Der Wahnsinn des Krieges war über sie gekommen…
Es schien keine Rolle zu spielen ob man Nationalgardist, Soldat der ADF oder ein Offizier war – jeder Einzelne von ihnen war wahrscheinlich ein Patriot und der Ausmaß der Katastrophe, der Zombie-Apokalypse gar, konnte sich am besten daran ermessen lassen wie verzweifelt sie sein mussten um eine ihrer größten Städten mit unvergesslichen Kulturdenkmälern zu bombardieren.
Und was auch immer den Teufel über Sydney heute Abend tanzen ließ – die Handschrift Maddox’ war unverkennbar. Sie sahen wie Gebäude in Flammen aufgingen deren Transparente auf Überlebende hinwiesen, sie konnten sehen wie eine Brücke pulverisiert wurde auf der sich ein Wagen auf ihre Position hin bewegt hatte…
Leeland wollte Sydney brennen und sterben sehen. Als Nero der Neuzeit beherrschten seine Legionen die Luft, wie die Überlebenden nun sehen konnten:
In großer Höhe – fast so als wären sie zu feige ihren Opfern in die Augen zu sehen – flogen die Bomber dahin, ein malerisches Bild vergangener Flugshows bis sie die ersten Bomben ausklinkten und diese wie Sternschnuppen am Boden verglühten und die Stadt erst in ein grellrotes Licht tauchten und dann alles verzehrendes Feuer spieen.
Es war fast als würden die Überlebenden „spüren“ wo die Bomben einschlugen um das Antlitz der Stadt auszulöschen. Dort, der Feuerball ganz im Süden musste das Stadion gewesen sein und was dort wie leises Knattern erst anschwoll, konnten nur die Treibstofftanks der Raffinerie sein…
Fawyer konnte von seinem Kran aus erkennen wie die Stadt in blutigrotes Feuer getaucht wurde und von diesem bizarren Anblick konnte er die Augen kaum abwenden. Als seine Arbeit getan war, beeilte er sich die Leiter nach unten zu kommen.
Die anderen waren mittlerweile in den Booten und das Herz blieb ihnen stehen als sie erkannten, dass die Bomber nun auf ihren Standort zuhielten…
Die Schnauzen der Flugzeuge erinnerten an Haie die Blut gewittert hatten und es schien dem irren Offizier eine Herzensangelegenheit zu sein, die Gruppe ausgelöscht zu wissen die es gewagt hatte, sich mit McCormack zu verbünden, denn schon gingen die Bomber tiefer als wollten sie das Zielen dem mordlüsternen Auge und keinem Bordcomputer überlassen.
Leocadia saß in dem Zelt und das schwarze Mikrofon wirkte umso klobiger und größer in ihren kleinen Händen…
Und sie begann zu sprechen, ein Erwachsener würde es fast plappern nennen.
Als keine Antwort erfolgte, wusste Leocadia, dass irgend etwas schiefgelaufen war. Sie hatte das Erwachsenengerät falsch bedient und dieser Fehler würde wohl Ärger bdeeuten.
Traurig blickte sie an das Zeltdach, unfähig, ihre Beinchen zu bewegen als die Flugzeuge sich näherten.
Dann – plötzlich – eine vertraute Stimme.
„McCormack hier – Funkspruch wird durchgeleitet.“
„Fremden Funkverkehr ignorieren!“, bellte die Stimme von Maddox in das Funkgerät und kurz danach war ein Schuss zu hören und das sterbende Keuchen von McCormack.
Doch die Verbindung zu den Bombern war hergestellt und Leo begann zu sprechen. Wie ein Wasserfall und ohne Pause.
Leo konnte nicht wissen, welche Gefühle sie in den Piloten auslöste, doch Leeland Maddox tat was er tun musste UM seine Tochter im Alter von 7 zu retten. Und so drohte er, er fluchte und befahl.
Doch die Herzen der Piloten waren gebrochen, die Männer mit den Todesbefehlen entglitten ihm, es war irgendwo ein einem geheimen Kommandobunker, in dem ein in die Jahre gekommener Mann sein Lebenswerk und dann sein Leben durch seine eigene Hand verlor.
Tief im Fels des Bunkers war der einzelne laute Schuss nur eine Randnotiz. Für Maddox Leeland war es das ende seines verkorksten Lebens.
Draußen waren die anderen bereits in die Boote gesprungen und bereit, sich abzustoßen und das Wagnis der Fahrt aufzunehmen. Doch dann sahen sie die 3 Maschinen die aus der Formation ausscherten und nun genau auf sie zuhielten.
Im Angesicht des drohenden Todes war lähmendes Entsetzen alles was sie spürten. Doch was sie sahen, glich einem Wunder: Die letzte Maschine ließ sich sichtlich weiter zurückfallen und schoss plötzlich zwei Raketen auf die beiden Flugzeuge vor sich. Die Rauchsäule des Raketenantriebs war gegen den feurig-dunklen Nachthimmel gut auszumachen und dann geschah es: Zwei der Drei Maschinen gingen in Flammen auf als die Raketen trafen. Die dritte Maschine die geschossen hatte, jagte über die Köpfe der Überlebenden hinweg und in dem Moment in dem Leo aus dem brennenden Zelt gestürzt kam und sich lächelnd in ein Boot warf, wackelte der Bomber wie zum Salut mit den Flügeln und schoss dann in die Nacht davon.
„Wo ist Isabelle?“, fragte Fawyer, der in diesem Moment seines Triumphes zur Gruppe stieß und Trauer senkte sich wie ein Leichentuch über die Gruppe die das letzte Boot vom Ufer losmachte und Richtung der Halbinsel ruderte. „Sie hat es nicht geschafft. Wahrscheinlich liegt sie irgendwo da hinten in den Trümmern des Bombardements…“, sagte die Ärztin leise und Fawyer wurde blass.
Kein Wort wurde gesprochen als sie still und leise ihrer Kameradin Isabelle gedachten, die ihr Leben für sie gegeben hatte – wie schon andere vor ihr. Leise, fast zärtlich tauchten die Ruder in das Wasser der Bay ein und Meter für Meter näherten sie sich dem Garden Island…
Noch immer regnete es wie aus Eimern und Ruß, Tränen und Regen vermischte sich zu einem fettig-schwarzen Brei auf ihren Gesichtern, der Geruch nach Feuer und Brand und Rauch hafteten ihren Kleidern an. Hinter ihnen stand die kleine Festung in Flammen, die Flugzeuge jagten mit unverkennbarem Hass ihre Munition in den Ort den sie kurz „Heimat“ nennen durften.
Und dann sahen sie es – während ein weiterer Feuerball den Nachthimmel erhellte, konnten sie den großen unförmigen Schatten erkennen, der nördlich von ihnen durch das Wasser gepflügt war. Ein riesiges Schiff unter amerikanischer Flagge welches dann im Norden des Garden Islands hinter den Silhouetten aus Lagerhäusern verschwand.
Entsetzen stand den Überlebenden ins Gesicht geschrieben, sie waren ihrer Rettung so nah wie nie zuvor gewesen. Es schmerzte körperlich, dem Impuls nicht nachzugeben und dem Schiff hinterher zu rudern, doch ihre Schlauchboote waren gefundenes Fressen für das nun aufgewühlte Wasser der Bay. Wenn sie leben wollten, mussten sie sich Richtung Osten halten um in der Mitte der Halbinsel schließlich zu landen…
Und um dort auf Sanders zu treffen, McCormacks letztem Getreuen in Sydney.
Es war genau in dem Moment, in dem sich die schwarzen Lagerhallen von Garden Island abzeichneten, als Ethan die angekokelten und halbverbrannten Bilder von Isas Mutter aus ihrem Besitz an seinem Boot vorbeitreiben sah und schnell in das Wasser griff…
Geändert von Daen vom Clan (29.08.2012 um 22:53 Uhr)