Sie flohen. Riley, Alistair und Axel wollten die Toten von ihnen weghalten, und auch wenn Léo gar nicht begeistert davon war, dass sie nicht mitgehen sollte, passte sie gewissenhaft auf die Tasche des Iren auf.
Ohne wirklich zu wissen wohin, rannte sie mit den anderen los, um irgendwie ein sicheres Lager zu erreichen. Tatsächlich kamen sie an eine kleine Art Festung an.
Stöhnen, Schüsse, Schmatzen- alle möglichen Geräusche verstopften die Ohren des Mädchens, doch dieser eine entscheidende Funkspruch verdrängte jeden anderen Ton auf dieser Welt für wenige Sekunden.
"Dreckiger... Verräter!"
War das nicht- die Explosion, die sich ausbreitete, schien alles mit sich zu reißen, was hinter ihnen gelegen hatte.
Unruhig lief sie im Matsch umher. Sie machte sich große Sorgen, dass diese Explosion ihren drei Rettern oder Teilen von ihnen etwas getan haben könnte. Als dann endlich Riley und ihr irischer Onkel zu sehen waren, hielt die Kleine nichts mehr bei Clover, so schnell ihre Füße sie durch die aufgeweichte Erde trugen, eilte sie zu ihren beiden Freunden.
"Es ist alles in Ordnung. Wir sind wieder da" meinte Riley sichtlich erschöpft in ihre Richtung, bevor seine Beine einknickten. Leocadia schlang ihre Ärmchen um ihn, teils aus purer Wiedersehenfreude, teils um ihn davor zu bewahren, in den Matsch zu fallen. Alistair sprach ihm gut zu, bevor er sich zu ihr hinhockte und anerkennend sagte:
"Gute Arbeit Kleines. Du hast sowohl auf meine Mütze, meine Tasche, als auch auf Clover aufgepasst. Das war ne reife Leistung."
Ein Strahlen und leuchtende Kinderaugen waren die Antwort. Das Mädchen reichte ihm seine Tasche, die er an sich nahm, bevor Alistair sich in Richtung eines merkwürdigen Schlammhügels aufmachte.
Riley unterdess verlor das Bewusstsein und das Kind hatte sichtlich Mühe, ihn weiter halten zu können. Hier draußen konnte er auf gar keinen Fall bleiben, sonst holte er sich noch eine Erklärung, also versuchte sie ihren Freund mehr schlecht als recht in Richtung der Zelte zu schleifen. Nur sehr langsam kam sie voran, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, doch sie ließ nicht nach und machte keine Pause, bis sie ihn endlich in ein Zelt geschliffen hatte. Ob bereits Jemand von den anderen darin war, hatte sie nicht mitbekommen, doch sie schaute sich auch nicht näher um. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt dem Bewusstlosen.
Mühsam zog sie in auf eine darin befindliche Isomatte und positionierte ihn so, dass es einigermaßen nach einer normalen Haltung aussah. Schwer atmete Léo aus. Riley war wirklich ein Schwerer Brocken für ihre Verhältnisse, doch sie war auch stolz, dass sie es geschafft hatte, ihn hierher zu holen. Auch wenn es ewig gedauert hatte.
Als sie mit Rileys Transport beschäftigt war, hörte sie Helenas aufgebrachten Funkspruch, nach dem sie sich aufmerksam nach Axel umsah. Er war nicht mit den beiden anderen gekommen und auch jetzt war er nirgends zu sehen. Die Gewissheit breitete sich in ihr aus, dass ie ihn nie wieder sehen würde. Ein dunkler Schleier legte sich um ihr Herz. Zwar war er derjenige gewesen, der ihr jegliche Hoffnung genommen hatte, ihren Papa wiederzusehen, doch schien es ihn nach ihren Ausbruch wirklich leidgetan zu haben, denn er hatte sich mit einem seltsamen Ausdruck bei ihr zu entschuldigen versucht. Und ihre Hoffnung war ja jetzt dank Clover auch wieder da. Also hatte sie gar keinen grund mehr gehabt, böse auf ihn zu sein. Und das wollte sie ihm eigentlich auch hier noch sagen, doch nun…
Léo öffnete Álvaros Bauch und holte ihre Ocarina hervor. Diese war hübsch verziert mit den feinen Bemalungen aus den Zeiten der alten Hochkulturen, die ihr Erbe bis heute in den Leuten Südamerikas bewahrten. Der Bauch wurde wieder verschlossen und der Plüschaffe erneut als Kopfkissen unter Rileys Kopf geschoben. Dann erhob sie sich und ging aus dem Zelt.
Ihr Weg führte nicht weit, da sie sich direkt vor den Eingang des Zeltes im Schneidersitz niederließ, den Matsch, den ihre Beine und ihr Kleid verdrecken ignorierend.
Das Mädchen führte die Ocarina an ihre Lippen, ***und begann zu spielen***(<-zum Anklicken!)
Die Melodie hatte sie einmal in einem hübschen japanischen Zeichentrickfilm gehört und es war die einzige, die ihr zu dieser Situation einfiel. Sie spielte für Axel und hoffte, dass er, wo auch immer er jetzt war, sie hören konnte und verstand, was sie bedeutete. Ein paar einzelne Tränen rannen ihr über die Wange.