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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 3 - Die Kanalisation unter Sydney

Baum-Darstellung

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  1. #8
    Mit einem stummen Lächeln setzte sich Léo auf den ihr angebotenen Platz neben Andris. Sie atmete erschöpft aus. Die letzten Stunden und Kilometer durch die feuchten, dunklen, stinkenden Gänge waren die reinste Tortur für sie gewesen. Mit der Linken umschloss sie immernoch ihre Kurbelakkutaschenlampe, die ihr wenigstens ein wenig Licht in die klamme Finsternis gespendet hatte. Sie hatte den alten Mann treu begleitet, und er hatte ihrer moralischen und physischen Stütze oft genug bedürft. Nach außen munter wie immer plapperte sie von allen möglichen Dingen, die ihr für gewöhnlich durch den Kopf schossen, stütze ihn und strahlte ihn bei jeder der so häufig eingelegten Pausen fröhlich an, wenn sie merkte, dass seine Motivation zu sinken drohte.
    Doch innerlich hatte sie sich selbst eine Stütze gewünscht. Ihre Mama, die sich mal nicht nur um ihr Aussehen und die schicksten Klamotten kümmerte, sondern sie beruhigend in den Armen hielt und durch ihr schmutziges, verfilztes Haar strich, als wäre es immernoch weich und glänzend. Máma sería terroríficiamente furiosa contra me, si miraía mi traje, sera nuevo…(Mama würde schrecklich wütend auf mich sein, wenn sie das Kleid jetzt sehe, es war ganz neu…) Und ihr lieber Papa, der gekonnt die ekligen Totenhände wegtreten würde, die andauernd nach ihr grapschten, damit sie es nicht selbst machen müsste. Doch ihr Papa war jetzt bei den Leuten aus der anderen Halle, und würde über den Radiospruch wissen, dass es ihr gut ginge und wohin sie wollte und sie finden …falls die Leute aus der anderen Halle ihn wirklich…
    "Trink", kamen die Worte von Andris, die sie wieder in die stinkende, feuchte Wirklichkeit zogen. Er lächelte sie warm an und reichte ihr ein halbvoll Flasche Wasser, die sie mit einem hoffentlich wenigstens halb so schönem Lächeln dankend entgegennahm und ein paar kleine Schlucke nahm.
    Das Wasser schmeckte fast so schlimm wie der Tee von Ryan, den sie während des Trinkens beobachtete. Er hatte an einer Hand ein paar Finger zu wenig und das gab Léo kein gutes Gefühl im Magen, was aber auch daran liegen könnte, dass sie seit über einen Tag nichts mehr gegessen hatte. Sie nahm ihre Umhängetasche und Álvaro, der genauso schlimm aussah, wie sie sich gerade fühlte, von der Schulter und öffnete Erstere. Sie nahm die verbliebenen Tupperdosen mit dem gekochten Essen ihrer Großeltern heraus und bedeutete dem alten Mann mit einer Geste, dass er sich bedienen könne:
    Es müsste noch gut sein. Bestimmt schmeckt es kalt nicht besonders gut, aber immerhin besser als gar nichts. Und Du kannst das gut gebrauchen, damit Du bald wie ich durch die Gegend rennen kannst! Sie lachte ein wenig zu laut über den kleinen Scherz und lehnte sich dann leicht an Andris Schulter. Obwohl ihr Bauch begann zu schmerzen, hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, selbst etwas zu essen. Die Halbmexikanerin hatte im Moment das Bedürfnis nach gar nichts, außer sich bei ihrem faltigen Gefährten anzulehnen.

    Geändert von Mephista (16.08.2012 um 00:31 Uhr)

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