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Ritter
"Danke.", hörte Ian Tess sagen, nachdem er ihr den kleinen Zettel mit den Pager-Notizen reichte. Er hatte kein Wort verloren, seit sie die Kanalisation verlassen hatten. Er hatte seinen Blick nur starr nach vorne gerichtet, war natürlich beeindruckt von der unerwarteten Überraschung des Luxushotels. Hier drin herrschte ein angenehmes Klima - anders als draußen und ganz sicher anders als in der Kanalisation.
Er hatte kein wirkliches Ziel, wollte nur ganz dringend duschen. Alles fühlte sich eklig an, klebend und stinkend, was ihn so unruhig werden ließ, dass er sich immer wieder nervös die zitternden, verschwitzten und dreckigen Hände rieb. Eine Schlüsselkarte!, dachte er. Ich brauche auch so eine Schlüsselkarte. Er hatte gesehen, dass Tess welche besaß - also müsste er zu ihr gehen und sich eine holen.
Ian kamen die simpelsten Denkvorgänge komplex und schwierig vor. Er müsste duschen, um sich einen klaren Kopf zu verschaffen. Müde war er seltsamerweise gar nicht. Schlafen wollte er auch nicht. Wenn die anderen schlafen würden, könnte er die Zimmer bewachen. Man weiß ja nie. Ein kurzes Kopfnicken, um sich selbst zu bestätigen und dann wieder das Verlangen nach einer Dusche.
Er machte sich wieder auf, um von Tess eine der Schlüsselkarten zu bekommen. Diese hatte gerade das Radio aufgestellt und es angeschaltet. Er bekam auf seine kurz angebundene Nachfrage hin eine der Karten von ihr und lauschte dem Radio-Ton nur beiläufig. Er schnappte einige Fetzen auf und hätte über die Absurdität unter normalen Umständen wahrscheinlich Tränen vor Lachen vergossen - aber er konnte im Moment nicht mal darüber schmunzeln.
Mit der Schlüsselkarte ging er in den zweiten Stock, in dem sich offenbar sein Zimmer befand. Trotz körperlicher Erschöpfung machte er sich nicht mal die Mühe, mögliche Fahrstühle aufzusuchen. Wer weiß, ob die überhaupt noch funktionieren. Sowieso war ihm schon in besseren Zeiten etwas mulmig geworden, sobald er eine dieser engen Kammern betrat. Er entschied sich daher für die Treppe und erreichte sein Zimmer schließlich. Dort angekommen entkleidete er sich so schnell es ging und stieg erleichtert unter die Dusche.
Endlich
Als er hinausstieg und sich wieder anzog, friemelte er auch wieder das Headset in sein Ohr - offenbar gerade rechtzeitig, um von Helena die Information zu erhalten, dass sie und Axel sich jetzt in den Keller begeben würden. Als er aus dem Zimmer trat, stieß er auf den Priester, der ihm eine CD überreichte und ihn über eine Messe informierte, die er bald abhalten wolle. "Ich schau' mal, was ich damit anfangen kann!", erklärte er. Eine Messe? Ian war nie gläubig gewesen.
Er machte sich auf die Suche nach einem Rechner, an dem er die CD ausprobieren würde. Vielleicht finde ich ja was. Als er sich gerade im Erdgeschoss hatte umsehen wollen, hörte er die Stimme des Polizisten. "SCHEISSE, WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!" Schneller und geschickter, als er es von sich gewohnt war, aktivierte er den Input. "WO SEID IHR? IM KELLER? WAS IST DA?" Mit panischen Blicken untersuchte er den Eingangsbereich nach einer Treppe, die ihn in den Keller führen würde.
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