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Moderator
Viel zu lange waren sie in diesen dunklen Schächten unterwegs gewesen. Hier unten gab es nichts, kein Essen, kein Tageslicht, nur stinkendes Brackwasser... und Gefahr überall. Die Zombies waren längst nicht so zahlreich wie beim Flughafen oder beim Schrottplatz, doch sie waren ihnen hier hilflos ausgeliefert. Ein Dutzend Zombies, die sich auf der anderen Seite einer Fensterscheibe oder eines Maschendrahtzaunes befanden, war längst nicht so beängstigend wie ein einzelner Zombie, der plötzlich nur einen halben Meter entfernt aus dem Wasser stieg.
Dob hatte Glück, er befand sich nie in unmittelbarer Gefahr. Doch der Stress, die Kälte, der Hunger und der Gestank zehrten an seinen Nerven. Als sie schließlich das Ende des Schachtes erreichten, hatte er nur noch einen Gedanken: Raus aus dieser verdammten Kloake!
An der Wand der kleinen Ausbuchtung führten eiserne Sprossen nach oben. Dob lief schnurstracks darauf zu und begann schon, nach oben zu klettern, als er zurückgehalten wurde.
"Alter, komm wieder runter! Du hast keine Ahnung was da oben lauert!" Dani hatte bemerkt, was er vorhatte. Sie griff nach seinem Shirt, um ihn am Weiterklettern zu hindern.
"Egal was da oben ist, es wird besser sein als hier unten! Und ich hab's langsam satt, dass mir Leute ständig auf meine verdammten Füße treten!"
"Und wenn da oben zehn Zombies auf dich warten? Wenn du jetzt rauskletterst bist du der erste, auf den die sich stürzen. Und du bist viel zu schwach um dich zu wehren. Wir alle sind gerade zu schwach. Bleib hier und ruh dich erst einmal aus."
Dob blickte Dani wütend an - er mochte es nicht, wenn ihm gesagt wurde, was er zu tun oder lassen hatte. Doch dann erkannte er, dass sie Recht hatte.
"Ich sag dir, wenn wir uns gerade unter einem beschissenen Luxushotel mit Whirlpools, Minibars und Kühlschränken voller gottverdammter Delikatessen befinden, kannst du was erleben."
Sie hatte Recht und er konnte das verdammt nochmal nicht leiden!
Dob ließ von der Leiter ab und sah sich um. Da waren Schreibtische in der Ausbuchtung, an denen die Kanalarbeiter wohl... irgendwie gearbeitet hatten. Was machen Kanalarbeiter überhaupt?, wunderte sich Dob. Wahrscheinlich sowas Ähnliches wie ein Mechaniker, nur noch dreckiger, und anstatt coolem Dreck wie Motoröl waren es einfach nur Scheiße und Kotze, mit denen sie sich besudelten.
Und anscheinend hatten sie auch irgendwie Schreibtischarbeit zu erledigen. Lustig. Der Job wirkte immer beschissener in Dobs Augen.
Neben dem einen Schreibtisch war ein blauer Werkzeugkasten. Der würde bestimmt nützlich sein. Dob versuchte ihn zu öffnen, doch er war verschlossen. Dob rief in die Runde:
"Hey, Dibs auf die Werkzeuge in dem Werkzeugkasten hier. Kann den irgendjemand knacken?"
Um sich irgendwie nützlich zu machen, während er seinen Körper zu kräften kommen ließ, begann Dob die Schreibtische der Kanalarbeiter zu durchsuchen. Vielleicht hatten die ja ein paar TimTams in den Schubladen, oder sauberes Wasser.
Die Pläne, die auf dem Schreibtisch rumlagen, sagten Dob nichts, also beachtete er sie nicht weiter.
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[Eure Daenigkeit]
Dob musste nicht lange suchen bis er etwas zutage befördern konnte.
Der Gestank eines verschimmelten Eiersandwiches war Zeuge genug dafür, dass der Schreibtisch schon mindestens 2 Tage nicht mehr berührt worden war, sein Besitzer aber mit Sicherheit an seine Rückkehr geglaubt hatte. Deutlich interessanter schienen da jedoch die gut verpackten Schokoriegel und 3 Bierdosen zu sein. Deren Haltbarkeitsdatum lag noch in weiter Ferne, fern genug, um die Frage zu erlauben, ob man da noch leben würde.
Und dann hielt Dob einen kleinen Schlüssen in den Händen. Dreckig, abgenutzt und ölfleckig.
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Drachentöter
Dani konnte Dob gerade noch davon abhalten, die wohl größte Dummheit seines bisherigen Lebens zu begehen, was sie aber nicht lange davon abhielt, über Kekoas Tod zu grübeln. Schon wieder war jemand gestorben, mit dem sie noch kurz vor der weiteren Flucht zu tun gehabt hatte. Erst Nikita, und jetzt Kekoa, der sie noch so hingebungsvoll verarztet hatte und ihr dabei so bildhaft vom Meer erzählt hatte. Er schien zwar nicht der Hellste gewesen zu sein, das hatte allerdings sein Charme mehr als wett gemacht, und für einen kurzen Moment hatte sie sogar den Schrottplatz um sich herum vergessen, als sie ihm zugehört hatte.
Jetzt schlug die Realität wieder mit voller Wucht zu, als sie den gequälten und fast unmenschlich klingenden Schrei von Ryan hörte, bei dem es ihr eiskalt den Rücken hinunter gelaufen war. Sie hatte nicht mitbekommen, dass ihm zwei Finger fehlten, noch weniger, dass er gebissen worden war. Als sie in die Richtung blickte aus der der Schrei gekommen war, sah sie nur Michail auf ihn zugehen, während er die Hand an seine Pistole gelegt hatte. Michail.. Sie war ihm aus dem Weg gegangen, seit sie auf dem Schrottplatz Arm in Arm eine Runde geschlafen hatten. Sie hatte sich aufgeführt wie eine hysterische, dumme Tussi, und sie wollte lieber nicht wissen, was er jetzt von ihr hielt. Warum ihr das überhaupt so wichtig war, konnte sie sich nicht erklären. Als ob sie in dieser Situation sonst keine Probleme hatte, als das Bild das Michail von ihr haben könnte. Früher, in ihrem alten Leben, hätte sie einen großen Bogen um ihn gemacht, denn er schien all das zu verkörpern, was sie abgelehnt hatte. Er war impulsiv, hatte sich freiwillig für Dienst an der Waffe entschieden, denn sie konnte es sich nicht vorstellen, dass ihn jemand in diesen Job gezwungen haben könnte. Und doch...
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Ehrengarde
Das Gespräch gestern mit Isa hatte ihm gut getan. Ethan war weit davon weg, glücklich und zufrieden zu sein, aber nach dem Gespräch hatte er einen Teil seines Seelenfriedes wieder zurück gewonnen. Er hätte es vorher nie geglaubt, aber sich jemandem geöffnet zu haben, hatte ihm gut getan, er hatte seine Gedanken sortieren können und konnte sich anschließend auf einen viel akuteren schlimmen Umstand konzentrieren: Auf die Zombies.
Zwar hatte er bei der überirdischen Flucht aus dem Schrottplatz nicht in erster Reihe gestanden und hatte so den Tod zweier Männer nicht verhindern können (und selbst hätte er ihnen geholfen: Wer konnte schon sagen, ob es etwas geändert hätte?), dafür half er in der Kanalisation so gut es ohne eine Waffe ging dabei, die Zombies von der Gruppe fern zu halten. Einmal tauchte einer direkt vor Isabelle auf, doch glücklicherweise konnte Ethan ihn Rechtzeitig wegstoßen, so dass der Zombie einem der Bewaffneten entgegen fiel, welcher diesen ausschalten konnte. Das Tackeln hatte Ethan also nicht verlernt, gut.
Irgendwann dann kam die Gruppe ans Ende des Schachtes. Hier kreuzte ihr Tunnel einen anderen, es gab also drei offene Seite. Auf der Seite, die nicht in einen der Schachte mündete, fand die Gruppe eine Art Obdachlosenlager und, viel wichtiger, einen Ausgang. Man entschied sich zuerst aus zu Ruhen, bevor man sich an den Aufstieg machte, denn schließlich konnte keiner Wissen, was auf der anderen Seite des Kanaldeckels lauerte.
Auch Ethan gönnte sich ein wenig Ruhe. Auch Isa hatte sich bereits eine Ecke gesucht und sich an die Wand gelehnt hingesetzt. Sie sah mehr als erschöpft aus, daher entschied Ethan sich zu ihr zu setzen.
"Wie geht es dir? Du siehst ziemlich erschöpft aus."
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Ritter
Kurz nachdem Isabelle sich hingesetzt und mit geschlossenen Augen gegen die kühle Wand gelehnt hatte, hörte sie Ethans Stimme.
"Wie geht es dir? Du siehst ziemlich erschöpft aus."
Sie öffnete langsam die Augen und sah, dass er sich neben sie gesetzt hatte. Isa lächelte warm und antwortete: "Ich bin in Ordnung. Einfach ein bisschen müde, aber unverletzt. Danke nochmal wegen vorhin", fügte sie hinzu. Aus ihrem Rucksack zog sie die Colaflasche, nun nur noch zu einem Viertel gefüllt, und nahm einen großen Schluck. Hoffentlich würden Zucker und Coffein dafür sorgen, dass sie etwas schneller wieder zu Kräften kam. Auch Ethan bot sie einen Schluck an. "Falls es dir nichts ausmacht, dass ich schon daraus getrunken habe", meinte sie augenzwinkernd.
Dann sagte sie einen Moment lang gar nichts und beobachtete das frisch entfachte Feuer. Kein Feuer, das gemütliche Kaminatmosphäre verbreitete und sicher keines, das man mit Stockbrot und Gitarrenmusik genoss. Aber es war warm genug, um ihr sogar hier in ihrer Ecke Wärme zu spenden und die hellen, lodernden Flammen verdrängten für einen Moment die Gedanken an bleiche, kalte Leichen, die sich biologischen Regeln widersetzten.
"Jedenfalls", murmelte Isa leise, "bin ich froh, bald aus diesem Drecksloch zu verschwinden." Bedeutungsvoll warf sie einen Blick auf die Leiter. "Ich würde echt gern wissen, was da oben auf uns wartet." Na gut, andererseits vielleicht auch nicht, aber schlimmer als die Kloake hier konnte es doch nicht sein, oder?
Plötzlich hatte sie eine Idee, begann in ihrem Rucksack zu kramen und zog nach einem Moment triumphierend einen Reiseführer heraus. Dieser enthielt, wenn sie sich recht erinnerte auch eine halbwegs vernünftige Karte von Sydney. Nach ein wenig herumblättern fand sie diese und breitete sie gut sichtbar vor sich und Ethan aus. Mit einem Stift markierte sie den Flughafen und suchte dann nach dem Sumpfgebiet. Es war zwar auf der Karte zu sehen, der Schrottplatz aber war nicht verzeichnet, also kritzelte Isa ein kleines Fragezeichen an die Stelle, wo sie ihn vermutete. Dann wandte sie sich an Ethan: "Vielleicht können wir hiermit ungefähr die Gegend einschätzen, wo wir jetzt sind."
[An die Spielleitung: Kann man anhand der vergangenen Zeit ungefähr bestimmen, wie weit man gereist ist? Dann würde Isa nämlich auf der Karte nach etwas dichter besiedelten Gegenden außerhalb des Sumpfgebietes in etwa diesem Abstand suchen.]
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