Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen

@thickstone: The Last Story hatte eine extrem hohe Klischee-Dichte, aber das Spiel war sich dessen auch durchaus bewusst. Was Sakaguchi meiner Meinung nach am meisten ausmacht, ist, dass man es seinen Spielen wirklich anmerkt, mit wie viel Herz er dabei ist. Unabhängig davon wie rund jetzt das Endprodukt ist – so eine spürbare Entwicklerliebe ist etwas, das ich bei den meisten Spielen der letzten Zeit schmerzlich vermisste, und so etwas ist mir auch sehr viel Wert. Ich persönlich Spiele lieber ein Spiel mit merklichen Schwächen, wo man aber an allen Ecken und Enden sieht, mit wie viel Liebe es designt wurde als ein glattes, perfektioniertes Produkt, das sich aber letztlich absolut unpersönlich anfühlt.

Das Problem hatte ich zum Beispiel mit Final Fantasy XIII. Ich fand das Spiel absolut nicht schlecht, aber mir fiel es sehr schwer, eine Beziehung dazu aufzubauen. Das ganze Spiel hat auf mich einen sehr distanzierten Eindruck gemacht und mich emotional kaum involvieren können. The Last Story hat zwar Schwächen hier und dort und eine ziemlich kitschige, klischeelastige und an manchen Stellen auch nicht gut umgesetzte Story, aber die Beziehung zwischen Zael und Callista (inkl. Sternenguckszene & Hochzeit) zum Beispiel hat mir sehr gut gefallen und die Lebendigkeit, mit denen die Charaktere interagiert haben war beispiellos. Ich kenne kein anderes Spiel, wo Charaktere außerhalb von Story-Szenen so tolle Dialoge führen.

Solche kleinen Sachen machen für mich immer sehr viel aus. Aus diesem Grund kann ich auch selbst den Tales-Spielen etwas abgewinnen, die jetzt keine tolle Story und gute Charaktere haben. Denn die Spielwelt, die NPCs, die Skits und so viele andere kleine Sachen sind einfach so liebevoll gestaltet, dass das für mich schon einen sehr großen Einfluss aufs Spielerlebnis hat.
Und wie Enkidu schon gesagt hat, ist Sakaguchi jemand, der klare Visionen hat und die Spiele, die er produziert, als seine eigenen Kinder ansieht.
Das mit dem ,,Herzblut'' ist aber definitiv eine sehr subjektive Sache, denn ich empfand The Last Story beispielsweise als ein einziges Klischeefest, das mich dadurch auch nicht gerade gefesselt oder 'emotional involviert' hat. Ich glaube auch nicht, dass Toriyama weniger Herzblut in FF XIII gesteckt hat. Ich meinte ja schonmal, dass ich das Spiel in seiner Optik und seiner Ästhetik sehr perfekt finde und das sind für mich eher Zeichen, dass die Entwickler hinter dem Produkt nicht weniger emotional involviert waren als Sakaguchi.

Zu Enkidu: Ja, danke, da bin ich definitiv uninformiert und muss mich da mal einlesen. Zu den Einflüssen von feel+ bei LO stehe ich aber weiterhin. Man merkt das z.B. beim Kampfsystem, denn Shadow Hearts baute ja auch auf diesen Reflex-Systemen auf (Judgement Ring) und was Ähnliches gibt es ja auch in LO. Zudem: Es stimmt schon, dass beispielsweise die Horrorstadt nicht gerade neu für JRPGs ist, aber die Paralellen von der Stimmung her sind z.B. zum Kannibalendorf in Shadow Hearts gegeben. Ich will damit auch nur verdeutlichen, dass eigentlich das ganze Team das Spiel erschafft und nicht nur eine einzelne Person. Das ist euch/dir bestimmt klar, aber für mich ist das Wirken von Sakaguchi ein Teil des ganzen. Abgesehen von LO hat er auch seit FF 9 IMO (!) nichts mehr produziert, was noch an tolle Spiele wie FF 7 erinnert.