Jemand holte sie mit einer Ohrfeige zurück ins hier und jetzt. Schwarzer Himmel. Blitze. Kälte. War sie in der Hölle? „Na los, lauf.“ Und sie lief. Eine Druckwelle warf sie zu Boden, als hinter ihnen der gepanzerte LKW in Stücke gerissen wurde. Scharfkantige Teile flogen durch die Luft und Tess spürte wie Blut ihren Oberarm hinablief. Wie ein... „Ein roter Faden. Du musst immer einen roten Faden haben, nach dem du greifen kannst." Sie liefen weiter.
„Da vorne! Ein Lager mit Mauer!“, schrie Fawyer. Ein Ziel, ein Rückzugsort, eine Chance für sie alle.
Ich bin es leid, undankbares Pack! Ein Blitz erhellte die Silhouette des Russen für einen Moment. Er sah aus wie der Leibhaftige, der gekommen war sie zu holen. „Passt auf Michail auf, der ist gefährlich.“ Ryans letzte Worte. Ein Schuss vor Danis Füße, der sie alle zusammenzucken ließ. Er verschwand nach dem Kuss, bei dem sie den Blick abgewendet hatte. Zu privat erschien ihr die Szene, zu nah war der Schmerz den Dani empfand. Abschied. Der Regen schmeckte bitter und salzig zugleich.
~*~
Schüsse. Bekannt klingende Schüsse. Im Flughafen … aber sie waren weit entfernt, es konnte auch jeder andere Soldat sein. „Dani? Wo ist Michail hin?“ Sie merkte nicht das ihre Stimme heiser klang, vom vergangenen Kampf. Das sie sorgenschwer war. Geschwängert von Tränen. Dani hielt nur noch etwas glänzendes in der Hand und blieb stumm.
Mehr Schüsse. Wie immer. Nur anders im Heulen des Sturms. Lärm, das aufheulen eines Motors; das Geräusch wie ein Metallzaun der fortgerissen wurde. Die Truppe um Freedom kauerte in einer der sandigen Buchten des Platzes und wartete... auf was? Sie wussten es nicht.
~*~
Eine kleinere Explosion. Das Herz bleibt ihnen stehen und es ist nur noch das Prasseln zu hören. Keiner atmet. Keiner redet. Der Tod schleicht um sie, wie ein grauer hungriger Wolf. Und sie spüren die Kälte, die Gefahr. Hören sein Lefzenlecken.
~*~
Ein Feuerball. Eine Druckwelle. Dann nur noch Dunkel.
~*~
Danis Stimme durchdringt die unwirkliche Situation als erstes. Zitternd. Liebevoll. Leise. Tess brauchte nicht den Namen auf der Marke zu erkennen, es war der Blick der Holländerin, als sie das silberne Stück Metall küsste der ihr alles sagte, was sie wissen musste.
Konnten sie ihnen helfen? Vielleicht waren sie nur verwundet.
„Wir müssen los. Ethan, sie gehen voraus. Sie haben das Licht. Heute ist ihr Glückstag – sie übernehmen die Führung. Ich decke den Rückzug hier hinten mit Cyrilius. Lauft so schnell ihr könnt und seid leise. Und jetzt Bewegung.“ Sie blickte weder Dani noch Isa an. Tess Möglichkeit sie zu beschützen würde kommen – aber noch nicht jetzt. Für heute hatte ein großartiger Mann, ein großartiger Soldat sein Leben für sie alle riskiert. Und deshalb würde sie diese Leute hier herausschaffen. Jeden. Einzelnen. Keiner bleibt zurück.
„Wie lange werdet ihr fort sein? Bis die Welt nicht mehr ganz so voller Hass ist und wir nicht mehr das Gefühl haben, als müssten wir Berge niederreißen und das Meer mit Blut füllen.“ So mancher von Narben bedeckte Veteran – grimmige, wortkarge Männer deren einzige Liebe der Krieg zu sein schien – hatte sie mit irgendeiner Seite seines Charakters überrascht die überhaupt nicht zu seiner äußeren Gestalt passte. Dinge, die Kämpfer der modernen Welt vor dem Rest der Menschen verborgen hielten. Der Russe hatte geliebt. Er hatte Korpsgeist bewiesen, wo kein einziger von ihnen den Mut zu handeln gehabt hatte. Und das machte ihn vielleicht zu einem besseren Menschen als den Rest von ihnen. Vertraust du mir? Dann hab Verständnis für das, was ich tun werde. - Wie meinst du das Jay? - Du wirst sehen.
Sie rannten die Nordschanze hinauf. Überall brannte es, die Lichter blendeten sie wie Scheinwerfer einer Bühne. Grotesk. Es war schlicht grotesk. Und das schlimmste von allen - weit und breit waren im Lager nur Tote zu sehen. Tote Infizierte. Riley und Alistair stolperten auf sie zu, als sie eingetreten waren. Da war ein Krater im Boden... aber nirgendwo ... nirgendwo eine Spur von Michail. Er wäre nicht weggerannt. Ausser er hatte einen verteufelt guten Plan, den sie behinderten. Aber wenn er nicht kam... wenn er...
Die Marke.
Er hatte nie vorgehabt zurück zu kommen.
Tess sank zu Boden und umklammerte den Lauf des Sturmgewehrs. Dann, als ihr kein Gebet einfiel, flüsterte sie mit regennassen Lippen nur die Worte "Wir sehen uns auf der anderen Seite" und küsste den Lauf des Gewehrs. Sie würde sein Andenken ehren. Den Mann ehren. Den Helden, der wie alle Helden keiner hatte sein wollen. Man erinnert sich an die Helden. Aber Legenden – die sind unsterblich. Und wenn die Brandherde verlöschten würde eines bleiben - die Legenden würden ewig mit den Überlebenden am Leben bleiben. Und ja, auch dafür lohnte es sich weiterzuleben.
Doch dichter nun die Nacht sich schließt.
Dunkel wuchert die Gewitternacht; es fließt
Das Blut rot von den Landestegen.
Die Soldaten Hand an ihre Waffen legen,
Die nahenden Feinde sie erschlagen
Am dunkelsten Herz inmitten der Stürme sie jagen.
Geier flüchten. Raben lärmen.
In der Festung sich die Zurückgelassenen härmen.
Die Glut im Schlund des Kraters malmt.
Donner grollt, Feuer qualmt -
Und der Größte von ihnen stürzt vor den Thron.
Das Schicksal spottet uns Lebenden. Immer schon.
Sie blickte Riley und Alistair an und fragte sie "Wo ist der Rest der mit euch im Wagen war? Und was ist mit Axel? Der Funkspruch der durchkam... er sagte was von... Verräter? Wo ist er?"
Schnodder klatschte auf den Boden und Andris wischte sich seine Nase notdürftig mit dem Ärmel ab. Und auf einmal vermisste er so etwas simples wie Taschentücher. Bisher hatte er immer angenommen, dass schlechtes Wetter ihm nicht so viel ausmacht. Er schniefte und zock seinen Nasenschleim so hoch es ging. Offenbar hatte er sich getäuscht. Sie hatten es irgendwie bis hier her geschafft. Er hatte es irgendwie hier her geschafft. Unglaublich. Aber er befürchtete, dass sie hier nicht sicher waren. Nicht nur wegen den Kampffliegern oder dem Unwetter über ihren Köpfen. Um sie herum waren diese ganzen müffelnden Toten und so wie Andris Auge ihm berichtete, waren die Befestigungen des Lagers nicht besonders stabil. Und so machte sich Andris geschwind daran, die Lücken im Zaun auswindig zu machen und zu schließen. Der Schweiß rollte ihm über das faltige Gesicht, aber er erlaubte sich diesmal keinen kurzfristigen Schlaf. Das Schicksal dieser ganzen Menschen die wieder und wieder ihr bestes gaben lag in seinen Händen. Er durfte nicht versagen, es ging diesmal nicht um ein bisschen Hygiene sondern Leben und Tod. Dievs, svētī Latviju!
Andris hatte genug Werkzeug zur Verfügung und er blickte auf 40 Jahre Erfahrung zurück. er war wie geschaffen für diese lebensrettende Aufgabe.
Andris: Probe Geschick!
Erfolg!
Und er löste die Aufgabe mit Bravour. Nicht nur dass er zahlreiche vorhandene Löcher flicken konnte, Nein, er war außerdem in der Lage, auch die allfälligen Schwachstellen aufzudecken und zu verstärken, die irgendwann aufgerissen und zur tödlichen Gefahr geworden wären.
Die letzten Minuten kamen ihm vor wie Stunden. Die Reise davor war so ruhig gewesen, dass sie sich niemals auf das bevorstehende Chaos vorbereitet hätten können. Das kurze „Achtung! Zombies!“ von Ethan hatte daher kaum Wirkung, sie alle wurden überrumpelt als plötzlich der LKW in die Luft flog – oder so sah es aus. Es glich einem Wunder, dass überhaupt irgendwer überlebte, geschweige denn sie alle lebend rauskamen. Sie hatten sogar noch Zeit ihr Gepäck, im Falle Fawyers sein Rucksack mit Proviant und den Engery-Drinks, und angeschnallt sein Sturmgewehr M16A1.
Kaum war er aus der Ruine des Wagens, das sie Freedom getauft hatten, sah er auch schon die herannahenden Zombie Massen. Sie war gewaltig. Es waren hunderte, und die nur in unmittelbarer Nähe, hinter ihnen konnte man noch mehr erahnen. Es schien als würden alle Zombies in ganz Sydney hierher eilen. Waren noch Menschen in der Nähe? Konnten sie es spüren? Keine Zeit darüber nachzudenken. Die Gruppe aus Freedom verschanzte sich in einem alten Lager, doch dabei blieb es nicht lang. Sie mussten sich durchkämpfen.
„Da vorne! Ein Lager mit Mauer!“, schrie Fawyer und sie wussten, dass es ihr einziger Weg war. Die Überlebenden vom zweiten Wagen mussten in der Nähe sein, aber in diesem Meer von untotem Fleisch konnte man sie nicht ausmachen. Sie mussten darauf vertrauen, dass sie für sich selbst sorgen konnten.
Die Frage wer unter ihnen sich opfern wollte blieb ihnen erspart. Der Russe hatte einen kurzen Wutausbruch und rannte in die Menge. Er hatte keine Chance, sie alle wussten es, sogar die Frau, Dani, die anscheinend was für ihn empfand, aber es blieb keine Zeit für lange Abschiede. Sie rannten los. Michail schaffte es eine Schneise durch die Massen zu schneiden – und sie lange genug zu halten. Fawyer kam als einer der ersten über den Zaun und blieb zurück um den langsameren zu helfen. Kaum waren alle in Sicherheit hörten sie eine markerschütternde Explosion – von Michail war keine Spur mehr.
Wenig später kamen die Überlebenden von „Independence“ – bei ihnen fehlte auch jemand. Der Polizist. Er war ein Landsmann gewesen, und auch wenn Fawyer nicht viel mit zu tun hatte, er fühlte sich doch stolz auf ihn für einen kurzen Moment. Dann wich das Gefühl dem Wissen, das sie ab jetzt zwei Kämpfer weniger hatten. Ein Opfer, dass sie vielleicht nicht tragen konnten.
Fawyer würde diesmal nicht so schnell irgendwelche Beute suchen – ihr Überleben, damit auch SEIN Überleben hing am seidenen Faden. Der Zaun konnte bald reißen, sie mussten sich beeilen.
Noch bevor er sich im Lager ausruhen wollte suchte er nach Munition für sein Sturmgewehr, er war schließlich nicht in einem Film, wo er endlos schiessen konnte.
Fawyer hatte keine Probleme, Munition zu finden.
Was die dort stationierten Truppen an Waffen besessen hatte, schien im Großen und Ganzen zerstört worden zu sein, doch Munition war tatsächlich in rauen Mengen zu finden.
Auch originalverschweißt und -verpackt und in solcher Stückzahl dass sich der Gedanke aufdrängen musste, dass irgendjemand gewusst haben musste was hier passieren würde.
Er war froh, nicht mehr in diesem Scheiß-LKW zu sein. Alles hatte sich viel zu schnell hochgeschaukelt, noch immer schmerzten sein Arm und sein Rücken. War verdammt richtig gewesen, was er getan hatte. Hatte ihm auch eine gewisse Genugtuung gegeben... schon damals in der Abfertigungshalle hatte ihm seine Faust erklärt, dass sie sich gerne in ihrem Gesicht wiederfinden würde. Ein weiteres Bedürfnis befriedigt. Schön.
Ja, er war froh, nicht mehr im LKW zu sein. Aber dass das Ganze damit beginnen musste, dass das Teil in die Luft flog! Entweder eine zwingende Folge der eskalierenden Situation - irgendwann muss alles im Feuer enden - oder das gottverdammte Militär hatte eine verschissene Rakete auf ihren Scheiß-Laster geschossen. Scheiß drauf. Raus aus dem Teil, durch den Park. Alles war glatt gegangen.
Dob frierte in seiner Badehose, während der Regen peitschte, doch er war im Lager angekommen.
Und Michail und Axel hatten's nicht geschafft. Hatten ihr Leben geopfert. Helden. Dob hatte Axel noch nie leiden können, aber als dieser "Verräter" durchgefunkt hatte, hatte er kurz aufgehorcht.
Doch es spielte keine Rolle. Er war am Leben, das war es, was zählte. Und kein Verräter würde etwas daran ändern können, oh nein, nicht mit ihm. Keine Chance.
Aber gottverdammt, war ihm scheiße kalt!
Im Lager lagen dutzende toter Zombies. Sie trugen Uniformen. Mit dem Fuß stieß Dob gegen den erstbesten von ihnen, doch der faulige Gestank hielt ihn davon ab, dem Toten einfach die Kleidung abzustreifen. Angewidert wandte sich Dob ab und blickte umher. Verdammt, es lagen nirgendwo einfach so Klamotten herum. Also Zähne zusammenbeißen und durchhalten, und einen Weg finden, so schnell wie möglich von hier fortzukommen. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, stieg er auf die westliche Schanze.
In der regnerischen Nacht konnte Dob kaum etwas erkennen. Silhouetten einer Baustelle... war das ein Kran? Ja, der Schatten erhob sich dunkel gegen den von Blitzen durchzuckten Nachthimmel. Interessant. Konnte das Ding ihnen irgendwie nützlich sein? Der Arm sah lang aus, vielleicht konnten sie sich aus ihrem Lager zu einem sicheren Ort heben lassen?
Vor langer Zeit hatte er mal in so einer Führerkabine gesessen. Ein Bauarbeiter hatte ihm die Hebel und Knöpfe erklärt. Vielleicht konnte er noch genug Wissen zusammenkratzen, um sich das Ganze mal genauer anzusehen...
Während er so über einen Fluchtplan nachdachte, der irgendwie einen riesigen Kran und 16 auf einem Stahlträger hockende Leute beinhaltete, durchbrach ein Blitz mit gewaltigem Donner die Finsternis.
Und dann sah er den Hubschrauber. Zerbrochen und schemenhaft, doch die Rotorblätter waren klar zu erkennen.
"Oh verdammte Scheiße, Mist, Scheiße, Mistscheißedreck. Nein!"
Er hatte so wenig wie möglich an sie gedacht. Gedanken an den Sex, an ihren nackten Körper auf einem Luxusbett, das war okay. Alles weitere, Scheiß drauf. Ein süßer kleiner Hüpfer vom anderen Ende Australiens, nichts weiter.
Aber gottverdammt, wenn sie da drüben war.
Dob kraxelte in Windeseile die Schanze hinab, stolperte, rutschte auf dem nassen Untergrund aus, fiel in den Matsch.
"Saraaaaah!", schrie er gegen den Regen. Mit großer Mühe erreichte er den Hubschrauber und untersuchte das Innere auf alles, das ihm weitere Hinweise geben könnte.
War es der Hubschrauber, mit dem sie davongeflogen war?
Alistair und Riley schüttelten nur erschöpft den Kopf und rangen nach Atem. Tess blaues Auge pochte wild. Schlimmer aber pochte ihr Herz. Ihre Gedanken sprangen gefühlt im Moment dreifache Axel, aber sie bemühte sich, sich zu konzentrieren. Das Dob, der zugedröhnte impulsive Typ, sie so einfach hatte niederschlagen können, kratzte nicht nur an ihrem Ego. Es rüttelte an den Grundfesten ihrer Selbsteinschätzung. Wieder waren Männer gestorben, die bereits einmal ihr Leben für sie alle gegeben hatten. Und wofür? Sie wollte, das es einen Grund gab, das sie gestorben waren. Und sie fand ihn – in sich und in einer Entscheidung. Sie hatten mit Alistair, Fawyer, Suparman und Cyrilius nur noch 4 fähige Kämpfer. Sie brauchten mehr um eine reelle Chance zu haben. Und sie alle brauchten den Funken Korpsgeist - hätten sie ihn früher gehabt, wäre Michail vielleicht nicht gegangen.
„Er wird nicht kommen.“ Sie trat an Helena heran, die starr in die Nacht blickte und gedankenverloren den leise japsenden schwarzen Hund hinter den Ohren kraulte, der treuherzig zu ihr aufblickte. Keine Reaktion der blonden Frau. Aber auch Helena musste den Funkspruch gehört haben. Also gab es kaum noch etwas zu sagen. Ausser... „Egal was die andren sagen, für mich waren sie, Axel und Michail die Fähigsten dieser Truppe.“ Eine Pause, in der Worte überflüssig wurden. „Ich werde tun was ich kann um ihnen den Rücken zu decken, Helena. Und ich hoffe auf ihre Unterstützung, wenn ich zusehe wie ich hier heraus komme. Aber ich werde einen Weg finden. Es gibt immer einen Weg mehr, als den den man sieht. Und ich werde ihn finden, wenn ich kann. Für uns alle. Wir überleben weil jeder eine Stärke hat, auf die die andren bauen können. Schnelligkeit, Klugheit, Kampfkraft. Wir ergänzen uns. Und dadurch werden wir überleben.“ Mit diesem Worten drückte sie das Sturmgewehr, die F88 Austeyr samt einigen weiteren Magazinen (a 30 Schuss) in Helenas Hände (+1 Kampf 8->9 für Helena) „Und wenn wir hier raus sind und der, der Axel auf dem Gewissen hat noch lebt, schwöre ich ihnen das wir ihn vors Gericht bringen, wo er seine verdiente Strafe erhält. Aber bis dahin... zähle ich auf sie. Und Machete.“ Eine Ahnung von einem Schulterdruck und ein tiefes Seufzen, das auch ein „Hooah“ sein konnte.
~*~
„Ethan!“ Er tigerte unruhig am Zaun entlang und ballte die Fäuste. Mit einem LKW durch ein Meer von Körpern zu fahren... sie hätte um nichts in der Welt mit ihm getauscht. „Ethan, richtig? Ich... wir haben uns kaum gesprochen aber... ich hab gesehen wie Axel sie im Hotel angesehen hat. Er hielt was von ihnen. Und sie haben einen kühlen Kopf bewahrt als sie uns hierher gefahren haben. Sie... sehen auch so aus als könnten sie gleich jemandem oder etwas anspringen, als würden sie sich am liebsten auf die Typen hinterm Zaun da stürzen. Also mach ichs kurz.“ Sie nestelte an ihrem Gürtel herum und reichte ihm mit einem wehmütigen Blick ihre Machete. „Das Baby hat mich die letzten 2 Jahre hier durch die Nationalparks begleitet. Und ich hoffe das es ihnen ebenso gute Dienste leisten wird wie mir. Vor allem wenn sie vorhatten denen da draussen mit bloßen Fäusten gegenüberzutreten, bin ich sicher das sie mit einer Machete besser dran sind.“ Sie wollte sowas wie „keine unnötigen Kämpfe“ sagen, aber ihr wurde klar das jeder hier das tat, was er für richtig hielt. Da war sie selber keine Ausnahme. „Sie gehört ihnen.“(Ethan +2 Kampfkraft 6 → 8 )
~*~
Aus der Ferne drang ein Rufen. "Saraaaaah!" Durch den Regen war nichts zu erkennen, aber trotzdem rannte Tess an die südliche Umzäunung um zu sehen wer da rief und welcher Idiot die Sicherheit des Lagers verlassen hatte und womöglich draussen angegriffen wurde. Sie blickte sich nach Geschützen in Reichnähe um – gab es fest installierte Schützvorrichtungen mit denen sie dem Herumstreunenden Deckungsfeuer geben konnte oder Nachtsichtgeräte, die ihr dabei halfen die Lage zu überblicken? Und war es überhaupt möglich für sie ausserhalb des Zaunes umherzulaufen (eventuell mit der Zombie-Verstellnummer?) ohne in Gefahr zu geraten selbst angegriffen zu werden?
Helena blickte wehmütig den drei Männern hinterher, insbesondere Axel galt ihr trauriger Blick.
Sie mussten es schaffen... sie mussten.
Es vergingen Minuten, ehe sich alle aus dem Truck Independence losmachten, doch weit kamen sie nicht bis sie alle den Funkspruch hörten.
"Dreckiger... Verräter!"
Dann sahen sie die gigantische Explosion am Horizont, durch den starken Regen und das Gewitter hindurch. Hörten, wie das Funkgerät laut knackste und rauschte ehe das Geräusch abriss.
Was war da verdammt nochmal los? In Helena wuchs ein finsterer Gedanke... doch sie wollte es nicht wahrhaben.
Es vergingen Minuten. Minuten die sie auf der Anhöhe verbrachte und einfach nur starrte.
Er war nicht da... er würde nicht kommen. Axel... ihr Axel würde nicht wiederkommen. Er lag da draußen, irgendwo... tot. Unkenntlich. Vielleicht nicht mehr vorhanden. Er war da draußen, er war explodiert. Doch er starb nicht, weil er die Situation nicht beherrschte, er starb nicht weil er einen Fehler machte - er starb, weil ihn jemand ermordete.
Helena konnte eins und eins zusammenzählen, unter ihnen befand sich jemand, der Axel eiskalt ermordet hat. Es musste so sein.
"Er wird nicht kommen"
Helena hörte Tess, realisierte was sie sagte. Sie wusste es selbst.
„Egal was die andren sagen, für mich waren sie, Axel und Michail die Fähigsten dieser Truppe... . Ich werde tun was ich kann um ihnen den Rücken zu decken, Helena. Und ich hoffe auf ihre Unterstützung, wenn ich zusehe wie ich hier heraus komme. Aber ich werde einen Weg finden. Es gibt immer einen Weg mehr, als den den man sieht. Und ich werde ihn finden, wenn ich kann.“
Michail und Axel waren verdammt nochmal sehr fähig. Sie waren die einzigen die auch dazu bereit gewesen wären auch abzudrücken -abzudrücken wenn es nötig war, alle anderen es aber nicht erkannten.
Dann sah sie das Sturmgewehr, sah die Hände der Ärztin. Sah, wie ihr die Waffe gegeben wurde...
„Und wenn wir hier raus sind und der, der Axel auf dem Gewissen hat noch lebt, schwöre ich ihnen das wir ihn vors Gericht bringen, wo er seine verdiente Strafe erhält. Aber bis dahin... zähle ich auf sie. Und Machete.“
Helena spürte den leichten Druck einer Hand auf ihrer Schulter, sie seufzte, ehe sie zu Tess schaute und in ungewohnter Art anfing zu sprechen.
"Ich werde die Wichsflöte eher eigenhändig erschießen... es gibt keinen fairen Prozess dafür, nicht für solche Taten."
Was zum...?
Tess schaute sie unglaublich verwirrt an. Solche Töne kamen nicht aus dem Mund von Helena. Zumindest nicht aus der Helena, die man eigentlich kannte.
Helena stand am Zaun des Lagers. Sie blickte dahin, wo Axel vermutlich gestorben ist. Der Regen wühlte die Erde auf, die Leichen, die Gedärme, das Blut... alles war überschwemmt von braunem Matsch der die Teile der verschiedenen Körper unter sich begrub.
In ihrem Kopf formte sich eine Idee, vielleicht konnte man irgendwas retten.
"Nein, du hast die Explosion gesehen, Helena. Du weisst, was so eine Explosion anrichtet. Da ist nichts mehr. Gar nichts."
"Halt die Fresse"
"Nein, gibs auf, da ist nichts!"
"Fick dich, Tussi!"
"Das ist Selbstmord, Helena!"
"Blondchen, ich kann ganz andere Sachen durchstehen und dabei überleben! Das war nur eine... eine... Axeplosion!"
"Eine Was?"
"Du hast mich schon verstanden, Blondie. Und jetzt schwing deinen zuckersüßen Arsch über den Zaun. Und sammel meine verdammte Marke ein."
Sie drückte den Knopf an ihrem Headset, es rauschte. Es rauschte bis sie anfing zu reden... Scheiße, war das ein gutes Gefühl, was tun zu wollen. "Passt mal auf, ihr Haufen geplatzter Bockwürste. Wer auch immer meinen Kerl auf dem Gewissen hat, ich knall dich ab. Dich, deine Familie, deine Gummiente und deine pinken Plastikflamingos, klar soweit? Ausserdem... Wer zum Geier hat Bock, mit mir nach draußen zu latschen und Überreste zu sammeln? Zwei Knarren und ne Marke sind immerhin etwas."
Es schien, als wäre Dob von einer Art innerem Dämon angetrieben - obschon er Sarah kaum kannte und sie zumindest auf dem Papier nur eine seiner vielen Bettgeschichten war, fand er sich selbst wieder wie er mit schnellen Schritten über die klatschnasse Wiese Richtung Hubschrauber lief. Es donnerte noch immer und der Regen peitschte ihm ins Gesicht, während es das grüne Gras unter ihm war, welches ihm das Leben rettete. Er rutschte in dem Moment weg und zur Seite, als sich eine der Kreaturen von der dunkelheit ausgespien wurde und sich auf ihn stürzte. Das war der Moment, in dem Dobs Leben erst einen Moment komplett stillstand und dann wie in doppelter Geschwindigkeit weiterjagte.
Noch im Fallen schoss er und der Zombie wurde nach hinten geschleudert und dann sah er sie kommen - wankende Gestalten aus der Dunkelheit, wie magisch angezogen durch den Lärm seiner Waffe.
Wieder landete Dob im Schlamm und Gras und diesmal schien er umzingelt und dem Tode geweiht.
Und dann sah er es, vielmehr, er spürte es.
Die Köpfe der Zombies in ihre Gier ruckten herum und sahen direkt auf die Schanze wo Tess, die Schweizer Ärztin mit zwei Signalfackeln stand und wie ein Rumpelstilzchen in drei Metern Höhe auf der Schanze umhersprang um auf sich aufmerksam zu machen. Ob sie dabei etwas Würde eingebüßt hatte, ließ sich nicht sagen - wohl aber, dass sie wahrscheinlich sein Leben gerettet hatte, denn vom grellen Licht und dem Geschrei eines schmackhaften Happens angezogen, schlurften die Zombies auf Tess zu und Dob sah seine Chance kommen.
Langsamer und vorsichtiger robbte er nun durch das Gras und auf den Hubschrauber zu.
Und dann sah er es - eine abgetrennte Hand, weiblich, mit lackierten Fingern und einem Ring daran, die Farbe des Lacks schien zu passen, doch sicher konnte sich Dob nicht sein.
Endlich war er am Hubschrauber angekommen und er wagte es kaum den Blick auf das verbeulte Metall zu richten wo er das Logo sehen und finden würde.
Und doch tat er es - und erleichtert atmete er auf. Es war ein vollkommen anderes Logo als Jenes das an der Maschine von den Überlebenden aus D53 geprangt hatte.
Es war ein seltsam tiefes Gefühl der Erleichterung und schon schalt sich Dob einen sentimentalen Narren. Komisch nur dass er grinste.
Schnell hatte ihn die Zweckmäßigkeit wieder eingeholt.
Allem Anschein nach war der zivile Hubschrauber für militärische Dienste beschlagnahmt worden. Die Leichen von zwei Soldaten befanden sich darin und zudem ein sehr großer Erste-Hilfe-Koffer. Allerdings kein militärischer Standard, sondern eher für Sportereignisse geeignet, denn er war gespickt mit allerlei Salben, Eisspray und ein wenig Medizin.
Die Kisten jedoch, die um den Hubschrauber verstreut lagen waren eindeutig militärisch und wahrscheinlich mit einem Netz unter dem Hubschrauber transportiert worden.
Sie waren aus Holz, hatten das Logo der ADF draufgesprayt und schienen fest zugenagelt. An den Stellen an denen sie jedoch zerstört waren, konnte er gelben, robusten Gummi erkennen. Er fragte sich gerade noch was es damit auf sich haben könnte, als er erkannte, dass es ihm im Moment nicht würde helfen können und er sowieso mit dem Koffer mehr als genug beladen war.
Diesen wuchtete er dann auch aus dem Hubschrauber und mit ihm in der Hand rannte er - in Badehose - an den Zombiehorden vorbei und auf eine Stelle der Schanze zu, wo sich keine Feinde tummelten. Während Tess mit der nächsten Signalfackel in die Gegenrichtung lief, warf Dob den Koffer nach oben, stieß sich vom Boden ab und rutschte weg!
Er würde das obere Ende der Schanze nicht erreichen, das wusste er, noch während er flog.
Und dann packten ihn Hände und Ethan und Suparman zogen ihn nach oben...
Das war es also. Regen, Kälte, Schlamm, Explosionen, Tote und Untote. Dutzende aus der Gruppe hatten sich geopfert, nur damit sie am Ende hier landeten?
Wahrscheinlich war es die Strafe für das, was zuvor geschehen war.
Clover hatten die Ereignisse im LKW in ihren Grundfesten erschüttert, und niemand, am allerwenigsten sie, hatte etwas gegen die Eskalationen in der Gruppe unternehmen können. Sie hatte sich einfach abgekapselt - war in der hintersten Ecke des Wagens gekrochen und hatte tatenlos zugesehen, wie geschossen und sich schließlich auch noch geprügelt wurde.
Dann war alles ganz schnell gegangen und nun stand sie hier vor dem größten Zelt des Platzes und fühlte den Regen auf sich niederprasseln. Zwei von ihnen waren nach der Sache mit den LKWs nicht mehr wieder gekommen. Durch das Funkgerät hatten die anderen das Wort "Verräter" deutlich vernehmen können. Wer um alles in der Welt würde gerade in so einer Situation, gerade heute...
Clover schüttelte den Kopf. Nicht jetzt.
Sie sah sich kurz um, doch durch den Regen und die Dunkelheit war schwer auszumachen, was andernorts vor sich ging. Sie hatte sich ein wenig von der Gruppe distanziert, denn sie wusste nicht mehr, was sie von alledem halten sollte. Gefangen mit Menschen, von denen ihr Leben abhing, die sich aber nur gegenseitig an die Kehle wollten.
Nur schemenhaft hatte sie wahrgenommen dass Léo, kaum im Lager angekommen, aus Sorge um Riley erst einmal von ihr gelöst hatte und nur schemenhaft nahm sie war, wie er und Alistair die Kleine begrüßten und ihr Bestes versuchten, um sich nicht anmerken zu lassen, dass da noch jemand bei ihnen sein hätte müssen. Ganz kurz kam ihr der Gedanke, nach Ian zu suchen, aber was wollte sie ihm sagen? Wie es ihm nun auch immer gehen mochte, was konnte sie schon daran ändern.
Dann erhellte ein rötliches Licht den südlichen Hang - die Ärztin schien dort mit Signalleuchten herumzufuchteln - und Clover drehte sich um und betrat das Kommandozelt. Noch war niemand hier, und es war die Einsamkeit, die sie suchte.
Die Helligkeit hatte die Gesichter der anderen gezeigt, und außer Trauer, Wut und Verzweiflung war in ihnen nicht viel zu lesen gewesen. Ich kann nichts tun. Ich bin vollkommen nutzlos.
Unmotivert sah Clover sich im Zelt um. Hier war auf jeden Fall genug Ausrüstung, um mit der Außenwelt zu kommunizieren und hier waren eindeutig Menschen gewesen. Sie konnte nicht glauben, dass jemand hier einfach seinem Schicksal überlassen worden war und begann, im Kommandozelt nach Fluchtplänen für die Angestellten zu suchen, oder zumindest nach genaueren Informationen über Evakuierungspläne. Vielleicht waren hier auch weitere Nummern, die man anfunken konnte?
Lange konnten sie hier jedenfalls nicht mehr bleiben, es würde sie irgendwann wahrscheinlich verrückt machen.
Riley stapfte neben Alistair in die Richtung der anderen, die nun langsam auch hinterherkamen, die Taschenlampe mit beiden Händen umklammert, das flackernde Licht, das jeden Moment ausgehen würde. Er spürte, wie sich ein Krampf im linken Bein anbahnte, aber er achtete nicht darauf. Er sah sie vor sich, die hassverzerrten Fratzen, die Arme, die sich nach ihm ausstreckten. Er wusste, er würde die Bilder nie wieder los werden. Kurz wandte er sich zu Alistair, der ebenso stumm war und versuchte, seinen Mund zu öffnen, ihn dazu zu bewegen ein einfaches Wort zu sagen, mehr nicht. Endlich hatte er es geschafft, aber seine Stimme klang seltsam fern, fast so, als habe ein Fremder eben "Danke." gesagt.
Er sah, wie Tess in sein Blickfeld kam, ihn irgendetwas zu fragen schien. Ohne sie zu beachten, ohne auch nur im Geringsten auf das reagieren, was sie gesagt hatte, ging er vorbei. Er musste husten, schüttelte sich dabei. Es regnete noch immer.
Dann sah er Léo und Clover, und er wusste, er sollte sich freuen, aber erneut war es ein Fremder der mit Léo sprach, während Clover sich von ihm und Alistair abwandte, bevor sie sie erreicht hatten. "Es ist alles in Ordnung. Wir sind wieder da.", das waren die Worte, die aus Rileys Mund drangen und die doch so unvertraut klangen, beinahe falsch. Nichts war in Ordnung, nichts würde je wieder in Ordnung sein.
Riley brach zusammen. Seine Beine konnten ihn nicht mehr tragen, sein Wille konnte ihn nicht mehr tragen.
"Ausserdem... Wer zum Geier hat Bock, mit mir nach draußen zu latschen und Überreste zu sammeln? Zwei Knarren und ne Marke sind immerhin etwas."
Wieso es diese Worte schafften, ihn kurz in die Realität zurückzureißen, das wusste er nicht. Er wusste nur, dass sie es taten und dass er Helena etwas zu sagen hatte: "Du wirst die Marke nicht finden. Axel hat sie im LKW gelassen, nachdem er mich damit abgeworfen hat."
Endlich etwas, wo er sich nützlich machen konnte.
Die Zombies am Rande des Lagers hatten allerlei nützliche Gegenstände dabei - Waffen waren dabei nur das offensichtlichste. Ethan hatte sich entschieden, er würde versuchen, ob er die Zombies, die diese nicht mehr brauchen würden, nicht um diese Dinge erleichtern konnte.
Während er also am Rand ihrer kleinen Festung umherlief und versuchte herauszufinden, wie er es anstellen würde, kam diese Tess auf ihn zu. Nach einer kleinen Rede, reichte sie ihm mit den Worten „Sie gehört ihnen.“ ihre Machete. Ungläubig betrachtete Ethan diese. "Danke...", murmelte er, ziemlich verwirrt. Das hatte er sicher noch von dieser Tess erwartet. Eher im Gegenteil, er hatte erwartet, sie würde versuchen ihn davon ab zu halten, sich bei den Zombies zu bereichern.
Dann schrieb Dob: "Saraaaaah!"
Wie von der Tarantel gestochen rannte Tess in die Richtung, aus der der Schrei kam, Ethan hinterher. Unterwegs stieß Suparman zu ihnen. Während Tess mit Signalleuchten an der Chance stand, spähten die beiden Männer in Dunkel. Da! Das war Dob! Und er hatte einen Koffer!
Dob warf den Koffer auf die Schanze, was ihm auch gelang, allerdings verlor er durch den Wurf sein Gleichgewicht und obwohl er noch absprang würde er die Schanze nie erreichen. Noch während sie Dob in Zeitlupe springen sahen, preschten Suparman und Ethan nach vorn, an den Rand der Schanze und streckten sich, ohne sich absprechen zu müssen, je nach einem anderen Arm vom armen Dob, der die Augen weit auf riss. Er schien nicht mehr mit Rettung gerechnet zu haben.
Es gelang. Suparman erwisch genau wie Ethan einen Arm, gemeinsam wuchteten sie Dob nach oben. "Scheiße man, dass war knapp!"
Nachdem sich die vier wieder etwas beruhigt hatten, begann Ethan endlich, was er schon die ganze Zeit vor hatte: Die Zombies um ihr Hab und Gut zu erleichtern. [Aufgabe GAMMA]