Was du sagst. Schlimm genug, daß es so ist. Ich empfinde es als Luxus "beide Seiten" kennen zu dürfen: Ich bin in einer Zechenkolonie im Ruhrgebiet geboren und teilweise aufgewachsen, mitten unter lauter deutschen und polnischen Kumpels, habe in der Familie einen Elektriker, der auf einem Kohlekraftwerk malocht hat, bin später auf einen Bauernhof in Westfalen gezogen, leiblicher Vadder ist Ingenieur mit Doktortitel, Bruder Landwirt, Mutter und Schwester sind Hebammen, also in der Pflege. Mein Liebster ist gelernter Zimmermann und arbeitet als Haustechniker. Ich selbst, nach einem Haufen Irrungen und Wirrungen Student der Geschichte, nebenbei Arbeiterin. Da wirds praktisch unmöglich, arrogant zu sein. Ich sehe das als großen Vorteil. Ich habe Einblick in die verschiedensten Bereiche und kann mal bei der Ernte, auf Baustellen und der Pferdezucht nebenbei mit anpacken neben dem ganzen intellektuellen Kram. Vieles davon ist Handlangerkram (weil ungelernter Trottel), und das gibt eine Bodenhaftung, die ich echt nicht missen will.
Mit diesem Wissen mag ich echt keine Einteilungen in edle und unedle Arbeit mehr vornehmen. Das ist, meiner Meinung nach, einfach Müll. Wie du vorher schon so überspitzt gesagt hast mit Nagel in die Wand schlagen können oder nicht: Der Theoretiker kann ohne den Praktiker nicht leben und umgekehrt.






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