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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! ] Station 3 - Die Kanalisation unter Sydney

Baum-Darstellung

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  1. #6
    Clover hatte sich immer noch nicht an den Gestank gewöhnt. Sie hatte gedacht, der Schrottplatz wäre ein unwirtlicher Platz gewesen, aber das hier...
    Als sie am Ende des Wartungsschachtes angekommen waren, strömten die meisten in alle Richtungen davon, setzten sich irgendwo auf den dreckigen Boden oder inspizierten die Gegend. Fawyer war der erste, der seine Fassung wieder gefunden hatte und schlug sofort eine Möglichkeit zum weiteren Vorgehen vor. Clover war all das erst einmal egal. Es war der erste Moment, in dem sie wieder zur Ruhe finden konnte, und sie starrte nun geistesabwesend auf den Briefumschlag mit dem Kleeblatt, das Niki ihr wieder gegeben hatte, und das sie seitdem in ihrer Hand gehalten hatte. Es war etwas, an dem sie sich festhalten konnte. Das einzige, an dem sie sich festhalten konnte.

    Niki hatte die Flucht scheinbar auch abgelenkt von allen Geschehnissen - er war gleich einmal verschwunden, um die Gegend zu erkunden. Riley, der während des gesamten Weges irgendwie in ihrer Nähe gewesen war, war dem Jungen nachgegangen, da sich die beiden anscheinend schon vor dem Vorfall am Flughafen gekannt hatten.
    Clover war umkreist von Leuten, mit denen sie das Schicksal zusammengeführt hatte, und fühlte sich trotzdem komplett alleine.

    Travis war nicht mehr bei ihnen. Die erste Person, mit der sie hier etwas zu tun gehabt hatte, war nun einfach weg. Gut, nicht einfach, und auch nicht weg, das wusste Clover. Aber so war der Satz in Gedanken doch viel leichter zu ertragen.
    Aber wer war Travis eigentlich gewesen? Clover hatte in ihrem Lied für ihn vorhin noch von "Freunden" gesungen, aber wer waren all diese Leute eigentlich? Ian Burrows - und der grüßt seinen Schatz Shelley Weinberg. Shelley. Ian hatte eine Freundin namens Shelley. Sie war irgendwo da draußen und wartete auf ihn - wenn sie die Sendung gehört hatte war sie wahrscheinlich aufgesprungen, überglücklich und mit Freudentränen in den Augen.
    Clover schmerzte die Vorstellung aus irgendeinem Grund. Weil sie selbst nicht so jemanden hatte. Jeder, der ihren Namen gehört hatte, würde ihn gar nicht wirklich wahrnehmen. Clover hatte keine Shelley. Sie hatte bloß ihre Eltern, und etwas entrüstet erkannte sie, dass sie bis eben noch keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet hatte. Und auch wenn sie immer mit ihren Eltern halbwegs klar gekommen war - sie würden ebensowenig an ihre Tochter denken, wenn sie in einer präkeren Lage waren. Ihre Familie funktionierte nicht so.
    So würde es also nichts geben, das "da draußen" auf sie wartete, wenn sie das hier überleben würde.

    Clover sah sich um und setzte sich etwas Abseits von den anderen auf den Boden. Ihr war Übel vom Gestank, sie fühlte sich unwohl, weil ihr Kleid auf jeden Fall schon bessere Tage gesehen hatte und langsam deutlich sehbare Risse hatte, und sie war traurig, dass Travis gestorben war. Vor allem aber fühlte sie eine dicke, fette, dunkle Gedankenwolke über sich - wie Clover es für sich selbst ausdrückte - , die einfach nicht verschwinden wollte. Sie fuchtelte ein wenig mit ihren Händen über ihrem Kopf herum, um die schlechten Gedanken zu vertreiben, aber es funktionierte einfach nicht. Niemand sollte sie so sehen, denn in so einem Zustand konnte sie auch niemanden aufmuntern.
    Sie hoffte, dass es Léo gut ging, aber soweit sie sah, war diese immer noch bei Andris. Bald würde sie wieder zu ihr gehen und sich besser um sie kümmern, aber erst, wenn sie sich um sich selbst ein wenig gekümmert hatte.

    Geändert von Lynx (15.08.2012 um 22:25 Uhr)

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