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Drachentöter
"Hättest du abgedrückt?"
Unter seinem Blick zuckte Dani kurz zusammen. In seinen Augen lag etwas, dass sie vorher so noch bei keinem Menschen gesehen hatte. Irgendwie schafft sie es aber, seinem Blick nicht auszuweichen, und ihn sogar fest zu erwidern. Hätte sie wirklich geschossen? Und was für Antworten gab es überhaupt auf diese Frage, wenn er ihr bewaffnet gegenüberstand?
"Man sollte nie leere Drohungen aussprechen", antwortete sie nur, gleich danach kam ihr, dass das vermutlich genau das Falsche gewesen war. Scheiße. Allerdings war es jetzt auch schon egal, sie hatte soviel von ihrer Vorsicht und ihren Prinzipien über den Haufen geworfen seit sie hier war, da kam es auf eine blöde Antwort mehr oder weniger auch nicht an. Sie wußte nicht ob sie abgedrückt hätte, sie wußte nur, dass sie Tess solange gewürgt hätte, bis diese blau angelaufen wäre und ihr die Augen aus dem Kopf gequollen wären. Und nicht eher losgelassen hätte, bis das Miststück tot gewesen wäre. Es war jetzt schlichtweg egal, was mit ihr passierte, sie hatte nur genug von der ganzen Rumrederei, den Lügen und der mühsam aufrecht gehaltenen Moral, und so stand sie nur aufrecht - soweit das ging wenn man in ein Betttuch gewickelt ist - da und das erste mal in den letzten Tagen zeigte sich wieder ein Ansatz ihrer früheren Selbstsicherheit und Gelassenheit in ihren Gesichtszügen.
Michail musterte emotionslos die Frau vor sich. Die Antwort war gut, nein, sogar außerordentlich gut formuliert. Aber er war nicht dumm, denn letztendlich hätte sie ihren Satz auf ein kleines Wörtchen reduzieren können.
Ja.
Was sollte er davon halten? Eine Frau, die bereit war, ihn zu erschießen, wenn er sich auch nur in die Nähe einer Gefahr begab? Michail konnte sich weitaus bessere Tode vorstellen als von einer Kugel aus seiner eigenen Pistole in die Brust getroffen zu werden.
Dani blickte ihn noch immer an, selbstbewusst und mit voller Absicht versuchte sie, seinen Augen stand zu halten.
Er blieb ruhig. Bedrohlich ruhig. Seine rechte Hand löste sich vom Lauf seines Sturmgewehrs, die Finger legten sich um den Griff der Pistole, zogen die Waffe aus dem Halfter heraus, hielten sie locker hin und herschaukeln, als er betont langsam um das Bett herumging, auf die Frau mit dem Bettlaken zu, deren Selbstsicherheit im Blick sich mit jedem Schritt, den er auf sie zutat, in immer mehr Angst verwandelte.
Nur noch einen Meter trennte die Beiden voneinander, und mit einem letzten, großen Schritt stand er direkt vor Dani.
Sie blickte zu ihm auf, die Panik im Blick, aber sie bewegte sich keinen Millimeter. Michail wusste nicht, ob sie das absichtlich tat oder einfach nur paralysiert war, aber es war ihm auch egal.
Der Fallschirmjäger hob die Waffe ein paar Zentimeter in die Höhe, mit der anderen Hand packte er Danis Hand. Wann genau er die Waffe am Lauf und nicht mehr am Griff gepackt hatte, war für die Holländerin nicht ersichtlich, zu abgelenkt war sie gewesen; aber nun drückte Michail ihr den Griff der Pistole in die Handfläche und schloß ihre Finger darum. Seine Finger suchten die ihren, führten sie, und sie spürte, wie Michail ihren Zeigefinger auf einen kleinen Hebel an der Seite der Waffe, unweit des Abzugs, legte. Es klickte leise.
"Das war die Sicherung", flüsterte er ihr zu, hielt noch einen Moment ihre Hand, in der sich die Waffe befand, und löste sich dann von ihr. Er trat einen Schritt zurück, überließ Dani die Waffe.
"Schieß; oder ich tue es", und er hob sein Gewehr, richtete es auf Danis Brust; seine Augen ließen keinen Zweifel daran, dass er nicht das geringste Problem damit hatte, die Frau vor sich zu liquidieren, dazu waren sie zu kalt, zu gefühllos, zu brutal.
"Schieß!", wurde er etwas lauter und legte sein Gewehr an, den puren Killerinstinkt in den Augen.
Geändert von Andromeda (21.08.2012 um 15:54 Uhr)
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