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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Michail schwieg. Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Antwort zwar ehrlich, aber sicher nicht die Beste gewesen war, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Russe die Waffe zog und auf sie zuging. Noch zielte er nicht auf sie, aber was nicht ist... Sie hatte auch keine Chance an ihm vorbei das Zimmer zu verlassen, und hätte sie dazu angesetzt um Hilfe zu schreien wäre sie wohl sofort tot gewesen. Irgendetwas in seinem Blick, an seiner ganzen Haltung ließ sie ihm nur angsterfüllt entgegensehen. Sie zuckte zusammen, als er ihre Hand nahm und ihre Finger um den Griff der Pistole schloss. Kurzfristig hatte ihr bewusstes Denken ausgesetzt, aber jetzt fingen ihre Gedanken an zu rasen. Was wollte er? Sie aus dem Weg räumen weil sie nicht mehr ganz zurechnungsfähig war? Und es wie einen... Unfall wirken lassen? Selbstmord? Sie rechnete mit vielem, aber nicht damit, dass sie sich schließlich beide mit gezogenen Waffen gegenüber standen.
"Schieß; oder ich tue es"
Die Worte des Russen holten sie wieder ins hier und jetzt. Das war gerade ernst, verdammt ernst. Es hatte bis jetzt keine Situation gegeben, in der sie dem Tod so im wahrsten Sinne in die Augen geblickt hatte.
"Schieß!"
Hätte sie diese Situation mit jemandem theoretisch erörtert, hätte sie wohl behauptet, sie würde lieber den Tod wählen oder versuchen zu flüchten, auch wenn es aussichtslos war. Tatsächlich hatte sie ähnliche Situationen schon zu genüge durch diskutiert, aber sie wäre nie darauf gekommen, dass es noch eine andere Seite in ihr gab, von der sie nicht einmal etwas geahnt hatte. Eine die überleben wollte, unbedingt. Auf einmal wurde sie seltsam ruhig, und das Zimmer um sie herum schien zu verschwinden, das einzige was noch existierte waren sie und Michail. Und dann krümmte sie den Finger um den Abzug...
*klick*
Das leise Geräusch des in die Leere schlagenden Bolzens war kaum zu hören, aber in der vorherrschenden Stille des Hotelzimmers war es so deutlich wie das Glockenschlagen zur Mittagszeit.
Ohne eine Regung stand Michail vor Dani, musterte ihr vor Überraschung versteinertes Gesicht und ließ langsam sein Gewehr sinken.
Sie hatte es tatsächlich getan.
Sicher, er hätte auch auf volles Risiko gehen können, schließlich trug er eine Schussweste; aber die Parabellum-Munition, die er für die Pistole benutzte, war zu durchschlagskräftig auf dieser Nahdistanz, und rückblickend betrachtet war es wirklich das Beste gewesen, das Magazin zu entfernen. Ruhig drehte er es ein paarmal in seiner Hand, dann ging er auf Dani zu, welche die Pistole immer noch auf ihn gerichtet hielt, sie war zur Salzsäule erstarrt und blickte ihn nur aus erschrockenen Augen an; als könne sie nicht fassen, was sie eben getan hatte. Oder tun wollte. Oder nicht getan hatte.
Er griff an den Lauf der Waffe, drückte ihn sanft herunter, drehte die Pistole vorsichtig aus den verkrampften Fingern der Frau, welche den Arm kraftlos fallen ließ, die andere Hand jedoch in das Bettlaken verkrallt hatte.
Warum genau er sich nun zu der folgenden Aktion hinreißen ließ, das wusste Michail nicht. Es mochte das Adrenalin gewesen sein, vielleicht auch die Überraschung über den Mut der Frau, oder aber die Anerkennung, die er ihr für ihre Absicht entgegenbrachte.
Michail stand dicht vor Dani, welche ihn aus leeren Pupillen anstarrte. Seine Finger strichen über ihre Wange nach hinten auf ihren Kopf, und dann küsste er sie. Nur ganz leicht, ihre Lippen berührten sich kaum, und doch tat er es. Sekunden wurden zu Stunden, zumindest fühlte es sich so an, und dann hatte er sich wieder von der Holländerin gelöst.
Etwas Sagen oder Schweigen.
Michail schwieg, drehte sich herum und verließ den Raum, wobei er die Tür betont leise hinter sich ins Schloss zog, und dann stand er allein auf dem weitem Hotelflur.
Sie hat es wirklich getan, dachte der Russe immer wieder, als er die Treppen hinunterlief, dabei die Pistole mit dem Magazin bestückte und zurück in den Halfter gleiten ließ.
Seine Gedanken wirbelten durcheinander, wurden aber jäh unterbrochen, als er im Speisesaal ankam und mitten in die "Versammlung" hineinplatzte.
Still hörte er Tess zu, achtete dabei darauf, sich abseits zu halten, und seine Gesichtszüge verfinsterten sich stetig, denn obwohl er nicht alles mitbekommen hatte, hielt er es für ein Unding, diesen Verrückten Waffen zu überlassen. Er war der Meinung, dass man ihnen gar nichts geben, sondern vielmehr einfach nur den Arsch aufreißen sollte, aber mit dieser Meinung war er hier ganz offensichtlich alleine im Saal, wenn er sich die Gesichter der Umstehenden so ansah.
Noch ehe er etwas sagen konnte, löste sich die gesamte Veranstaltung auch schon wieder auf und zerstreute sich in aller Winde, kurz nachdem der Ire einen Faustkampf vorgeschlagen hatte.
Das läuft dann wie bei der Mafia. Er schlägt den Boss nieder und wird dafür erschossen. Geistiger Dünnschiss. Dass man sich auf das Wort von diesem Pack nicht verlassen konnte, damit schien hier niemand zu rechnen, alle bauten auf das Gute.
Die vergewaltigen Frauen und handeln mit ihnen. Selbst wenn er es laut ausgesprochen hätte, zuhören würde ihm sowieso nur die wenigstens und wenn dann als Pessimisten darstellen, dabei hatte hier keiner eine Ahnung, wie Menschen zu verlogenen Arschlöchern mutieren konnten wenn sie dem Überlebenszwang ausgesetzt waren, da war diese Zombieapokalypse keinen Deut anders als der Krieg. Er sehnte sich nach seinen Kameraden in Russland. Wie es ihnen wohl ergangen war?
Kopfschüttelnd, mit mürrischen Blick und weil er sich dieser Pseudo-Heilsarmee ganz und gar nicht zugehörig fühlte, machte er sich auf den Weg, das Hotel im Alleingang ein wenig unter die Lupe zu nehmen und nach nützlichen Dingen Ausschau zu halten, die ihm sein geübter Blick offenbaren würde (zB Seile, Werkzeug, Kondome
)
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