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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 6 - Die Quarantäne

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  1. #22
    Dob atmete tief ein und aus und innerlich wappnete er sich auf jedes Ergebnis das der Funkspruch mit sich bringen würde. Er war sich sicher dass er mit ihrem Tod würde leben können und er würde sicherlich auch nicht seine coole Anmut verlieren wenn er ihre verliebte Stimme nun hören würde die ihm ewige Treue schwört. Doch das einzige mit dem Dob in diesem Moment nicht leben konnte, war dieses enervierende Rauschen des Schweigens aus dem Funkgerät. Er wusste gar nicht warum ihn diese Unsicherheit so wütend macht, es war nur eine von vielen Frauen seines Lebens. Eine… von vielen…
    „Easy Boy.“, fauchte Sanders von hinten und Dob sah, dass er das Funkgerät vor Wut so fest umklammerte dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Mit sanfter Gewalt, doch ohne Vorwurf, entrang Sanders ihm das Funkgerät und legte es wieder zu ihren Sachen.
    Dob konnte niemanden aus Terence‘ Gruppe erreichen.


    Sanders war während Tess‘ langem Monolog so nachdenklich wie tonlos sitzengeblieben und hatte nur starr nach vorne geschaut, ihre Bewegungen wirkten fast mechanisch, als sie einen der Energieriegel aß nachdem sie die Verpackung mit den Zähnen aufgerissen hatte. Danach streckte sie sich müde und es schien als hätte sie eine Entscheidung getroffen die eine große Last von ihren Schultern nahm. Sie winkte Tess mit einer kurzen Bewegung heran, bot ihr die Hälfte des Energieriegels an und begann dann zu sprechen.

    „Kinder und Träume? So weit wage ich nicht zu denken.“ Sie lächelte dünn und ihr Blick verlor sich in der Ferne. „Mein Großvater war Maschinengewehrschütze unter Gordon Bennett im zweiten Weltkrieg.“, begann sie unvermittelt. „Ich weiß nichts von diesem Mann, ich habe ihn nie kennengelernt und niemals seine Stimme gehört. Er war bei der Belagerung von Singapur im zweiten Weltkrieg dabei. Als die Japaner am 14. Februar 1942 die Verteidigungslinien durchbrachen um auf das Alexandra-Hospital vorzurücken, bekam seine Einheit und er den Befehl zum Rückzug um kriegswichtiges Material und Personal zu retten. Sein Hilfsschütze und er weigerten sich, sie zerstörten das Funkgerät, verminten die Straße, luden alles an Waffen was sie hatten und dann gruben sich noch tiefer in ihre MG-Stellung ein. Als die Japaner angriffen, leisteten sie ihnen Widerstand bis ihnen die Munition ausging und sie…“, Sanders stockte „…überrannt und gelyncht wurden. Trotzdem waren es zwanzig Minuten, die sie den Leuten im Krankenhaus erkauft hatten damit diese fliehen konnten. Niemand hat je erfahren ob, und wenn Ja, wie vielen sie ihr Leben gerettet haben, aber ist das wichtig?“

    Sie lehnte sich zurück und sah Tess wieder an. „Wissen Sie, ich habe diesen Mann nie getroffen, trotzdem verehre ich ihn. Ich selbst habe keine Kinder, aber ich habe Familie. Ich denke mir würde der Gedanke sehr gefallen, wenn eines Tages die ungeborenen Kinder meines kleinen Bruders so über ihre Tante reden würden. Oder Sie erzählen Ihren kleinen Rackern mal von mir.“ Sie lächelte wehmütig.

    „Sehen Sie, in Momenten wie diesen ist es unglaublich leicht, die Beine in die Hand zu nehmen und einfach wegzulaufen und zu hoffen, dass niemand bemerkt, dass man seinen Posten verlassen hat. Aber es gibt eine Person vor der man nie weglaufen kann und das ist man selber. McCormack war wie ein Vater für mich, wie ein Freund. „ Sie reckte trotzig das Kinn vor. „Und ich werde meinen Posten erst verlassen wenn er mir den Befehl dazu gibt. Und wenn er tot ist, dann ist das sein Problem.“ Sie blickte in den Nachthimmel.
    „In diesem Moment in dem die Zivilisation zusammenbricht, gibt es für mich keine Personen oder Menschen mehr. Für mich gibt es nur noch ein Wappen. Ich will die Uniform ehren, die ich trage. Ehe der neue Tag anbricht, werden noch mehr Menschen gefallen sein, der gekrönte Adler der Königin soll dann aber noch immer im Wind wehen.“
    Sie verzog den Mund und blickte in Richtung Yuki, sprach dann leise weiter: „Einige von uns sind Soldaten geworden um Krieg zu spielen, andere, weil sie daran glauben, dass aus Dienen Gutes erwachsen kann. Und ich weiß dass ich in die Fuß-Stapfen meines Großvaters treten werde, wenn ich hier bleibe und für euch das Ablenkungsmanöver spiele. Vielleicht erinnert sich Miss Ho-Chi-Minnie-Maus da hinten ja auch nochmal irgendwann daran wie es war diese Uniform überzustreifen und leistet mir Gesellschaft. Dann können wir schon zwei Fluchtpunkte sichern, wahrscheinlich ist es sogar von tödlicher Wichtigkeit, nachdem sie die Garde unseren Aufenthaltsort verraten musste.“

    Tess blickte sie an und wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Sanders legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte mit ernstem Nachdruck: „Ich will nicht unbedingt sterben. Aber in Schande leben noch viel weniger. Ihr seid so weit gekommen und habt so schreckliche Dinge erlebt, es ist klar, dass ihr euch für die einzigen Überlebenden haltet. Aber das habt ihr vor wenigen Stunden auch noch gedacht und nun habt ihr die anderen fünf getroffen. Ihr wart nicht die ersten die ich hier beschütze und aufsammele und so Gott will, seid ihr vielleicht nicht die Letzten. Tess, Sie müssen das verstehen, mein Platz ist hier. Vereint mit dem Versuch gute Menschen wie Sie durch die Mauer zu bringen und andere gute Menschen in Empfang zu nehmen.“

    Sie streckte Tess dann die offene Hand zum besiegelnden Handschlag hin.

    Geändert von Daen vom Clan (03.09.2012 um 11:20 Uhr)

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