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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 3 - Die Kanalisation unter Sydney

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Michail war Tess nicht gefolgt, als sie von dannen zog, sondern war bei dem Gitter geblieben und starrte auf den Untoten.
    In Wirklichkeit aber hatte er etwas ganz anderes im Kopf als diesen Klumpen totes Fleisch, und es war auch nicht schwer zu erraten, was das war.
    Wie ein kleiner Schuljunge hatte er reagiert; willensschwach und vollkommen triebgesteuert. Typisch Mann eben, wie es so schön hieß.
    Sicher, gefallen hatte es ihm, war auch nicht zu leugnen dass Tess wusste, was sie tat, und dies sehr, sehr gut.
    Seine ursprüngliche Absicht hatte er nicht vergessen, wie würde die Ärztin wohl reagieren, wenn er sich jetzt einfach umdrehte und Ryan ohne mit der Wimper zu zucken erschoss?
    Benutzt würde sie sich vorkommen. Benutzt und dreckig. Nur widerwillig schob er die Pistole zurück in den Halfter, vorhin war die Gelegenheit günstiger, da dieser Infizierte noch keine Aufmerksamkeit der Gruppe besaß, aber durch Tess' Ansprache änderte sich das.
    Gerade wollte er sich eine ruhige Ecke suchen, als der Streit zwischen Tess und Dani losbrach und beide handgreiflich wurden. Um was es genau ging, konnte Michail nicht verstehen, dazu war er zu weit entfernt, aber ihm kam bei dem wutverzerrten Gesicht der Holländerin ein Gedanke, der ihn an die kurze Szene mit ihr auf dem Schrottplatz erinnerte.
    Sie hat doch nicht etwa gesehen, schoss es Michail durch den Kopf und fast automatisch schaute er an sich herunter zu dem noch lose in der Schlaufe hängenden Gürtel.
    Rasch zog er ihn wieder fest und bewegte sich, nachdem sich die beiden Frauen getrennt hatten, von hinten auf Dani zu, welche auf der Treppe saß und in die nicht vorhandene Ferne starrte.
    Wortlos setzte er sich neben sie, allerdings mit ein wenig Abstand, und schwieg.

    Dani starrte immer noch stumpf vor sich hin, als sich - ausgerechnet - Michail neben sie setzte. Ihr erster Impuls war einfach aufzustehen, aber sie zitterte immer noch am ganzen Körper und fürchtete, dass sie ihre Beine schlicht nicht tragen würden. Sie war immer noch gestresst und trotz ihrer Erschöpfung überdreht von den Ereignissen gerade. Dani war noch nie auf jemanden derartig losgegangen, und jetzt hätte sie auf Tess einfach blind eingeprügelt, wäre sie nicht festgehalten worden. Nachdem Sie kurz mit einer eigenartigen Mischung aus Hass und Resignation in Michails Augen gesehen hatte, senkte sie den Blick wieder.
    "Hätte ich ihren Hals erwischt," setzte sie mit tonloser Stimme an, "ich hätte zugedrückt." Man konnte ihr anmerken, dass sie jetzt auch noch schockiert über sich selber war. Was mit Tess wirklich gelaufen war, wollte sie jetzt gerade nicht von Michail wissen. Sie musste nur mit irgendjemandem reden, bevor sie völlig wahnsinnig wurde. Und den da unten hättest du einfach erschlagen, und eigentlich bist du immer noch der Meinung, oder Dani?, klang eine fiese Stimme in ihrem Kopf auf.

    Der Russe hörte still zu, als Dani ihre Mordabsichten kundtat. Ihre Stimme war ruhig und monoton, er hatte keinen Zweifel daran, dass sie es getan hätte, wenn sich ihr die Möglichkeit dazu ergeben hätte.
    Nach dem Grund fragte er jetzt lieber nicht; auch nicht danach, wie sich sich den weiteren Umgang mit der Ärztin vorstellte.
    Überhaupt wusste er nicht wirklich, ob er jetzt etwas sagen sollte.
    Was soll's.
    "Das Gefühl danach ist nicht besser", antwortete er schließlich leise und spielte damit auf Danis Absicht, Tess zu erwürgen, an.
    "Schlimmer als es das erste Mal mit einer Waffe zu tun", fügte er noch leiser als das vorher Gesagte hinzu, blickte die Frau neben sich aber nicht an.
    Zuviele hatte er schon getötet, und es fühlte sich nie besser an. Niemals.

    Bei Michails Worten wurde ihr fast schlecht. Sie atmete tief durch und versuchte so, das Flimmern vor ihren Augen zu vertreiben, was ihr auch halbwegs gelang. In diesem Moment wurde ihr klar, wie wenig sie eigentlich von ihm wusste. "Was danach sein würde, war mir egal, ich wollte nur dass sie endlich still ist...", antwortete sie immer noch genauso tonlos und fast unbeteiligt. "Wieviele?", fragte sie schließlich leise nach einer kurzen Pause, wobei sie Michail direkt ansah.

    Wieviele.
    Sie konnte Fragen stellen.
    Wusste Michail überhaupt eine konkrete Zahl? Eine, an der er sich Orientieren konnte?
    Auf seiner ersten richtigen Mission mit 18 Jahren begann er damit, pro Abschuß eine Kerbe in den Lauf zu ritzen. Als er zwei Tage später in der Landungszone in den Hubschrauber stieg, war sein Gewehr übersäht mit kleinen Kratzern, unfähig sie auch nur zu zählen.
    Ja, Michail schätzte, dass es über tausend waren. Wenn das reichte. An seine erschossenen Kameraden jedoch erinnerte er sich. an Jeden Einzelnen.
    Igor. Kusar. Laparow. Jelsin. Voroda.
    Eine kleine Gedankenpause.
    Nikita.
    Er schwieg lange. Vielleicht zu lange, als dass Dani ihm jetzt die Antwort abkauften würde.
    Ein paar..., meinte er gequält lächelnd, wich ihrem Blick aus und starrte knapp an ihr vorbei.
    Ja, seine Zeit war schon längst vorbei. Wenigstens mit Würde verabschieden. Im Kampf sterben. Das war der richtige Weg [Michail meldet sich für "Bleierne Wehr"]

    Geändert von Van Tommels (18.08.2012 um 12:24 Uhr)

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