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Auserwählter
Sanders war nach links in den Rauch verschwunden, und Helena war jetzt ganz allein, in der Gewissheit, dass es alle zumindest zu ihren Standorten geschafften hatten und Riley und Cyrillus in Sicherheit waren. Lilien und sie hatten doch großartige Arbeit geleistet. Mit einem ungekannten Willen, Leben zu zerstören schoss Helena auf alles, was noch vor der Mauer patrouillierte. Eine leise Stimme tief in ihrem Hirn lacht dabei leise, ganz leise. War sie denn die einzige, die das hörte?
Da bin ich wieder.
Das Lächeln war wieder da. Das Lächeln, das sie im Flughafen hatte, als sie den Russen in den Tod schickte. Das Lächeln, als Axels Stimme in ihrem Kopf zurückkehrte. Mühsam musste sie sich zurückhalten, als ihr Fadenkreuz Danis Rücken ins Visier nahm.
Nicht jetzt.
Du könntest.
Fick dich.
Sanders kam aus ihrer Deckung, klatschte kurz in die Hände und grinste Helena an. Wenigstens was. „Na, bereit fürs große Feuerwerk, Liebchen?“ „Meine Munition neigt sich dem Ende, also, get the party started.“ Die beiden Frauen lächelten sich an, wissend, was jetzt folgen sollte. Helena sah sich nach ihrem treuen Gefährten um. Aber Machete war nirgends zu sehen. Braver Hund. Als sie auf dem Spalt an der Rückwand blickte, sah sie ihn schwanzwedelnd im Gebüsch schnuppern. Gut. Sie nickte Leutnant Sanders zu. Sie war an der Leiter aufs Dach der Baracke, und Helena folgte ihr. Mit einer Hand an der Sprosse nach oben atmete sie nochmal durch.
Ích komme, Axel. Ich komme zu dir.
Musik.
Oben angekommen zog der Rauch, der vom komplett zerstörten Sydney herüberzog scharf in ihrer (gebrochenen) Nase. Die Stadt brannte und warf lange Schatten auf das Wasser, aber der Sternhimmel funkelte hell über ihren Köpfen. Der Mond erleuchtete die Szenerie. Es war fast...schön. Ein Schuss aus Liliens Pistole zerstörte das Idyll. „So lange wir leben, kämpfen wir.“ Ein Gardist etwas weiter unten fiel vorn über in den Matsch. Ein schönes Bild. Lilien packte jetzt auch die Flagge der Gardisten aus und schwank sie wie wild geworden hin und her, füllte das Dach, das jetzt ihre letzte Bühne war, vollkommen aus.
Helena aber starrte zum Botanic Garden, wo ein Feuer die letzten Überreste von Axel auffraß. Ein Lächeln umschmeichelte ihre Lippen. Gedanken an das Crown Hotel kamen auf, an den Pool, an den Kuss, an mehr. An den Dampf in der Dusche, an Axels weiche Haut, seine Hände, die ihre Hüfte griffen und geben die gefliesste Wand pressten. Das Gefühl, als er nicht wiederkam.
„Da kommen sie“ flüsterte Lilien. Sollen sie doch. Die beiden letzten Soldatinnen standen mit leeren Magazinen auf dem Dach. Sie waren bereit.
Ein wunderschöner Ausblick auf das Evakuierungsgelände, auf dem ein Mörser aufgebaut wurde, der in die Richtung der kleinen Baracke ausgerichtet war.
Die Schultern. Seine Narben. Der sanfte Kuss auf dem Gelände des Schrottplatzes.
Eine laute Explosion schleuderte das Geschoss aus dem Rohr des Raketenwerfers.
Ihre Brüste, die sich an seinen Körper pressten. Seine Hand, die sich im Schlaf an ihre Hüfte legte.
Sanders breitete ihre Arme aus und begann fast hysterisch zu lachen.
Axels Stimme, die ihr sagte, das alles gut wird. Sie sich entspannen soll.
Es schien, als explodierte das Geschoss mit feuriger Wucht direkt an Sanders ausgestrecktem Körper . Die Hitze und die Splitter der Bombe erschütterten das Gebäude und rissen einen Krater in den Schlamm unter ihnen. Helena schloss die Augen.
...Ich komme zu dir.
Geändert von Caro (05.09.2012 um 00:03 Uhr)
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