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Ritter
Ian lief neben Clover auf die Absperrung zu, während Ellen die Führung der kleinen Gruppe übernahm und Hugh etwas versteckt hinter den beiden ging, um nicht erkannt zu werden. Jedem hier war bewusst, dass er die Mission gefährdete - aber hätten sie ihn zurücklassen sollen? Warum nicht. Er zuckte bei dem Gedanken kurz zusammen. Aber an seiner Position veränderte sich nichts. Er würde so Einiges tun, um sie hier raus zu bringen.
Verabschiedet hatte er sich nicht. Er konnte nicht. Er sah nicht ein, dass dies ein endgültiger Abschied war - von niemandem. Irgendein kleiner, krankhaft optimistischer Teil ihn ihm glaubte daran, dass alles gut werden würde. Zumindest Riley hatte er zwar danken wollen - aber dessen Blick nach zu urteilen, legte er darauf keinen großen Wert. Also ließ er es sein und konzentrierte sich nur auf das hier.
Als sie ankamen ging alles unerwartet schnell. Nach Ellens überragender Darbietung wurde das Tor sofort geöffnet und sie alle durften hindurchtreten, was sich als wichtig herausstellte, da in ihrem Nacken bereits die Untoten warteten. Ian strengte sich an, nicht breit zu grinsen. Noch sind wir nicht durch!, dachte er, obwohl ihn das Gefühl des Triumphes schon fast übermannte. Doch erst dann realisierte er die Patrouillen der Garde auch auf dieser Seite des Tores. Neben ihm sprach Clover.
"Was ist denn jetzt noch?"
"Was war das?"
"Ich habe gefragt, was denn jetzt noch ist. Wir konnten uns gerade so in Sicherheit bringen und jetzt..."
"Wer hat denn dich in die Garde gelassen, Mädchen?"
Sie hatte angefangen, zu weinen und der Gardist trat näher zu ihr. Ian musste sich einmischen. Du darfst nicht zu emotional sein. Recht trocken sagte er: "Sie ist noch nicht so lange dabei." Es war das Erste, das ihm eingefallen war und er hoffte inständig, dass sie es schlucken würden und keine weiteren Fragen hätten. Doch stattdessen meldete sich ein zweiter Gardist.
"Hey, du da! Willst du uns nicht auch mal dein Gesicht zeigen?", sprach der Kerl und wandte sich dabei direkt an den Schauspieler. Oh, fuck! Das war's. Ian war sich sicher. Irgendeiner würde das Gesicht erkennen. Es war vorbei. Dann ging alles schnell.
Clover warf sich nach vorne und schluchzte augenblicklich kräftig in die Uniform des Gardisten vor ihr. Gefühlte tausend Waffen wurden entsichert - so klang es - und auf sie gerichtet. Es lenkte von Hugh ab, aber jetzt war sie in akuter Gefahr und nichts hätte Ian mehr Angst bereiten können. Ein Stechen in der Brust, dann im Bauch, sein Kopf dröhnte, seine Beine zitterten. Er drückte sie so kräftig es ging durch, um seine Angst nicht öffentlich zu machen. Würden sie auf Clover schießen, würde auch er sterben. Er würde sich ihnen entgegenwerfen, hoffen, dass er noch ein bis zwei von ihnen mitnehmen könnte. Und dann würde er mit ihr sterben und hoffen. Hoffen, dass es, entgegen dem was er in seinem Leben geglaubt hatte, doch ein Leben nach dem Tod geben würde.
Was? Hör auf! Mach was! Sieh' nicht zu! Angst dominierte ihn. Aber sie dominierte noch nicht seinen Körper. Irgendetwas gab ihm weiterhin die Kraft, sich nichts anmerken zu lassen. Auch seine Stimme blieb ungewöhnlich straff und fast belanglos, als er anfing:
"Sir, dürften wir jetzt weiter?" Er wandte sich direkt an den Mann, in dessen Uniform sie weinte. " Es tut mir ja Leid, das zu sagen, aber was Sie hier veranstalten, ist enorme Zeitverschwendung!" Wie kannst du so ruhig bleiben? "Gönnen Sie dem Mädchen eine Pause und lassen Sie jemanden über alles Weitere entscheiden, dessen Aufgabe das ist." Weil ich muss. "Also los!"
Gleichgültig dreinblickend sah er den Mann an, auch wenn es in ihm kochte und er kurz davor war, an der Angst zusammenzubrechen. Dieses Mal musste er stark bleiben. Und er hoffte so sehr, dass seine Worte Anklang fanden.
Geändert von MeTa (04.09.2012 um 22:07 Uhr)
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