht wäre, war er mit ihr oben angekommen.

    Einen Moment saß er nur neben ihr und weinte. Eine zynische Stimme in seinem Kopf fragte ihn, ob er jemals in seinem Leben schon so geweint hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, aber es war ihm auch egal. Er war erschöpft davon, Isa die Leiter hoch gewuchtet zu haben. Doch noch etwas machte ihm zu schaffen. Der Schmerz aus seiner Wade, den er bisher ignoriert hatte, war geblieben.
    Als er sein Bein betrachtete, sah er, warum. Einer der Untoten hatte ihn erwischt.
    Ethan wusste, was das bedeutete. Er würde hier sterben. Doch zumindest war er nicht allein. Zumindest war seine Isa bei ihm.

    Es lag hier einiges an Schutt am Ufer. Notdürftig sammelte er einiges davon für zwei Dinge zusammen. Das erste war ein Kreuz. Aus zwei stangenförmigen Metallresten und etwas Seil formte er diesen und rammte es nahe der Hütte, an der mittlerweile Isa Körper lag, in den Boden. Es war nicht viel, nicht das Grab, dass er sich für sie erhofft hatte, aber es war etwas. Es war ein Zeichen.

    Ein letztes Mal betrachtete Ethan Isa. "Ich habe dich geliebt. Ich liebe dich noch immer.", flüsterte er ihr zu. Dann küsste er sie.
    Dies war nicht Dornröschen und Isa wachte nicht wieder auf. Der Kuss war seltsam, da er Isa ihn natürlich nicht erwidern konnte, und dennoch genoss Ethan ihn. Es war das letzte, was er von ihr haben würde. Er legte ihr ihre Hände in den Schloss, unter diese die Bilder ihrer Mutter, ihren Rucksack neben sie. Dann begann er sie unter dem Schutt zu begraben.
    Es fühlte sich falsch an, sie unter Metallresten und ähnlichen Abfällen zu begraben, es war Ethan fast zu wider, doch er wollte nicht, dass ihr Körper irgendwann von einem Zombie verspeißt werden würde.

    Als sie begraben war, stand die Sonne bereits deutlich am Himmel. Schade, irgendwie hatte er gehofft, einen letzten Blick auf den Sonnenaufgang werfen zu können, doch wurde ihm dieser Wunsch nicht gewährt. Den Sonnenaufgang hatte er mit Arbeiten verbracht. Eigentlich hatte er gar nicht verdient, Isa noch ein letztes Mal zu sehen, dachte er dabei. Er selbst war ein schlechter Mensch gewesen, ein Kleptomane. Auch wenn er sich einredete, dass dieser Kekoa sich für die Gruppe freiwillig geopfert hatte - vielleicht hätte er ja sogar überlebt, hatte Ethan ihm nicht Ausrüstung geraubt. Aber niemand konnte das mehr sicher sagen. Ethan wusste, dass Kekoa davon aus ging, nicht zur Gruppe zurück zu kehren, als er sich gemeldet hatte und irgendwie wie Ethan froh, dass seine Sucht Kekoa und nicht jemanden, der Leben wollte, getroffen hat. Sicher, die Schuld, die er trug, belastete den neuen Ethan, den Ethan, den Isa aus ihm gemacht hatte, sehr, doch würde sie schwerer Lasten, wenn er jemand anderen beraubt hätte.
    Er konnte sich nur trösten, dass er wirklich glaubte, er hätte sich geändert. Seit der Kanalisation oder spätestens dem Hotel. Seit dem war er ein anderer Mensch und die Schuld trug doch eigentlich der alten Ethan. Der, den Jonas King damals so geprägt hatte. Es schien so unendlich lange her zu sein. Was The King wohl gerade trieb? Ethan hätte ihn gerne irgendwann zur Rede gestellt und ihn dafür zur Sau gemacht, wie er sein Leben beeinflusst hat. Nein, er hätte ihn nicht verprügelt, auch wenn King das sicher erwartet hätte. Die Genugtuung hätte er Jonas nicht gegönnt.
    Und seine Eltern? Ob sie noch am Leben waren? Er hatte ihnen so oft so viel unrecht getan. Er hatte sie beraubt, belogen und viel zu oft zur Verzweiflung gebracht. Isa war die ganze Zeit auf der Suche nach ihrer Mutter gewesen, und er, er hatte sich einen Dreck um seine Eltern geschert.

    Doch kamen diese Erkenntnisse zu spät. Irgendwann während seinen Gedanken hatte Ethan angefangen, sein eigenes Grab auf zu schütten. Mittlerweile war es fertig geworden. Es war ein seltsames Gefühl, vor seinem eigenen Grab zu stehen, aber er sah keine andere Möglichkeit. Direkt neben Isas Grab, an der Rückseite des Hauses am Ufer stand er nun also. Alles, was ihm blieb, war, sich selbst in das Grab zu legen, die Machete an den Hals zu legen, die Plastikplane herunter zu ziehen, damit er völlig bedeckt war, zu hoffen, dass der Schutt planmäßig nachrutschen und ihn bedecken würde - und den Schnitt mit der Machete durchzuführen.

    Es waren keine Zombies in der Nähe. Gut. Auch, wenn er ihnen wenig Intelligenz zutraute, war er froh, dass niemand Einblick auf die Grabstätte hatte und niemand die Beiden so schnell finden würde. Ein letztes Mal blickte er zum Kreuz, dann zu Isa. Mit Gedanken an Isa und lächelt führte er seinen letzten Plan aus.

    Geändert von gRuFtY (04.09.2012 um 11:15 Uhr)

  6. #146
    Ian lief neben Clover auf die Absperrung zu, während Ellen die Führung der kleinen Gruppe übernahm und Hugh etwas versteckt hinter den beiden ging, um nicht erkannt zu werden. Jedem hier war bewusst, dass er die Mission gefährdete - aber hätten sie ihn zurücklassen sollen? Warum nicht. Er zuckte bei dem Gedanken kurz zusammen. Aber an seiner Position veränderte sich nichts. Er würde so Einiges tun, um sie hier raus zu bringen.

    Verabschiedet hatte er sich nicht. Er konnte nicht. Er sah nicht ein, dass dies ein endgültiger Abschied war - von niemandem. Irgendein kleiner, krankhaft optimistischer Teil ihn ihm glaubte daran, dass alles gut werden würde. Zumindest Riley hatte er zwar danken wollen - aber dessen Blick nach zu urteilen, legte er darauf keinen großen Wert. Also ließ er es sein und konzentrierte sich nur auf das hier.

    Als sie ankamen ging alles unerwartet schnell. Nach Ellens überragender Darbietung wurde das Tor sofort geöffnet und sie alle durften hindurchtreten, was sich als wichtig herausstellte, da in ihrem Nacken bereits die Untoten warteten. Ian strengte sich an, nicht breit zu grinsen. Noch sind wir nicht durch!, dachte er, obwohl ihn das Gefühl des Triumphes schon fast übermannte. Doch erst dann realisierte er die Patrouillen der Garde auch auf dieser Seite des Tores. Neben ihm sprach Clover.

    "Was ist denn jetzt noch?"
    "Was war das?"
    "Ich habe gefragt, was denn jetzt noch ist. Wir konnten uns gerade so in Sicherheit bringen und jetzt..."
    "Wer hat denn dich in die Garde gelassen, Mädchen?"

    Sie hatte angefangen, zu weinen und der Gardist trat näher zu ihr. Ian musste sich einmischen. Du darfst nicht zu emotional sein. Recht trocken sagte er: "Sie ist noch nicht so lange dabei." Es war das Erste, das ihm eingefallen war und er hoffte inständig, dass sie es schlucken würden und keine weiteren Fragen hätten. Doch stattdessen meldete sich ein zweiter Gardist.

    "Hey, du da! Willst du uns nicht auch mal dein Gesicht zeigen?", sprach der Kerl und wandte sich dabei direkt an den Schauspieler. Oh, fuck! Das war's. Ian war sich sicher. Irgendeiner würde das Gesicht erkennen. Es war vorbei. Dann ging alles schnell.

    Clover warf sich nach vorne und schluchzte augenblicklich kräftig in die Uniform des Gardisten vor ihr. Gefühlte tausend Waffen wurden entsichert - so klang es - und auf sie gerichtet. Es lenkte von Hugh ab, aber jetzt war sie in akuter Gefahr und nichts hätte Ian mehr Angst bereiten können. Ein Stechen in der Brust, dann im Bauch, sein Kopf dröhnte, seine Beine zitterten. Er drückte sie so kräftig es ging durch, um seine Angst nicht öffentlich zu machen. Würden sie auf Clover schießen, würde auch er sterben. Er würde sich ihnen entgegenwerfen, hoffen, dass er noch ein bis zwei von ihnen mitnehmen könnte. Und dann würde er mit ihr sterben und hoffen. Hoffen, dass es, entgegen dem was er in seinem Leben geglaubt hatte, doch ein Leben nach dem Tod geben würde.

    Was? Hör auf! Mach was! Sieh' nicht zu! Angst dominierte ihn. Aber sie dominierte noch nicht seinen Körper. Irgendetwas gab ihm weiterhin die Kraft, sich nichts anmerken zu lassen. Auch seine Stimme blieb ungewöhnlich straff und fast belanglos, als er anfing:

    "Sir, dürften wir jetzt weiter?" Er wandte sich direkt an den Mann, in dessen Uniform sie weinte. " Es tut mir ja Leid, das zu sagen, aber was Sie hier veranstalten, ist enorme Zeitverschwendung!" Wie kannst du so ruhig bleiben? "Gönnen Sie dem Mädchen eine Pause und lassen Sie jemanden über alles Weitere entscheiden, dessen Aufgabe das ist." Weil ich muss. "Also los!"

    Gleichgültig dreinblickend sah er den Mann an, auch wenn es in ihm kochte und er kurz davor war, an der Angst zusammenzubrechen. Dieses Mal musste er stark bleiben. Und er hoffte so sehr, dass seine Worte Anklang fanden.

    Geändert von MeTa (04.09.2012 um 23:07 Uhr)

  7. #147
    Der Weg zur Absperrung erschien Clover unendlich weit. Die gefälschte Uniform kratzte und bei jedem Schritt hätte sie sich den Stoff am liebsten vom Körper gerissen. Die hochgeschlossene Uniform schien ihr beinahe den Atem zu nehmen, aber wahrscheinlich war es nur die Nervosität und die Angst, die ihr den Hals zuschnürten.
    Der Plan war eigentlich ganz simpel - Ellen sollte vorangehen und Clover und Ian müssten so gut wie möglich von Hugh ablenken, damit sie es am Ende alle schaffen würden.
    Die Sängerin sollte dabei wie ein bemitleidenswertes Häufchen Elend wirken und das würde ihr bestimmt nicht schwer fallen. Sie fühlte sich ohnehin nicht allzu gut, denn der Abschied von Riley saß ihr noch tief in den Knochen. Es war kein guter Abschied gewesen. Er hatte ihr sogar ihren Glücksbringer zurückgegeben. Selbst die Tatsache, dass sie ihre Ukulele zurücklassen hatte müssen, schmerzte sie nicht so sehr wie dieser Abschied. Dinge konnte man ersetzen, Menschen nicht. Auch bei dem Gedanken, Léo ganz alleine gehen lassen zu haben, wurde ihr schlecht.

    Als sie alle schließlich bei der Absperrung ankamen, legte Ellen sofort einen überzeugenden Auftritt hin. Das Tor wurde umgehend geöffnet, doch der Blick dahinter bot keinen beruhigenden Anblick. Zahlreiche Wachen patroullierten und neugierige Augen schienen sie zu durchbohren. Der direkte Schein einer Taschenlampe beleuchtete Clovers Gesicht und sie musste blinzeln. Perfekt.
    "Was ist denn jetzt noch?", sagte sie mit bebender Stimme und zitterte dabei am ganzen Körper. Das war nicht mal gespielt. "Was war das?" Die Blicke waren nun auf die Sängerin gerichtet und sie bemerkte, wie ihr das Herz bis zum Hals klopfte. Ihre Stimme wurde sofort weinerlich und der starrende Blick der Wache, die ihr am nähesten stand, machte sie fast verrückt - was aber immerhin dazu führte, dass ihr tatsächlich langsam aber sicher die Tränen kamen. "Ich habe gefragt, was denn jetzt noch ist. Wir konnten uns gerade so in Sicherheit bringen und jetzt..." Tränen kullerten ihr nun über die Wangen und die Patroullie schien höchst irritiert. "Wer hat denn dich in die Garde gelassen, Mädchen?", fragte einer von ihnen streng und trat auf sie zu, bis er ihr genau gegenüber stand. Sein linkes Auge zuckte misstrauisch. Sieh bloß nicht so genau auf die Uniform, oh bitte, sieh bloß nicht dort hin.
    "Sie ist noch nicht so lange dabei.", sagte Ian beschwichtigend, während Clover ihren Blick senkte und laut zu schluchzen begann. Im Augenwinkel sah sie, dass der Kerl von der Garde seine Hand an seiner Waffe hatte und nur eine kurze Bewegung gereicht hätte, um zu schießen.

    Von etwas weiter weg konnte man nun eine andere Männerstimme hören. "Hey, du da! Willst du uns nicht auch mal dein Gesicht zeigen?" Sie meinten Hugh. Sie mussten einfach Hugh meinen, und wenn sie entdecken würden, wer er war, dann war alles vorbei. Für sie alle.
    Clover warf sich kurz entschlossen der Wache, die ihr immer noch gegenüber stand, entgegen, krallte sich an seiner Uniform fest und schluchzte so laut wie möglich in den kratzigen Stoff. Ein dutzend "Klick"-Geräusche folgten - Waffen waren entsichert und höchstwahrscheinlich auf sie gerichtet worden. Clover konnte nichts sehen, da ihr Gesicht immer noch gegen die Brust der Wache gedrückt war, aber sie fühlte die Spannung, die sich aufgebaut hatte. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Oberkörper, gespielte Tränen vermischten sich mit echten. Sie würde hier sterben, genau jetzt.

    Ich kann jetzt nicht sterben. Vor Clovers geistigem Auge erschienen zahlreiche Bilder. Sie sah Léos Gesicht und fühlte gleichzeitig die Sonnenbrille, die die Kleine ihr geschenkt hatte, in der Innentasche der Uniform. Léo würde am Boden zerstört sein, wenn Clover nicht mit den anderen kommen würde, ihr Lachen und ihre Fröhlichkeit einfach aufgesaugt werden und verschwinden.
    Ich darf jetzt nicht sterben! Clover erinnerte sich an Rileys Blick bei seinem Abschied - sie sah die Trauer in seinen Augen, wenn er herausfinden würde, dass sein Zurückbleiben umsonst gewesen war.
    Jetzt nicht mehr! Sie sah Alistair, der voller Gram die ganze Welt verfluchen würde, einfach weil er sein Versprechen nicht halten hatte können. Auch wenn da dieser Bruch zwischen ihnen war wusste Clover, dass er ihren Tod nicht einfach gleichgültig hinnehmen würde. Wahrscheinlich würde er dann auf Ian losgehen, ihm die ganze Schuld geben...
    Ich kann sie alle nicht im Stich lassen. Ian durfte sie nicht sterben sehen. Er konnte sie nicht retten und das würde ihn enttäuschen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen.
    Ich kann jetzt nicht sterben...

    Eine ruckartige Bewegung holte Clover aus ihrer Angststarre. Sie wusste nicht, ob Ian oder Ellen irgendetwas unternommen hatten, aber plötzlich hatte die Wache die schluchzende und zitternde Clover verärgert von sich weggeschoben. "Macht, dass ihr weg kommt." Erleichterung durchströmte Clover und sie war drauf und dran, mit Ellen und Ian einfach zu gehen, als die Männerstimme von vorhin sich wieder einmischte. "Moment noch."
    Der Mann trat auf Hugh zu.
    "Kinn hoch, Gesichtskontrolle."

    Geändert von Lynx (04.09.2012 um 21:39 Uhr)

  8. #148
    Dob stupste den kleinen Noah unbeholfen an.
    "Also, äh, kleiner Mann. Alistair meinte, du hast nen Plan? Irgendwie durch Rohre kriechen und auf die andere Seite der Mauer kommen, so war's doch?"
    Noah nickte und blickte zu dem Mann hinauf, der vor ihm stand. Wieso der wohl nur eine Badehose anhatte? Naja, egal!
    "Wir müssen aber die Ventilatoren irgendwie ausmachen. Ich hab hier diese Dinger, mit denen man das machen kann!"
    Noah hielt Dob die Werkzeuge hin, die er in seinem Rucksack verstaut hatte. Dob grinste. "Ich hab meine eigenen. Das wird verdammt einfach. Wir montieren einfach alles ab, was uns in den Weg kommt."

    Auch Andris gesellte sich zu den beiden. "Wenn wir uns da unten durch die Büsche bewegen und keinen Mucks machen, sollten wir an den Zombies vorbeikommen. Die sind gerade eher an der Mauer interessiert, das sollte kein Problem werden. Ach, und das hier wird in den Rohren nützlich sein." Aus seiner Jacke zog er eine Taschenlampe hervor.
    Die drei nickten sich stumm zu, Noah sah die beiden dabei stolz an. Er wurde wie ein Großer behandelt! Es gab nichts mehr zu besprechen. Noah lief zur Leiter, Dob und Andris folgten ihm.

    Das Schlurfen und Stöhnen der Zombies war von überall zu hören, doch in den Schatten waren sie sicher und gelangten unbemerkt zu dem Gitter, hinter dem ein großer Ventilator in gefährlicher Geschwindigkeit rotierte.
    "Lasst mich da mal ran, mit sowas kenne ich mich aus", meinte Andris. Seine Augen sagten jedoch etwas anderes. Er erinnerte sich an die Dusche auf dem Schrottplatz. Die Finger waren alt und wund, wie lange würden sie ihm noch ihren Dienst erweisen? Aber es musste einfach gutgehen. Ein paar Schrauben würden ihn nicht in den Tod schicken.
    Andris machte sich an die Arbeit. In Windeseile hatte er die Schrauben vom Gitter gelöst. Den Ventilator dahinter verkeilte er mit einer Zange, löste ihn mit einiger Mühe aus seiner Fassung und legte ihn schließlich auf das feuchte Gras.
    "Na also", flüsterte er triumphierend.

    Noah machte Anstalten, als erster in den Schacht zu kriechen, doch Dob hielt ihn zurück.
    "Hey, hey, hey. Hey. Ich hab keine Ahnung was uns da drin erwartet, aber ich werde verdammt nochmal nicht zulassen, dass ein kleines Kind da zuerst reingeht. Schon gar nicht mit ner Verletzung am Fuß."
    Noah wollte widersprechen, doch Andris nickte entschieden, und damit war die Sache entschieden. Noah würde als zweiter, Andris als letzter in die Dunkelheit kriechen. Andris reichte Dob die Taschenlampe. Dieser schaltete sie ein, nahm sie zwischen die Zähne und kraxelte in das Loch in der Wand.

    Der Lüftungsschacht war groß genug, dass Dob sich bequem auf allen Vieren vorwärts bewegen konnte. Der Weg wand sich ständig und an einigen Stellen mussten die drei handwerklich begabten Überlebenden auch in die Höhe klettern, was besonders Noah große Schmerzen bereitete. Doch er presste die Lippen zusammen und ertrug stumm den Schmerz. Er wollte sich vor den Großen nichts anmerken lassen. Dass Andris hinter ihm noch viel mehr zu kämpfen hatte, bemerkte er gar nicht. Müde und mit schmerzenden Knochen bewegte sich dieser langsam voran.

    "Was zur Hölle ist das hier", entfuhr es Dob, als er um eine weitere Ecke bog. Der Schacht gabelte sich, und einer der Wege endete abrupt in einer klaffenden Öffnung. Der Schacht war an dieser Stelle einfach auseinander gerissen. Vorsichtig kroch Dob weiter nach vorne, da spürte er auch schon, wie das Blech unter seinem Gewicht nachgab.
    "Bleibt zurück! Verdammte Scheiße, hier geht's nicht weiter."
    Unter sich sah er in weiter Entfernung den Boden der Lagerhalle, beleuchtet im schwachen Licht des brennenden Sydneys durch die Fenster.
    Andris war mittlerweile in den anderen Schacht geklettert. "Hier sieht es sicher aus! Wenn mich mein Orientierungssinn nicht täuscht, führt dieses Rohr auch hinter die Mauer. Aber viel Gewicht halten die Verankerungen hier wohl auch nicht aus. Wir sollten uns schnell was überlegen!"
    Dob fluchte. Er hatte jetzt echt kein Bock auf verdammte Rätsel! Vorsichtig sah er durch die Öffnung und erspähte das abgebrochene Ende des Lüftungsschachtes, das lose in der Luft baumelte.
    Ob er es mit einem gewagten Sprung erreichen konnte?

    Normalerweise war Dob nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber das hier schrie einfach alles nach einer Katastrophe. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
    "Okay, okay. Wir machen es so, und ich will verdammt nochmal keine Widerrede hören, weil ich jetzt kein Bock auf Diskussionen hab. Ich werde hier runterspringen und versuchen, da drüben zu landen und wieder in den Schacht zu klettern. Ihr beiden nehmt den anderen Weg. Wir sehen uns auf der anderen Seite."
    "Mein Junge, das ist viel zu-"
    "Ich sagte Schnauze halten, verdammt!"
    Andris seufzte. Je länger sie hier warteten, desto müder wurden seine Knochen, und auch die Verankerungen der Lüftungsschächte.
    "Also gut, wir teilen uns auf! Komm Noah, wir gehen hier entlang!"
    Dob reichte Noah noch schnell die Taschenlampe. Das Innere der Lagerhalle war fürs Erste ausgeleuchtet genug, und die beiden hatten sie nötiger. Dann kraxelten Andris und Noah davon, Andris voraus.

    Dob blickte ein letztes Mal durch die Öffnung. Scheiße, er war ein verdammter Actionheld, wenn das klappte. Wenn ihn die Mädels jetzt sehen könnten! Er dachte plötzlich an Sarah. Wenn er jetzt sterben würde, wäre die Sache wohl auch gelaufen.
    Ob sie jetzt gerade wohl an ihn dachte?
    Und wenn ja, hatte sie dabei etwas an?

    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, griff nach dem Blech an der Öffnung und stieß sich mit voller Wucht ab. Nach einer halben Umdrehung in der Luft landete er hart auf dem anderen Ende des Lüftungsschachtes, welches sich unter der Last bog und wand. Fieberhaft suchte er mit den Händen nach Halt, während die Konstruktion sich langsam aus ihrer Verankerung löste und Dobs Körper bereits bedrohlich über dem Abgrund hing.
    Wie durch ein Wunder gelang es ihm schließlich, sich auf den Bauch zu drehen. Panisch kletterte er das fallende Rohr empor. Oben tat sich ein weiterer Riss auf. Gottverdammt, was für ein Scheißplan war das gewesen?! Er hätte es verdammt nochmal besser wissen müssen.
    Das wackelige Ende des Schachtes löste sich von dem stabileren hinteren Teil, der durch die Wand führte. Das war's, dachte Dob nur. Scheiße. In einem letzten Versuch warf er sich mit ganzer Kraft nach oben...

    ...und fand Halt. Seine Hände ergriffen die Öffnung des Rohres, das durch die Wand nach außen führte. Mühsam zog er sich nach oben. Dann gönnte er sich eine Verschnaufpause. Scheiße, das war knapp gewesen!
    Der letzte Teil des Weges stellte keine Gefahr mehr dar. Mit seinem Werkzeug löste Dob ein letztes Gitter, dann war es vorbei. Keuchend und erschöpft schob sich Dob durch das Ende des Rohres und purzelte kopfüber in ein Gebäude auf der anderen Seite der Mauer.

    Er blickte sich um. Da war noch ein anderes Rohr. Hier würden Andris und Noah wohl gleich herauskommen. Vorsorglich schraubte er das Gitter ab, um ihnen das letzte Stück zu erleichtern.

    Geändert von Schattenläufer (04.09.2012 um 01:30 Uhr)

  9. #149
    Es lief alles glatt. Alles lief perfekt. Ellen schlug sich faszinierend durch, die Frau hatte wahnsinniges Talent, diesen Ton den sie drauf hatte... der pure Wahnsinn. Wo auch immer diese Frau gelernt hatte so gut zu schauspielern, bei ihm war es nicht und er war wirklich beeindruckt.
    Sie wären fast durchgekommen... fast.
    Verdammte Garde. Verdammte Nationalgarde. Sie wollten sie untersuchen.
    Hugh wusste genau in diesem Moment, dass es vorbei war. Sie gingen auf Clover zu, richteten den Schein einer Taschenlampe in ihr Gesicht.
    "Was ist den jetzt noch?"
    "Hoffentlich..."
    "Was war das?"
    "Nein, scheiße..."
    Hugh konnte förmlich dabei zusehen wie der zierlichen Sängerin die Tränen über die Wangen liefen. Sie wusste, ebenso wie Hugh, dass sie aus dieser Situation nicht mehr entkommen konnten.
    "Wer hat denn dich in die Garde gelassen, Mädchen?"
    "Sie ist noch nicht so lange dabei"
    Ian gab sich Mühe...
    "Hey, du da! Willst du uns nicht auch mal dein Gesicht zeigen?"
    Der Mann der dies sagte, meinte Hugh. Er trat langsam auf ihn zu.
    Es ging schnell, sehr schnell.e Clover kippt einfach nach vorn, krallte sich an den uniformierten Gardisten vor ihr und... fing an zu weinen. Lautstark zu weinen. Aber das klicken der Sicherungen war kein beruhigendes Geräusch. Sie würden sterben... dumm dreist durch den Haupteingang marschieren, wer kommt schon auf so eine beschissen dumme Idee?
    "Sir, dürften wir jetzt weiter? Es tut mir ja Leid, das zu sagen, aber was Sie hier veranstalten, ist enorme Zeitverschwendung! Gönnen Sie dem Mädchen eine Pause und lassen Sie jemanden über alles Weitere entscheiden, dessen Aufgabe das ist. Also los!"
    "Bitte... bitte lasst uns gehen, lasst uns einfach gehen..."
    Die eisige Starre die alles gerade zum umgeben schien wollte sich nicht lösen. Sie stand einfach im Raum, war da und verhöhnte die vier Flüchtlinge und ihr bestreben, ihren Willen zu überleben.
    Hugh hob das Gesicht kein einziges Mal. Er konnte nicht, er durfte nicht.
    Die erlösenden Worte klangen dumpf und schwer in seinen Ohren...
    ""Macht, dass ihr weg kommt."
    "Ja, schnell! Schnell weg hier bevor..."
    "Moment noch"



    Hugh sah dem Verderben ins Angesicht, der Nationalgardist kam auf ihn zugestapft, es war der reinste Albtraum.
    Sie kamen so weit, wären fast durchgekommen und jetzt? Jetzt würden sie auffliegen. Ihre Tarnung war gut, sie war durchdacht. Nur konnte man eine Sache nicht faken... sein Gesicht. Sein entlarvendes, verfluchtes Gesicht.
    Warum zum Teufel kannte man ihn nur so gut? Es hätte so gut klappen können, selbst die imitierten Uniformen hätte die Garde nicht erkannt, aber Hugh...

    Er hielt sein Gesicht gesenkt, es war das einzige was er tun konnte... beten, Gesicht senken und hoffen, dass die anderen drei laufen würden. Vielleicht würden sie es schaffen. Über die Grenze flüchten und in Sicherheit, weit weg von den heißen, fliegenden Kugeln welche die Luft durchsieben würden.
    Er spürte den Lauf eines Gewehrs an seiner Schulter.

    "Kinn hoch, Gesichtskontrolle"
    Scheiße...
    Es verging eine Sekunde.
    "Hey, haben sie mich gehört? Schauen sie mich an, ich will ihr Gesicht sehen!"
    Er müsste es tun, jetzt gleich. Ein weiteres Mal würde der Mann in Uniform nicht fragen...

    An seinem Auge zog alles vorbei. Er hatte viel getan in seinem Leben. Er hatte Erfolg, großen Erfolg... er hatte eine Familie.
    Seine Familie... würde er sie sehen wenn er tot ist? Was würde überhaupt mit ihm passieren? Würde man ihn erschießen? Auf der Stelle?
    Würde man ihn einsperren? Was würde passieren wenn er jetzt sein Gesicht hebt?
    Sie werden auffliegen, wegen Hugh würden sie es vielleicht alle nicht schaffen.

    "ANSCHAUEN!"
    Scheiße... das war der Moment. Der Moment in dem die Fassade bersten würde. Doch er würde nicht kampflos untergehen, Hugh wäre nicht Hugh, wenn er der Angst nicht ins Gesicht spucken würde!
    Bekämpfe deine Angst, sonst wirst du verlieren.
    Kämpfe Hugh... kämpfe um ihr Leben!
    Du hast es vielleicht nicht geschafft den Tod von deinen Kindern zu verhindern... du hast es nicht geschafft zu verhindern, dass Deborah über sie herfiel. Wäre er eine Stunde früher Zuhaus gewesen... dann würde er bis in die Ewigkeit des untoten Daseins mit ihr über die Welt wanken.
    Aber er war nicht Zuhaus. Seine Frau war es. Sie wurde zu einer von ihnen und labte sich an ihren Adoptivkindern... der Anblick war furchtbar. Er brach in Tränen aus.
    Hugh weinte, er wollte sie nicht so sehen.
    Er wollte niemanden so sehen, jeder hat das Recht auf Leben. Jeder hat das Recht darauf dieser Hölle zu entfliehen und verflucht... wenn er sein Leben in die Waagschale werfen sollte, dann würde er das tun. Er würde ausholen würde jetzt zuschla... !

    Es knackte. Es rauschte.
    "Brauchen Hilfe, brauchen Verstärkung. Durchbruch an der unfertigen Quarantänemauer, wiederhole, Durchbruch der Quarantäne!"
    Der Gardist der Hugh eben noch anschrie griff sofort an sein Funkgerät.
    "Hier ist Lt. Drew. Bestätige, schicken Unterstützung vom Haupttor."
    Das rauschen erstarb schlagartig. So schnell wie es kam.

    "Verdammt, hauen sie ab! Haben sie es nicht gehört?! Schnappen sie sich eine Waffe und helfen sie dem Mann, verflucht und bewegen sie ihren Arsch schneller ja?!"

    Hugh lief... zusammen mit den anderen. Sie liefen und liefen. Ihre Füße trugen sie immer weiter, durch das Lager, weit über die Grenze, Meter um Meter addierte sich auf ihre Distanz zur Gefahr.
    Sie sahen den rettenden Hafen. Er kam immer näher, bis sie endlich in Sicherheit waren.
    Hugh schaute hinauf in den dunklen Himmel.
    "Ich hoffe ihr seid da oben... Daddy kommt. Versprochen."

    Geändert von Gendrek (04.09.2012 um 21:52 Uhr)

  10. #150
    "Okay, ihr kennt den Plan, ihr wisst was uns entgegentreten wird. Primärziel ist es, diese beschissenen LKWs zu sprengen und die Super-Zulus zu erledigen. Wir werden uns in zwei Gruppen aufteilen, sobald wir erstmal im Lager sind: Superman und ich kümmern uns um den restlichen Widerstand in Form von Hobbysoldaten und Zulus. Alistair, Fawyer, Ethan... Ethan... Ethan?"
    "Was, ich...?"
    "Ethan, hab' ich deine Aufmerksamkeit?"
    "Ja, Sir - ich meine Ma'am, ich war nur in Gedanken..."
    "Deine Gedanken können uns im falschen Augenblick das Leben kosten. Schieb' sie zur Seite, ich will Fokus auf..."
    "Hey, Yuki, nimm ihn nicht so hart ran, er hat *tuschel flüster*"
    "Oh... oh, okay, sorry, ich wusste-"
    "Ist... ist oaky, Ma'am."
    "Ich brauche dich, ich brauche jeden von euch und ich brauche jeden von euch zu 100 Prozent, verstanden Ethan? Nur noch dieses eine Mal, dann hast du es hinter dir, dann hast zu Zeit zu trauern. Zeit nachzudenken."
    Zeit über das nachzudenken was Sanders sagte. Was sie für uns tat in diesem Moment.

    Ich werd' dichthalten, Corporal. Den Gefallen tu ich dir gerne.

    "Jetzt in diesem Moment haben wir einfach keine Zeit, okay? Verstehst du mich?"
    "Ja, ich... ich verstehe."
    "Gut. Dann los, Jungs - zeigen wir's diesen Krieg spielenden Arschgeigen!"

    Yukari mit gezücktem Schwert, Ethan und Suparman gingen vor, Fawyer und Alistair folgten. Schnell und leise, im Schutze und in der Stille der Nacht, ab und zu unterbrochen durch das Schmatzen der Schuhe im Schlamm, entfernte Schuss- und Explosionsgeräusche, Geschrei aus dem Vorposten und das dumpfe Umfallen der erlegten Untoten, die die drei Nahkämpfer schnell und effizient aus dem Weg räumten. Ethan wirkte bereits geistesabwesend, als sie den Unterstand verlassen hatten. Und als sie nach einigen Minuten des Schleichens und Tötens und der allgemeinen Funkstille untereinander endlich an Gebäude 1 angekommen waren, merkten sie, dass Ethan nicht mehr da war.
    Alistair stieß sich von der Hauswand ab und schaute panisch in das Nachtdunkel hinein, hoffend irgendetwas zu erkennen. "Ethan?", schreiflüsterte er deutlich besorgt, "Scheiße, wo zum Geier ist er hin?"
    "Ich weiß nicht, eben war er noch neben mir...!", antwortete Suparman lallend und sah abwechselnd nach links und rechts.
    "Nein, lasst es.", sagte Alistair erstaunlich ruhig. "Er ist weg. Ich hab' ihn gehen lassen."
    "'Gehen lassen'?", fragte Yuki leise und mit deutlichem Missmut in der Stimme. Alistair erwiderte ihren fragenden Blick mit einem "Er wollte es so.".
    "Tess sagte, dass keiner zurückbleibt! Und ich werde mich daran halten!", zischte Yuki und stapfte auf Alistair zu, im Begriff ihm eine reinzuhauen.
    "Hey, Leute...", unterbrach Fawyer, der in der Zwischenzeit kurz verschwunden war, die Diskussion und hielt Ethans Ear Piece hoch. Worte waren überflüssig in diesem Moment.
    Alistair schaute Yuki durchdringend an. "Dein Plan funktioniert doch immer noch, oder?"
    Einer geht, du lässt ihn ziehen...

    Du riskierst sein Leben, unser Leben, das Leben von... verdammte Scheiße, Sanders.


    Der Lance Corporal atmete entnervt aus. "Der Plan kann geändert werden. Ein Plan, der nicht geändert werden kann ist ein Scheißplan, Alistair! Ein Mann weniger ist echt scheiße bei derartiger Überzahl, aber wir machen das Beste draus und solange..."
    Yuki wandte sich Fawyer zu und klatschte zweimal in die behandschuhten Hände. Wie auf Kommando warf er ihr das Ear Piece zu, dass sie zunächst am Ärmel ihrer Uniform halbwegs sauberrubbelte und sich dann ins rechte Ohr stopfte.
    "Solange müssen wir mit dem klarkommen, was wir haben. Hört ihr mich?"
    Die drei Männer nickten zögerlich.
    "Gut, dann bezieht Stellung wie besprochen, ich werde mich hinter dem Schutthaufen verschanzen, alles nach Plan. Lass knacken!"

    Sie konnte es kaum abwarten.
    Mitten in die Schlachtbank werfen.
    Das Adrenalin klang nicht ab, es ließ sich stärker fühlen, es machte sie besser als je zuvor. Kurz bedankte sie sich gedanklich bei dem Penner, der die Granate nach ihr geschmissen hatte vor einer Woche.
    Es ist besser so. Ich kann Sanders nicht noch mehr Scheiße aufbrummen, als sie verdient hat. Fuck, Corporal, warum musstest du gerade mir diese Info geben? Warum verdammt nochmal gerade mir?
    Es ist nicht meine Schuld.
    Früher oder später hätten sie es eh getan.
    Später.

    Verdammte Scheiße.

    "Hi!" Plötzlich saß der verrückte Indonese neben ihr und sah sie mit glasigen Augen an. Hatte er etwas getrunken?
    "Was zum... Suparman, ich hatte doch gesagt du sollst Feuerschutz geben!", schreiflüsterte Yuki mit einer gewissen Aggression in der Stimme. Demonstrativ hielt Suparman sein Tonfa hoch und fragte die offensichtliche Frage: "Und wie soll ich euch damit nochmal Feuerschutz geben...?"
    Yuki nickte bestätigend. Gut, dann war sie wenigstens nicht alleine wenn sie die Mauer stürmen würden.

    "Alles klar, Fawyer, Alistair - Phase 2 starten!"
    Und plötzlich wurden die übernächtigten, teilweise gar infiziert wirkenden Gardisten am Haupteingang überrascht von einem Bleigewitter, das Yuki so seit dem Irak nicht mehr gesehen hatte. Alistair gab Stoff mit der Pistole, während Fawyer mit schwerem Maschinengewehrfeuer die nun panisch um sich schießenden Vollidioten in Deckung zwang.
    "Los geht's!", sagte sie zu Suparman und die beiden rannten los in Richtung der Mauer. Schüsse schlugen links und rechts im Boden ein und wirbelten Schlamm auf. Der wieder einsetzende Regen
    Oder hatte es die ganze Zeit geregnet und ich hab's einfach ignoriert?
    gab dem Ganzen einen theatralischen Touch. An der Mauer angekommen, warf Yuki eine der zwei Sprenggranaten, um die in Deckung verbliebenden Gardisten mit etwas Gewalteinwirkung aus besagter Deckung zu zwingen.

    "Fire in the hole!"

    Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte die Nacht, ein greller Lichtblitz erleuchtete hinter den Sandsäcken, die größenteils dem Druck der Explosion nachgaben und nach vorne wegflogen. Drei Gardistenkörper wurden durch die Luft geschleudert wie Puppen, ihre Gliedmaßen entweder nicht mehr am Körper oder weit von ebenjenem ausgestreckt. Von hier aus konnte sie abgesehen von einem halben Dutzend oder mehr erschossenen Gardisten keine weiteren Feindverluste erkennen.
    "Zeit, vorzurücken!", rief Yuki selbstsicher sowohl sich als auch-wo war Suparman?
    Der verrückte Asiate rannte vor ihr an der Mauer entlang, schnurstracks in Richtung der Staubwolke, das Tonfa in Hab-Acht-Stellung. Yuki folgte nach genervtem Augenrollen mit den gezückten Brownings. "Okay, Phase 3 wird übersprungen weil unser indonesischer Freund Hummeln im Arsch hat! Wir rücken vor!", schrie Yuki ins Mikrofon des Ear Piece und folgte ihm ins Feindlager.

    Durch den Staub hindurch konnte sie nicht sehen, wo sich Suparman befand.
    Sillhouetten hinter der Staubwolke.
    Mit Schusswaffen anstürmend. Befehle schreiend.
    Neben ihr zwei Gestalten.
    Fawyer und Alistair gingen neben ihr her, die Waffen im Anschlag. Aber wo zum Teufel war Suparman?

    Als sie endlich die Staubwolke verließen, gingen sie hinter dem nächstbesten in Deckung, das sie finden konnten. Neben ihnen erstreckten sich Teile des Lagers, einige Vorräte konnten bereits hier geborgen werden. Alistair tat sich direkt an ihnen gütlich, während Yuki noch abwarten wollte. Yuki steckte kurz den Kopf heraus und sondierte die Lage - zehn Meter von ihrer Position entfernt, ungefähr zehn Uniformierte, einer davon - ein verkackter Riese - der mit 'ner Machete wild um sich schlug und offensichtlich Infizierte auf einer Art Schafott köpfte, während seine Kameraden Probleme hatten, das andere Dutzend Zulus und gebissene Soldaten zu bändigen mithilfe der Gewehrkolben. Hinter der chaotischen Szenerie standen die zwei Laster - die Primärziele. Ein Typ in unscheinbarer Uniform begutachtete den Frachtraum des vorderen LKWs und blickte milde grinsend zum Eingang des Vorpostens. Etwas weiter entfernt stand der Kran, so als ob er zufrieden über die Szenerie blicken würde.
    "Perfektes Timing.", flüsterte Yukari und beobachtete vor allem den besonderen Uniformträger, der sich nun zur Fahrerkabine des vorderen LKWs begab. "Das Chaos können wir ausnutzen."
    "Dafür!", erschallte leise, aber gut für die drei hörbar eine Stimme von rechts. Suparman lag hinter einem Stapel enthaupteter Körper, wild grinsend und augenscheinlich immer noch berauscht, und wuchtete die Leiche eines Gardisten herunter. Auf dem Namensschild konnte sie schemenhaft den Namen "Linus" erkennen, und die Schulterklappen ließen nicht darauf schließen, dass er einen höheren Dienstgrad als Private hatte.
    Stapel enthaupteter-
    Erst jetzt fiel Yuki auf, dass sie alle vier hinter verdammten kopflosen Leichen lagen. Ein höllischer Gestank kroch in ihre Nase. Doch sie blieb stark und sah sowohl Alistair als auch Fawyer an, dass sie nicht alleine war mit diesem Mindset.
    Fawyer nickte stumm, während Alistair ein "Holen wir uns die Bastarde!" zischte und die Revolvertrommel der frisch erbeuteten Magnum nachlud.
    Patronen in die Kammern.
    Kammer wieder einfahren lassen.
    Harter Abzug.
    Klack-klack.
    Musik in Yukis Ohren.

    Die drei ließen aus ihren Waffen die Hölle los auf den Trupp. Patronenhülsen flogen ihnen direkt entgegen, als sie aus der Deckung heraus feuerten und den Haufen aufscheuchten, der sich in alle Richtungen versprengte und wild auf die Deckung des Izanami-Trupps schoss. Leichte Ziele, die wie die Fliegen starben. Alistair ließ Köpfe platzen als wäre es der gottverdammte St. Patrick's Day bei der NRA. Der Machetentyp rannte nach links aus Yukis Blickfeld, nachdem der LKW-Fahrer ihm Einlass in den Boliden verwehrt hatte und Gas gab.
    "Fawyer!", rief Yuki dem Blonden zu und warf ihm ihre zweite Sprenggranate hin. Er wusste sofort was zu tun war.
    Er zog den Sicherheitsstift und schleuderte das kugelrunde Projektil grob in Richtung der LKWs. Wieder erhellte eine Explosion die Nacht und setzte sofort den hinteren Lastwagen in Brand, der nur Sekunden später in einer orangenen, pilzförmigen Explosion in die Luft flog. Die Druckwelle warf die übrigen Soldaten und Zombies sofort um, welche noch nicht durch den Frontalangriff hingerafft worden waren.
    "Mh!", rief er und haute sich mit geballten Fäusten auf die Brust. "So macht man das da wo ich herkomme!" Dann bemerkte er den sich schnell entfernenden zweiten Laster.
    "Der andere entkommt! Verdammt!", rief Fawyer und gab eine langgezogene Salve auf den anderen LKW ab, nachdem sie ihre Deckung verließen. Doch es war zu spät, er war bereits zu weit entfernt.

    "War das alles?", fragte Alistair grinsend und sein neues Lieblingsspielzeug - eine Schrotflinte, die er sich wohl zusammen mit der Magnum angeeignet hatte - durchladend, als er ihr Werk betrachtete. Dutzende Leichen, einige davon brennend oder in Teile gerissen durch die Explosion, Blut das sich mit dem Schlamm vermischte und so eine süßlich-verdorben riechende Brühe ergab, das Knistern des Feuers, das im Wrack des Lastwagens loderte - und dieses Gefühl in Yukaris Bauch, als ob das noch nicht alles gewesen wäre.

    Aus den lodernden Flammen des LKWs erschien es ihr fast, als würde-
    Verdammt.
    Kam da einer der Super-Zulus...? Oder war sie nur-?
    Das Adrenalin. Es fickt mit meiner Wahrnehmung. Stay frosty, Spicy Hands.
    Das Vieh klappte, ein letztes lautes, unheilig wirkendes Grunzen von sich gebend leblos zusammen nachdem von Fawyer und Alistair
    oder nur der Irish boy?
    einige Schüsse auf ihn abgefeuert worden waren. Die Haut kohlschwarz, der Körper massiv wie Stahlbeton. Alistair grinste zufrieden und es schien fast, als wäre alles gut.
    Der Machetentyp. Wo ist der Typ mit der Machete?

    Wie gesagt: Fast.

    Der Machetenmann atmete schwer und gut hörbar, als er auf die Vierer-Truppe zugeschritten kam. Mindestens zwei Meter hoch und aus Yukis Perspektive genauso breit, die schwarze Kopfbedeckung die einem mittelalterlichen Helm glich verdeckte sein Gesicht, der nackte Oberkörper war gestählt durch Muskeltraining und Aufputschmittel, die Beine und Füße bekleidet durch eine Militärhose und Kampfstiefel, die Haut bleich, der Gang starr und militärisch in Reinform, um seinen Hals hingen mindestens zwei Dutzend Erkennungsmarken - wahrscheinlich von Soldaten, die er geköpft hatte - und neben sich ließ er locker die Machete in der rechten Hand schwingen. Abrupt kam er zum stehen und sah die vier Kämpfer an. Er hatte eine Schusswunde am Bauch, etwas dunkel wirkendes Blut trat heraus - aber es schien fast, als würde ihn das null interessieren. Was ihn interessierte, waren ihre Köpfe.
    Er unterbrach seinen monotonen, röchelnden Atem-Rythmus und keuchte das Wort "Abhacken...!" in ihre Richtung, bevor er sich mit der freien Hand eine Spritze in den Hals jagte und die komplette dort drin befindliche Flüssigkeit in sich pumpte. Er warf die nun leere Spritze hinter sich weg und trat einen Schritt nach vorne. Wie aus Reflex steckte Yuki die sowieso leergeschossenen Brownings in ihre Beinholster und zog das Katana aus der Scheide.
    "Suparman und ich locken ihn in den Nahkampf, ihr beiden macht das was ihr am besten könnt. Wie sieht's munitionstechnisch aus?"
    "Fast leer."
    "Beschissen."
    "Gut, das passt mal wieder alles wunderbar zusammen."

    Einen Kampfschrei von sich gebend, rannte sie dem Oger-artigen Typen entgegen und ließ das Schwert auf ihn niedersausen. Er blockte den Hieb mit der Machete ab und gab ihr einen hämmernden Tritt in die Magengegend, der sie einige Meter nach hinten fliegen ließ. Alistair und Fawyer ließen derweil die Waffen sprechen, während Suparman selbst im Nahkampf Probleme bekam mit diesem Kerl.
    "Alles cool, ich bin... ich bin... oh mein Gott, autsch!", röchelte Yukari im Aufstehen, während der Oger sich nun auch Suparman entledigt hatte, der eine Spur im Schlamm dort hinter sich herzog, wo ihn der Faust schlag des Machetenmannes nach hinten geworfen hatte.
    "Abhacken!", rief der Kerl wieder, während er Suparman immer näher kam. Sie musste reagieren. Schneller sein. Sie rappelte sich auf, hob das Schwert über ihren Kopf und rannte schnurstracks auf den Riesen zu, der im Begriff war, Suparman einen Kopf kürzer zu machen. Das Vieh schluckte die Kugeln einfach, die Fawyer und Alistair auf ihn abgaben.
    "Weg von ihm du verdammtes Monster!", schrie sie, sodass sich der Typ umdrehte und sie nun fixierte. Sie tauschten einen Hieb nach dem nächsten aus, er schnitt ihr zweimal nicht tief in den rechten Arm, konnte allerdings sonst keinen Schaden ausrichten. Sie nutzte eine Schwachstelle in seiner Verteidigung und das Schwert streifte seine Halsschlagader - er fiel einfach nicht um.

    Erschöpft. Ausgelaugt.
    Haluzinier' ich? Scheiße Tess, hast du mir irgendwas in die Spritze reingemischt was da nicht reinsollte?


    Suparman rappelte sich auf, konnte allerdings mit seinem Tonfa nichts weiter tun als den Machetenmann von Yuki absehen und sich für einen Augenblick ihm zuwenden zu lassen. Sie konnte diese Gelegenheit gut nutzen, doch war sich im Klaren, dass-
    "Verdammte Scheiße, ich krieg' keinen Schuss hin! Fuck! Weg da ihr beiden, WEG!", schrie Alistair mit deutlicher planloser Panik in der Stimme. Niemand von ihnen hatte sowas je erlebt - der ultimative, universelle Soldat, der einfach nicht tot umfallen wollte, selbst wenn man ihn mit zwei Maschinengewehr- und drei Schrotflintenmagazinen vollpumpte, auf seinen Oberkörper mit einem Schlagstock eindreschte oder ihm wie jetzt ein Schwert in den Bauch rammte.
    "Jetzt stirb endlich du Stück Scheiße!", zischte sie mit einem zornigen Blick in ihren Augen. Doch er tat ihr den Gefallen nicht. Er schlug mit der linken Hand nach hinten aus und warf den wieder in den Angriff gehenden Suparman zurück in den Schlamm, dann packte er mit rechts Yukis Schwert kurz vorm Griff und schob es immer weiter in seinen Bauch.
    Kann nicht weitermachen. Das muss es einfach sein. Er muss doch irgendwann tot umfallen. Er muss einfach!
    "Scheiße Yuki, weg da!"
    "Ich hab' gesagt du sollst sterben, hörst du?", zischte sie abermals zwischen ihre zusammengebissenen Zähne, während sie ums Verrecken nicht das Schwert ihres Großvaters loslassen wollte.
    "Du sollst dich verpissen, hau endlich ab!"
    Jetzt war sie nur noch wenige Zentimeter vom Körper des Ungeheuers entfernt. Die Klinge des Schwerts schaute mittlerweile aus seinem Rücken heraus.
    "Stirb' endlich! Stirb' verdammt nochmal!" Die Sicherheit und Aggression in ihrer Stimme wich mittlerweile purer, nackter Angst. Die Tatsache, dass auf der Brust des Machetenmannes die Worte "Mate. Feed. Kill. Repeat." standen, rückte das Gefühl der Angst ins Territorium des puren Terrors.

    Dann packte er ihren Hals.

    Oh shit.

    "Nein!", hörte sie noch Alistair schreien, während es ihr vorkam als würde ein Stahlträger auf ihrem Kehlkopf liegen. Sie rang nach Luft, zappelte wild umher. Nonchalant schlug der Machetenmann ihre Hände vom Schwert, packte es am Griff und zog es sich langsam und für Yukari gut sichtbar aus dem Bauch, bevor er es von sich weg warf und es nach einigen Metern Flugentfernung mit der Klinge im Schlamm stecken blieb.
    "Verdammte Scheiße, lass sie los du Mistvieh!", schrie Alistair abermals und gab mehrere gezielte Schüsse auf die Beine des übermächtigen Feindes ab. Dieser blickte nur kurz zur Seite, so als ob er "Ich bitte dich..." sagen würde und verstärkte nun seinen Würgegriff.
    "Arrrgggh, verdammte - ARGH!", entfleuchte es dem Lance Corporal, bevor der Oger sie mit voller Wucht wegwarf wie ein zusammengeknülltes Stück Papier und sie mit dem Rücken voraus gegen ein ausgebranntes Wrackteil des Lasters knallte.

    Wir sehen uns an der Bar, Sanders...

    Dann umgab sie Schwärze, noch schwärzer als diese Nacht. Sie spürte ein letztes Mal die Regentropfen auf ihrem Körper einschlagen wie Fliegerbomben, schmeckte das Blut das sich nun in ihrem Mund befand, hörte die lauten Explosionen in der Ferne, und bereute leise, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (04.09.2012 um 23:50 Uhr)

  11. #151
    Niki, Tess, Dani und Von Schwabenstein machten sich schon bereit. In der Hocke bewegten sie sich vorwärts und beobachteten mehrere Minuten lang die Wachen, indem sie ihre Köpfe vorsichtig über die toten Winkeln schwenkten. Überraschenderweise koordinierten sie sich alle sehr gut und konnten ohne jegliche Probleme sich an den Wachposten vorbeischleichen. Ludwig gab lobende Handzeichen, jedoch war sich jeder dessen bewusst, sich jetzt nicht darauf ausruhen zu können. Man könnte sagen, dass er sie auf ihre Überheblichkeit geprüft hatte. Jedoch... das Ziel winkte schon und jeder war sich sicher: Gleich sind wir durch.

    Von Schwabenstein stand vorne und kundschaftete sich aus, Tess war direkt hinter ihm um sicherzugehen, dass sie niemand momentan beobachten würde. Niki kniete sich kurz hin, um sich vor lauter Aufregung beruhigen zu können, denn das Letzte, was sie jetzt brauchen würden, wäre eine Panikattacke von auch nur einer Person in der Truppe. "Gleich haben wir's...", dachte er sich sehr leise und ballte seine Hände zu schweren Fäusten. Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Im selben Moment drehte sich Dani zu ihm um. "Scheiße". Und mehr nicht. Sie bewegte sich mit voller Kraft, aber vorsichtig zu ihm und warf ihn ein Stück nach hinten. Überrascht stützte sich Niki fast liegend am Boden ab und richtete sich wieder auf. Er wollte Dani gerade einen besorgten Blick zuwerfen, als er plötzlich große Panik verspürte und seine Augen weit öffnete. Zitternd sah er Dani verletzt am Boden noch mühevoll hockend.

    Tess bemerkte den kleinlauten Krach und wollte gerade wütende Gesten zuwerfen, als sie Danis panischen Blick sah. Schnell bewegten sich beide aufeinander zu, doch Dani drehte sich und lag mit dem Rücken auf dem Boden. Niki saß nur hilflos neben ihnen. Sein Herz raste. "Das... das hätte ich sein können... das hätte... das hätte ich sein können...", dachte er sich immer und wieder, "...aber... warum...? WARUM zum Teufel ist SIE es?!" Er knirschte mit seinen Zähnen. "Scheiße... verdammte scheiße... wieso ist es hier so dreckig?! Dani, steh auf!", flüsterte Tess laut. "Keine Chance... hier kann ich sie nicht behandeln. Verdammte scheiße, wie konnte das passi-" "Hey!", machte sich Ludwig bemerkbar, "wir müssen jetzt durch, oder die Schützen machen hier weiter! Wir haben Glück, dass ein Idiot geschossen hat, der ist jetzt erstmal Wachen alarmieren gegangen. Das und die reine Luft vor uns jetzt müssen wir ausnutzen, sonst sind wir tot." Panisch schaute sich Niki um, ohne einen Nutzen daraus ziehen zu können. Er sah Dani auf dem Boden, wie sie langsam ohnmächtig wurde und der Weg vor ihm, der ihn sofort aus dieser Misere ziehen würde. Tess schaute unter Druck weiter nach etwas, was Dani helfen könnte. Gerade, als Niki behiflich sein wollte, griff sich Von Schwabenstein seinen linken Arm und rannte mit ihm fort. Niki wehrte sich nicht. Er schaute nach hinten, aber er selbst bewegte sich immer weiter vorwärts...

    "D... Dani..."

    Was hatte er schon für eine Wahl...?

    Geändert von Ligiiihh (04.09.2012 um 20:04 Uhr)

  12. #152
    Ausnahmsweise mal mit Musik


    Sie lagen in Deckung und warteten auf die nächste Wachablösung. Es konnte nichts schiefgehen, mit der Hilfe von Ludwig hatten sie innerhalb kürzester Zeit den Wachplan herausgefunden, und in Abhängigkeit der Laufwege genau geplant, wann sie an welchen Posten vorbeikonnten. Die ganze Sache war absolut sicher, wenn es auch nicht die geringste Toleranz für Fehler gab. Die zwei Verletzten - Tess und Ludwig - waren ebenfalls einkalkuliert mit ein paar Extrasekunden. Bisher waren sie auf diese Weise auch schon an allen kritischen Punkten vorbei gekommen, und jetzt würde sie ihr Glück hoffentlich nicht verlassen. Dieses mal ging es wirklich ums Ganze, dachte sich Dani, als sie mit Tess, Niki und Ludwig in der Deckung lag und auf den nächsten Moment wartete, um weiterzulaufen.
    Es war in den letzten Tagen öfter knapp gewesen, aber noch nie war sie selbst so weit vorn mit dabei gewesen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, dass es die Wachen hören mussten, aber unbeirrt liefen sie an der kleinen Gruppe vorbei. Sie verkniff sich gerade noch ein erleichtertes Aufatmen, als sie in die Runde blickte. Mit einem kurzen Seitenblick stellte sie fest, dass die Wache ausser Hörweite war und sagte leise: "Ok, weiter gehts, bald haben wir es geschafft."
    Sie lächelte den anderen aufmunternd zu und wunderte ich im gleichen Moment, woher sie die Zuversicht nahm. Sie hatte eine Scheißangst, dass die Wachen jeden Augenblick wieder kommen würden, weil irgendetwas ihren Plan geändert hatte. Es gab Duzent Möglichkeiten, über die sie jetzt wohl besser nicht nachdenken sollte. Für ein paar Sekunden fürchtete sie gar, sie würde den Mut nicht aufbringen, die sichere Deckung noch ein weiteres Mal zu verlassen, allerdings war auch die Rettung noch nie so nahe gewesen. Ja, sie war es ihnen schuldig, allen die Gefallen waren für die Gruppe. Ludwig sah auf seine Uhr und gab ihnen das Zeichen.
    Nach einem letzten Blick in die Richtung, in der die Wachen verschwunden waren, rappelten sie sich auf und gingen so leise wie möglich weiter, wenige Meter trennten sie noch von der Rettung. Vor lauter Konzentration sich an den Zeitplan zu halten und ja keinen Lärm zu machen, hätte es Dani fast übersehen. Den kleinen roten Punkt auf Nikis Stirn. Vermutlich war es eh nur einer Fügung des Schicksals zu verdanken, dass sie sich überhaupt nach ihm umdrehte.
    Scheiße.
    Ohne weiter nachzudenken, gab sie dem Jungen einen Schubs, der ihn zu Boden gehen ließ und bei dem sie selbst einen Schritt nach vorn tat, für eine Warnung blieb keine Zeit. Gerade noch rechtzeitig, dachte sie sich noch, bevor sie einen Schlag in die Seite spürte und gegen Tess taumelte.
    Was zum..? Sie schaffte es nicht, den Satz zu Ende zu denken, da verließ sie schon die Kraft in den Beinen und sie sackte haltlos zusammen, die Hände an die Seite gepresst. Als sie am Boden liegend vorsichtig eine Hand wegnahm, konnte sie sehen, dass die Handfläche voll Blut war. "Scheiße.", würgte sie hervor, wobei sie auf einmal einen ekelhaften Blutgeschmack im Mund hatte. "Woher..?", setzte sie an, und warf Tess einen panischen Blick zu. Diese gottverdammten Scharfschützen hatten Niki aufs Korn genommen, und statt ihm hatten sie jetzt Dani getroffen.

    Dani. Nein.Verdammt.“ Ihre Finger krallten sich in die Fetzen der Uniform, als Niki und Ludwig durch den verlassenen Posten rannten. Sie konnte Dani nicht zurücklassen. Wollte es nicht. Würde es nicht, solange ihr Herz noch schlug. „Ich lass dich nicht hier. Sie zu das du deinen Hintern hochbekommst, sonst schleif ich dich rüber.“ Rote Lichtpunkte wanderten am Boden neben den Baumschatten. Knackende Funkgeräte über ihnen und vom unbemannten Wachposten. Schusssalven in der Ferne. Ihre Chance war vertan. Ihr kaputtes Bein trug kaum sie selbst, wie sollte sie da einen Schwerstverwundeten rausbringen? Und die verfluchten Scharfschützen hatten sie mit ihren Nachtsichtgeräten aufgespürt und gleich würde hier ein Trupp sein um nach dem Angeschossenen zu suchen. Und zu vernichten, was von ihm übrig war. Sie presste die rechte Hand auf die blutende Schusswunde. Mit der andren umklammerte sie Danis Hand.

    Keine Angst.
    In Danis Augen sah sie keine Angst. Keinen Vorwurf.
    No, they can't dig a hole the right size to fit all of our dreams
    Be it blood, be it ink, but at least we were free

    Loszulassen hatte sie nie gelernt. Sie konnte es nicht. Auch nicht mit dem eigenen Tod im Nacken.
    Sie würde keinen mehr retten. Nur noch beerdigen, was sie liebgewonnen hatte. War das ihr Schicksal?
    Wir sehen uns wieder.
    Lass mich nicht allein. Nicht jetzt wo ich...

    Danke.
    Ich wusste bis du mich mit deiner Faust getroffen hast nicht das … Die Zeit mit dir. Ich weiß jetzt was ich will.

    Die blauen Augen sagten ihr, zusammen mit dem Stück Metall, das sich in ihre Hand drückte, alles was nicht gesagt werden konnte. Nicht mehr gesagt werden musste, weil Tess Dani auch ohne Worte verstand.
    Stirn berührte Stirn. Eine schwarze Locke umkringelte eine blonde Strähne. Als sich Danis Mund mit blutigem Schaum füllte schmeckte Tess das metallene Salz.
    Der rote Himmel von Sydney brannte und schwarzer Schnee fiel über ihnen herab, als sich die Hand vom Bauch löste und der Schwall Blut sich den kürzesten Weg nicht mehr über die Lippen sondern aus der Wunde suchte.

    ~*~

    Sie brauchte nicht in die Augen der Ärztin sehen um zu wissen, dass sie sterben würde. Es würde hier und jetzt zu Ende gehen, seltsamerweise bekam sie keine Panik. Sie wurde eher ruhig und gelassen, auch den Schmerz spürte sie nur noch wie aus weiter Ferne. In ihrem Aschgrauen Gesicht war ein fast friedlicher Ausdruck. Sie bereute nichts in ihrem Leben, auch nicht, dass sie Helena nicht sabotiert hatte, wenn sich ihr die Chance geboten hätte. Was konnte einem Rache schon geben, vor allem noch auf diese hinterhältige Art und Weise? Sie bereute es auch nicht, dass sie es in ihrem Leben nicht zu mehr gebracht hatte. Sie war zufrieden gewesen, war es nicht das, was zählte? Und wer weiß, vielleicht würde sie Michail wieder sehen, oder ihre Eltern... Ihre Gedanken verwirrten sich immer mehr, aber auch das merkte sie nicht mehr wirklich. "Du mußt es schaffen.", hauchte sie Tess zu. "Und vergiss niemanden. Versprech es mir." Dann wurde sie von einem krampfhaften Husten geschüttelt, und noch mehr Blut lief aus ihrem Mund. Sie schaffte es noch einmal, die Augen zu öffnen und in den Himmel zu sehen. Obwohl es bald beginnen würde zu dämmern, konnte sie noch die Sterne sehen, bevor ihr Blick starr wurde...

    ~*~

    Die Sonne ging auf.
    Ein blassblauer Stern verschwand in diesem Moment.
    Für immer.
    Ich verspreche es.“, flüsterte Tess der Toten zu.

    Geändert von Andromeda (04.09.2012 um 20:58 Uhr)

  13. #153
    Als die übrigen Sterne verloschen hockte Tess immer noch neben der Toten. Sie hatte keinen Gedanken an sich selber verschwendet. Als der Puls in Danis Hand erstarb, küsste sie sie auf den Hals – auch dort war kein Puls mehr. In ihrem Gesicht waren nur zwei schmale Streifen zu sehen – alles andre war bedeckt von Erde, Dreck und Ludwigs Schuhcreme für 5,71% mehr Überlebenschance. Scheiß doch auf Mathematiker. Scheiß auf das Schicksal. Scheiß auf … Sie schluchzte lautlos. Sie hatte nicht bemerkt das sie weinte. Haltlos. Aber nun schüttelte sich jede Pore ihres Körpers vor Schmerz. All das, was sie verloren hatten. Sie konnte nur an das denken was sie verloren hatten. Du warst anders. Was besonderes. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von den starren blauen Jeansblauen Augen abwenden. Wieso lebte sie während alle um sie herum starben? Wieso konnte sie nichts tun? Es war ihr verdammter Job Leute zu retten. Engel in weiß. Die Leute sehen nur einen Arztkittel, aber eigentlich sind wir... Engel. Lebensretter. Die Gegenspieler des Todes.
    Sie hatte noch gewitzelt, als alles so klar schien. „Hinkebein hält euch nur auf. Aber vielleicht mögen die Gardisten ja auch ein Tigerpflaster.“ Aber sie konnte nicht mehr. Genug.
    Ihre Lippen waren mit Danis Blut bedeckt, ihre Hände waren mit ihrem Blut bedeckt, ihr Gesicht leuchtete rot im Feuerschein der Stadt und in der Morgendämmerung.

    Versprechen. Du hast ihr ein Versprechen gegeben. Beweg dich.

    Sie blickte auf die Erkennungsmarke. Sie hatte ihren vorherigen Trägern kein Glück gebracht. Wie auch wenn die Dinger „Grabstein“ heißen? Die dunklen dichten Baumwipfel über ihr rauschten, wandten sich im Sonnenlicht wie wehende Algenfahnen, schlossen sich zu immer neuen Mustern zusammen, als sie Dani zwischen den hochgerankten mächtigen und moosbewachsenen Wurzeln einer der mächtigen Eichen zog und sie dort hineinbettete. Das blau flirrte noch einmal kurz violett im wiedergespiegelten Feuerschein, blickte zum Himmel hinauf, dann schloss sie Danis Augen zum letzten Mal. Tess atmete durch, lauschte weiter – zwei Soldaten nahmen ihren Platz an der Mauer ein, wie Ludwig es vorhergesagt hatte, ihre aufgeregten Stimmen drangen bis zu ihrem Versteck. Die Zeitspanne zum durchschlüpfen war um. Das Ende würde kommen. So oder so. Sie ließ sich Zeit – jetzt war es egal, was geschehen musste würde geschehen.
    Sie wandt sich keuchend aus der Uniformjacke. Tarngrün. Scheiß doch auf Tarnung. Und bedeckte damit die verschränkten Beine der Toten. Ihre goldenen Creolen blitzten kurz auf, dann legte sie sie in Danis Hand. „Geh damit an die Bar und hol Willy einen mit.

    Konnte man zum Zombie werden, wenn man bereits tot war? Tess wusste es nicht. Patient 0 war und blieb ein Rätsel. Aber sie wollte auf Nummer sicher gehen. Sie würde Dani nicht zu einem Monster werden lassen, auch wenn es unwahrscheinlich war... die beiden Stiche hatten sie zu sehr verwirrt. Allein beim Gedanken an die Leiche pochte ihre Lunge schmerzhaft auf. Sie hatte nur noch das Skalpell... allein der Gedanke die Leiche zu schänden jagte ihr Schauer über den Rücken. Nicht so.
    Ihre Augenbrauen zogen sich ernst und nachdenklich zusammen. Mit beiden Händen umfasste sie dann zärtlich ihr totenblasses Gesicht, wie als wollte sie sie erneut küssen. Dann legten sich die Ellenbogen um den Hals und mit den Lippen an ihre Stirn gepresst und mit zusammengebissenen Zähnen ruckte sie der Toten plötzlich den Kopf herum. Tess Beinwunde riss unter der Anspannung ihrer Muskeln wieder auf. Glatter Genickbruch. Sie machen vor Ort einen wirklich guten Job, Fräulein Ehliger. Ja. Ich wollte immer schonmal Tote töten. Sie haben keine Ahnung wie gründlich ich den Scheißjob mache, Dr. Lölti. Scheiße.

    Die blonden Haare wellten sich über den Hals, als sie sie losließ.
    Ihr Verstand verdrängte, was sie jetzt besser tun sollte. Planen, Improvisieren, Laufen, Flüchten, Verstecken.
    You're only opening the book
    You're only on the first line of what's going to take a little while


    Irgendwo an der Mauer entbrannte der Kampf. Schüsse. Schreie. Alistair war da draussen. Dob war da draussen. Die Kinder waren da draussen. Sie alle waren da draussen und kämpften. Und sie hatte ein Versprechen zu halten. Also würde sie auch kämpfen. Es wenigstens versuchen. Sie warf einen letzten zärtlichen Blick auf Danis Antlitz, dann kroch sie aus der Deckung.
    Sie blickte hinter dem breiten Stamm hervor und ihr Mund blieb offen, von dem das was sie sah.

    [Listening to: Ruhe in Frieden, Blumenmädchen. ]

    Wie durch ein Wunder zogen die beiden Gardisten am Kontrollpunkt ab. Wie durch ein Wunder schweiften die roten suchenden Punkte am Boden von ihrem Versteck fort, das von der steigenden Sonne nach und nach immer mehr an Tarnung verlor und wendeten sich dem Kampfgeschehen zu. Und es kam keine Ablösung, kein Ersatz – ihr Team hatte ihr durch das entstandene Chaos, ihre Opfer und mit durch das Einsetzen ihrer Fähigkeiten den Weg freigemacht. Tess wartete noch drei Atemzüge lang - dann rannte sie los, stolperte, fiel. Mit jedem Schritt hinterließ sie einen roten Abdruck auf dem Untergrund, bei ihrem Sturz hinterließ ihr Körper eine Kuhle mit einem blutigen Abdruck im Boden – aber sie stand wieder auf. Ihre Schritte waren beflügelt vom Frieden in Danis Gesicht und der Gewissheit das Sanders Recht haben würde. Irgendwer würde überleben. Sie war nicht alleine hier draussen.

    The only "surrender" tonight, shall not be our own
    And maybe there is blood from the past, but that is not from me
    They can take away one man, and they can take away his mic
    But they cannot take us all


    Du mußt es schaffen. Und vergiss niemanden. Versprech es mir.

    Somewhere in time
    The truth shines through
    And the spirit knows
    What it has to do

    And you can be stronger
    Than anything you know
    Hold on to what you see
    Don't let it go

    Don't you let it go


    Ihr Schatten rannte links von ihr. Die Sonne erwärmte ihre eiskalte, zitternde Haut. Und vor ihr lag der rettende Hafen. Die Mauer und der Tod blieben hinter ihr zurück.

    Ich verspreche es.

    Geändert von Viviane (04.09.2012 um 23:34 Uhr)

  14. #154
    Es war soweit, Yuki rief sie zu sich. Alistair schulterte seine Tasche und zog die Pistole aus dem Hosenbund um sie kurz zu checken und dann wieder zurück zu stecken. Dann fielen ihm jedoch wieder Leos Worte ein
    [Nur für wütende Menschen!]
    „Scheiße“, fluchte der Ire und lief zu Sanders rüber, „Hey Sanders!“
    Sie drehte sich zu ihm herum und schaute ihn fragend an.
    „Ja?“
    „Haben sie zufällig ne Waffe für mich übrig?“
    „Damit kommen sie aber spät zu mir“, sie griff an ihren Rücken und zog eine 44er Magnum hervor.
    Er staunte nicht schlecht, als die Frau ihm das gute Stück und eine Packung mit Patronen überreichte.
    „Scheiße, was ne Waffe“, entfuhr es ihm.
    „Nja, passen sie mir nur gut darauf auf.“
    Alistair legte ihr eine Hand auf die Schulter und grinste sie an.
    „Nennen sie mich Alistair Mam, das haben sie sich mehr als verdient.“
    Er salutiert kurz spaßeshalber und marschierte zu den anderen zurück. Yuki begann dann ihren Plan zu erklären.
    Während sie und Ethan wohl das Ablenkungsmanöver am Schutthaufen übernehmen würden, gingen Suparman und Alistair durch die Mitte und Fawyer über die rechte Flanke. Der Ire klopfte seinem Asiaten-Freund auf die Schulter.


    Einen Augenblick lang standen sie noch da, dann sah er die beiden Jungs, die auseinander gingen. Josh kam gerade in seine Richtung Alistair ging direkt auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.
    "Bitte bleib am Leben.", murmelte er und schaute zu ihm hoch.
    Der Ire grinste breit.
    "Natürlich, Kleiner. Du glaubst doch wohl nicht, dass sich ein Ire so einfach unterkriegen lässt! Und da Irland bald auch deine Heimat sein wird, darfst du das auch nicht, hast du verstanden?"
    Der Kleine nickte
    "Und das du mir gut auf die kleine Léo aufpasst."
    Joshs Wangen wurde rot wie Tomaten und er nickte erneut.
    "Na los. Wir sehen uns auf der anderen Seite!"
    Dann ließ der Junge Alistair los und ging los um auf Leo zu warten.

    Als nächstes stapfte der Ire zu Noah. Der Kleine packte aufgeregt seinen Rucksack, als der Hünenhaften Schatten sah, der sich über ihn legte. Er wusste sofort wer es war und drehte sich breit grinsend herum.
    "Startklar", sagte er, Alistair sah die Angst, die er zu unterdrücken versuchte.
    Er griff den Jungen und hob ihn, darauf achtend, dass er nicht ausversehen das kleine Beinchen verletzte, auf seinen Arm.
    "Hey Kumpel", sagte er sanft, "Du musst dir keine Sorgen machen. Wir sehen uns wieder."
    Noah grinste nicht mehr, sondern schaute ihn traurig an.
    Alistair drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
    "Iren-Ehrenwort, keiner wird mich von euch beiden trennen, ich hab eurer Mutter mein Versprechen gegeben. "
    Noah wirkte weniger traurig und fiel dem Iren um den Hals.
    "Ich hab Angst um dich", schniefte er.
    "Brauchst du nicht, du musst jetzt stark sein. Dob und Andris kommen mit dir und werden dir helfen, so gut sie können. Du kannst ihnen vertrauen."
    Noah sah ihn an und wischte sich über die Augen.
    "Okay", murmelte er und lächelte dann.
    "Du bist nen starkes kleines Kerlchen, du hast den Plan ganz alleine entworfen, und hast es zusammen mit deinem Bruder bis hierhin geschafft. Nichts wird euch jetzt noch aufhalten aus dieser ganzen Sache heil ab zu ziehen."
    Alistair setzte den Jungen ab und legte ihm die Hand auf den Kopf und klopfte mit der anderen hand auf seine Brust.
    "Hiermit geb ich dir ein Teil meiner Irenkräfte, die wird dir helfen, wenn du sie brauchst."
    Breit grinsend wuselte er ihm noch einmal durch die Haare und bekam ein Lächeln zurück, was ihn an Abby erinnerte, wieder einmal. Sie trugen so viel von ihr in sich. Sie mussten einfach überleben, komme was wolle.
    Alistair zog dem Kleinen seinen Rucksack auf und dann lief dieser auch schon gewappnet und bereit zu Andris und Dob hinüber.


    „Dann mal los Freunde“, breit grinsend ging er zur Leiter, griff die Seitenhalterungen und lies bis nach unten durchrutschen. Recht schnell war der Außenposten in Sicht, doch anstatt, das alles nach Plan verlief, blieb Ethan aufeinmal zurück. Während die anderen drei weiterliefen, blieb Alistair stehen und schaute zu dem jungen Mann, der hinunter zum Wasser blickte. Er erkannte den leblosen Körper der dort angeschwemmt wurde, eine junge Frau, das Mädchen vom Flughafen, dass als ihre Anführerin vorangegangen war.
    "Ich muss das tun. Aber ich wünsche euch viel erfolg. Bis später."
    Der Ire nickte und klopfte sich dann Glück wünschend auf die Brust, denn er verstand die Gefühle, die Ethan in dem Moment übermannten. Er selbst hatte sich in die Fluten aus Zombies gestürzt um Abby, wenn auch tot, dort rauszuholen, und er würde es keinem verübeln, nein, er rechnete es dem jungen Mann hoch an, dass er Isabelle die letzte Ehre erweisen würde.

    Ein Mann weniger, aber damit würden sie klarkommen, meinte Yuki, auch wenn es die Sache nicht leichter machen würde. Laut ihrem abgewandelten Plan sollten Fawyer und er die rechte Flanke übernehmen, während Suparman durch die Mitte lief und Yuki das Ablenkungsmanöver auf der linken ausführen würde.
    Alistair nickte und dann gingen alle auf ihre Postionen. Zusammen mit Fawyer stand er an der Häuserecke des 2. Gebäudes und lugte vorsichtig herum. Sie warteten darauf, dass die Asiatin das Feuer eröffnete und Suparman losstürmte, doch es blieb aus, und letzterer war nirgends zu sehen.
    Dann plötzlich rauschte es über die Ohrstöpsel und Yukis Stimme war zu hören.
    "Alles klar, Fawyer, Alistair - Phase 2 starten!"
    Der Ire nickte seinem Kollegen zu und gemeinsam rannten sie geduckt um die Ecke und nahmen die ersten Gardisten und Zombies unter Beschuss. Vollkommen überrascht fiel die vordere Reihe wie die Fliegen, während der Rest sich panisch in Deckung schmiss.
    Aus dem Augenwinkel konnte Alistair dann Yuki und Suparman zur Mauer stürmen sehen. Damit ja nicht zu viele ihr Feuer auf sie richten würden, stand er nun auf und zerfetzte die Schädel ihrer Feinde mit der Wucht seiner Magnum. Rechts von ihm donnerte Fawyers Maschinengewehr, dass einen nach dem anderen niedersäbelte.
    Suparman stürmte derweil weiter nach vorne und schmiss sich wie ein Derwisch in die Massen und knüppelte einen Gegner nach dem anderen mit seinem Tonfa nieder.
    Über die Mauer hinter der Yuki Schutz genommen hatte kam aufeinmal eine Granate geflogen und landete hinter den Sandsäcken. Kurz darauf zerriss eine Explosion das Lager und wirbelte Ausrüstung, Gardisten und Staub durch die Luft.
    "Okay, Phase 3 wird übersprungen weil unser indonesischer Freund Hummeln im Arsch hat! Wir rücken vor!"
    Sie konnten Suparman nirgendwo entdecken, ebenso wenig jedoch auch nur einen weiteren Feind. Die Lage ausnutzend, krabbelte der Ire über ihre momentane Deckung und suchte nach neuen Vorräten und fand eine Pumpgun mit passender Munition.
    An den beiden LKWs entdeckten sie dann jedoch weitere Gardisten, die gerade mit dem Beladen fertig waren.
    Alistair kam zurückgeschlichen und lies sich neben Fawyer und Yuki nieder. Von Suparman war immer noch keine Spur zu sehen.
    "Perfektes Timing. Das Chaos können wir ausnutzen.", flüsterte Yuki ihnen zu und deutete zu den beiden Transportmitteln.
    Plötzlich tauchte der wildgeworden aussehende Indonese hinter einem Stapel enthaupteter Leichen auf.
    „Dafür!“, sagte er gedämpft und gesellte sich zu seinen Kameraden.
    Als Yuki die Nase rümpfte sog auch Alistair noch einmal tief die Luft ein und zuckte dann kurz erschrocken mit dem Kopf zurück.
    [Was ist das?]
    Ein genauerer Blick verriet ihm, dass ihre vermeintliche Deckung aus einem Haufen von kopflosen Leichen bestand. Während die anderen stumm blieben, ging Alistair in die Hocke und knurrte:
    "Holen wir uns die Bastarde!" , dann lud er seine Magnum nach.
    Zusammen kamen sie hinter den Leichenbergen hervorgeschossen und feuerten was ihre Waffen hergaben.
    Der Ire schoss zuerst die Revolvertrommel leer, schob sich die Knarre dann in den Hosenbund und wechselte zur Pumpgun, bei dessen Wucht die Gegner gleich Meter nach hinten flogen.
    Das Gegenfeuer der Gardisten war unkoordiniert und planlos.
    Yuki warf Fawyer eine Granate zu, die dieser gleich darauf in Richtung des hinteren LKW warf, während sich der vordere in Bewegung setzte. Ein Feuerball hüllte das Transportfahrzeug ein und Autoteile flogen durch die Luft, der bereits gestartete Wagen war jedoch nicht mehr aufzuhalten.
    "War das alles?"
    Alistair grinste breit und lud seine Schrotflinte durch. Es schien so, kein Gegner regte sich mehr, nur die Flammen des Wagens reckten sich dem dämmernden Himmel entgegen. Stille herrschte.


    Plötzlich war ein Knurren und Grunzen zu hören. Fawyer und Alistair schauten sich verwirrt um. Dann war er zu erkennen, der Muskelberg der hinter dem Wrack des LKWs hervor gehinkt kam und schwer keuchend auf die zu hielt.
    „Scheiße!“, fluchte Fawyer und deutete auf das Monstrum.
    „Nicht laber, draufhalten!“, forderte ihn der Ire auf und zusammen pumpten sie das Biest mit Kugeln voll und noch bevor es sie erreichte sank es leblos zu Boden.


    „Verdammt, nochmal Glück gehabt“, entfuhr es Fawyer der seine Waffe durchlud.
    Doch das sollte noch nicht alles gewesen sein. Denn aus dem Rauch schälte sich eine weitere Kreatur hervor. Doppelt so breit, blass mit dicken hervortretenden Venen und einer Scheiß Machete in der Hand die er lüstern nach Blut vor und zurück schwenken lies.
    Das Biest sah zu ihnen rüber und das einzige was es von sich gab war ein knurrendes „Abhacken“. Dann jagte sich der Muskelberg eine Sprite in den Hals und stapfte weiter auf sie zu.
    Yuki erkundigte sich nach der Munition bekam jedoch nur enttäuschende Antworten.
    Mit einem Kampfschrei auf den Lippen und dem Katana in den Händen stürmte sie dann plötzlich auf das Biest zu. Doch es schien wirkungslos. Selbst ein Eingreifen von Suparman richtete nichts aus. Stattdessen wurde letzterer mit einem mächtigen Schlag nach hinten geschleudert. Betäubt blieb er liegen, während der Muskelberg auf ihn zu ging.
    In der Hoffnung ihren Gegner irgendwie abzulenken, schmiss sich Yuki erneut auf das Monstrum und bohrte ihr Schwert tief in den Körper dessen, bis die Spitze auf der anderen Seite hinauslugte. Verbissen hielt sie den Griff fest, und selbst auf Zurufe hin ließ sie nicht los. Dann packte das Monster sie am Hals, würgte sie und warf Yuki dann auf ein ausgebranntes Wrack.
    [Für Abby, für die Kinder!]
    Alistair brüllte und zusammen mit Fawyer jagte er auch noch das letzte bisschen Munition das sie hatten in den Fleischberg, doch immer noch nichts. In einem Anflug aus Raserei Schmiss der Ire dann seine Pumpgun gegen den Kopf ihres Gegners, wodurch er kurz taumelte, ausreichend und das Katana in dessen Bauch zu greifen. Wahnsinnig grinsend drehte er es einmal herum, schlitzte dem Muskelberg dann den Bauch auf und zog das Schwert heraus. Doch selbst mit halb heraushängenden Innereien lebte der Typ noch. Sich unter einem Schlag hinwegduckend wich der Ire aus und hackte dann in einer fließenden Bewegung eine der Pranken ab, doch immer noch nichts.
    Dann hörte er nur ein leises „Plump“ und Fawyers Stimme die „Deckung!“ schrie. Also griff sich Alistair den Indosenen und warf sich hinter die die kopflosen Leichenberge.


    Geändert von Streicher (05.09.2012 um 19:33 Uhr)

  15. #155
    Die Zeit auf dem Dach war schnell vergangen. Für Fawyer zumindest. Im Gegensatz zu den anderen, die den Moment ihrer vielleicht letzten Ruhe nutzten um noch einmal im Streit Frust auszulassen, ihren Kummer loszuwerden oder einfach zum Reden, hatte sich Fawyer zurückgezogen. Er meldete sich für die Mission den Außenposten anzugreifen, aber sonst sprach er kaum etwas.

    Es war seiner Art gewesen sich auf das vorzubereiten was kommt. Die nächsten Stunden würden viele nicht überleben, vielleicht nicht mal er. Eine Menge ging ihm durch den Kopf als Yuki die vier Männer aufrief. Sie mussten los. Fawyer holte seine M14A1 heraus, nahm genug Munition mit und ließ seinen Tasche stehen, wie würde ihn nur behindern. Sie war sowieso praktisch leer, den letzten Energy-Drink hatte er sich gegönnt als er sich von ihrer Jagd hier rauf erholten.
    Bevor er bei der Fünfer-Gruppe war blieb er noch stehen – etwas hatte er vergessen. Er ging zurück und holte etwas unhandliches aus der Tasche. Eine Granate für das Sturmgewehr. Er ahnte, dass sie brauchen könnte. Wenn ich schon verrecke, dann mit Jage ich gleich einige von diesen Arschlöchern mit mir.

    Yuki erklärte ihnen noch einmal den Plan. Es war in drei einfache Phasen geteilt. Leicht zu merken. Ihre ganze Hoffnung basierte auf einem schnellen Überraschungsangriff. Je länger das ganze dauert, desto schlechter ihre Chancen. Das war Fawyer klar. Die Trucks mitgehen zu lassen wär wohl das optimalste Szenario. Er selbst wäre mit Überleben schon zufrieden.
    Nach dem kurzen Briefing gingen sie los. Yuki mit Schwertern und Pistolen, der Rest mit was sie gerade auftreiben konnten. Am schlechtesten Wohl der Asiate, das Stöckchen würde ihm keinen Gefallen tun. Fawyer fiel aber auf, dass er einen komischen Gesichtsausdruck in den Augen hatte, fast schon – fröhlich. Naja, bei diesen schmalen Augen kann man sich auch nie sicher sein.

    Das Niemandsland zwischen dem Lagerhaus und ihrem Ziel, kurz „Gebäude 1“ genannt, war schnell überwunden. Der Kleine haute ab, aber zuerst dachte Fawyer er hätte es wohl mit der Angst zu tun. Er wirkt abgelenkt. Sein Ear-Set lag auch passend da.

    Sie gingen ohne ihn weiter.

    Er und Alistair rückten langsam vor. Der Plan war simpel…

    Fawyer und Alistair sollten den anderen Feuerschutz geben. Sie gingen langsam durch die letzten hundert Meter, unendeckt. Sie vesteckten sich hinter zwei Autowracks und warteten auf ihren Befehl. Phase 1 bestand aus der Positionierung. Jetzt hieß es einfach warten. Er und der Ire waren angespannt. Jedes Geräusch schien lauter und jede Bewegung bedrohlicher.

    Fuck, wo bleiben diese Penner? Die Sekunden fühlten sich an wie Stunden. Vorne konnte Fawyer bereits die Gardisten hören. Sie schienen aufgeregt, aber niemand schrie. Waren vermutlich immer noch beschäftigt damit die Infizierten in die Trucks zu laden.
    Alistair und er warten auf Yukis Befehl. Eine unwirkliche Stille lag über dem Vorposten. Sie schienen dort etwas zu … zerhacken? Die Schreie waren das einzige, was man klar erkennen konnte. Sonst nur Stille. Das Warten war zerreibend. Aber sie hielten dem Druck stand, keiner von ihnen rannte verrückt – ein Schrei von hinten? Fawyer drehte sich in die Richtung, aber konnte über dem Schutt nichts sehen. Es klang wie der Asiate… Er hatte doch nicht?!
    Dann der Befehl.

    "Alles klar, Fawyer, Alistair - Phase 2 starten!"


    Fawyer konnte nicht mehr warten, er brachte sich in die Hocke und schoß auf den erstbesten Gardisten den er sah. Daneben. Zuerst war er in Schock, dann reagierte er, und nicht nur er. Die Hölle brach los.

    Der Angriff begann schnell. Die Gardisten reagierten schneller als erwartet und schnell flogen von beiden Seiten die Kugeln durch die Luft. Noch bevor Fawyer dazu kam überhaupt einen Gardisten zu erwischen, wurde er bereits am Arm getroffen.
    Die Welt stand einen Augenblick still, ein pochender Schmerz breitet sich von seinem linken Oberarm aus. Er hielt seine Hand auf die Wunde, doch das macht es nur schlimmer, und ließ sie blutrot zurück.
    Es war nur ein Streifschuss, aber sein Sakko war angerissen und eine rote Spur war deutlich zu sehen. Fawyer verbarg seine Wut kaum und nutzte den Affekt um sich noch härter zu rächen. Nach einem Schwall von seiner M14 fielen einige Gardisten – ob der Schütze darunter war konnte er nicht wissen.

    Er musste schon einen komischen Eindruck machen. Mitten in diesem Chaos und Kriegsfeld stand ein adrett gekleideter Mann in einem Anzug mit einem uralten Sturmgewehr und einem Gesichtsausdruck der klar machte, dass er es ernst meinte.

    Von den anderen sah er zunächst nichts, sie alle waren noch in den Anfangspositionen. Für jeden von den sie abknallten kam ein neuer an die „Front“. Mehr als einmal musste Fawyer sein Gewehr nachladen. Plötzlich sah er seine Chance. Er verließ seine Deckung und rannte auf ein umgeworfenen Truck zu. Schüsse verfolgten ihn, dann ein Sprung - und geschafft.
    Langsam kamen sie weiter und weiter voran. Meter für Meter. Die Gardisten waren nicht vorbereitet auf so einen Sturm, auch wenn sie in der Überzahl waren.
    Die Gardisten zogen sich langsam zurück, verloren an Boden und die Kampfgruppe rückte vor bis sie alle schließlich Seite an Seite kämpften.

    Dann standen sie vor dem letzten Männern der Nationalgarde am Vorposten. Hinter ihnen gleich die Trucks. Ein gingantischer Kerl war beschäftigt Zombies zu töten. Fawyer, Alistair, Indy und Yuki waren hinter Deckung. Holen wir uns die Bastarde!", schrie der Ire und das Chaos begann.

    Fawyer konzentrierte sich auf die anderen Gardisten, den Riesen ignorierte er fürs erste. Den müssten sie alle gemeinsam drannehmen, das war ihm klar. Dann warf plötzlich Alistair eine der Granaten, mitten auf einen der Trucks. Der andere war leider entkommen.

    Fawyer hatte kaum Zeit sich vor der Explosion in Deckung zu bringen. Ein Lichtblitz, dann eine Druckwelle, die alle Gardisten, samt Truck und allem wegfegte. Auch Fawyer spürte sie deutlich, aber außer einem Summen im Ohr kam er gut davon.

    Es herschte wieder Stille.

    Es war … leise. Eine gigantische Rauch- und Staubwolke nahm den Vorposten ein.

    Vorsichtig begann sich die Gruppe zu entspannen. Fawyer sah sich um. Sie alle waren angeschlagen, Fawyers linker Oberarm brannte wie die Hölle, er bemerkte auch ,dass er ihn nicht mehr gut bewegen konnte. Er versuchte keine Gedanken daran zu verschwenden. Als er die anderen betrachtete fiel ihm etwas auf. Etwas war hinter der Staubwolke … etwas großes. Er wollte etwas sagen, doch sein Brüllen kündigte ihn an.

    Der Riesengardist stürmte auf sie los. Die Munition war knapp, alle waren schon erschöpft, aber das Adrenalin trieb sie voran.

    ------------------------------------------------------------------

    Doch bevor er seine Absichten umsetzen konnte, stand Yuki auch schon vor ihm und hackte mit ihrem Schwert auf ihn ein, Auswirkungen schien dies jedoch nicht zu haben, ebenso wenig ein weiterer Angriff von Suparman.
    "Verdammte Scheiße, ich krieg' keinen Schuss hin! Fuck! Weg da ihr beiden, WEG!", schrie Alistair mit deutlicher planloser Panik in der Stimme. Niemand von ihnen hatte sowas je erlebt - der ultimative, universelle Soldat, der einfach nicht tot umfallen wollte, selbst wenn man ihn mit zwei Maschinengewehr- und drei Pistolenmagazinen vollpumpte, auf seinen Oberkörper mit einem Schlagstock eindrosch oder ihm wie jetzt ein Schwert in den Bauch rammte.
    "Jetzt stirb endlich du Stück Scheiße!", zischte sie mit einem zornigen Blick in ihren Augen. Doch er tat ihr den Gefallen nicht. Er schlug mit der linken Hand nach hinten aus und warf den wieder in den Angriff gehenden Suparman zurück in den Schlamm, dann packte er mit rechts Yukis Schwert kurz vorm Griff und schob es immer weiter in seinen Bauch.
    Kann nicht weitermachen. Das muss es einfach sein. Er muss doch irgendwann tot umfallen. Er muss einfach!
    "Scheiße Yuki, weg da!"
    "Ich hab' gesagt du sollst sterben, hörst du?", zischte sie abermals zwischen ihre zusammengebissenen Zähne, während sie ums Verrecken nicht das Schwert ihres Großvaters loslassen wollte.
    "Du sollst dich verpissen, hau endlich ab!"
    Jetzt war sie nur noch wenige Zentimeter vom Körper des Ungeheuers entfernt. Die Klinge des Schwerts schaute mittlerweile aus seinem Rücken heraus.
    "Stirb' endlich! Stirb' verdammt nochmal!" Die Sicherheit und Aggression in ihrer Stimme wich mittlerweile purer, nackter Angst. Die Tatsache, dass auf der Brust des Machetenmannes die Worte "Mate. Feed. Kill. Repeat." standen, rückte das Gefühl der Angst ins Territorium des puren Terrors.
    Dann packte er ihren Hals.
    "Nein!", hörte sie noch Alistair schreien, während es ihr vorkam als würde ein Stahlträger auf ihrem Kehlkopf liegen. Sie rang nach Luft, zappelte wild umher. Nonchalant schlug der Machetenmann ihre Hände vom Schwert, packte es am Griff und zog es sich langsam und für Yukari gut sichtbar aus dem Bauch, bevor er es von sich weg warf und es nach einigen Metern Flugentfernung mit der Klinge im Schlamm stecken blieb.
    "Verdammte Scheiße, lass sie los du Mistvieh!", schrie Alistair abermals und gab mehrere gezielte Schüsse auf die Beine des übermächtigen Feindes ab. Dieser blickte nur kurz zur Seite, so als ob er "Ich bitte dich..." sagen würde und verstärkte nun seinen Würgegriff.
    "Arrrgggh, verdammte - ARGH!", entfleuchte es dem Lance Corporal, bevor der Oger sie mit voller Wucht wegwarf wie ein zusammengeknülltes Stück Papier und sie mit dem Rücken voraus gegen ein ausgebranntes Wrackteil des Lasters knallte.
    ------------------------------------------------------------------

    Der Machete schwingende Riesengardist hatte gerade Yuki von sich geschleudert. Sie hatten alles nach Plan erledigt. Nach Plan eingedrungen, trotz des kleinen Ethans, der wohl abgehauen war. Trotz des verrückten Asiaten, der meinte er sei Rambo. (Wenn überhaupt kam dafür, nur er, der Sturmgewehr schwingende Mann im Anzug in Frage) Trotz all dessen hatten sie den Vorposten übernommen und sogar einen der Trucks in die Luft gejagt, das Wrack stand noch immer vor ihnen, Rauchwolken erhoben sich über Syndey, sicherlich noch von weitem sichtbar. Die Druckwelle hatte alles weggeblasen. Niemand konnte all das überlebt haben, doch der Beweis ihrer Niederlage stand vor ihnen. Ein über zwei Meter großer Riese mit einem Loch im Bauch. Der Riese, der hunderte Salven im Kopf und Torso problemlos überstanden hatte. Der Riese, der auf sie zu rannte.

    Fawyer wollte ihm eine neue Salve mitten ins Gesicht geben, er ahnte, dass es nichts bringen würde, aber er würde nicht aufgeben. Niemals. Er drückte ab. Ein alzu bekanntes Klicken. Keine Munition.
    Das wars wohl...

    Das Monster rann auf Superman und Alistair zu, die gerade ein letzte Attacke mit den Schwertern machte.


    Keine Muni, keine Waffen mehr, und dabei waren wir so nah dran... sooo nah dran. Die Granaten hätten ihn ... Die Granate!

    Fawyer wusste was zu tun war, er nahm seine Waffe in die Hand, schalte kurz an einem Hebel und rannte los. "DECKUNG!", gab er noch Alistair zu erkennen, der sich augenblicklich zurückzog.

    „Hey, Hulk! Hast du genug davon, kleine Mädchen zu verprügeln. Lust auf einen echten Kampf?“, rief er der Bestie zu.

    Der Riese starrte ihn nur emotionslos an. „Muss … zerhacken..“ und rannte los.

    Der Riese rannte mit voller Wucht, schneller als der schnellste Athlet der Welt, Fawyer wartet auf den richtigen Moment. Seine Hände zitterten, auch wenn er versuchte es zu unterdücken
    Noch 10 Meter.
    Näher….
    Noch 5 Meter.
    Nur noch etwas…
    Noch 2 Meter.
    Jetzt!

    Fawyer drückte ab.

    Ein grelles Leuchten, er sah noch einen letzten Blick von Riesen, in Fetzen. Die Granate traf ihn mitten vor dem Torso, die Arme wurde losgerissen, der Kopf platzte wie eine Melone.
    Dann wurde es schwarz.

    ========================================


    Nachdem sich die Wolke aus Tod und Verderben, und der Rauch gelegt hatten, standen nur noch die zwei Männer, Alistair hielt das Katana immer noch fest in der Hand und grinste breit, er und Superman grinsten breit.
    Fawyer war nirgendwo zu sehen. Ihr grinsten verstummte. Die Wucht der Explosion war gewaltig gewesen, aus ihrer Sicht war er mitten drin gewesen. Dort wo er stand war nur noch eine einzige Schuthalde, alles voller Staub und Dreck und Rauch. Fawyer hatte sich für sie geopfert. Für sie alle. Er fühlte sich auf einmal schlecht, dass er ihn damal verprügelt hatte.
    Alistair drehte sich um, um nach Yuki zu sehen, vielleicht war sie noch am Leben.

    Dann ein Husten.
    "Fawyer!?", rief er aus! ER und der Indonese rannte in den Trümmerhaufen und sahen ihn. Seine Kleidung war verbrannt, auch sein Gesicht und seine Hände hatten Brandspuren, außerdem hatte er noch eine schlimme Wunde am linken Arm, aber er lebte.
    "Was? Meinst du so ein ... verrückter Zombiesoldat bringt mich .. einfach ... um? Und worauf wartet ihr? Helft mir auf!", er hatte Schwierigkeiten zu sprechen, Erschöpfung und Schmerzen fordeteten alles von ihm nicht sofort in Ohnmacht zu fallen.
    Superman half ihm auf und Fawyer stützte sich dankbar an ihm auf, seine Beine gaben einige Male nach, aber der Indonese half ihm immer wieder auf.

    „Ach, das wird schon wieder, Fawyer! Klasse Arbeit Jungs“, merkte er an und stolperte dann in Richtung Yuki. Sie lag immer noch da, und bewegte sich nicht.
    „Hey“, er stupste sie vorsticht mit dem Griff des Schwertes an, „alles klar?“
    Keine Reaktion.
    „HEY“, brüllte er ihr dann entgegen, „AUFWACHEN!!!“
    Immer noch nichts. Er überprüfte ihren Herzschlag, es pochte langsam unter ihrer Uniform.
    Zurücklassen konnten sie sie ja nicht, also wollte er sie hoch heben. Er schob gerade seine Arme unter sie, als Yuki plötzlich ihre Augen aufriss und ihn wütend anstarrte.
    „Hände weg von meinem Arsch!“, keifte sie ihn an und befreite sich aus seinem Griff.
    „Lebst ja doch noch“, grinste Alistair und hielt ihr die Hand entgegen, „komm ich helf dir auf.“
    Yuki schaute ihn zuerst misstrauisch an und schnappte sich dann die Pranke des Iren um von ihm beim Gehen gestützt zu werden.
    „Mein Katana?“, fragte sie etwas panisch, doch beruhigte sich sofort, als Alistair ihr das gute Stück unter die Nase hielt.
    „Alles am Mann, und deine beiden Pistolen hab ich auch dabei“, sagte er hob sein Hemd hoch um die beiden Schmuckstücke im Hosenbund an seinem Bauch zu zeigen, "Dein Plan hat funktioniert."

    Dann dachte er an die beiden Joshua und Noah, an Leo, an Niki. Er hatte es wirklich geschafft, er war heil aus der Sache rausgekommen und sie würden es auch, er wusste es, sie mussten, besonders seine Jungs und Leo. Wenn nicht, dann … dann gäbe es nichts mehr was ihn hielt. Dann hätte er sein Versprechen gebrochen, und das bedeutete, sein Leben wäre nichts mehr wert …

    Geändert von Mivey (04.09.2012 um 21:43 Uhr)

  16. #156
    Noah beobachtete stumm, wie sein großer Bruder die Sachen zusammenpackte. Die Zeit hier war nun zuende und irgendwie machte ihn das sehr sehr traurig. Er hatte sich noch von Clover verabschiedet, der netten Frau mit der Schokolade, von Riley, Niki, Tess und noch einigen anderen, denen er über den Weg gelaufen war. Von einigen kannte er die Namen nicht, aber die Gruppe gehörte in Noahs Augen zusammen und er ahnte, dass er nicht alle wiedersehen würde. Der Frau namens Sanders hatte er artig die Hand gegeben.
    „Vielen Dank, Frau Soldat, dass sie auf uns aufgepasst haben. Mein Bruder und ich gehen jetzt, denn wir wollen nach Irland, aber vielleicht sehen wir uns ja noch mal wieder. Viel viel Glück!“
    Es fehlten aber noch die schwersten Abschiede. Noah seufzte.


    Josh ging und der jüngere der beiden Brüder stand mit seinem kleinen Rucksack in den Händen verloren in der Gegend herum. Plötzlich ertönten schwere Schritte und ein gewaltiger Schatten fiel auf die kindliche Gestalt. Noah wusste sofort wer es war und drehte sich breit grinsend herum.


    Alistair half ihm, seinen Rucksack aufzusetzen und Noah rannte los. Er fiel Léo um den Hals, die gerade auf dem Weg zu Joshua war und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Pass gut auf dich und meinen Bruder auf, ja? Ich mag dich voll. Das mit dem Dschungel machen wir auf jeden Fall!“
    Im Weglaufen schrie er noch: „Und ich wollte schon immer noch eine Schwester haben!“
    Da. Mister Bademantel und der alte Mann. Noah kam schlitternd zum stehen.



    Hinter ihnen fiel krachend das Rohr in die Dunkelheit. Das ungleiche Paar schwieg, arbeite sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter vorran und betete dafür, dass Dob es geschafft hatte. Noah leuchtete Andris, der vorauskroch und auf diese Weise die Hände für etwaige Abmontagen freihatte.
    Aber nicht alle Hindernisse waren leicht zu überwinden: Nach einiger Zeit gewöhnte Noah es sich an, ein kleines Bündel Metallteile mit sich zu führen, die sie in den Schächten abgebaut oder gefunden hatten, denn sie stießen in regelmäßigen Abständen auf drehende Ventilatoren, zwischen deren Rotorblätter sie die Metallteile aus Noahs Fundus klemmen mussten, bis Andris das Hindernis außer Kraft gesetzt hatte. Sie stießen auch auf Gitter, die so groß und schwer waren, dass es vier Hände brauchte, um sie zu halten. Aber sie schafften es.
    Es war erstaunlich, wie gut Andris und Noah ohne viele Worte zusammen funktionierten. Die Rollen waren schnell aufgeteilt und so arbeiteten sie wortlos Hand in Hand und kamen damit ziemlich gut voran.
    Schließlich sahen sie am Ende eines Schachtes den Nachthimmel. „Wir sind da“, jauchzte Noah. Es war das erste, was er seit einer halben Stunde gesagt hatte.
    „Nein, Kleiner, ich schätze, du bist da.“
    „Was? Aber...“
    „Schau.“, Andris seufzte, „Ich passe nicht durch diesen Schacht. Für dich dagegen ist es ein leichtes.“
    Noah starrte ungläubig den Schacht an. Das Zwischenstück war tatsächlich viel zu eng für den alten Mann. Die Geräusche hinter dem Metall verrieten, dass die Größe des Rohres zugunsten der Belüftungsmechanik verkleinert worden war. Noah schossen Tränen in die Augen. Das war so ungerecht! So kurz vor dem Ziel!
    „Wir suchen einen anderen Weg!“
    Andris lächelte müde.
    „Es gibt nur einen Weg, mein kleiner. Und das ist der, den Dob gegangen ist.“
    Noah riss die Augen auf.
    „Aber Andris, das geht doch nicht. Du muss mit uns kommen.“
    Er umarmte weinend den alten Mann. Andris legte ruhig seine faltige Hand auf den Rücken des Jungen. „Pass mal auf, mein Junge. Du kletterst da jetzt nach draußen zu Dob und ihr geht. Versprichst du mir das? Ich suche mir einen anderen Weg. Dann komme ich nach.“
    Noah gefiel das nicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er nickte traurig, sah Andris ein letztes mal an und krabbelte dann durch den verengten Schacht ins Freie.
    Er fiel Dob in die ausgebreiteten Arme.
    „Sieh mal einer an. Da seit ihr ja endlich. Ich hab mir hier die Beine in den Bauch gestanden.“
    Das Honigkuchenpferdgrinsen erlosch, als Noah nur weinend seinen kleinen Kopf in Dobs Halsbeuge barg.
    „Wo ist Andris?“
    „D...Der Schacht ist zu klei..hein. Sniff Und er ha... hat gesa.. hagt, wir sollen weitergehen!“
    „WAS? Von wegen!“ Dob setzte Noah auf dem Boden ab und lehnte sich, soweit es ihm eben möglich war in den Schacht herein.
    „Hey! Andris! Ich weiß, dass du mich hören kannst! Wir warten hier auf dich, hast du verstanden? Such dir nen Weg. Mein Gott, nimm zur Not das Gebäude auseinander, aber beweg gefälligst deinen Arsch hier raus, okay?“, seine Stimme versagte an dieser Stelle, die Antwort blieb Andris ihm schuldig. „Andris, verdammt! Wir lassen dich nicht zurück!“
    Dob und Noah warteten in der Nacht auf ihren Gefährten. Aber zurück kam er nie.

    ~-~

    Andris lächelte müde. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Der Weg hinter ihm führte in den Abgrund. Er hatte ein langes Leben gehabt. Jetzt blieb ihm nur noch der Tod. Er war kein Mann der umständlichen Gesten oder vieler Worte. Es blieben ihm mehrere Möglichkeiten. Alle liefen auf das gleiche heraus. Sollte er zurückkrabbeln nur um sich in den Abgrund zu stürzen? Nein. Den Abgrund der Welt hatte er bereits hinter sich. Andris war ein praktisch denkender Mann und so wählte die direkteste Methode.
    Mit einem müden Lächeln, dem Tod aufrecht entgegen blickend, streckte er seine Hand aus und zog den Metallstab aus dem Ventilator.

    Geändert von Ty Ni (04.09.2012 um 22:06 Uhr)

  17. #157
    Die Gruppe machte sich bereit. Josh räumte das improvisierte Lager der beiden Brüder zusammen und verteilte mit großer Sorgfalt ihre wichtigsten Habseligkeiten auf die beiden Rucksäcke. Auf Größe oder Gewicht konnte nicht viel Rücksicht genommen werden. Er wusste genaugenommen nicht, ob er Noah je wieder sehen würde und für den Fall, dass einer der beiden es nicht schaffen sollte, wäre es gut, wenn der verbliebene Bruder seine eigenen Sachen im Gepäck hatte. Innerhalb weniger Minuten war alles verstaut, denn Noah und Josh besaßen nicht viel. Nur das Bild von Abby lag noch in Joshs Händen. Mama. Joshua berührte das Foto mit den Fingerspitzen, als könne er dadurch ihre Hand nehmen und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er schluckte seine Traurigkeit herunter. Dafür war jetzt wirklich keine Zeit. Und jetzt musste er sich beeilen und eine Entscheidung treffen, denn es gab schließlich nur ein Bild. Josh überlegte nicht lange. Er strich ein letztes Mal über Abbys lächelndes Gesicht und packte das Foto in Noahs Rucksack.
    "Josh?"
    "Hey, Noah. Da bist du ja. Hier sind deine Sachen. Pass gut auf dich auf."
    Die beiden Brüder umarmten sich fest.
    "Ich hab dich lieb, Josh."
    "Ich dich auch."
    "Wir sehen uns doch wieder, ja?"
    "Natürlich. Und Léo und Alistair auch."
    Sie lösten sich voneinander und sahen sich in die Augen. Sie brauchten keine Worte für das, was sie in diesem Moment miteinander austauschten. Geschwister streiten sich um das größte Eis, nehmen sich gegenseitig das Spielzeug weg und sind trotzdem Verbündete, bereit, füreinander zu bis aufs Blut kämpfen. Sie waren Geschwister und sie würden es immer bleiben. Auf ewig verbunden. Auch jetzt, wo sie sich umdrehten und getrennte Wege gingen.
    Joshua drehte sich nicht zu Noah um, als er sich den Rucksack aufsetzte und sich das gefundene Seil um Oberkörper hing. Es war alles gesagt und er trug seinen Bruder im Herzen.

    Zielsicher steuerte der Junge auf die östliche Gebäudeseite zu. Er sah Alistair bei den Kämpfern stehen, sah ihm in die Augen und lächelte. Der Ire löste sich von der Gruppe, eilte auf Josh zu und sie umarmten sich.
    "Bitte bleib am Leben.", murmelte Josh ungefähr auf der Höhe von Alistairs Bauchnabel.
    "Natürlich, Kleiner. Du glaubst doch wohl nicht, dass sich ein Ire so einfach unterkriegen lässt! Und da Irland bald auch deine Heimat sein wird, darfst du das auch nicht, hast du verstanden?"
    Josh nickte.
    "Und das du mir gut auf die kleine Léo aufpasst."
    Josh errötete und nickte erneut.
    "Na los. Wir sehen uns auf der anderen Seite!"
    Josh ließ den Iren los und rannte auf seine Position. Hier war alles getan. Jetzt wartete er nur noch auf Léo.

    */\*

    Noch immer hatte Léo feuchte Augen von dem Geschenk und dem Abschied von Riley. Fest hatte sie ihren großen Freund umarmt und hätte ihn am liebsten nie mehr losgelassen, doch ihn zog es zu Clover und der Militärsfrau und so musste das kleine Mädchen sich von ihn lösen, ehe er davon ging. Ehrfüchtig band sie sich nun seinen Schal um den Hals, egal, ob sie darin unglaublich schwitzte oder nicht. Er war superweich und ewig lang und Léo würde ihn wie ihren Augapfel hüten, das schwor sie sich. Noch einmal blickte sie hinüber zu Riley, der bei dieser Militärsfrau stand und mit ihr sprach. Sie lächelte- ganz sicher würden sie sich irgendwann mal wieder sehen, das mussten sie einfach! Alle anderen waren bereits so geschäftig dabei, sich auf ihre Vorhaben vorzubereiten, dass das Mädchen keinen von ihren Freunden dabei noch stören wöllte. Hinter der Mauer würde man sich ja bestimmt wiedersehen. Also wand sie sich um und ging zu der Dachkante, von der aus die drei Eichen eine Linie zur Mauer zogen und Josh bereits auf sie wartete.
    Geschwind zog sie ihre
    Lieblingsspange
    aus Álvaro hervor und steckte damit ihr langes lockiges Haar zusammen, damit es sich nicht in den Ästen verfangen konnte.
    Bist Du bereit, ein wenig herumzuklettern? fragte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    Joshua lächelte schüchtern zurück und nahm das Seil ab.
    „Ja, lass uns klettern. Hier. Ich habe dieses Seil gefunden. Es sollte zum ersten Baum reichen. Von da aus schaffen wir es ohne. Allerdings muss einer von uns springen um es drüben zu befestigen.“, er verzog sorgenvoll das Gesicht.
    Léo musterte den Abstand von der Brüstung bis zum ersten Ast. Am Fuße des Baumes tummelten sich die Untoten zwar nicht so stark wie am Strand, aber es war auch keine zombiefreie Zone. Der Sprung wäre wahrscheinlich machbar, wenn man gut Anlauf nahm, aber definitiv riskant.
    „Ich würde vorschlagen, dass wir uns die Enden um den Bauch binden. Dann kann der, der springt nicht herunterfallen.“
    „Ich mach das. Ich springe und knote das Seil an einen Ast. Das schaffe ich schon.“, sagte Léo
    Josh wollte protestieren, aber das Mädchen klang so zuversichtlich, dass er schwieg. Er würde den Sprung in seinem jetzigen Zustand wahrscheinlich nicht schaffen, das wusste er.
    Josh schloss die Augen. „In Ordnung“, sagte er leise. Konzentriert knoteten die Kinder die Seilenden um ihre Hüften. Léo lächelte Josh aufmunternd zu, machte einen Satz und landete mit der Geschmeidigkeit einer Katze auf der Brüstung.
    „Bereit?“
    Josh nahm einen festen Stand ein, stemmte sich gegen die Mauer und nickte mit blassem Gesicht. Léo sprang.
    Sie flog durch die Luft, ihr Zopf und das zerrissene Kleid flatterten hinter ihr her und beschrieben eine perfekte Flugbahn. Kleine Hände schlossen sich nach dem Ast und … rutschten ab. Beide Kinder schrien, als Léo fiel und sich das Seil um Josh Hüfte spannte, so dass der Junge ruckartig an der Wand nach oben rutschte. Er konnte gerade noch Halt finden und stemmte sich mit aller Kraft gegen Léos Gewicht. Das Mädchen schwang in großem Bogen auf die Mauer der Lagerhalle zu und schaffte es gerade noch, sich um die eigene Achse zu drehen, so dass ihre Beine den Aufprall abfedern konnten. Der Stoß vibrierte ihr schmerzhaft in Muskeln und Knochen.
    Einen halben Meter unter ihr streckten die Zombies die Hände nach ihr aus und verstärkten das Grauen der kleinen Léo. Sie zwang sich dazu, nicht zu schreien, aber es war eh schon zu spät. Auf der Mauer regten sich Läufe von Maschinengewehren. Die feindlichen Schützen hatten den doppelten Kinderschrei sehr wohl vernommen.
    „Beeil dich!“
    Auf Joshs Stirn standen Schweißperlen, als er mit aller Kraft das Seil mit dem Mädchen daran nach oben zog. Schneller! Warum hatte er nicht mehr Kraft? Seine Arme protestierten. Er hatte nicht genug Zeit! Er würde es nicht schaffen, bis...

    */\*

    Dicht neben ihnen ertönte ein Schuss. Den beiden Kindern blieb beinahe das Herz stehen, aber es waren nicht die Feinde, die geschossen hatten, sondern Helena die mit Machete an ihrer Seite wie eine Kriegsgöttin brüllend die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    Josh und Léo sahen kurz ihr Gesicht im Dunkel der Nacht, nur belichtet durch das Mündungsfeuer, dann war Léo wieder auf der Mauer. Ohne zu zögern sprang sie ein zweites Mal und landete sicher auf dem Ast.
    Léo band schnell das Seil ab, knotete es mehrmals um den Ast, auf dem sie nun saß und winkte Josh zu. Dieser sprang ebenfalls. Er schaffte wie erwartet die Strecke nicht – das Seil schnitt erneut schmerzhaft um seine Mitte ein – aber er fing sich schnell und kletterte im Lärm des Kugelhagels das Seil hinauf, noch bevor es wieder zurückgeschwungen war. Die beiden Kinder saßen sich einen Moment lang schwer atmend, die kleinen Körper voller Adrenalin gepumpt, auf dem Ast gegenüber. Nach einigen Momenten lachten sie sich schließlich an und fielen sich erleichtert um den Hals, bevor sie ihre Kletterpartie fortsetzten.
    Das Mädchen band das Seil um den Ast wieder los und abermals um ihre Hüfte. Sicher ist sicher. Vorsichtig neigte sie sich zu Josh und flüsterte ihm fast lautlos zu:
    Ich klettere vor und schaue nach der dem einfachsten Weg, damit es nicht zu anstrengend für Dich mit dem Fieber wird. Das wir länger dauern, aber dann sollte es kein Problem werden, es bis zur Mauer zu schaffen. Und wir müssen ja eh leise sein, damit uns weder die bösen Toten noch die fiesen Soldaten bemerken, also wird das wohl ganz gut sein. Und das Seil ist jetzt auch gut, wenn mal ein Ast einnickt oder so. Ist das okay?
    „Ja.“, hauchte er zurück.
    Sie nickte ihm ernst zu und machte sich dann gleich daran, lautlos durch das Geäst zu kraxeln. Behutsam testete sie jeden Ast auf seine Belastungsgrenze und als sie den besten Weg zur Krone der nächsten Eiche gefunden hatte, kletterte sie genauso vorsichtig wieder zurück zum angespannt wartenden Josh. Stumm zeigte sie ihm mit Gesten die nacheinander die Äste an, die er ohne Probleme erklettern konnte. Dem Jungen fiel es aufgrund seines Gesundheitszustand um einiges schwerer als der Mexikanerin, doch eine Weile später befanden sich die beiden Kinder schon in der Krone des zweiten Baumes.
    Erneut bewegte sich Léo voran, den optimalen Weg für Josh herauszubekommen. Dies gestaltete sich bei diesem Exemplar erheblich schwieriger, da ihn wohl irgenein Parasit oder das Wetter unglaublich morsch gemacht haben. Zahlreiche Äste, die in Frage kämen, gaben viel zu leicht auf ein sachtes Auftreten ihres Fußes nach, oder knackten berdohlich, wenn das Kind ihr Gewicht drauf verlagerte oder waren schlicht zu dünn, als dass man sie besteigen hätte können.
    Alle stabilen Äste waren nicht ohne größere Anstrengung oder fast schon zirkusreife Akrobatik zu erreichen, sodass sie sich beim Rückweg den Kopf zerbrach, wie sie ihren Mitkletterer sicher zum dritten Baum befördern sollte. Josh war ihre tiefen Sorgenfalten nicht entgangen, als sie wieder vor ihm hockte und missmutig flüsterte er ein „Wir sitzen hier fest, richtig? Mehr eine Aussage denn eine Frage. Ein paar Augenblicke lang schaute sie ihm in seine tiefbraunen Augen, ehe sie energisch den Kopf schüttelte. Sie nahm den lockeren Teil des Seils und wand ihn um die beiden herum, so dass der Abstand auf einen knappen halben Meter verkürzt wurde.
    Wir schaffen das, Josh, es wird viel schwerer für Dich, als ich wollte, weil der Baum total doof zum Klettern ist, aber ich werde Dir helfen, so gut ich kann.
    Und so stiegen die Kinder gemeinsam durch das morsche Geäst. Ein ums andere Mal reichte Léo dem Jungen die Hand, um ihn zum nächsten Ast zu ziehen oder krallte sich ganz fest um einen dicken, noch stabilen Ast, damit Josh zur nächsten sicher Bank pendeln konnte. Die enorme Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine Haare klebten an der nassen Stirn. Das Gekletter ging mit deutlich mehr Raschlern von statten und so mussten die Beiden häufig unterbrechen und still horchen, ob kein Soldat auf sie aufmerksam geworden war.
    Schließlich atmete auch Léo schwer, aber glücklich, als sie sich zusammen mit dem angeschlagenen Jungen auf einem starken Ast der letzten kraftvollen, jungen Eiche befanden. Dieser Baum würde im Vergleich zum vorigen keine Herausforderung darstellen, war er doch sehr flach angelegt und verlief einladend wie eine Treppe hinauf zur Stahlmauer, hinter der sich die gesamte Hoffnung von allen erstrecken sollte.
    Mit neuem Optimismus machten sich die beiden Kinder daran, sich durch die Äste zu bewegen. Léo musste hier keinerlei Vorarbeiten leisten, da der einfachste Weg so offensichtlich sich darbot. Lautlos und behände wie zwei Pumas kamen die Kinder voran, die Soldaten würden sie jetzt nicht mehr hören können, doch durch diese Zuversichtlichkeit achteten sie nicht drauf, was am schiefen Stamm ihrer gewahr wurde und sich mit plumpen, vermodernen Händen und Körpern daran machte, zu ihnen zu kommen…
    Nur noch ein Meter war zu erklimmen bis zur Mauer, da schrie Josh entsetzt auf, als die angefressene Hand einer älteren Frau sich um seinen Knöcheln schloß und ihn zu sich zog, um von seinem jungen Fleisch zu kosten. Der Junge verlor das Gleichgewicht und riss damit auch die Kleine von den Beinen, die mit einem dumpfen Aufprall auf einen nebengelegenen Ast knallte. Den Schmerz ignorierend rappelte sie sich schnell hoch, um Noahs Bruder zur Hilfe zu eilen, der verzweifelt mit seinem freien Fuß die Tote wegzutreten versuchte.
    Pansich trat sich mit und die blutverkrusteten Zähne näherten sich gefährlich der jungen Haut des Jungen, als ein platzierter Kopfschuss das untote Leben aus der Frau holte. Laute Stimmen in der Ferne wurden laut, es klang nach zackigen Befehlen und sowohl Josh als auch Léo wussten, dass das ein sehr, sehr schlechtes Zeichen war.
    Ohne zu zögern halfen sie sich gegenseitig hoch und stürzten weiter in Richtung Mauer. Immer mehr Zombies drängten den Baum zu ihnen hinauf Schüsse fielen. Der Kopfschuss war bestimmt kein Glückstreffer gewesen. Hoffentlich hatten die Soldaten sie nicht gesehen doch darüber machten sie sich im Moment keine Gedanken. Die Militärtypen halfen im Moment sogar noch mehr, da sie die Untoten größtenteils davon abhielten, weiter zu ihnen emporzukriechen und die lebenden Leichen ihrerseits lenkte das Interesse des absolut lebendigen Feindes von den Kindern weg.
    Hastig kletterten sie auf die Mauer, schauten nicht nach rechts und links, sondern nun auf den glorreichen Baum vor ihnen, der ihnen komplette Sicherheit gewähren würde. Ohne noch groß auf Lautstärke zu achten, fasste Josh Léo fest bei der Hand und beide sprangen in die grüne Krone. Glücklicherweise bremsten einige dünnere Äste ihren Aufprall, sodass sie ohne Verletzungen sich durch die größeren Äste auf die andere Seite der Eiche winden konnten. Große Gedanken um sein Fieber oder ob es zu anstrengend wäre, machte sich Josh nicht mehr, sie waren so nah dran…
    Plötzlich brach ein Ast unter Léos Fliegengewicht zusammen und beide Kinder riss es hart nach unten auf den ausgedörrten, aber komplett Zombiefreien Boden. Josh landete zuerst und Léo kurz darauf halb auf ihm, doch sie verschwendeten keine Zeit und krochen zum Stamm, wo die Soldaten sie nicht sehen konnten.
    Erschöpft lagen sie da, aber überglücklich- Léo schlang vor Freude ihre Ärmchen um Josh und küsste ihn auf die Wange.

    Geändert von Mephista (04.09.2012 um 23:26 Uhr)

  18. #158


    Zum Schluss ging alles ganz schnell und als sie schließlich nur noch zu viert oben auf den Dächern standen, konnte man zumindest an den Gesichtern von Helena und Lilien ablesen, dass sie sehr froh waren, dass der Trubel, die Unsicherheit einer großen Gruppe und die Wartezeit endlich vorbei war.

    Was Cyrillus an stoischer Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte, schien Riley gänzlich abzugehen, denn er flitzte von einer Ecke zur anderen und schien offensichtlich nichts mit sich anfangen zu können.
    „Also, Verteidigungsanlagen.“ , beschied Helena McAldrin knapp und Sanders nickte kurz. Es schien, als würden sich die beiden Frauen ohne weitere Worte verstehen – was aber nichts an der gegenseitigen Antipathie zu ändern schien. Aber auch wenn sie sich abstießen wie zwei negative Pole – sie arbeiteten unglaublich schnell und effizient zusammen. Dann warf Sanders McAldrin einen Blick zu, gefolgt von einem verschwörerischen Nicken. Und Helena McAldrin verschwand die Treppe nach unten, offensichtlich unterwegs um aus den weitläufigen Lagerhallen weiteres Material für die Barrikaden zu holen.
    In der Zwischenzeit lag Sanders auf den Sandsäcken und beobachtete immer wieder mit kurzen fahrigen Blicken das Vorankommen der einzelnen ausgeschwärmten Teams, nicht ohne noch einmal Yukari zu verfluchen, die der Gruppe jeden Überraschungsmoment durch ihre Dummheit genommen hatte und das Los der Vier auf dem Dach auch deutlich verschlechtert hatte.
    „Wo warst du?“ , fragte Riley schüchtern, als Helena wieder nach oben kam und sie bedachte ihn mit einem Blick der pure Missbilligung versprach. "Unten.“ , blaffte sie ihn kurz an und ließ ihn stehen, gesellte sich dann zu Sanders und zeigte die seit Stunden festgefrorene Fratze schlechter Laune auf ihrem Gesicht. „Und? Kommen Sie durch?“

    „Schwer zu sagen. Die Garde ist wachsam und die Kampfgruppe wird es entsprechend hart haben.“, seufzte die Späherin und ließ sich an den Sandsäcken nach unten gleiten. „Die Kampfgruppe ist hart. Sie haben…Yuki“, beschied sie mit einem Unterton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete und unhörbar für Sanders schwang der eigentliche Name mit, den sie hatte wirklich nennen wollen: „-wenn Axel unter ihnen wäre.“
    „Werden wir sehen. Ich weiß nur dass mein Großvater Yukis Großvater den Arsch aufgerissen hat.“
    „Und wie stehen unsere Chancen, Admiral?“
    Die Art wie Helena das „Admiral“ spöttisch betonte und in die Länge zog, ließ Sanders innehalten und die beiden Frauen blickten sich lange ohne einen Funken Sympathie an.“
    „Noch nie habe ich gleichzeitig so viel und so wenig von einem McAldrin in einer Person gesehen.“
    Helena verdrehte die Augen.

    Sie saßen dann alle vier schweigend nebeneinander gegen die alte, stinkende Sandsackbarriere gelehnt und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Lilien Sanders hatte die Augen geschlossen und ein seltsames Hochgefühl erfüllte sie. Eine Mischung aus peitschender Angst und brennender Vorfreude schob sich wie ein Wurm aus rotglühendem Metall durch ihre Eingeweide und ihre Wünsche und Hoffnungen sandte sie zu allen Kriegsgöttern dieser Erde, damit sie die Flüchtenden beschützen würden. Denn nur ein Erfolg der Flüchtenden würde ihre unausweichliche Niederlage dann in einen Sieg verwandeln…

    Sie blickte auf ihre Uhr und dann schien die Welt stillzustehen. Aufblickend sah sie Cyrillus ruhig und friedlich betend, ein Berg aus Ruhe und Gelassenheit. Riley, kalkweiß und mit zitternden Lippen, eine Signalfackel umklammernd und dann Helena, Helena McAldrin, Tochter eines großen Mannes des Wappens, welches sie selbst anstelle eines Herzens trug. All der Hass und die Abscheu den eine Frau für diese Welt empfinden konnte, war ihr ins Gesicht geschrieben und stand Pate für das Flackern in ihren Augen die man nur hatte, wenn das Herz vom Messer persönlicher Verluste geritzt worden war. Sanders hatte schon mit schlechteren Leuten gekämpft, beschied sie und in einer fließenden Bewegung stand sie auf, zog ihre Pistole mit Leuchtmunition und schoss die erste Patrone in die größte Ansammlung von Untoten an der Mauer die fernab der 5 Landungspunkte lag und mit grimmigem Blick sah sie, wie sich das Magnesium durch die verfaulte Haut fraß und Bewegung in die Männer an der Mauer kam. Grell flackerte das rote Licht und warf Schatten auf das Gesicht von McAldrin, die sich als nächstes erhob und zwei selbstgebastelte Rohrbomben warf. Laut knallte es hinter den beiden Frauen als diese schon längst wieder in Deckung gehechtet waren, das Sirren von Kugeln in ihren Rücken.
    Cyrillus und Riley waren von Sanders ganz an die Seiten befohlen worden wo die Heckenschützen sie nur schwer würden erfassen können und beide feuerten ebenfalls in die Dunkelheit , wissend, dass es mehr auf Lärm und Chaos denn auf wirkliche Treffer ankam.

    „3 Minuten?“, vergewisserte sich McAldrin und Sanders nickte, während sie sich vom Bauch auf den Rücken rollte und ihr Sturmgewehr entsicherte. Beide Frauen warfen sich dann wie gegen eine unsichtbare Welle ankämpfend gegen die Sandsackbarriere, verharrten dort kurz und erhoben sich im Wechsel immer wieder um auf die Männer an der Mauer zu schießen, dabei konzentrierten sie sich auf die Bereiche wo kein Überlebender ihrer eigenen Truppe hätte sein sollen.
    Schließlich waren drei Minuten verstrichen und ihr Feind hatte sich buchstäblich auf sie „eingeschossen“. Helena hatte einen Streifschuss an der Wange, Sanders hielt sich ächzend die Seite und sah in ihrer Kampfmontur aus wie eine tarngrüne Schildkröte die auf dem Rücken gelandet war, während ihre Ausrüstung sie durch die Verletzung mehr behindern als beschützen würde. „Scheint als müssten Sie das übernehmen, McAldrin.“, knurrte Sanders leise stöhnend und Riley fragte mit leise Stimme dazwischen: „Was übernehmen?“
    „Halt den Mund.“, spie Helena dazwischen und Sanders blickte Cyrillus und Riley ernst an. „Wir haben hier zu wenig Munition. Ihr Beide müsst sofort nach unten und uns ordentlich Nachschub holen, sonst werden wir hier oben noch schneller tot sein als die fünf Gruppen da unten. Habt ihr verstanden?“ Sanders kniff die Augen zusammen um sich gegen die herumsausenden Sandkörner und Leinenfetzen zu schützen, die mittlerweile wie trauriger Schnee auf die Vier herunterregnete und vom wütenden Hornissenschwarm der Kugeln ihrer Feinde Zeugnis gaben. „Wo genau?“, sprach der Priester mit gottgebener Ruhe und Helena antwortete an Sanders Stelle, die gerade leise ächzte, als sie ihre Kevlarweste aufschnürte und die Wunde an ihrer Seite begutachtete um dann frustriert den Kopf gegen den kühlenden Sandsack zu schmiegen.
    Als die Beiden die Leiter nach unten verschwunden waren ließ sich Helena neben die Soldatin fallen und knurrte. „Und Sie denken die beiden fallen drauf rein?“
    „Wenn Sie…schnell sind…“

    „Natürlich. Mit einer Wunde funktioniert Schnelligkeit immer noch am besten.“, spottete Helena zynisch und nahm ihr die abgeknüpfte Weste aus der kraftlosen Hand. „ICH mache das.“ Abermals sank Sanders hilflos und wütend gegen die Sandsackbarriere und blickte in den Nachthimmel in dem Leuchtspurgeschosse wie Sternschnuppen ihre Bahn zogen. „Wie romantisch.“, fluchte sie trocken.

    Riley und Cyrillus waren mittlerweile im Kellergewölbe der Lagerhalle angekommen und der flackernde Schein ihrer kleinen Taschenlampen konnten nur nackte, salpetergeschwängerte Betonwände entblößen. Direkt hinter ihnen schlich Helena, hier unten war die Geräuschkulisse nur noch wie ein sachter Regenfilm zu vernehmen, das unablässige Stöhnen der Untoten war genauso in den Hintergrund gerückt wie das Maschinengewehrfeuer der verfeindeten Parteien. Die Zollbeamtin konnte sehen, wie der Priester und der junge Mann hektisch den Boden absuchten, jedoch außer alter Pappe und einigem anderen Müll nichts finden konnten.
    Und dann tat sie es...


    Helena kam schweißgebadet vom Sprint wieder oben an und warf sich neben Sanders in Deckung. Ein Blick zwischen den ungleichen Frauen reichte zur Kommunikation, ein Wort – weder ein freundliches, noch ein unfreundliches – schien nicht notwendig. Sie kommunizierten durch die Aufgabe die vor ihnen lag und sie schossen weiter auf die Mauer ohne treffen zu wollen.
    Und dann – viel zu früh – ließ der Beschuss nach. Jetzt sahen sich Helena und Lilien doch alarmiert an, denn auf keinen Fall konnten die Trupps schon durch sein…



    „Weiterfeuern, General?“, fragte der untersetzte kleine Mann dem die Uniform der Garde ein wenig zu klein schien und der Angesprochene ließ ihn warten, während er sich in aller Seelenruhe eine Pfeife anzündete. „Unsinn, Sie Schwachkopf. Das ist ein Ablenkungsmanöver, kapieren Sie das etwa nicht?“ Er bellte lachend und stieß eine Wolke Rauch aus. „Suchen Sie lieber nach denen die durchschlüpfen wollen und erledigen Sie jeden Einzelnen. Aber lassen Sie den Person die wir eingeschleust haben in jedem Fall unversehrt, verstanden?“
    Der Gardist nickte und lief mit dem geschulterten Scharfschützengewehr zu einer der vielen Schießscharten.


    „Scheisse, warum feuern die nicht weiter?“, dachte sich Lilien Sanders und ihre Gedanken rasten, ein Blick auf Helena offenbarte, dass sie dasselbe dachte.
    „Sie halten uns für tot.“, stellte die Zollbeamte dann lakonisch fest und mit schmerzverzerrtem Grunzen rollte sich Sanders zur Seite, sie hatte mittlerweile nur noch ein grünes Tanktop an und ihre Wunde blutete stark. Fast schon dümmlich grinsend riss sie aus ihrem Rucksack ein in sündhaft teures blaues Tuch eingeschlagenes Paket hervor und als Helena es erkannte, stöhnte sie nur leise und griff kopfschüttelnd nach einem herumliegenden Besen.


    „Was zur Hölle… ist das?“ entfuhr es dem Gardisten und der General blickte von seinen Unterlagen auf. Er kniff die Augen zusammen und Wut braute sich in seinem Bauch zusammen. Mit schnellen Schritten ging er auf das Fenster zu und starrte durch das Panzerglas nach draußen. Und während ihm sein eigenes Spiegelbild im Glas seinen Zorn und seine zuckendes Augenlid offenbarten, konnte er erkennen, wie mehrere Gestalten auf dem Dach tanzten und dabei mit weit ausholenden Bewegungen das Banner der Australian Defense Force schwenkten. Bengalos und Signalflacken brannten und hüllten das hohe Gebäude in hellem Schein. Der General kaute auf dem Stiel seiner Pfeife und Hass sprühte in seinen Augen. Die Flagge zeigte einen Adler, gekrönt von Schwertern und wie der Schein des brennenden Sydneys hinter hinten durch den blauen Stoff flackerte, verlieh der Flagge etwas Martialisches.

    „Die verdammte ADF. Irrsinnig und stolz bis zuletzt.“, brüllte des Generals Adjutant, doch der alte General, den seine Leute nur „den Hai“ nannten, würdigte ihn keinen Blickes.
    „Idiot. Viel schlimmer ist dass sie mit diesem Spektakel jeden verdammten Überlebenden, jeden Reporter und jeden verdammten Samariter anlocken. Schießt die beiden da runter. SOFORT.“
    „Mit allem was wir haben?“
    „Mit allem, Sohn, mit allem was sie haben.“
    „Was ist mit dem Stoßtrupp Sir, Sie sagten, es könnte ein Ablenkungsmanö…“
    „Darauf geschissen. Der Infiltrator wird sich darum kümmern. Und jetzt, wo dieser Gutmensch Leeland Maddox weg ist und Phase II gestartet wurde, ist es sowieso unerheblich was sie sehen. Ich will dass Sie Ihre Leute zusammenrufen und die ADF da runterschießen!“ Wieder glimmte die Pfeife kurz auf, dann setzte er bellend nach:
    „Und dann bringen Sie mir den gefangenen Texaner her. Ich muss mit diesem Mister Arellano über sein Angebot sprechen.“
    „Zu Befehl.“ Schnell salutierte der Artillerist und rannte nach draußen, alle umstehenden Gardisten einsammelnd, die bereits auf dem Weg gewesen waren um Geister und Gespenster des „Hais“ zu jagen.

    Der Gardist grinste böse, als er die schweren Mörsergeschütze sah, die seine Männer gerade in Position brachten und auf das Lager Sanders' ausrichteten…

    Geändert von Daen vom Clan (04.09.2012 um 22:48 Uhr)

  19. #159
    Die anderen waren aufgebrochen, sie waren nur noch zu viert auf dem Dach zurückgeblieben. Riley spürte, wie die Angst, die seit sie im Flughafen aufgebrochen waren, ein ständiger Begleiter gewesen war, zurückkehrte, sich an ihn heranschlich und schließlich mit voller Wucht traf und er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, zurückzubleiben, jegliche Hoffnung auf Rettung, auf ein Überleben aufzugeben. Er sah sich nochmal auf dem Dach um, konnte Léo, Alistair, Niki und Clover fast noch sehen, Alváro in Léos Armen, Alistair hatte eine Flasche Whisky in der Hand und da hinten lag Clovers Ukulele. Er schüttelte kurz den Kopf - dort lag sie ja tatsächlich, Clover musste sie zurückgelassen haben. Geduckt eilte er noch schnell zu ihr, nahm sie an sich. Falls sie es irgendwie, der auswegslosen Situation zum Trotz, doch irgendwie überstehen sollten, falls er sie irgendwann wieder treffen würde, dann würde er ihr die Ukulele übergeben.

    Gegen die Sandsäcke gelehnt hatten sie noch einen letzten Moment der Ruhe. Riley dachte an die letzten Tage, an die Gefahren, die sie überstanden hatten. Er schloss die Augen, zitterte. Immerhin war er diesmal weiter von den Zombies entfernt - vorerst. Er hatte Angst. Angst vor den Zombies, Angst um Léo und Niki, Angst um Alistair, um Clover. Aber er hatte keine Angst mehr vor dem Tod, er hatte sich mit seinem unvermeidlichen Schicksal abgefunden. Fest umklammerte er die Signalfackel.

    "Hier, nimm die Pistole. Leg dich dahin und dann schießen, sobald ich das Signal gebe. Wir müssen die verdammten Arschlöcher ablenken."

    Riley nahm die Waffe von Sanders entgegen, sie fühlte sich fremd an. Er hatte noch nie eine Pistole in der Hand gehabt, hatte noch nie geschossen. Er kroch auf die Seite, an den Rand der Barriere, dort, wo er vor den Schüssen der Nationalgarde möglichst gut geschützt sein würde. Kurz darauf feuerte Sanders und die Leuchtkugel schien in Zeitlupe durch die Dunkelheit zu fliegen, mitten in eine Gruppe Zombies, sich durch die verfaulten Gliedmaßen brannte. Dann ging es los, Schüsse schlugen in seiner Nähe ein, knapp unter ihm, die Hölle brach los. Er zielte in die Dunkelheit, wagte sich nicht weit hinter der Deckung hervor und drückte ab. Der Rückstoß drückte die Pistole nach oben, beim nächsten Mal würde er damit rechnen. Hoffentlich würde das Ablenkungsmanöver funktionieren, hoffentlich würde es klappen. Er schloss die Augen, es machte ohnehin keinen Unterschied, ob er etwas sah oder nicht, und versuchte an die schönen Momente zu denken, die er in den letzten Tagen erlebt hatte, während er einen Schuss nach dem anderen abfeuerte.

    "Was übernehmen?"
    "Halt den Mund."
    "Wir haben hier zu wenig Munition. Ihr Beide müsst sofort nach unten und uns ordentlich Nachschub holen, sonst werden wir hier oben noch schneller tot sein als die fünf Gruppen da unten. Habt ihr verstanden?"

    Cyrillus hatte noch gefragt, wo sich die Munition verbergen sollte, Riley hatte in der Zwischenzeit eine kleine Taschenlampe und Clovers Ukulele mitgenommen - er würde sie nicht hier liegen lassen, wo sie den Schüssen der Nationalgarde zum Opfer fallen könnte. Dann kletterten sie hinunter vom Dach, in die Lagerhalle hinein, fanden den Eingang in den Keller, in das Kellergewölbe. Sie traten ein, leuchteten mit der Taschenlampe umher, streiften mit dem blassen Lichtkegel die kahlen Wände, den zugemüllten Boden. Der Kampflärm, die Pistolen, die Gewehre, das Stöhnen der Zombies, all diese Geräusche drangen nur noch gedämpft an ihre Ohren. Riley kam es plötzlich kalt vor, er spürte, wie sich die Haare an seinen Armen und seinen Beinen langsam aufstellten. Er blickte kurz zu Cyrillus, sah ihn fragend an: "Wo ist denn jetzt die Munition?"
    "Wir werden sie suchen."

    Sie durchsuchten den Müll, den gesamten Boden, die wenigen kaputten Regale, die noch standen, wurden nicht fündig. Allerdings fanden sie einen kleinen Durchgang, einen Gang, in dem Schienen verliefen - aber genau in diesem Moment hörten sie aus der Richtung des Eingangs ein lautes Knallen, dann ein Klicken. Alarmiert sprangen die Beiden herum, eilten zur verschlossenen Tür, versuchten sie zu öffnen, waren sich dagegen, aber es half nichts. Sie waren eingesperrt und der einzige Weg, der sich ihnen noch bot, war der Gang, der in die Dunkelheit führte. Dann fiel Riley der Rucksack auf, der neben der Tür lag - gefüllt mit Schutzwesten, Waffen und Munition, Verpflegung, Erste Hilfe Sets und sauberer Kleidung. Riley und Cyrillus legten die Westen an, nahmen beide eine der Waffen an sich. Helena und Sanders hatten sich für sie geopfert, ihnen das Leben gerettet.

    "Lass uns beten", sagte Cyrillus. "Mach die Taschenlampe aus."

    Und so beteten sie im Finstern, beteten für Helena und Sanders, für die anderen Überlebenden, die Gefallenen.

    Dann standen sie wieder auf, Riley machte die Taschenlampe an, stapfte los, hinter ihm Cyrillus.

    Er ließ die Hände und Fratzen, die Zombies, hinter sich.

    Geändert von DSA-Zocker (04.09.2012 um 23:05 Uhr)

  20. #160
    Sanders war nach links in den Rauch verschwunden, und Helena war jetzt ganz allein, in der Gewissheit, dass es alle zumindest zu ihren Standorten geschafften hatten und Riley und Cyrillus in Sicherheit waren. Lilien und sie hatten doch großartige Arbeit geleistet. Mit einem ungekannten Willen, Leben zu zerstören schoss Helena auf alles, was noch vor der Mauer patrouillierte. Eine leise Stimme tief in ihrem Hirn lacht dabei leise, ganz leise. War sie denn die einzige, die das hörte?

    Da bin ich wieder.

    Das Lächeln war wieder da. Das Lächeln, das sie im Flughafen hatte, als sie den Russen in den Tod schickte. Das Lächeln, als Axels Stimme in ihrem Kopf zurückkehrte. Mühsam musste sie sich zurückhalten, als ihr Fadenkreuz Danis Rücken ins Visier nahm.

    Nicht jetzt.
    Du könntest.
    Fick dich.


    Sanders kam aus ihrer Deckung, klatschte kurz in die Hände und grinste Helena an. Wenigstens was. „Na, bereit fürs große Feuerwerk, Liebchen?“ „Meine Munition neigt sich dem Ende, also, get the party started.“ Die beiden Frauen lächelten sich an, wissend, was jetzt folgen sollte. Helena sah sich nach ihrem treuen Gefährten um. Aber Machete war nirgends zu sehen. Braver Hund. Als sie auf dem Spalt an der Rückwand blickte, sah sie ihn schwanzwedelnd im Gebüsch schnuppern. Gut. Sie nickte Leutnant Sanders zu. Sie war an der Leiter aufs Dach der Baracke, und Helena folgte ihr. Mit einer Hand an der Sprosse nach oben atmete sie nochmal durch.

    Ích komme, Axel. Ich komme zu dir.

    Musik.

    Oben angekommen zog der Rauch, der vom komplett zerstörten Sydney herüberzog scharf in ihrer (gebrochenen) Nase. Die Stadt brannte und warf lange Schatten auf das Wasser, aber der Sternhimmel funkelte hell über ihren Köpfen. Der Mond erleuchtete die Szenerie. Es war fast...schön. Ein Schuss aus Liliens Pistole zerstörte das Idyll. „So lange wir leben, kämpfen wir.“ Ein Gardist etwas weiter unten fiel vorn über in den Matsch. Ein schönes Bild. Lilien packte jetzt auch die Flagge der Gardisten aus und schwank sie wie wild geworden hin und her, füllte das Dach, das jetzt ihre letzte Bühne war, vollkommen aus.

    Helena aber starrte zum Botanic Garden, wo ein Feuer die letzten Überreste von Axel auffraß. Ein Lächeln umschmeichelte ihre Lippen. Gedanken an das Crown Hotel kamen auf, an den Pool, an den Kuss, an mehr. An den Dampf in der Dusche, an Axels weiche Haut, seine Hände, die ihre Hüfte griffen und geben die gefliesste Wand pressten. Das Gefühl, als er nicht wiederkam.

    „Da kommen sie“ flüsterte Lilien. Sollen sie doch. Die beiden letzten Soldatinnen standen mit leeren Magazinen auf dem Dach. Sie waren bereit.


    Ein wunderschöner Ausblick auf das Evakuierungsgelände, auf dem ein Mörser aufgebaut wurde, der in die Richtung der kleinen Baracke ausgerichtet war.

    Die Schultern. Seine Narben. Der sanfte Kuss auf dem Gelände des Schrottplatzes.

    Eine laute Explosion schleuderte das Geschoss aus dem Rohr des Raketenwerfers.

    Ihre Brüste, die sich an seinen Körper pressten. Seine Hand, die sich im Schlaf an ihre Hüfte legte.

    Sanders breitete ihre Arme aus und begann fast hysterisch zu lachen.

    Axels Stimme, die ihr sagte, das alles gut wird. Sie sich entspannen soll.

    Es schien, als explodierte das Geschoss mit feuriger Wucht direkt an Sanders ausgestrecktem Körper . Die Hitze und die Splitter der Bombe erschütterten das Gebäude und rissen einen Krater in den Schlamm unter ihnen. Helena schloss die Augen.

    ...Ich komme zu dir.

    Geändert von Caro (05.09.2012 um 01:03 Uhr)

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