"Mama, warum ist ein vierblättriges Kleeblatt so viel wertvoller als ein dreiblättriges?" "Naja, die sind viel seltener. Man findet unter tausenden von Kleeblättern nur eines mit vier Fiedern." "Das ist alles?" "Hm... na gut, hör zu. Jedes Blatt eines Kleeblattes steht für ein bestimmtes Wort, eine Empfindung. Das erste ist die Hoffnung, die man niemals aufgeben darf. Das zweite ist der Glaube an sich selbst, den man nicht verlieren darf. Das dritte ist das Glück, das einem durch diese Lebensweise immer begleiten wird. Das vierte Blatt aber ist ein ganz besonderes. Es symbolisiert die Liebe. Ohne die Liebe ist ein Kleeblatt nicht mehr als eines unter vielen und kann kein vollkommenes Glück bringen. Ohne Liebe kann auch kein Mensch vollkommen glücklich sein."
Es war das einzige Mal gewesen, dass Clovers Mutter versucht hatte, ihrer Tochter etwas in Gefühlsdingen beizubringen. Aber es war das Wichtigste.
Clover hatte sich immer darauf hinausgeredet, ihre Liebe zur Musik wäre genug, um als Glücksbringer, als vierblättriges Kleeblatt zu gelten. Aber jetzt in diesem Moment, in dem Moment als die Zeit einfach stehen blieb, in dem Moment als sie Ians Lippen auf ihren spürte, wusste sie, dass sie so etwas nie gewesen war. Erst jetzt wuchs ihr ein viertes Blatt, erst jetzt erkannte sie, was Liebe war. Erst jetzt war sie vollkommen.
Wie aus einem tiefen Schlaf erwachend, öffnete sie langsam wieder die Augen, als Ian sich ein wenig von ihr entfernte. Sein Gesicht war aber immer noch so nah, dass sie seine Nasenspitze mit ihrer berühren konnte. "Ich glaube dir.", hauchte sie leise, denn sie hatte das Gefühl, sie wären in einem Vakkuum, in dem es nur sie beide gab und alle Worte nicht einmal mehr gesagt werden mussten, um sie zu verstehen. "Aber ich denke ich werde mich anstrengen müssen, um dich auch wirklich zu verdienen." Sie lächelte ihn an und in ihren Zügen lag kein einziger Zweifel mehr. Sie hätte ihm in dem Moment wahrscheinlich alles geglaubt. Dass Shelley nicht seine Freundin war, dass er niemals ihr Herz brechen würde, dass sie die Eine für ihn war... sie hätte niemals damit gerechnet, aber sie hatte fühlen können, dass es die reine Wahrheit war.
Gerade wollte Clover Ian noch einmal zu sich heranziehen, als das Vakuum um sie herum einfach zerplatzte und von irgendwo ein Schuss ertönte. Wieder einmal. Gleich danach konnte man erkennen, dass sich offenbar jemand zu prügeln schien. Wieder einmal.
Die ganze Sache hatte natürlich die Aufmerksamkeit aller auf sich gelenkt, und bald stürmte Alistair zum Tumult, die zwei Kinder inklusive. Meine Güte, die hatte sie vollkommen vergessen. Ich bin furchtbar. Mit einem Seitenblick auf Ian, der immer noch ihre Hand hielt und nun auch aufmerksam dem Treiben zusah, entspannte sie sich wieder. Das war es wert gewesen.
Jetzt schien jedenfalls auch nicht der geeignete Zeitpunkt, um nach den Kindern zu sehen, sie hingen irgendwie bei Tess, die am Boden lag und sahen abwechselnd von der Ärztin zum Iren und den anderen beiden Frauen. Irgendwie wirkten sie schon seltsam vertraut mit Alistair, wo der doch mit fremden Kindern wahrscheinlich wenig anfangen konnte. Zumindest würde er niemals von selbst auf sie zugehen, es sei denn... "Ich hab auch Abby etwas versprochen. Sie hatte zwei Söhne." Clover wurde kreidebleich.