Gestern Abend Crisis Core: Final Fantasy VII durchgespielt.
SPOILER ALERT und so.
Ich wollte das Spiel schon immer mal durchgespielt haben, aber ich bin nie dazu gekommen. Anfang des Jahres hab ich mir The Price for Freedom angehört und war von dem Track sehr begeistert. Dann hab ich mir so ca. 2 Minuten vom Ende angesehen und war von der Präsentation einfach nur überwältigt, so dass mir die Tränen kamen. Ich konnte eine langte Zeit The Price for Freedom nicht hören, ohne dass es mich emotional mitgenommen hat, einfach weil das Kopfkino so stark war. Für mich war Zack als derjenige, der einfach nur zu Aerith nach Midgar möchte, aber der sich opfert um Cloud zu retten, weil Best Buddies und so, sehr ergreifend und die Umsetzung mit den letzten Flashbacks, die er während des Endkampfs hat, fand ich einfach nur überwältigend. Ich MUSSTE einfach Crisis Core spielen.
Aber eh, dann kam die Enttäuschung.
Gameplay
Das Kampfsystem hat mir ganz gut gefallen, auch wenn ich eine lange Zeit gebraucht habe, um mich damit anzufreunden. Die Kämpfe waren nicht sehr anspruchsvoll und zogen sich teilweise doch schon (Besonders der Final Boss war einfach nur ein repetetives draufgekloppe), aber mit ein bisschen grinding (durch die optionalen Missionen) ging das dann doch schon ganz gut ab, ohne dass man sich lange an den Kämpfen aufhalten musste. Hier hätte ich mir aber schon gewünscht, man hätte den Schwierigkeitsgrad nicht dadurch künstlich angehoben, in dem Gegner STOP auf einen wirken und man dann für 5 Sekunden regungslos ist und man in einigen Kämpfen dadurch auch schnell mal all seine HP verliert. Insgesamt aber ziemlich faires Spieldesign. Von den Missionen habe ich 26 % gemacht und das waren meiner Meinung nach schon viel zu viel, da es immer das gleiche war. Wirkliche Abwechslung gab es nicht. Die Minispiele empfand ich auch etwas forciert, aber sie waren eine nette Abwechslung.
Story
Boy, oh boy. Was war ich hier enttäuscht und leicht verärgert. Erstmal vorab: Ich glaube, ich bin ein wenig zu alt für dieses Spiel, da ich glaube, dass sich die Zielgruppe zwischen 12 und 18 Jahren befindet, was ich nicht ganz verstehen kann, da viele Final Fantasy VII Fans zum Releasezeitpunkt von Crisis Core bestimmt schon 20+ waren. Der Großteil der Cutscenes war cheesy^2 und die Dialoge mitunter fürchterlich. Zack war viel zu jugendlich (ich dachte immer, er sei cooler und erwachsener) und teilweise auch etwas whiney ("I'm trying, I'm trying" / "Mind your own business!"), Angeal und Sephiroth waren noch okay, aber Genesis. Fucking Genesis. Ich weiß nicht, was man sich dabei gedacht hat, so einen whiney Emo, der die ganze Zeit pseudo-poetische Passagen aus einem fiktiven Drama rezitiert, als Villain einzubauen und in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen. Wirklich. Genesis besitzt 0 Persönlichkeit, seine Face-Heel-Turn ist super billig (eigentlich von allen) und einfach nichts, wirklich garnichts rechtfertigt seine Bedeutung in der gesamten Compilation. Wo ich Crisis Core als nette Addition zu FF VII betrachte, verfluche ich das Spiel dennoch ein wenig dafür, dass es uns Genesis gab.
Die große Enttäschung war dann doch, dass alle wichtigen Nebencharaktere nur sehr flach behandelt wurden. Hojo hatte ein paar Szenen, die Turks hatten ein paar Szenen und auch Cloud und Aerith hatten nicht viel mehr gehabt, obwohl sie eigentlich für den emotionalen Höhepunkt am Ende ausschlaggebend sind. Da ist so viel verschenktes Potential gewesen. Aber trotz dessen, dass ich denke, dass die Beziehung zwischen Aerith und Zack recht flach und oberflächlich dargestellt wurde, fand ichs doch ein wenig niedlich, ähnlich wie mit Cloud, mit dem es viel zu wenige Szenen gegeben hat, als dass ich wirklich sagen kann "Wow, Zack und Cloud, das waren zwei echt gute Freunde, ziemlich tragisch, wie das ganze geendet ist." Eher in Richtung "Eh, die beiden waren schon Buddys, aber das war keine tiefe Freundschaft." Chance vertan. Ich hätte hier übrigens auch gerne mehr Cutscenes mit Cissnei gesehen, aber dafür, dass sie nicht zur Gruppe Angeal-Genesis-Sephiroth gehört, hat sie schon recht viel Screentime bekommen. Denke, ich muss mich damit zufriedengeben.
Das Ende war dann wieder echt gut gemacht. Wenn Crisis Core eine Sache wirklich gut gemacht hat, dann sinds die letzten 15 Minuten. Wirklich grandios. Ich war mir das ganze Spiel auch sicher, dass ich keine einzige Träne für dieses Kitschfest aufbringen würde, aber der Cut von Aerith zu Zack bei 00:38 ist so großartig, so wunderschön, dass ich es mir seit gestern 6-7 mal angeguckt habe. Wow. Auch den 89. Brief, den man von ihr liest, in dem man erfährt, dass sie seit 4 Jahren auf ihn wartet und nicht weiß, wo er ist, was er tut und ob er je einen einzigen Brief gelesen hat. Wirklich sehr traurig, dass Aerith und Zack sich nie wieder sehen und sie nie erfährt, was mit ihm passiert ist. Die Art und Weise, wie man Aerith am Ende als emotionalen Höhepunkt eingebaut hat, gefällt mir richtig gut. Auch wenn die Beziehung zwischen den beiden etwas flach war, hat es mich trotzdem hart getroffen und ich glaube, ich muss das ersteinmal verarbeiten. Aber ohne Witz. Dieser Schnitt von Aerith zu Zack. Mein Gott. Mitten ins Herz.
Insgesamt war es ein nettes Spiel, aber der Fokus lag meiner Meinung nach auf den falschen Stellen. Die Story ist für ein Final Fantasy auch recht kurz (ca. 15 Stunden) und leider auch nicht gut, bis auf ein paar Momente. Was ich hier aber nochmal positiv erwähnen muss: Der Niebelheim-Vorfall war echt gut dargestellt (Besonders hat mir gefallen, wie teilweise selbst die Kameraperspektiven auf FF VII übernommen wurden), aber der Wechsel von "Sephiroth verschanzt sich in der Shinra Mansion" zu "Niebelheim brennt!" war zu schnell.
Auf meiner Backloggery gab ich dem Spiel 3/5 Sternen. Gut, unterhaltsam, aber nicht grandios oder überwältigend.