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Thema: [ZOOOOOmmxBIES!] [Sidestory] - They call her "Spicy Hands"

  1. #1

    [ZOOOOOmmxBIES!] [Sidestory] - They call her "Spicy Hands"

    They call her "Spicy Hands"

    Es hatte harmlos angefangen. Zwei ihrer Kameraden hatten sich krankgemeldet und wurden im Sanitätsbereich der Enoggera Barracks im nordwestlichen Teil von Brisbane behandelt. Sie war dort stationiert, wie der Rest des 6. Battalions der Motorisierten Infantrie, auch "Bluedog" genannt.

    Duty First - die Pflicht kommt zuerst.

    Das war nicht einfach nur das Motto, das Leitmotiv des Battalions - es war das Leitmotiv von Corporal Yukari Rothrock, von ihren Kameraden auch "liebevoll" "Spicy Hands" genannt. Sie hatte diesen dämlichen Spitznamen weg, seitdem sie bei einer Schießübung mit zwei Browning-Hi Power-Pistolen - in jeder Hand eine, logischerweise - ein Ziel aus knapp 30 Metern beschoss und - jeden - einzelnen - Schuss mindestens in die mittleren vier Ringe der Zielscheibe gesetzt hatte. "Heilige Scheiße, Yuki. Nicht, dass du nur noch so schießen wirst. Da muss man ja Angst haben!", hatte Cameron, einer ihrer Kameraden noch scherzhaft gesagt und sie daraufhin "Spicy Hands" genannt, da er mal irgendwo aufgeschnappt hatte, dass der chinesische Originaltitel des John Woo-Films "Hardboiled" wörtlich übersetzt "Spicy-Handed God of Cops" lautete. Sie mochte weder die Verbindung zu irgendeinem Actionfilm - so gut er angeblich sein sollte - noch gerade eine Verbindung zu einem chinesischen Film. Egal ob er aus Hongkong war oder nicht. Yuki war gebürtige Australierin, aber dennoch stolz auf ihre japanische Herkunft mütterlicher- und britische Herkunft väterlicherseits - und sie mochte einfach nicht in einen Topf geworfen werden mit jeder anderen verdammten asiatischen Nation. Das hatte sie ihr Leben lang verfolgt, dieser scheiß Rassismus, wenn er auch meistens im Scherz gemeint war. Dachte sie zumindest ihr Leben lang.

    "Hey Chinabraut!"
    "Ey, Miss Hongkong!"
    "Na, Glückskeks?"
    "Oi, Charly."
    "Wie geht's, sweet-and-sour?"

    Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie diese Begrüßungsfloskeln schon hören musste. Wie oft ihre Abstammung schon assoziiert wurde mit ihrem raschen Aufstieg beim Militär, gemischt mit der Tatsache, dass sie eine Frau bei der regulären Truppe war. Nicht Sanitätsdienst, nicht irgendeine Tippse für irgendeinen Commanding Officer, sodnern reguläre Truppe. Das wollte sie. Das hatte sie immer gewollt. Sie war von ihrem Vater - selbst ehemaliger Militär - daraufhin erzogen worden. Pflichterfüllung. Daddy's little soldiergirl, um es zynisch auszudrücken. Er war so stolz, als sie lebendig erst aus Afghanistan und ein Jahr später genauso lebendig und fast unversehrt aus dem Irak zurückgekommen war. Nun, zumindest äußerlich hatte sie kaum was abbekommen. Einen Streifschuss an der linken Seite ihres Halses, der eine unschöne, circa 6 Zentimeter lange Narbe hinterlassen hatte, und ein kleines Schrappnell, das sich während einer Bombardierung ihres Lagers in ihre rechte Pobacke verirrt hatte (allerdings auch keine bleibenden Schäden hinterließ außer einer kleinen kreisrunden Narbe ebenda), mal ausgenommen. Den Part, wo sie fast von einem ihrer Kameraden vergewaltigt worden wäre (was dieser mit einem gebrochenen Arm, zwei gebrochenen Klöten und einem für immer gebrochenen Ego bezahlte), hatte sie ihren Eltern gegenüber natürlich verschwiegen. Die mussten nicht alles wissen über den Scheiß, den sie sich in den letzten 7 Jahren beim Militär antun musste.

    Aber all das hatte sie irgendwie stärker gemacht. Die meisten hätte es wahrscheinlich in den Wahnsinn getrieben, mitanzusehen, wie ein Luftschlag aus himmelsschreiend blöden und fürchterlichen Gründen sein Ziel verfehlte und statt eines "Safe House", in dem man einen prestigeträchtigen Terroristenanführer vermutete, einen Kindergarten den Erdboden gleichmachte. Brenndende Kinder, schreiend, Yukis noch nicht ausgeprägten Mutter- und Beschützerinstinkt weckend, aus dem Hort rennend in welchem sie eben noch Bauklötze aufeinander gestapelt hatten, welche nun in Flammen standen oder über den Boden verteilt dalagen, als kranke Metapher dafür, wie kurzlebig Unschuld in dieser Welt war, und wie sich Yuki mit einer Löschdecke bewaffnet auf das kleine afghanische Mädchen stürzen musste, um die Flammen an ihrem kleinen Körper zu ersticken.

    Schwinger rechts, links, über Kopf, Durchstoß von oben. Stirb, Sandsack! Sterbt, Bilder in meinem Kopf!

    Wie das Mädchen leblos in ihren Armen lag, die ehemals hellbraune Haut an den meisten Stellen schwarz wie Holzkohle. Aufgewärmt auf gefühlte 5000 Grad. Sie war tot. Es war nicht Yukis Schuld, aber dennoch...

    "Hiyaaaaaa!", gellte ihr Kampfschrei durch die Trainingshalle, als sie das hölzerne Kendo-Schwert (Shinai genannt) wiederholt in den Sandsack trieb. Jeder weitere Stoß in oder Hieb gegen den Sandsack wurder von einem "Hya!" begleitet, womit sie um diese Uhrzeit wahrscheinlich die Kameraden oben wecken würde. Die nach hinten zu einem Zopf gebundenen, dunkelbraunen Haare flatterten wild herum wie ein Propeller, jeder weitere Stoß schien intensiver als der vorige. Sie spürte, wie ihre braunen Augen mit Zorn blitzten, so als hätte sie allen Sandsäcken dieser Welt den Jihad erklärt. 1:05 war keine Uhrzeit für Yuki, um zu schlafen. Es war die Zeit, in der all die schrecklichen Dinge vor ihrem geistigen Auge erschienen. Dinge, die sie eigentlich schon längst hätte verdrängen sollen. Obwohl es nur dieses eine Ding war: Das Kind in Kunduz. Verdammte Scheiße, sie hatte einen Raketenwerfer. Sie hätte diesen Scheiß-Jet abschießen können, bevor er... Ach, was machte sie sich eigentlich vor.

    "Hya! Ho! Ahhh!" Immer wieder musste der Sandsack das absorbieren, was sie selbst nach hunderten Therapiestunden nicht absorbieren konnte: Dass der Krieg vor nichts und niemanden Halt macht. Dass es Krieg egal ist, wie jung oder alt oder gesund oder gebrechlich du bist. Krieg bestimmt die Regeln. Krieg hasst dich und deinen Feidn gleichermaßen. Und Krieg hört erst für einige Zeit auf, wenn er gewonnen oder verloren ist. Krieg konnte sie mal. Krieg war ein Arschloch. Und sie war hier, um ihm wo auch immer es ging in den Arsch zu treten, koste es, was es...

    "Du weißt, wie spät es ist, oder?", sprach es es vom Eingang der Trainingshalle.
    Eine männliche, relativ muskolös gebaute Gestalt brach das spärliche Licht, dass vom Korridor draußen in die Halle fiel und den Raum ausreichend beleuchtete, um auf den Sandsack einzuprügeln. Zuerst mit den Silat-Kampftechniken, die sie über ein Spezialprogramm der Army gelernt hatte vor einigen Jahren und die sie immer weiter verfeinerte, danach die Kendo-Übungen, um die Rothrock-Tradition fortzuführen, niemals ohne Schwert in den Kampf zu ziehen (und damit logischerweise auch umgehen zu können). "Any soldier who goes into action without his sword is improperly armed., Yuki.", hatte ihr Vater immer gesagt. Ja, jeder Soldat ohne Schwert ist unzureichend bewaffnet. Danke, Pap.
    "Nein, Cameron, sag' - es - mir!", antwortete Yuki und schlug bei jedem Wort wieder auf den Sandsack ein.
    "Kurz nach 1, gottverdammt. Wir versuchen oben zu pennen und du gehst auf den Sandsack los, als hätte er deine Mutter beleidigt.", entgegnete Cameron und hatte nach Yukis Meinung sogar recht. Sie ließ ab, verbeugte sich symbolisch vorm Sandsack und ging mit dem Shinai zu ihrem Spind, der am anderen Ende der Halle stand.
    "Machste mal Licht an, bitte?", fragte sie und Cameron tat wie geheißen. Auf Knopfdruck des hochgewachsenen, blonden Mannes, der in blauen Boxershorts und grauem Unterhemd in der Tür stand, wurde der Trainingsraum erhellt, mitsamt seiner in die Jahre gekommenen Trainingsgeräte (von der Flachbank inklusive dazugehörigen Gewichten über ein Regal voller Hanteln in verschiedensten Gewichtsklassen bis hin zum Ruder-Ergometer war alles vertreten, was das trainierfreudige Herz begehrte), innerhalb eines Raums mit kahlen, hellblau gestrichenen Wänden, die an der Nordseite (von der Tür aus wenn man reinkam rechts) durch ein halbes Dutzend Fenster abgelöst wurden. Yukis Trainingsschuhe machten quietschende Geräusche auf dem hellgrauen PVC-Boden, als sie sich zu den Schließfächern begab. Nummer 19 von 50 war ihres. Sie wusste nicht genau, warum, aber 19 war eine Zahl, die sie ihr Leben lang schon verfolgte.

    Geboren wurde sie am 1.9.1981.
    Die Quersumme von 1981 ist 19.
    Sie hatte bis heute insgesamt 19 Menschen im Kampf getötet.
    Mit 19 verlor sie ihren kleinen Bruder Koyomi an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    Das geschah am 19.9.2000.
    Das erste Mal, wo sie einen Kameraden in Afghanistan sterben sah, war am 19ten Tage ihres Einsatzes ebenda.

    19. Vielleicht war sie zu sehr von dieser Zahl in Beschlag genommen - oder gar besessen. Alles Zufälle, nichts weiter. Sie öffnete die Aluminiumtür, stellte das Shinai behutsam neben den Baseballschläger, den Tennisschläger und die zwei Federballschläger, die sie im unteren Teil des Spinds aufbewahrte, und verschloss die Tür mit einem dicken Vorhängeschloss, das sie imemrhin 200A$ gekostet hatte. Bis jetzt wurde ihr noch nichts gestohlen. Sie traute ihren Kameraden, aber man wusste ja nie...

    Verschwitzt trottete sie in Richtung der Tür, wo Cameron immer noch auf sie wartete.
    "Ich werde gleich kurz duschen und direkt danach versuche ich nochmal zu pennen.", sagte sie im Gehen.
    "Gegen Duschen habe ich nichts einzuwenden.", entgegnete Cameron, nicht ohne einer gewissen Zweideutigkeit, die Yuki nicht verborgen blieb. "Aber im Ernst: Trainier zur Abwechslung doch mal zu Zeiten wo niemand schläft. Mir gehen langsam die Argumente aus, warum die Jungs nicht angepisst sein sollen von der Art und Weise, wie du das angehst."
    "Ich weiß, Cameron. Ich weiß.", antwortete Yuki, "Es ist nur... ich habe diese scheiß Träume und dann..."
    "Ich verstehe.", unterbrach sie Cameron. Er war bei ihr gewesen, als sich dieses Bild für immer in ihr Gedächnis brannte. "Und du hast echt super Fortschritte gemacht seitdem du aus der Therapie wieder draußen bist. Aber...".

    Sie blieben vor Yukis Zimmertür stehen. Als einzige Frau im 2. Zug der Kompanie D hatte sie ihr eigenes Einzelzimmer, da auch beim australischen Militär Frauen und Männer getrennt voneinander untergebracht werden mussten. Es war ihr recht, denn diese Zeit (die Zeit, wo sie gerade frisch von ihrem Freund getrennt war und unter anderem Cameron und sie sich öfter... getroffen hatten) hatte sie hinter sich gelassen. Ihr Traummann war bestimmt irgendwo da draußen, aber definitiv war er momentan nicht hier und stand auch nicht vor ihr. Cameron war ein netter, gutaussehender Kerl, aber er war zu sehr ein "Planer" in Yukis Augen. Er war ein Mann der Sorte "Wenn wir ein Jahr zusammen sind, ziehen wir zusammen, dann nach einem Jahr mache ich dir den Antrag, ein Jahr später heiraten wir, und dann können wir übers Kidner kriegen nachdenken!". Sie wollte das nicht, sie war zu sprunghaft und spontan für diese Art von Leben. Umso besser war er natürlich damals in der Kiste gewesen, aber das war mittlerweile zwei Jahre her. Jetzt war er mit einer zusammen. Seit einem Jahr. Und sie würden demnächst zusammenziehen.

    "Aber du musst einfach mit diesen Touren mitten in der Nacht aufhören, sorry. Spät abends, so gegen 22 Uhr - kein Ding. Aber nicht nochmal mitten in der Nacht, okay?", führte er nach einigen Sekunden des Schweigens den Satz zuende. Yuki nickte nur stumm und verschwand daraufhin in ihre Stube. Während sie die Tür schloss, hauchte sie Cameron ein kurzes knappes "Nacht." hinterher, worauf er nur mit einem Winken antwortete bevor er langsam zurück zu seiner Stube schlurfte.

    Yuki entledigte sich der klatschnassen Klamotten und musterte sich derweil kurz im Spiegel. Sie hatte sich vorhin aus Versehen das Shinai ins Gesicht geschlagen, als Cameron sie mit seinem plötzlichen Auftreten erschreckt hatte. Im kantigen, asiatisch angehauchten Gesicht war allerdings nichts zu sehen, was irgendwie auf einen blauen Fleck hindeuten könnte.

    Was sie im Spiegel sah, konnte man im Allgemeinen als durchaus attraktiv betrachten. Ihr Körperbau brachte sowohl das Britische als auch das Japanische an ihr zum Ausdruck: Das Gesicht, die eng zulaufenden Augen, der schmale Mund mit seinen ebenso schmalen Lippen und die allgemein recht schmale Statur gaben ihr einen exotischen Touch, während die üppige C-Cup-Oberweite, der relativ straffe Hintern und die doch recht überdurchschnittliche Größe von knapp 1,71 Meter definitiv aus ihren britischen Genen hervorgekommen waren. Sie mochte sich selbst, mochte ihren Körper, war zufrieden damit, dass sie Muskeln hatte, aber trotzdem nicht drahtig aussah wie Madonna oder ein durchschnittlicher irischer Rugbyspieler. Sie konnte wahrscheinlich in eine Kneipe reinrennen, eine Prügelei mit fünf Kerlen anfangen und - wahrscheinlich nciht ohne einzustecken - als Siegerin hervorgehen. Oft wurde sie bei solchen Kneipenprügeleien von ihren Leuten vorgeschickt, wenn mal wieder militante Pazifisten sich darüber mockierten, dass Uniformierte in ihrer Stammkneipe waren, welche es mit Gewalt rauszuschmeißen galt. "Sie sieht aus wie ein Model, aber prügelt sich wie ein Mann!", hatte Carpenter, ein weiterer Kamerad von Yuki, mal gesagt. Ob es ihr gefiel? Nun, auf einer Stufe mit ihnen zu stehen war cool - als männlich hingestellt zu werden hingegen war eine andere Geschichte.

    Nach einer recht kurzen Dusche begab sie sich in ihr Bett, deckte sich zu und hoffte darauf, dass die Bilder vor ihrem geistigen Auge sie zumindest für die nächsten fünf Stunden in Ruhe lassen würden, bevor sie wieder aufstehen müsste.

    Es war der 1. Juli, und in ein paar Stunden würde in Brisbane die Welt untergehen.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (12.08.2012 um 19:49 Uhr)

  2. #2
    Einfach nur genial geschrieben und geil das nichtmal der Tod deinen Hunger auf Zombies stoppen kann!

    Zitat Zitat
    19
    Wird Zeit mal wieder Stephen Kings Turmreihe rauszukramen!

  3. #3
    Ganz erhlich steel, ich les deine Stories wirklich gern, du hast da wirklich was aufm Kasten. Solltest mal überlegen was draus zu machen.

  4. #4
    Danke Obwohl mir gerade voll der miserable Tippfehler aufgefallen sit, der irgendwie die Pointe kaputtmachte Sie hat mit zwei Pistolen gleichzeitig geschossen und die Zielscheibe eliminiert. Deshalb der Name "Spicy Hands".

    Und ja, die "19"-Anspielung konnte ich mir nicht verkneifen Wenn ich schon zwei Hongkong-Actionstars der 80er (Yukari Oshima und Cynthia Rothrock), einen meiner Lieblingsfilme überhaupt (Hardboiled) und zwei meiner Lieblingsregisseure (Cameron - zumindest bis Titanic - und Carpenter) in einem Kapitel unterbringe, warum nicht direkt auch einen meiner Lieblingsautoren?

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (11.08.2012 um 22:47 Uhr)

  5. #5
    7 Uhr morgens. Frühstück in der Main Hall des Mannschaftsheims.

    "Okay, pass auf!", fing Cameron an. Er sah deutlich frischer aus als Yuki, die immernoch versuchte, ihre Augenringe auf magische Art und Weise per Kaffee verschwinden zu lassen. Sie biss halbherzig in das Putensandwich, das wie immer schmeckte wie pure Farbstoffe, Konservierungsstoffe und Plastik, und schaute ihn müde über das Sandwich an. Cameron sagte ein paar Sekunden lang nichts, da er wohl auf eine Bestätigung ihrerseits wartete. Also nickte sie kurz, um ihm zu signalisieren, dass sie zuhörte.
    "Also, stell dir vor...", fing er an. Er beugte sich zu ihr auf seinem beigefarbenen Kunststoffstuhl, ließ seine Ellenbogen auf dem weißen Kunststofftisch ruhen und öffnete beide Hände, als ob er gleich die "Jazz Fingers" machen würde. "... du hättest fünf Attribute...", er zeigte demonstrativ fünf Finger an der linken Hand als wären sie in der Grundschule, "... und müsstest 17 Punkte auf jedes verteilen und 1 wäre der niedrigste und 9 der höchste Wert pro Attribut und...!"

    Yuki spuckte vor Lachen fast den letzten Bissen ihres Sandwiches wieder aus. "Bitte, was?", fragte sie, halb im Schock (weil sie sich fragte, wie Cameron auf so eine beknackte Idee gekommen ist), halb amüsiert.
    "Warte, warte - Carpenter hat mich letztens damit angefixt und es ist echt ganz cool, eigentlich!", verteidigte Cameron seine großartige Idee und grinste verschmitzt. "Weil, wir haben letztens Dungeons und Dragons bei uns in der Stube gespielt und...!"
    "Dungeons and what?", fragte Yuki, nun mehr amüsiert als schockiert.
    "Dungeons and Dragons, dieses Rollenspiel mit Fantasy-Charakteren.", fing Cameron an zu erklären, "Monster, Zwerge, Drachen, Würfel, Scheiß...!"
    Yuki schüttelte den Kopf. Ihr Grinsen wurde immer breiter.
    "Naja, ist auch egal. Und dann meinte Daniel..." - er meinte Carpenter - "... dass es doch ganz cool wäre, wenn wir unser eigenes D&D-mäßiges Dings machen würden, weißt du? Und ich würde dich gerne dazu einladen!"
    "Ihr seid echt bekloppt, wisst ihr das?", antwortete Yuki halblachend und schüttelte wieder fassungslos den Kopf.
    "Und Daniel meinte dann... Ey, Daniel!", rief er zum Tisch hinter ihnen herüber. Carpenter - ein stämmiger Typ mit halblangen braunen Haaren und einem gepflegten Vollbart - kam mitsamt seines Plstiksandwiches und einer Tasse Kaffee zu den beiden hingeschlurft, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich dazu, bevor er laut schlürfend einen Schluck Kaffee in sich aufnahm. "Daniel.", fuhrt Cameron Carpenter zugewandt fort, "Erklär der Dame mal, was wir gestern abend gemacht haben."
    "Oh du meinst, bevor Samurai Girl uns alle geweckt hat mit ihren Kampfschreien?", hakte Carpenter nach und erntete einen leicht hasserfüllten Blick von Yuki, "Nun, eigentlich nur das hier..."
    Er fummelte etwas aus der rechten Brusttasche seiner Tarnfarbenuniform (die Uniform, in der die meisten hier stationierten Soldaten ihr Tagewerk verrichteten). Ein Post-It-Zettel, auf dem folgendes stand:

    Spicy Hands

    Kampf: 8 (1+7)
    Intelligenz: 2 (1+1)
    Agilität: 2 (1+1)
    Geschick: 8 (1+7)
    Charisma: 2 (1+1)


    Yukis Grinsen wirkte jetzt eher bedrohlich als amüsiert.
    "Intelligenz 2?", fragte sie ungläubig nach, "Agilität 2? Charisma 2?". Bei jedem weiteren Wort wurde sie aggressiver, aber es schien eher gespielt und komisch überdreht als ernstgemeint.
    "Nun, ähm...!", fing Carpenter an und räusperte sich kurz. Er hatte in diesem Moment tatsächlich ein wenig Angst vor der sonst so ruhigen Expertin für schwere Waffen, "Also, wir dachten, dass du - also deine Figur in dem Spiel - ähm, also, du wärst so 'ne Art - ähm, weißt du was ein Tank ist?"
    "Ein Panzer?"
    "Naja, also ein Tank ist eine Figur, die - ähm - also die die die steckt ziemlich viel ein im Kampf, damit die Experten der Gruppe..."
    "... also die die mehr Intelligenz haben als fucking 2?"
    "Also damit die überleben und Spezialsachen machen können!"
    Yuki hielt kurz inne und fragte dann, immernoch mit einem Anflug von Diabolik grinsend: "Also bin ich glorifiziertes Kanonenfutter?"
    Carpenter und Cameron nickten synchron.
    "Nun, aber ich kann 'glorifiziert' sagen, also kann ich ja nciht so blöd sein, oder?", hakte sie nach und warf vor lauter (gespielter) Wut die Reste ihres Sandwiches in Carpenters Gesicht. "Gib' mir mal den Zettel und 'nen Stift!"
    Mit zittrigen Händen übergab ihr Cameron einen Bleistift aus seiner Brusttasche, dabei mit seinen Lippen Carpenter zugewandt die Worte "Die wird uns killen!" formend.
    Yuki kritzelte ein paar Sekunden herum, rechnete wild die Punkte durcheinander und fragte alle paar Sekunden nach, ob es 19 oder 17 Punkte wären. 17 Punkte. Okay.
    "Ta-da!", trällerte sie und hielt triumphal ihre neue Punkteverteilung hoch.

    Spicy Hands Für dich immernoch Corporal Yukari Elizabeth Rothrock, du Schmock!

    Kampf: 8 (1+7) (jo passt so, alles darüber wäre unrealistisch)
    Intelligenz: 2 (1+1) 5 (1+4) (ich hab' Maschinenbau studiert, du Penner! 5 ist noch zu wenig!)
    Agilität: 2 (1+1) 6 (1+5) (ihr wisst wie verdammt schnell ich bin! 6 ist noch zu wenig!)
    Geschick: 8 (1+7) 2 (1+1) (das System ist für den Arsch!)
    Charisma: 2 (1+1) (fick dich Carpenter!)


    Die beiden Herren der Schöpfung grinsten sich eins weg und flüsterten sich Sachen zu wie "ausbalanciert". Nach einigen Sekunden des Besprechens schauten die beiden todernst drein und Carpenter sagte: "Yuki. Das ist totaler Schwachsinn was du da gemacht hast."
    "Hast du denn niemals ein Rollenspiel gespielt?", fügte Cameron entsetzt hinzu. Er war 25, Carpenter 23, Yuki mittlerweile 30. Sie hatte Zeit ihres Lebens besseres zu tun als so einen Quatsch.
    "Also, Rollenspiele habe ich schon gespielt, sagen wir's mal so...", fing Yuki an. Das Grinsen wich einem Schlafzimmerblick, ihre Stimme wirkte fast schon grotesk erotisch. "Ich hab mal für meinen damaligen Freund ein Schulmädchenkostüm angezogen und..."
    "Stop! Stop!", riefen beide Herren im Chor und unterbrachen ihre Erzählung. "Nicht solche Rollenspiele!"
    Yuki wurde wieder ernsthafter. "Natürlich nicht, mein älterer Bruder hat so'nen Schrott gespielt. Ich war für sowas immer zu...", sie suchte das richtige Wort, "... realitätsnah eingestellt."
    "Realitätsnah?", fragten Carpenter und Cameron im Chor.
    "Nun, du kannst einen Menschen nicht ein paar horstigen Statistiken messen. Ich meine: Was verfickte Scheiße soll das: Kampf. Okay, ihr wisst wie gut ich schieße und Ärsche trete, ich brauch' da nicht einmal drüber viele Worte zu verlieren."
    Cameron und Carpenter stimmten zu. Nun näherten sich auch die Privates Ridley und Rodriguez, die der Konversation gelauscht und mit an Carpenters beknacktem System gefeilt hatten.
    Yuki führte weiter aus: "Also natürlich denke ich: Cool, Kampf. Da butter ich massig Punkte rein. So, dann Intelligenz - Zwei fucking Punkte, Carpenter!", bei den letzten vier Worten schaute sie Carpenter wütend an, was von einem "Oh, snap!" der restlichen Runde und einem schockierten Blick seitens Carpenters quittiert wurde. "Ich hab vier Jahre studiert, verdammt nochmal, macht mich das nicht intelligent?"
    "Mit 'nem Computer kannst du trotzdem nicht umgehen!", warf Ridley mit seiner Fistelstimme ein und brachte Yuki alsbald fast auf die Palme. Sehr wohl konnte sie mit den Grundsachen umgehen: Emails schreiben, Messenger, Skype. Gut, ab und an hatte sie PC-Probleme, aber dann rief sie halt irgendwen an, der sich mit diesem Bollocks auskannte.
    Yuki beruhigte sich und fuhr fort: "Agilität. Okay, ihr habt mich mit dem Schwert kämpfen sehen. Was ist daran nicht agil?"
    "Aber du schleppst dieses Scheißschwert überall mit dir rum, plus der Browning, plus der Steyr, plus der Magazine für beide, plus Erste Hilfe-Bandagen, plus kugelsicherer Weste - ich könnte ewig so weiter machen!", konterte Carpenter, was sich tatsächlich recht logisch in Yukis Ohren anhörte.
    "Trotzdem Schwachsinn!", entgegnete sie schnippisch und kam dann zu den letzten zwei Punkten: "Geschicklichkeit - gut ich bin keine Automechanikerin oder so, aber verdammt will ich sein wenn ich nicht mit schwerem Gerät umgehen kann! Und Charisma - ZWEI PUNKTE! Wie kommt ihr auf zwei Punkte?"
    "Für jede Titte einen!", kalauerte Ridleys das Großmaul wieder und die ganze Runde brach fast in Tränen aus vor lachen. Selbst Yuki musste grinsen. Sie hatte mittlerweile geüngend solcehr Sprüche gehört, um abgehärtet zu sein gegen - wie nannte man's? - humorvollen Sexismus. Oder so ähnlich. Sie langte dennoch rüber und gab Ridley einen sanften Schlag auf die rechte Brust. Der Schlag dürfte hart genug gewesen sein, um ihm einen blauen Fleck um den Nippel zu bescheren.

    "Für was für eine Art Spiel ist das überhaupt?", fragte sie, während sie wieder einmal ihre imaginären Statistiken überarbeitete. Aus der Ferne hörte sie die Sirene eines Sanitätswagens. So früh rückten die bereits heute aus?
    "Weiß ich noch nicht.", antwortete Carpenter und zuckte mit den Schultern. "Ich dachte irgendwas fantasy-mäßiges, Soldaten gegen Vampire oder so."
    "Aha.", entgegnete sie. Zwei Punkte auf Intelligenz. Sie konnte das immernoch nicht wirklich verkraften. Klar, es war "nur" ein Spiel, aber sahen die Jungs sie wirklich so? Intelligenz, zwei Punkte. Was für ein Scheiß. "Zwei Punkte. Ri-goddamn-diculous..."
    "Yuki, hat dir schonmal jemand erzählt, was 'minmaxen' bedeutet?", fragte Cameron mit spöttischem Unterton. "Das bedeutet, du baust deinen Charakter in bestimmten Werten aus und lässt halt andere Werte niedrig, weil sich andere finden können, die das für dich übernehmen. Zum Beispiel Rodriguez hier...", er deutete auf den halbmexikanischen Private First Class, der noch relativ neu in Yukis Truppe war. Ein netter Kerl, allerdings sehr verschlossen und schüchtern. Es würde allerdings seine Rollenspiel-Affinität erklären, die er anscheinend hatte. "... spielt sich selbst als Parkourläufer. Das heißt, er ist flink und geschickt, aber dumm wie ein Strumpf, charismatisch wie ein Schimpanse mit Tourettesyndrom und kampfuntauglicher als Carpenter nach dem dritten Tequila."
    "Deine Mum ist kampfunfähig!", bellte Carpenter breit grinsend zurück und nahm einen Bissen von Yukis Sandwichüberresten, die er vorhin im Gesicht hatte.
    "Also, wie würdest du deinen Charakter machen, um seine Schwächen auszugleichen?", hakte Cameron nach.
    "Erwachsene Männer der kämpfenden Truppe erklären einer Frau wie ein Brettspiel für pubertäre Jungs funktioniert - und ich dachte, ich hätte alles gesehen...!", murmelte Yuki mit ironischem Unterton und machte sich wieder an die "Arbeit". Aus der Ferne kam der Sanitätswagen wieder zurück. Da schien was passiert zu sein am anderen Ende der Kaserne. Hm, hatte allerdings wohl nichts mit Yukis Truppe zu tun, also widmete sie sich wieder dem Post-It-Zettel.

    "Okay, ich habs jetzt!", sagte sie abermals triumphal.

    Kampf: 8 (1+7)
    Intelligenz: 4 (1+3)
    Agilität: 2 (1+1)
    Geschick: 2 (1+1)
    Charisma: 6 (1+5)


    "Na also.", sagte Cameron mit Stolz in der Stimme, "Du balancierst immer noch zuviel aus. Aber du hast zumindest das Prinzip verstanden." Wie von der Hornisse gestochen sprangen die vier Männer auf und salutierten dem Corporal, was sie im Umkehrschluss dazu "zwang", ebenfalls aufzustehen und zu salutieren.
    "Corporal Yukari Rothrock, Lance Corporal Cameron, im Namen der Anwesenden möchte ich Ihnen feierlich dazu gratulieren, das Prinzip eines Pen & Paper-Rollenspiels verstanden zu haben, Ma'am!", rief Cameron im typischen Militärton, was seine Kameraden mit einem synchron gerufenen "'oora!" quittierten. Nie wieder Intelligenz 2. Jetzt hatte sie immerhin vden Sprung gemacht auf Intelligenz 4. Fuck yeah!

    Plötzlich wurde die fast schon zeremonielle Stimmung unterbrochen durch Sirenen. Die Flugalarmglocke klingelte und war über die gesamte Kaserne zu hören. Und wenn die schellte, bedeutete das niemals etwas Gutes. Es war 7:35 Uhr, und Yuki war noch nicht einmal zu ihrem Tagewerk gekommen, das sie normalerweise ab 8 Uhr erwartete.
    "Okay, alle Mann: Ab zu den Stuben, wir treffen uns vor Unterkunftsgebäude 25D in 5 Minuten in voller Montur und Bewaffnung, verstanden?!", rief Staff Seargant Lutz der Truppe zu, mit der er bis eben noch im Mannschaftsheim gefrühstückt hatte. Ein chorales "Ja, Sir!" hallte durch den Raum, nur unterbrochen durch das Geklapper der Kampfstiefel, auf denen sich die Soldaten des 6ten Battalions zu ihren Stuben begaben.
    Und nur eine Frage beschäftigte Yuki, während sie mit ihren Kameraden zur Unterkunft rannte: "Ist Krieg? Tritt tatsächlich der V-Fall ein? Jetzt in diesem Augenblick, heute?"

    Verschwitzt kam sie in ihrer Stube im ersten Stock des Unterkunftsgebäudes an. Gut, der Reihe nach: Schrank öffnen, kugelsichere Allzweckweste herausholen und überziehen. Katana in die eingenähte Scheide am Rücken einführen. Dann Kevlarhelm auf, gepackten Marschrucksack auf den Rücken, runterrennen ins Kellergeschoss zur Waffenkammer. Browning plus drei Magazine und Steyr AUG plus vier Magazine abholen, beim Bombardier je ein Paar Spreng- und Betäubungsgranaten abholen - alles in die Mehrzwecktaschen der Weste heften bzw. reinstopfen. Und dann ab vors Unterkungftsgebäude.

    Nervös stand Staff Seargant Lutz vor den versammelten drei Zügen (Zusammen 50 Soldaten) und tigerte vor ihnen auf und ab. Es war für Yuki merkwürdig, ihn in der Kampfuniform zu sehen, normalerweise war er durch seine Tätigkeit als Unteroffizier vom Dienst daran gebunden, in zweiter Geige den Dienst anzutreten oder wenigstens "nur" in der regulären Tarnfarbenuniform (soll heißen: olivgrünes T-Shirt, darüber Feldbluse, dann Feldhose und Kampfstiefel). Heute war es anders, es lag eine gewisse Spannung in der Luft - und es war definitiv keine Übung.
    "Okay, ich muss ehrlich mit Ihnen sein - auch wenn mir auferlegt wurde, Ihnen die pikantesten Informationen vorzuenthalten.", begann er, "Aber so wie es aussieht, wurde unsere Nation vor ziemlich genau 15 Minuten Opfer einer Attacke durch biologische Waffen. Es...", er stockte kurz, um das was folgen würde in richtige Worte zu fassen, "Es scheint, als ob seit gestern Nacht bereits in Indonesien ähnliche Fälle vor sich gingen, bei denen Menschen starben und...", wieder stockte er. "... und wiederauferstanden."
    "Staff Seargant, meinen Sie etwas... Zombies?", hakte Cameron nach und sprach das letzte Wort fast schon mit einem sarkastischen Unterton aus. So, als wolle er sagen "Ha! Zombies! Bester Drill der Welt, gut gemacht!"
    "In etwa, ja.", antwortete Lutz todernst, "Im Moment scheint es so, dass in Brisbane Menschen mit ähnlichen Symptomen wie die Indonesen zu kämpfen haben."
    "Deswegen die Sanitätswagen...", dachte Yuki. Aber das würde ja bedeuten, dass sich im Kasernen-Hospiz gerade...
    Nein, das wäre albern.
    "Dementsprechend sind wir, mangels anderer Vorgehensweisen die wir für so einen Fall parat haben, gezwungen in Alarmbereitschaft zu gehen. Es könnte jeden Moment passieren - und ich bete zu Gott, dass dies nicht der Fall sein wird - dass wir einen tatsächlichen Kampfeinsatz haben werden, sollte sich die Indonesiengrippe auf dem australischen Festland breitgemacht haben."
    "Und was ist mit den Sanitätswagen, die heute morgen auf dem Kasernengelände unterwegs waren, Staff Seargant Sir?", hakte Yuki etwas ängstlich nach.
    "Ich kann Sie beruhigen, es ist nur ein Arbeitsunfall bei der Hundestaffel geschehen, nichts was in irgendeiner Weise mit dem zu tun hat, was in Brisbane vorgeht.", antwortete Staff Seargant Lutz mit einem versichernden Ton in der Stimme. "Alles wird gut, Yuki.", hätte er noch hinzufügen sollen. Hätte auf jeden Fall gepasst.
    "Nun gut, Soldaten - halten Sie die Augen und Ohren offen! Bleiben Sie in Bereitschaft! Wachplan Alpha tritt in Kraft!", wechselte er nun wieder in den kommandierenden Ton und stellte sich gerade wie eine Eins hin zum Salutieren. "Erster, Zweiter, Dritter Zug, Achtung!", komplett synchron standen sie alle jetzt ebenso gerade wie der kommandierende Seargant. "Nach vorne wegtreten zu den Unterkünften!" Rumms. Ein absolut perfekt getimeter Auftritt auf das kaserneneigene Kopfsteinpflaster, bevor alle im Laufschritt zurück in die Stuben rannten.

    Und hier würden sie erst einmal bleiben - nicht wissend, dass dies nur der Anfang war.

  6. #6
    Wow. Das ist wirklich gut geschrieben. Ich freu mich auf die Fortsetzungen, und fordere schon mal von Daen ein, dass die Gruppe irgendwann im Spielverlauf dieser charmanten jungen Dame begegnet :-)

  7. #7
    Zitat Zitat
    Nun, du kannst einen Menschen nicht ein paar horstigen Statistiken messen.
    Sie hat recht, Intelligenz 2 ist eindeutig zu wenig .

  8. #8
    9:30.

    "Der Krankenflügel wurde überrannt! Alle Mann raus aus dem Sanitätsbereich!"
    "Sie sind den A- und B-Unterkünften! Fuck, kann hier mal jemand Verstärkung schicken?"
    "Die Hauptstraße nach Brisbane ist blockiert!"
    "Was verdammte Scheiße geht hier vor?"
    "Sie sind einfach aus den Fenstern gesprungen um sich zu retten... Oh Gott, sie haben sie! Um Gottes Willen, warum hilft keiner?"
    "Wer hat dem Arschloch im Schützenpanzer befohlen, die A-Unterkünfte in die Luft zu jagen?! Da waren unsere Leute drin! Verdammt nochmal!"

    Es hatte nicht einmal zwei Stunden gedauert, bis die Hölle über die Enoggera Barracks hereinbrach.

    "Scheiße, Jungs! Feuert aus allen Rohren, die ihr zur Verfügung habt!", schrie Cameron und gab mehrere Schüsse aus seinem Sturmgewehr auf den Eingangsbereich des Krankenflügels ab. Hier hatte es angefangen. Die weißen Wände des Hospizes färbten sich partiell rot, als die mit Fieber diagnostizierten Soldaten über die Ärzte, Schwestern und Patienten herfielen. Jetzt waren sie überall: glasige Augen, leicht verfaulte Haut, unkoordiniert durch die Gegend wankend, stöhnend, schmatzend, manchmal gröhlend und augenscheinlich unaufhaltsam. Fuck, Rildey hatte in eines dieser Dinger 15 5,56 mm-Kugeln in den Bauch gejagt und es hatte immernoch gestanden. Erst ein beherzter Schlag mit dem Gewehrkolben voll auf die Zwölf hatte es aufgehalten. Doch genau in dem Moment hatte es nach Ridley geschnappt und ihn gebissen. "Die haben nicht wirklich Schmalz in der Birne - aber Biss haben sie, das muss man ihnen lassen!", scherzte Ridley noch, nachdem er sich des Dings entledigt hatte. Jetzt standen sie hier im Erdgeschoss des Krankenflügels, Ridley blutete aus dem Handgelenk, Rodriguez rannte wild in eines der Büros und schnappte sich ein Erste Hilfe-Kit, um Ridley wieder halbwegs fit zu machen. Und Carpenter, Cameron und Yuki standen nun zu dritt da, schossen ein Vieh nach dem nächsten über den Haufen und versuchten derweil verzweifelt, über Carpenters Funkgerät mit dem Rest der Truppe Funkkontakt aufzubauen. Die komplette Kompanie war hoffnungslos verstreut über das Gelände, wahrscheinlich waren schon welche ins Zentrum von Brisbane abgehauen weil sie dachten, dass es dort ruhiger wäre. Scheiß Chaos.

    "So ein Scheiß, geben die denn niemals auf?", rief Carpenter und wich einige Schritte zurück, als einer von ihnen fast schon im Laufschritt durch den Eingang kam und nach ihm griff. Ein beherzter Schlag mit dem Kolben gegen die Rübe, dann dem am Boden liegenden Vieh eine Kugel in den Kopf jagen. So fertigten sie jeden von ihnen ab, der durch die Türen kam. Zuviel Munition wurde verschwendet in der ersten Veirtelstunde ihres Aufenthalts hier. Und sie mussten jetzt schon rationieren.
    "Traut sich irgendwer, in unsere Unterkunft zu rennen, dort die Waffenkammer auszuräubern und wieder hierher zurückzukehren?", plante Yuki laut vor sich hin. Ihr war jetzt schon klar, dass sie rüberrennen musste. Was ihr nicht unbedingt gegen den Strich ging - lieber würde sie sich in Todesgefahr begeben als jeden ihrer Kameraden hier.
    "Bessere Idee: Warum verlagern wir nicht komplett unsere Position zurück zu den Unterkünften?", schlug Cameron vor.
    "Guter Plan. Ridley, wie sieht's aus bei dir?", erkundigte sich Yuki und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er blutete immernoch wie ein Schwein aus der Wunde an seiner Hand, aber er konnte noch sprechen.
    "Passt schon, solange ich schießen kann, krieg ich...", fing Ridley an, wurde allerdings durch ein Knarzen in Carpenters Funkgerät unterbrochen.
    "Achtung, D-Kompanie, sofortige Evakuierung der Unterkünfte vonnöten! Ich wiederhole: D-Kompanie, verziehen Sie sich augenblicklich aus den Unterkunftsgebäuden! Sie sind überrant worden! Halten Sie um jeden Preis den Sanitätsbereich!", plärrte Lutz's Stimme kommandierend durch das Funkgerät.
    Wutentbrannt und ungläubig riss Yuki Carpenter das Gerät aus den Händen und antwortete: "Colonel Rothrock hier, Staff Seargant der Krankenflügel ist vollkommen überrannt worden, wir haben gerade die übrigen Ärzte in einen Truck verfrachtet und sind nur noch hier weil einer von uns von den Dingern gebissen wurde! Wir müssen an die Waffenkammer in Unterkunft D ran, ansonsten stehe wir hier gleich da mit runtergelassenen Hosen... Sir!"
    "Corporal Rothrock, Sie haben dem verdammten Befehl Folge zu leisten!"
    "Nicht wenn er vollkommen schwachsinnig ist!"
    "Rothrock, ich werde es Ihnen nicht nochmal sagen...!"
    "Sir, ich werde jetzt losrennen, bin in einer Minute in der Waffenkammer, werde dort alles in meinen Rucksack schmeißen was ich an Munition dort finde und bin schneller raus als sie 'Schifferscheiße' sagen können!"
    "Die machen gleich das Gebäude platt, Rothrock! Da sind drei Dutzend von den Dingern...! Rothrock, hören Sie mich? Machen Sie keinen Scheiß, Soldat! Soldatin! Wie auch immer, kommen Sie sofort zurück an den Apparat!"

    Sie hörte Lutz nicht, stattdessen warf sie die kugelsichere Weste von sich, legte ihr Sturmgewehr behutsam daneben und zog das Katana aus der Scheide am Rückenteil der Schutzweste.
    "Okay, Jungs. Ich werde...", fing sie an und hob ihren vor Ridley ausgeleerten Rucksack vom Boden auf. "... da rüber rennen, Mun holen, auf dem Weg ein paar Ficker killen, typischer Morgenspaziergang halt."
    Cameron hielt sie am rechten Arm fest und sah sie durchdringend an. "Komm' zurück du verrücktes Huhn. Wehe du kommst nicht zurück, dann werde ich dich im Jenseits aufsuchen und dir eine runterhauen...!", sagte er.
    "Du weißt, wo du mich da triffst.", sagte sie und grinste verschmitzt. "Triff' mich an der Bar, Cameron. Ich schmeiß' 'ne Runde!"

    Dann lief sie los, das Katana in der rechten und die Browning Hi-Power in der linken Hand. Cameron und Carpenter gaben ihr von hinten Feuerschutz, während sie die knappen 200 Meter vom Sanitätsgebäude zum Unterkunftsgebäude rannte. Da kamen sie schon von vorne angeschlurft. Im Laufen verpasste sie dem ersten Zombie zwei Schüsse in die Birne, der nächste griff nach ihr von links und erntete ebenfalls einen Schuss in die linke Stirnhälfte. "Fuck, fuck, fuck, fuck!", rief sie, als sie von oben schon die Jet-Turbinen hören konnte. Gleich würden sie das gesamte Gebäude in die Luft jagen, inklusive all der Erinnerungen...
    Da schnitt die Katanaklinge sauber durch den Hals eines Zombies.
    ... all dem Gelächter, der warmen Atmosphäre trotz des hier und da auftauchenden Stress...
    Bevor sein Kopf den Boden berührte, hackte sie einem weiteren die obere Schädelhälfte ab und schoss einem weiteren in den Kopf.
    ... ihres Shinai.
    Links und rechts fielen noch mehr Untote um durch die Feuersalven, die aus dem Eingangsbereich des Krankenflügels kamen.
    Fuck, sie würde länger brauchen als erwartet.

    Endlich kam sie an der Tür an. Innen angekommen, musste sie sich zunächst des infizierten, blutgierigen Bombardiers entledigen, der den Weg in den Keller versperrte mit seinen auf 1,75 Meter verteilten 120 Kilo. Ihm fehlte zwar ein Arm, aber das machte ihn nicht minder gefährlicher. Das orangene Flackern hinter ihm - war das Feuer in der Munitionskammer? "Fuck, fuck, fuck!", entglitt es Yuki abermals, passend im Takt ihrer Schritte als sie die Treppe herunterstürmte. "Sorry!", sagte sie knapp und spaltete seinen Kopf in einer perfekten vertikalen Linie mit ihrem Schwert, wodurch er wie ein nasser Sack in sich zusammen- und dann die Treppe herunterstürzte.
    Nun galt es, schnell zu sein. Das Feuer war nicht groß, aber es würde reichen, die hier gelagerten Granaten und Explosivgeschosse hochzujagen. Sie warf den Rucksack vor sich und schaufelte alles an 5,56 mm- und 9 mm-Kugeln und -Magazinen hinein, was sie finden konnte. Dazu noch ein knappes Dutzend Sprenggranaten, ein knappes Dutzend Bazooka-Raketen und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, klaute sie sich direkt auch noch eine Bazooka aus einem der Waffenschränke. Schwer bepackt steifelte sie wieder die Treppe hoch und rannte heraus, durch die knappen 40 Kilogramm, die sie nun als zusätzliches Gewicht auf ihrem Rücken trug nun natürlich langsamer als zuvor.

    "Hauptsache raus aus dem Explosionsradius. Raus aus dem... Oh nein!"
    Das Shinai.

    Kurz blieb sie stehen. Sie konnte sehen und hören, wie Cameron am Eingang des Krankenflügels stand, sie zu sich winkte, laut "Komm' rüber hier du verdammtes Miststück!" schrie - aber gleichzeitig wurde es auch still um sie. Was, wenn das einzige Erinenrungsstück, das sie von ihrem Großvater hatte, mitsamt der Untoten...
    Nein, sie konnte nicht wieder reinrennen. Sie musste weiter. Sie hatte noch sein Schwert. Das musste reichen. Es leistete ihr gute Dienste. Es war verantwortlich für ihren guten Ruf und ihre respekteinflößende Aura.
    Aber wenn eines fehlte...
    Sie würde ein neues irgendwo herbekommen.
    Es wäre nicht dasselbe.
    Sie konnte es noch vor ihrem geistigen Auge sehen, als sie die letzten Schritte in Richtung des Krankenflügels machte, um die Tasche dort abzuladen.

    Sie waren zu Besuch bei ihm in Chiba-shi. Er saß da, fast majestätisch, in einem Bungalow etwas außerhalb des Stadtzentrums. Es war Frühling. Es roch nach einer Mixtur aus exotischer Botanik und Smog. Der Geruch gefiel ihr, vor allem weil er sich mit der Meeresluft mischte, die direkt vom Hafen durch eine leichte Nordost-Brise zu ihnen geweht wurde. Sie trug ein rot-weißes Sommerkleid mit Blumenmuster. Es war nicht altmodisch, aber auch nicht supermodern, dieses Kleid. Sie liebte es. Sie hatte es immer geliebt. Leider hatte sie es bei ihrem letzten Aufenthalt in Birmingham, England, zuhause bei ihren Eltern vergessen. Sie saß mit ihrem Großvater - ebenfalls ehemaliger, hochdekorierter Soldat mit einer Ahnenreihe, die bis in die Frühzeit der Samurai zurückging - in seinem spärlich eingerichteten Wohnzimmer, trank Tee mit ihm und erzählte ihm in ihrem gebrochenen Japanisch (natürlich unter Zuhilfenahme der um Lichtjahre besseren Japanischkenntnisse ihrer Mutter, die gerne ab und an soufflierte, wenn ihr mal wieder einfachste Worte nicht einfielen) von ihren Abenteuern in Afghanisten (ließ aber natürlich auch hier die Fast-Vergwealtigungs-Geschichte und die schlimmsten Details aus).

    "Mein Gott, warum bleibst du da stehen?", holte sie Cameron kurzzeitig in die Realität zurück, "Die machen gleich den gesamten gottverdammten Komplex platt! Die gesamte Scheiß-Kaserne, hörst du?"
    "Mein Shinai, es-es-es ist noch da drinnen...!", stotterte Yuki, merklich am Ende ihrer Kräfte und deutete auf das Unterkunftsgebäude. Fuck, diese Tasche im Laufschritt zu schleppen hatte sie um einiges mehr ausgelaugt als sie zugeben wollte. "Mein Schwert funktioniert nicht ohne mein Shinai!"
    "Natürlich funktioniert es, es funktioniert wunderbar!", rief Cameron und hievte die Tasche auf seine Schultern. "Heilige Scheiße, hast du die komplette Waffenkammer mitgehen lassen?"
    Carpenter sammelte ihre Sicherheitsweste und ihr Sturmgewehr vom Boden und drückte es Yuki in die Hände. Noch immer stand sie da und starrte auf das Unterkunftsgebäude.

    Ihr Großvater beugte sich zu seiner 28-jährigen Enkelin und sagte in gebrochenem Englisch: "Ich habe Geschenk für dich, Yukari-chan.", dann stand er auf, bewegte sich langsam ud dauf wackligen Beinen zu einer Kommode (das Hilfangebot seiner Tochter schlug er freundlich, aber bestimmt aus), zog die Schublade auf und holte eine laminierte Schachtel heraus, circa einen Meter lang und zehn Zentimeter (vielleicht mehr) tief. Als er sich wieder auf die Couch niederließ, überreichte er Yuki das Geschenk. Da war zum einen ihr Shinai, das hölzerne Kendo-Schwert aus echtem Bambusholz, und zum anderen lag direkt daneben in einer schwarzen Scheide ruhend das Katana mit dem schwarzen Schaft, elegant in seiner Schlichtheit, erhaben in seiner fast schon sterilen Ausstrahlung, eingebettet wie das Shinai in dunkelgrauem Samt. Yukari wusste damals nicht, was sie sagen sollte und sah nur ehrfürchtig und stumm das Schwert an, bis ihr Großvater ruhig und lächelnd sagte: "ゆかりちゃん、剣を見てください!* (Schau' dir das Schwert an, Yukari-chan)"
    Immernoch saß sie verdutzt da, bis ihre Mutter sich zu ihr herüberlehnte und übersetzte: "Du sollst dir das Schwert ansehen."
    "Uh-huh!", antwortete sie, dabei mit dem Kopf nickend.

    Also stand sie auf, nahm behutsam die mattschwarze Scwhertscheide aus der Box, packte den Schaft und zog langsam das Schwert heraus. Ein ehrfürchtiger Moment der Stille folgte, den sie damit verbrachte, das Schwert von oben bis unten zu mustern. Vom pechschwarzen Schaft bis ans Ende der extrem scharfen Klinge.
    "Dies Schwert...", fing ihr Großvater an, "Wurde geschmiedet mit altmodische Methode in Taishō-Ära, kurz vor Erster Weltkrieg. Es ist für mein Vater gewesen nachdem sie ihn zu Offizier machten. Dann wurde ich Militär und Offizier, und mein Vater gab mir das Schwert weiter. Ich hab Schwert verteidigt und beschützte und gepflegt. Und weil dein Mutter niemals zu Militär wollte...", etwas Sarkasmus war bei diesem Satz in seiner Stimme zu hören, so als wollte er "Pöh, dann halt kein Schwert für dich!" sagen, "... behielt ich es. Dann als dein Großmutter starb, musste ich viel verkaufen von meine und ihre Sachen. Sehr viel. Aber niemals Schwert. Schwert blieb bei mir. In diese Schublade. Und heute...", er lächelte mild, "... heute ich gebe dir Schwert, Yukari-chan. Du bist nicht Offizier, aber du kämpfst für zehn Offiziere."
    "Außerdem wollte mein Dad eh immer, dass ich nicht ohne Schwert in den Kampf gehe...!", fügte Yuki breit grinsend und Tränen der Freude vergießend hinzu. Sie schluchzte kurz auf und drückte ein "おじいちゃんありがとうございます... (Ojīchan arigatōgozaimasu / Vielen Dank, Großvater)" heraus. Und ganz in westlicher Tradition sprang sie auf und umarmte ihn das erste und einzige Mal in ihrem Leben. Sie war sich nciht mehr ganz sicher, ob er die Umarmung erwidert hatte - aber dieser Moment war magisch.

    "Los, ab in den verfickten Keller! Yuki, mach hinne, verdammt!"
    "Ich glaube, sie hat 'nen Schwächeanfall oder so! Cam, los trag sie hier rein! Pass auf die Treppen auf."

    Und sie hatte Angst, dass dieser Moment zumindest teilweise vergessen werden würde, sobald das Shinai brannte.

    "Fuck, fuck, fuck, die bomben die gesamte Scheißkaserne weg!"
    "Haltet euch fest!"
    "Oh Gott, wie das bebt, werfen die etwa 5 Tonnen-Ladungen ab?"

    So wie Tränen im Regen.

    Adler, hier ist Falke 2. Paket wurde abgeworfen über Zone 3, over.
    Falke 2, Adler hier, verstanden. Können Sie schätzen wieviele es erwischt hat, over.
    Adler, hier Falke 2, Schätzung nur grob, mindestens 400 Opfer, meiste davon Condition Z, konnte Zeitlimit nicht weiter ausreizen, tut mir leid Adler, over.
    Falke 2, hier Adler, verstanden, gute Arbeit, bitte fliegen Sie zurück zur Basis, ETA bitte in maximal 5 Minuten, over.
    Adler, hier Falke 2, roger, out.



    * = an alle die tatsächlich japanisch können - hasst nicht mich, hasst Google

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (12.08.2012 um 20:32 Uhr)

  9. #9
    10:45.

    "Er atmet nicht mehr."
    "Wie, er atmet nicht mehr?"
    "Uuuuuurrrrgh...!"
    "Scheiße, Ridley, halt durch! Wir warten bis die da draußen durch sind und dann hauen wir ab..."
    "Staff Seargant? Hören Sie mich, Sir? Scheiße, verdammtes Mistteil!"
    "Dagegen zu schlagen hilft auch nix, Daniel!"
    "Was soll das heißen, Cam? Sollen wir uns etwa auf eigene Faust durchschlagen und... FUCK sind die bald mal fertig mit der Verbrannte Erde-Aktion?!"
    "Die sind erst fertig wenn hier alles Asche ist, wenn wir Asche sind, verstehst du das?"
    "Sie würden doch nicht...!"
    "Doch, Rodriguez, genau das würden sie!"
    "Cam, dreh' mir jetzt bloß nicht durch!"
    "Sie testen irgendeinen Scheiß an uns aus und dann..."
    "Cam, halt die Fresse!"
    "... verfrachten sie unsere Asche an den Grund des Mariannengrabens, nachdem sie die gesamte..."
    "CAM, ICH SAGTE DU SOLLST DIE FRESSE HALTEN!"
    "... DIE GESAMTE SACHE UNTER DEN TISCH GEKEHRT HABEN!"
    "CAM, WIR SIND SOLDATEN UND KEINE TESTKANINCHEN FÜR IRGENDEINE ZOMBIESEUCHE!"
    "Ja richtig, Daniel - wir sind Soldaten, deshalb können sie uns auch so leicht loswerden!"
    "Wer sind 'sie', Cameron?"
    "Rodriguez, ich rede von der Regierung! Von den Leuten da oben, die uns hier unten zuschauen wie wir eingebunkert vor uns hinvegetieren!"
    "Ich wiederhol's nicht nochmal, Cam: Halt' deine verdammte Fresse."
    "Cam, es wäre vielleicht wirklich besser, wenn du... Ridley?"
    "Ridley?"

    Ridley richtete sich langsam auf, im selben Moment als sich Yuki langsam aus ihrem kurzen Wachkoma quälte. Sie hatte tierische Kopfschmerzen, ihr Herz pochte, und ihr war bewusst, dass da draußen alles andere als ein schlechter Traum war.
    Okay, der Reihe nach:
    Sirenen.
    Verfaulter Geruch in der Luft.
    Notruf aus dem Sani-Bereich.
    Brutales Gemetzel ebenda.
    Musste mitansehen, wie eine Krankenschwester ausgeweidet wurde von drei ihrer Patienten, während eine andere nur pansich wegrannte und ins Kreuzfeuer von Yuki und ihren Jungs geriet.
    Die Patienten fielen einfach nicht um, egal wie oft man auf sie schoss.
    Kugel in den Kopf machte sie komplett kampfunfähig.
    Niederschlagen, Kopfschuss, das war die Taktik um Mun zu sparen.
    Übrigegebliebene Ärzte und Schwestern in einen Truck verfrachten und auf die Reise schicken.
    Die ausgeweidete Schwester stand vor ihnen.


    "Ridley, alles okay bei dir?"

    Die letzten überlebenswichtigen Organe plumpsten aus ihr heraus, die Lungenflügel schienen nur an einem seidenen Faden zu hängen.
    Augen wie Milchglas.
    Genug Luft, um zu atmen.
    Genug Luft, um zu fressen.
    Kopfschuss.
    Kein Atmen.
    Kein Fressen.
    Nur noch mehr von ihrer Sorte draußen vor der Tür.


    "Ach du Scheiße, sieh dir mal seine Augen an...!"
    "Genau wie..."

    Ridley wurde gebissen!

    "Oh kacke, alle Mann zurück!"

    Ridley stand auf und schnappte wild um sich. Seine Arme unkoordiniert vor sich haltend, versuchte er nach den dreien zu packen, aber ein fester Griff gelang ihm einfach nicht. Die feixenden Schnappgeräusche wurden ab und an unterbrochen durch uturales Grunzen als wäre er der Sänger einer Death Metal-Band. Yuki stand von der Matraze am Betonboden des Luftschutzbunkers auf und griff nach dem Erstbesten, das sie als Waffe benutzen konnte.
    "Zurück, ich mach' das!", rief sie kühl und ging langsam auf den infizierten Ridley zu. "Ich mach' das..."
    "Yuki, pass auf!", rief Cameron, der merklich nervös zitternd versuchte, mit dem Sturmgewehr auf Ridley zu zielen, der sich nun langsam erhob und auf Yuki zutrottete.
    "Es tut mir leid, Thomas!", sagte Yuki und benutzte das erste Mal seit 2 Jahren Ridleys Vornamen, um ihn direkt anzureden. "So leid, okay?"
    Dann hob sie Bazooka hoch und verpasste Ridley einen donnernden Schlag auf sein Haupt. Blut spritzte aus der enorm großen Platzwunde, die sich nach dem von einem blechernen Geräusch begleiteten Hieb bildete. Er torkelte zurück, benommen, leise vor sich hingrunzend. Sie setzte noch einmal nach.
    Schwinger links.
    Noch einmal.
    Schwinger rechts.
    Noch einmal.
    Durchstoß von oben.

    Tränen schossen ihr in die Augen und sie brach erschöpft zusammen. Die blutverschmierte Bazooka fiel mit einem dumpfen Poltern neben sie auf den Boden. Auf Knien betrachtete sie ihr Werk: Ridleys Schädel war gespalten, Blut klebte an der Wand hinter ihm, auf dem Boden auf welchem er bis eben stand, auf dem Krankenbett, auf welches sie ihn vorhin gehievt hatten und auf welchem er jetzt auch wieder leblos lag. Rötliche Hirnmasse tropfte dickflüssig aus seinem Schädel auf die Matratze, die Augen waren wegen der Krafteinwirkung ausgetreten, das linke baumelte an einem seiden Faden aus der Augenhöhle heraus und schwang für ein paar Augenblicke sachte von links nach rechts wie ein Pendel. Die Zunge hing aus dem Mund heraus, und fast schien es so, als würde der Leichnam Yuki direkt ins Gesicht schauen.
    "Schau mich nicht so an.", flüsterte sie und wischte sich mit der rechten Hand die Tränen aus den Augen. Dennoch war noch was Feuchtes an ihrer rechten Wange. Sie tastete danach und betrachtete ihre Hand. Blut. Sie wischte es blitzschnell an der Hose ab, immer noch schluchzend am Boden kniend.
    "Schaut mich nicht so an.", sagte sie, nun etwas lauter an ihre drei umstehenden, geschockt dreinblickenden Kameraden gerichtet.
    "Ein Kopfschuss hätte gericht, Ma'am.", sagte Rodriguez leise und mehr voller Furcht als voller Respekt.
    "Ich wollte keine Rakete in einem Luftschutzbunker abschießen. Vor allem nicht in sein Gesicht.", witzelte Yuki mit zynischem Unterton und erhob sich langsam aus ihrer religiös wirkenden Pose.
    "Unangebracht, Ma'am.", antwortete Rodriguez und deutete auf die anderen stumm dastehenden Zwei.
    Eine minutenlange unbequeme Pause, nur ab und an unterbrochen durch das Bombardement, das fünf Meter über ihnen abging, sagte Cam endlich: "Was zum Geier hast du dir dabei gedacht?"
    Yuki schaute sich im Bunker um. Da war nur die Treppe rauf in den Sanitätsbereich, gesichert durch eine massive Stahltür oben und eine weitere am unteren Ende der Treppe. Beide waren im Moment verschlossen, sie wusste nicht ob die Lebenserhaltungssysteme hier drin lang genug für die vier ausreichen würde. Auf jeden Fall auf einem derart engen Raum (5x8 Meter, davon viel vollgestellt mit Schränken, Krankenbetten und anderem Ramsch, da der Bunker eher als Abstellkammer benutzt wurde als als Schutz vor Flugangriffen) würde es eng werden. Sie mussten raus.
    "Was hast du dir dabei gedacht, Yuki? Antworte mir, verdammt nochmal!", rief Cameron abermals, diesmal deutlich aggressiver.
    "Ich...", fing sie an, stockte allerdings kurz, "Ich... war von der Rolle."
    "Von der Rolle?", wiederholte Cameron und kam auf sie zugestapft. "Von der Rolle?" Er packte sie am Kragen und drückte sie mit aller Kraft gegen den Spind der hinter ihr stand.
    "Von der... von der Rolle!", antwortete Yuki und windete sich, um Cams Griff zu entkommen.
    Er hob sie an und drückte sie nun noch stärker gegen die Spindtür. Sein Blick war von purer verfickter Wut erfüllt, so als ob er mit der Macht seiner Gedanken ihren Kopf zum Platzen bringen wollte. "Du hast gerade einen Mann mit einer Bazooka den Schädel eingeschlagen, mit dem du zwei Jahre alng gedient hast. Mit dem du Party gemacht hast, der Typ der auf deine und seine Kosten Witze machte weil sich sonst niemand traute, der Typ der dich als seine große Schwester betrachtete nachdem du ihm ausgeredet hattest nach Afghanistan zu gehen! Einen guten, jungen Mann!" Nun schrie er sie direkt an. "Und du erschlägst ihn kaltblütig mit einem Stahlrohr du verdammtes Miststück!"
    "Er...!", fing sie an, bekam allerdings kaum Luft dank Camerons hartem Griff, "Er war nicht mehr der Typ den du kanntest, Cam! Er war... einer von denen da draußen!"
    Sie wusste anhand seines Blicks, dass er sie entweder gleich totschlagen würde - oder dass er am überlegen war. Seine bereits schon überbelasteten Synapsen schienen fast zu platzen, je genauer er nachdachte über die Situation. Sie blinzelte nicht, jedes Zwinkern würde eventuell fatale Folgen haben. Nur einen Moment nicht aufpassen, und sie würde wahrscheinlich genauso behandelt werden wie sie Ridley behandelt hatte. Totgeschlagen in einem Luftschutzbunker ohne funktionierende Toilette. Sie hätte natürlich Cam einfach in die Eier treten und ihn kampfunfähig machen können, aber sie wollte nciht noch mehr ihrer Leute verletzen.
    "Denk' nach Cam. Er war nicht mehr derselbe. Du würdest das Gleiche mit mir machen wäre ich es gewesen. Ich wollte nicht, dass ihr ihn tötet, weil ich die verfickte Verantwortung habe im Moment... Cam! Hör mir zu!", schreiflüsterte sie durch seinen festen Griff hindurch, "Ridley war mein Kumpel, ein verdammt guter Freund, aber als er zu... zu... diesem Ding da wurde, hörte er auf, er selbst zu sein. So wie Schwester Rose!"
    Schwester Rose war die Krankenschwester gewesen, die ihre gesamten Innereien über den Krankenflügelboden verteilt hatte und trotzdem weitergelaufen war.
    "So wie Schwester Rose...", wiederholte Cameron langsam nickend.
    "Ja, so wie Rose...", sagte Yuki im versichernden Ton.
    "Er war tot."
    "Er war tot und dann nicht mehr."
    "Wie die draußen."
    "Genau."
    "Untote."
    "Wie es Lutz uns gesagt hatte."
    Cameron heilt kurz inne, um abermals nachzudenken. Sachte ließ er ein paar Sekunden später Yuki wieder auf den Boden und lockerte seinen Griff, die Aktion mit einem "Tut mir leid." kommentierend.
    Yuki wollte Cameron umarmen, entschied sich allerdings erst einmal dagegen. Es wäre in dieser Situation nicht...
    Jetzt umarmte er sie.
    Sie erwiderte die Umarmung, tätschelte Cameron auf den Rücken, immer wieder die Worte "Es tut mir so leid." wiederholend, während Camerons Tränen langsam aber sicher ihre Schulter durchnässten.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (23.08.2012 um 19:39 Uhr)

  10. #10
    12:30

    "Ich will da nicht raus.". Das war im Prinzip der stille Kanon der fünf Menschen, die unten in diesem betonierten Schuhkarton eingepfercht waren und sich seit fast 2 Stunden gegenseitig angeschwiegen hatten. Sie saßen einfach da, Ridleys Leiche hatten sie notdürftig mit einer Flammenschutzdecke verdeckt, um nicht ständig seinen fast vorwurfsvollen toten Blick sehen zu müssen. Yuki sah abwechselnd die restlichen drei an und gab ihnen durch einfaches, langsames und unspektakuläres Aufstehen vom Betonboden zu verstehen, dass man raus sollte aus diesem Bunker.
    "Ich gehe jetzt da raus.", sagte sie leise und räusperte sich kurz. "Wer mitkommen will, kann mir gerne folgen. Ich zwinge niemanden." Sie ging langsam zu Cameron herüber, der neben ihrer Ausrüstung saß und einen dieser fies stinkenden Vanille-Cigarillos rauchte, die Yuki so verabscheute. Sie zog sich die Schutzweste über den Oberkörper, stopfte die immernoch blutverschmierte Bazooka in den Rucksack und hievte diesen auf ihren Rücken. Er wirkte schwerer als vorhin, wahrscheinlich alleine durch die Tatsache, dass sie seit knapp 6 Stunden nichts mehr gegessen und kaum etwas getrunken hatte. Sie wollte auch nciht. Das einzige was sie musste, war funktionieren. Dieser Körper musste funktionieren. Solange er ihr ermöglichte, zu atmen und zu kämpfen, konnte ihr ein leerer Magen und ein trockener Hals ncihts ausmachen.
    "Die haben vor circa...", sie hatte das Zeitverständnis völlig verloren in diesem verdammten Betonsarg, "... bestimmt 20 Minuten aufgehört mit dem Bombardement. Die Luft sollte rein sein."
    Auf ihre unterschwellige Forderung an die anderen, endlich aufzustehen und ihr zumindest bis raus an die frische Luft zu folgen, reagierte lediglich Rodriguez, der die ganze Zeit auf einer Kiste gesessen und nur in die Luft gestarrt hatte, um den faul-süßlichen Geruch von Ridleys Leiche zu ignorieren. Er stellte sich neben sie, sein Sturmgewehr locker in einer Hand haltend und neben sich hängend lassend, und tätschelte ihr sanft mit der anderen auf die Schulter.
    "Cam, Carpenter?", fragte sie zögerlich udn sah die beiden abwechselnd an.
    Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit (obwohl es maxmimal 20 Sekunden waren), aber nachdem die beiden sich gegenseitig stumm angesehen und sich bestätigend zugenickt hatten, standen auch sie auf. Cameron sah sie eindringlich an, nahm ihr eher forsch den Rucksack ab, hievte ihn auf den Rücken und gab nur ein "Du gehst vor." von sich.



    Die Tür flog förmlich auf, als Yuki mit vorgehaltenem Sturmgewehr aus der Bunkertür nach draußen stürmte. Schnell ließ sie die Waffe wieder sinken und sah sich um. Der komplette Stützpunkt sah aus wie ein einziges, in braun-schwarz getauchtes abstraktes Gemälde ohne Struktur. Am Horizont konnte sie gräuliche Rauchschwaden aus Brisbanes Häusern steigen sehen, in der Ferne ertönte eine Kirchenglocke, die wie ein morbider Witz Gottes über die Polizeisirenen, Schussgeräusche und Schreie hinweg hallte, die aus derselben Richtung kamen.

    Die komplette Zone um Yuki und ihre Kameraden herum war menschenleer, die meisten Gebäude waren nur noch in ihren Fundamenten vorhanden, ansonsten hatte das stundenlange Dauergeballer alles zerstört.

    Sie wollten nicht raus aus dem, was quasi all die Jahre ihr Zuhause war. Und doch mussten sie in die Stadt, die lichterloh brannte und alles andere als einladend wirkte in diesem Moment.
    "Also...", begann Carpenter und versuchte, trotz all der Erschütterung halbwegs positiv und optimistisch zu klingen, "Entweder wir schlagen hier Wurzeln. Oder wir tun das, was wir am besten können und helfen unseren Leuten so gut wir können."
    Yuki nickte stumm, aber brachte kein Wort heraus. Alles, was vorher zwar hin und wieder streng und reglementiert, aber dennoch schön war, war nun ein Ort des Todes, der nach verbranntem Fleisch stank, ein Ort wo sich abgetrennte Körperteile mit Feuer und Trümmern abwechselten. Ein Ort, der genausogut ihre persönliche Hölle sein konnte.

    So machten sie sich auf den beschwerlichen Weg in die Stadt. Nicht ahnend, dass es von hier an nur noch schlimmer werden würde.

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