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Young Imperial Combo
Endlich hatte es Entwarnung gegeben. Rileys USB-Gorilla hatte sein Möglichstes getan, um Léo ein bisschen abzulenken, aber lange hätten sie nicht mehr erklären können, warum man denn nicht zum üppigen Buffet gehen wollte und stattdessen mit den Snacks im Zimmer Vorlieb nahm.
Sie verließen nun zu dritt das Zimmer. Léo hatte inzwischen vom anstehenden Gottesdienst erfahren und wollte unbedingt hin - Clover und Riley nahmen das beide als Grund, ebenfalls dort zu erscheinen. "Ob Ian sehr beschäftigt ist?", fragte Léo als sie sich auf den Weg zurück in die Hotelhalle machten. "Für dich hat er bestimmt immer Zeit.", antwortete Clover lächelnd. "Du kannst ruhig zu ihm gehen. Richte ihm dann bitte aus, dass...dass..." Ja was denn eigentlich? "Dass wir später noch seinen Mangosaft trinken müssen!" "Dass er die Sache in der Kanalisation wirklich gut organisiert hat" "Dass er ein guter Anführer ist" ? All das kam ihr läppisch vor, angesichts der Tatsache, dass sie jemanden da unten verloren hatten. Hoffentlich hatte Ian keine Gewissensbisse.
"Kommst du denn nicht mit?", riss Léo sie nun aus den Gedanken. "Oh, wenn es dir nichts ausmacht würde ich gerne den Priester aufsuchen. Ich möchte gerne ein Lied während der Messe spielen und... mich entschuldigen." Sie hatte ihn schließlich als erstes dazu verdammt, aus dem Gulli zu sehen. "Ich bleibe bei dir, wenn du magst.", sagte Riley zu dem kleinen Mädchen. Clover formte mit ihren Lippen ein stummes "Danke" und rauschte dann davon.
In der letzten Zeit waren einige Funksprüche durch den Empfänger in ihrem Ohr gegangen, doch bisher hatte sie noch nicht richtig darauf reagieren können. Isa, Tess, der Russe und dieser komische Dob hatten sich eine Weile lang unterhalten, was ein wenig nervig war, jedoch nicht uninteressant. Clover konnte die ganzen Infos allerdings schlecht verarbeiten - sie war es nicht gewohnt, irgendwie Zusammenhänge herzustellen oder gar taktisch zu planen. Sie erinnerte sich aber zumindest an eines:
"Das heißt, wir könnten sie überrumpeln? Gebt mir nen kleinen Trupp, dann überfallen wir die während sie schlafen. Holen uns ihre Waffen und ihre Autos."
"Das machen wir ganz bestimmt NICHT!"
"Mit etwas Verspätung möchte ich nochmal auf die Straßenbande zu sprechen kommen-", sagte sie etwas scheu in ihr Funkgerät. "Ich bin auch strikt dagegen, gewaltsam gegen die Straßengangs hier vorzugehen. Ich kenne das Viertel hier zumindest ein bisschen und naja... die Banden hier geben sich gerne gefährlich, sind es aber gar nicht so sehr. Also... sie sind mehr Aufschneider als Menschen, die Taten sprechen lassen. Natürlich wird sich einiges geändert haben, aber ich denke, die würden auch mit sich reden lassen." Clovers Herz klopfte ein bisschen vor Aufregung, weil sie zu allen hatte sprechen müssen. Singen war kein Problem, am liebsten würde sie das vor der ganzen Welt noch machen, aber reden...
Oh, richtig, der Priester. Clover durchquerte gerade die Halle und machte sich Gedanken, welches Lied sie spielen könnte, das auch Cyrillus passte - ohne Frage musste sie das mit ihm vorher natürlich absprechen, als Dob gerade in Bermudashorts an ihr vorbei stolzierte wie ein aufgeblasener Hahn. Er schien irgendwem zuzuzwinkern - vielleicht auch einfach nur seinem Spiegelbild - und Clover wollte ihm gerade lieber nicht begegnen. Sie huschte also aus der nächste Tür und stand im Garten.
"Ach du meine Güte!", rief sie entsetzt, als sie Alistair im Wasser treiben sah. Todesmutig sprang sie in den Brunnen (ja, für sie war das tatsächlich todesmutig) und begann, an dem Iren herumzuzerren, um ihn aus dem Wasser zu bekommen. "Hey. Hey! HEY!", brüllte er schließlich entnervt. Clover hielt inne und sah ihn mit großen Augen an - sie war von oben bis unten durchnässt. "Ich dachte, du wärst vielleicht... ich meine, du sahst so leblos aus...." Der Ire murrte. "Ich kratz doch in keinem bescheuerten Brunnen ab. Wenn dann unter Pauken und Trompeten, so dass kein Stein mehr auf dem andern steht, müsstest du dir doch denken können." Alistair war eindeutig betrunken, aber Clover ignorierte die Alkoholfahne des Iren einfach. Es war wohl einfach seine Art, mit allem umzugehen.
"Tut... tut mir leid.", sagte die junge Frau zu Alistair und stieg nun endlich aus dem Brunnen. "Ich hoffe der Tabak ist trocken geblieben.", murmelte der Ire nur und machte keine Anstalten, sich sonst irgendwie weiter zu äußern. Clover sah ihn eine Weile lang an. Sie wollte ihm Trost spenden, doch sie merkte, dass dies nicht der Moment war, in dem er gerade irgendwelche Gefühle zeigen oder zulassen wollte. Außer welchen, die er mit Fäkalwörtern unterstreichen konnte.
"Ich werde jetzt dann zur Messe gehen, die Cyrillus abhält. Ich bin ziemlich sicher, dass du nicht mitkommen willst aber... wenn du irgendwas brauchst - auch wenn es nur jemand zum Abreagieren ist - dann ruf einfach und ich bin sofort da."
Sie kam sich nutzlos vor, aber es gab momentan einfach nicht mehr, was sie für ihn tun konnte. So kehrte sie wieder ins Hotel zurück und machte sich daran, Cyrillus aufzusuchen. Clover selbst war nie besonders gläubig gewesen, weil sie ja schon eine Sache hatte, an die sie mit voller Leidenschaft glaubte - die Musik. Aber sie wusste, dass Léo gläubig war und dass es bestimmt viele Menschen gab, die auf diese höhere Macht vertrauten. Sie würde alles tun, um den Gottesdienst und den Priester mit ihrem Beitrag so gut wie möglich zu unterstützen.
Geändert von Lynx (20.08.2012 um 12:16 Uhr)
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