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The Big Guns
9:30.
"Der Krankenflügel wurde überrannt! Alle Mann raus aus dem Sanitätsbereich!"
"Sie sind den A- und B-Unterkünften! Fuck, kann hier mal jemand Verstärkung schicken?"
"Die Hauptstraße nach Brisbane ist blockiert!"
"Was verdammte Scheiße geht hier vor?"
"Sie sind einfach aus den Fenstern gesprungen um sich zu retten... Oh Gott, sie haben sie! Um Gottes Willen, warum hilft keiner?"
"Wer hat dem Arschloch im Schützenpanzer befohlen, die A-Unterkünfte in die Luft zu jagen?! Da waren unsere Leute drin! Verdammt nochmal!"
Es hatte nicht einmal zwei Stunden gedauert, bis die Hölle über die Enoggera Barracks hereinbrach.
"Scheiße, Jungs! Feuert aus allen Rohren, die ihr zur Verfügung habt!", schrie Cameron und gab mehrere Schüsse aus seinem Sturmgewehr auf den Eingangsbereich des Krankenflügels ab. Hier hatte es angefangen. Die weißen Wände des Hospizes färbten sich partiell rot, als die mit Fieber diagnostizierten Soldaten über die Ärzte, Schwestern und Patienten herfielen. Jetzt waren sie überall: glasige Augen, leicht verfaulte Haut, unkoordiniert durch die Gegend wankend, stöhnend, schmatzend, manchmal gröhlend und augenscheinlich unaufhaltsam. Fuck, Rildey hatte in eines dieser Dinger 15 5,56 mm-Kugeln in den Bauch gejagt und es hatte immernoch gestanden. Erst ein beherzter Schlag mit dem Gewehrkolben voll auf die Zwölf hatte es aufgehalten. Doch genau in dem Moment hatte es nach Ridley geschnappt und ihn gebissen. "Die haben nicht wirklich Schmalz in der Birne - aber Biss haben sie, das muss man ihnen lassen!", scherzte Ridley noch, nachdem er sich des Dings entledigt hatte. Jetzt standen sie hier im Erdgeschoss des Krankenflügels, Ridley blutete aus dem Handgelenk, Rodriguez rannte wild in eines der Büros und schnappte sich ein Erste Hilfe-Kit, um Ridley wieder halbwegs fit zu machen. Und Carpenter, Cameron und Yuki standen nun zu dritt da, schossen ein Vieh nach dem nächsten über den Haufen und versuchten derweil verzweifelt, über Carpenters Funkgerät mit dem Rest der Truppe Funkkontakt aufzubauen. Die komplette Kompanie war hoffnungslos verstreut über das Gelände, wahrscheinlich waren schon welche ins Zentrum von Brisbane abgehauen weil sie dachten, dass es dort ruhiger wäre. Scheiß Chaos.
"So ein Scheiß, geben die denn niemals auf?", rief Carpenter und wich einige Schritte zurück, als einer von ihnen fast schon im Laufschritt durch den Eingang kam und nach ihm griff. Ein beherzter Schlag mit dem Kolben gegen die Rübe, dann dem am Boden liegenden Vieh eine Kugel in den Kopf jagen. So fertigten sie jeden von ihnen ab, der durch die Türen kam. Zuviel Munition wurde verschwendet in der ersten Veirtelstunde ihres Aufenthalts hier. Und sie mussten jetzt schon rationieren.
"Traut sich irgendwer, in unsere Unterkunft zu rennen, dort die Waffenkammer auszuräubern und wieder hierher zurückzukehren?", plante Yuki laut vor sich hin. Ihr war jetzt schon klar, dass sie rüberrennen musste. Was ihr nicht unbedingt gegen den Strich ging - lieber würde sie sich in Todesgefahr begeben als jeden ihrer Kameraden hier.
"Bessere Idee: Warum verlagern wir nicht komplett unsere Position zurück zu den Unterkünften?", schlug Cameron vor.
"Guter Plan. Ridley, wie sieht's aus bei dir?", erkundigte sich Yuki und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er blutete immernoch wie ein Schwein aus der Wunde an seiner Hand, aber er konnte noch sprechen.
"Passt schon, solange ich schießen kann, krieg ich...", fing Ridley an, wurde allerdings durch ein Knarzen in Carpenters Funkgerät unterbrochen.
"Achtung, D-Kompanie, sofortige Evakuierung der Unterkünfte vonnöten! Ich wiederhole: D-Kompanie, verziehen Sie sich augenblicklich aus den Unterkunftsgebäuden! Sie sind überrant worden! Halten Sie um jeden Preis den Sanitätsbereich!", plärrte Lutz's Stimme kommandierend durch das Funkgerät.
Wutentbrannt und ungläubig riss Yuki Carpenter das Gerät aus den Händen und antwortete: "Colonel Rothrock hier, Staff Seargant der Krankenflügel ist vollkommen überrannt worden, wir haben gerade die übrigen Ärzte in einen Truck verfrachtet und sind nur noch hier weil einer von uns von den Dingern gebissen wurde! Wir müssen an die Waffenkammer in Unterkunft D ran, ansonsten stehe wir hier gleich da mit runtergelassenen Hosen... Sir!"
"Corporal Rothrock, Sie haben dem verdammten Befehl Folge zu leisten!"
"Nicht wenn er vollkommen schwachsinnig ist!"
"Rothrock, ich werde es Ihnen nicht nochmal sagen...!"
"Sir, ich werde jetzt losrennen, bin in einer Minute in der Waffenkammer, werde dort alles in meinen Rucksack schmeißen was ich an Munition dort finde und bin schneller raus als sie 'Schifferscheiße' sagen können!"
"Die machen gleich das Gebäude platt, Rothrock! Da sind drei Dutzend von den Dingern...! Rothrock, hören Sie mich? Machen Sie keinen Scheiß, Soldat! Soldatin! Wie auch immer, kommen Sie sofort zurück an den Apparat!"
Sie hörte Lutz nicht, stattdessen warf sie die kugelsichere Weste von sich, legte ihr Sturmgewehr behutsam daneben und zog das Katana aus der Scheide am Rückenteil der Schutzweste.
"Okay, Jungs. Ich werde...", fing sie an und hob ihren vor Ridley ausgeleerten Rucksack vom Boden auf. "... da rüber rennen, Mun holen, auf dem Weg ein paar Ficker killen, typischer Morgenspaziergang halt."
Cameron hielt sie am rechten Arm fest und sah sie durchdringend an. "Komm' zurück du verrücktes Huhn. Wehe du kommst nicht zurück, dann werde ich dich im Jenseits aufsuchen und dir eine runterhauen...!", sagte er.
"Du weißt, wo du mich da triffst.", sagte sie und grinste verschmitzt. "Triff' mich an der Bar, Cameron. Ich schmeiß' 'ne Runde!"
Dann lief sie los, das Katana in der rechten und die Browning Hi-Power in der linken Hand. Cameron und Carpenter gaben ihr von hinten Feuerschutz, während sie die knappen 200 Meter vom Sanitätsgebäude zum Unterkunftsgebäude rannte. Da kamen sie schon von vorne angeschlurft. Im Laufen verpasste sie dem ersten Zombie zwei Schüsse in die Birne, der nächste griff nach ihr von links und erntete ebenfalls einen Schuss in die linke Stirnhälfte. "Fuck, fuck, fuck, fuck!", rief sie, als sie von oben schon die Jet-Turbinen hören konnte. Gleich würden sie das gesamte Gebäude in die Luft jagen, inklusive all der Erinnerungen...
Da schnitt die Katanaklinge sauber durch den Hals eines Zombies.
... all dem Gelächter, der warmen Atmosphäre trotz des hier und da auftauchenden Stress...
Bevor sein Kopf den Boden berührte, hackte sie einem weiteren die obere Schädelhälfte ab und schoss einem weiteren in den Kopf.
... ihres Shinai.
Links und rechts fielen noch mehr Untote um durch die Feuersalven, die aus dem Eingangsbereich des Krankenflügels kamen.
Fuck, sie würde länger brauchen als erwartet.
Endlich kam sie an der Tür an. Innen angekommen, musste sie sich zunächst des infizierten, blutgierigen Bombardiers entledigen, der den Weg in den Keller versperrte mit seinen auf 1,75 Meter verteilten 120 Kilo. Ihm fehlte zwar ein Arm, aber das machte ihn nicht minder gefährlicher. Das orangene Flackern hinter ihm - war das Feuer in der Munitionskammer? "Fuck, fuck, fuck!", entglitt es Yuki abermals, passend im Takt ihrer Schritte als sie die Treppe herunterstürmte. "Sorry!", sagte sie knapp und spaltete seinen Kopf in einer perfekten vertikalen Linie mit ihrem Schwert, wodurch er wie ein nasser Sack in sich zusammen- und dann die Treppe herunterstürzte.
Nun galt es, schnell zu sein. Das Feuer war nicht groß, aber es würde reichen, die hier gelagerten Granaten und Explosivgeschosse hochzujagen. Sie warf den Rucksack vor sich und schaufelte alles an 5,56 mm- und 9 mm-Kugeln und -Magazinen hinein, was sie finden konnte. Dazu noch ein knappes Dutzend Sprenggranaten, ein knappes Dutzend Bazooka-Raketen und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, klaute sie sich direkt auch noch eine Bazooka aus einem der Waffenschränke. Schwer bepackt steifelte sie wieder die Treppe hoch und rannte heraus, durch die knappen 40 Kilogramm, die sie nun als zusätzliches Gewicht auf ihrem Rücken trug nun natürlich langsamer als zuvor.
"Hauptsache raus aus dem Explosionsradius. Raus aus dem... Oh nein!"
Das Shinai.
Kurz blieb sie stehen. Sie konnte sehen und hören, wie Cameron am Eingang des Krankenflügels stand, sie zu sich winkte, laut "Komm' rüber hier du verdammtes Miststück!" schrie - aber gleichzeitig wurde es auch still um sie. Was, wenn das einzige Erinenrungsstück, das sie von ihrem Großvater hatte, mitsamt der Untoten...
Nein, sie konnte nicht wieder reinrennen. Sie musste weiter. Sie hatte noch sein Schwert. Das musste reichen. Es leistete ihr gute Dienste. Es war verantwortlich für ihren guten Ruf und ihre respekteinflößende Aura.
Aber wenn eines fehlte...
Sie würde ein neues irgendwo herbekommen.
Es wäre nicht dasselbe.
Sie konnte es noch vor ihrem geistigen Auge sehen, als sie die letzten Schritte in Richtung des Krankenflügels machte, um die Tasche dort abzuladen.
Sie waren zu Besuch bei ihm in Chiba-shi. Er saß da, fast majestätisch, in einem Bungalow etwas außerhalb des Stadtzentrums. Es war Frühling. Es roch nach einer Mixtur aus exotischer Botanik und Smog. Der Geruch gefiel ihr, vor allem weil er sich mit der Meeresluft mischte, die direkt vom Hafen durch eine leichte Nordost-Brise zu ihnen geweht wurde. Sie trug ein rot-weißes Sommerkleid mit Blumenmuster. Es war nicht altmodisch, aber auch nicht supermodern, dieses Kleid. Sie liebte es. Sie hatte es immer geliebt. Leider hatte sie es bei ihrem letzten Aufenthalt in Birmingham, England, zuhause bei ihren Eltern vergessen. Sie saß mit ihrem Großvater - ebenfalls ehemaliger, hochdekorierter Soldat mit einer Ahnenreihe, die bis in die Frühzeit der Samurai zurückging - in seinem spärlich eingerichteten Wohnzimmer, trank Tee mit ihm und erzählte ihm in ihrem gebrochenen Japanisch (natürlich unter Zuhilfenahme der um Lichtjahre besseren Japanischkenntnisse ihrer Mutter, die gerne ab und an soufflierte, wenn ihr mal wieder einfachste Worte nicht einfielen) von ihren Abenteuern in Afghanisten (ließ aber natürlich auch hier die Fast-Vergwealtigungs-Geschichte und die schlimmsten Details aus).
"Mein Gott, warum bleibst du da stehen?", holte sie Cameron kurzzeitig in die Realität zurück, "Die machen gleich den gesamten gottverdammten Komplex platt! Die gesamte Scheiß-Kaserne, hörst du?"
"Mein Shinai, es-es-es ist noch da drinnen...!", stotterte Yuki, merklich am Ende ihrer Kräfte und deutete auf das Unterkunftsgebäude. Fuck, diese Tasche im Laufschritt zu schleppen hatte sie um einiges mehr ausgelaugt als sie zugeben wollte. "Mein Schwert funktioniert nicht ohne mein Shinai!"
"Natürlich funktioniert es, es funktioniert wunderbar!", rief Cameron und hievte die Tasche auf seine Schultern. "Heilige Scheiße, hast du die komplette Waffenkammer mitgehen lassen?"
Carpenter sammelte ihre Sicherheitsweste und ihr Sturmgewehr vom Boden und drückte es Yuki in die Hände. Noch immer stand sie da und starrte auf das Unterkunftsgebäude.
Ihr Großvater beugte sich zu seiner 28-jährigen Enkelin und sagte in gebrochenem Englisch: "Ich habe Geschenk für dich, Yukari-chan.", dann stand er auf, bewegte sich langsam ud dauf wackligen Beinen zu einer Kommode (das Hilfangebot seiner Tochter schlug er freundlich, aber bestimmt aus), zog die Schublade auf und holte eine laminierte Schachtel heraus, circa einen Meter lang und zehn Zentimeter (vielleicht mehr) tief. Als er sich wieder auf die Couch niederließ, überreichte er Yuki das Geschenk. Da war zum einen ihr Shinai, das hölzerne Kendo-Schwert aus echtem Bambusholz, und zum anderen lag direkt daneben in einer schwarzen Scheide ruhend das Katana mit dem schwarzen Schaft, elegant in seiner Schlichtheit, erhaben in seiner fast schon sterilen Ausstrahlung, eingebettet wie das Shinai in dunkelgrauem Samt. Yukari wusste damals nicht, was sie sagen sollte und sah nur ehrfürchtig und stumm das Schwert an, bis ihr Großvater ruhig und lächelnd sagte: "ゆかりちゃん、剣を見てください!* (Schau' dir das Schwert an, Yukari-chan)"
Immernoch saß sie verdutzt da, bis ihre Mutter sich zu ihr herüberlehnte und übersetzte: "Du sollst dir das Schwert ansehen."
"Uh-huh!", antwortete sie, dabei mit dem Kopf nickend.
Also stand sie auf, nahm behutsam die mattschwarze Scwhertscheide aus der Box, packte den Schaft und zog langsam das Schwert heraus. Ein ehrfürchtiger Moment der Stille folgte, den sie damit verbrachte, das Schwert von oben bis unten zu mustern. Vom pechschwarzen Schaft bis ans Ende der extrem scharfen Klinge.
"Dies Schwert...", fing ihr Großvater an, "Wurde geschmiedet mit altmodische Methode in Taishō-Ära, kurz vor Erster Weltkrieg. Es ist für mein Vater gewesen nachdem sie ihn zu Offizier machten. Dann wurde ich Militär und Offizier, und mein Vater gab mir das Schwert weiter. Ich hab Schwert verteidigt und beschützte und gepflegt. Und weil dein Mutter niemals zu Militär wollte...", etwas Sarkasmus war bei diesem Satz in seiner Stimme zu hören, so als wollte er "Pöh, dann halt kein Schwert für dich!" sagen, "... behielt ich es. Dann als dein Großmutter starb, musste ich viel verkaufen von meine und ihre Sachen. Sehr viel. Aber niemals Schwert. Schwert blieb bei mir. In diese Schublade. Und heute...", er lächelte mild, "... heute ich gebe dir Schwert, Yukari-chan. Du bist nicht Offizier, aber du kämpfst für zehn Offiziere."
"Außerdem wollte mein Dad eh immer, dass ich nicht ohne Schwert in den Kampf gehe...!", fügte Yuki breit grinsend und Tränen der Freude vergießend hinzu. Sie schluchzte kurz auf und drückte ein "おじいちゃんありがとうございます... (Ojīchan arigatōgozaimasu / Vielen Dank, Großvater)" heraus. Und ganz in westlicher Tradition sprang sie auf und umarmte ihn das erste und einzige Mal in ihrem Leben. Sie war sich nciht mehr ganz sicher, ob er die Umarmung erwidert hatte - aber dieser Moment war magisch.
"Los, ab in den verfickten Keller! Yuki, mach hinne, verdammt!"
"Ich glaube, sie hat 'nen Schwächeanfall oder so! Cam, los trag sie hier rein! Pass auf die Treppen auf."
Und sie hatte Angst, dass dieser Moment zumindest teilweise vergessen werden würde, sobald das Shinai brannte.
"Fuck, fuck, fuck, die bomben die gesamte Scheißkaserne weg!"
"Haltet euch fest!"
"Oh Gott, wie das bebt, werfen die etwa 5 Tonnen-Ladungen ab?"
So wie Tränen im Regen.
Adler, hier ist Falke 2. Paket wurde abgeworfen über Zone 3, over.
Falke 2, Adler hier, verstanden. Können Sie schätzen wieviele es erwischt hat, over.
Adler, hier Falke 2, Schätzung nur grob, mindestens 400 Opfer, meiste davon Condition Z, konnte Zeitlimit nicht weiter ausreizen, tut mir leid Adler, over.
Falke 2, hier Adler, verstanden, gute Arbeit, bitte fliegen Sie zurück zur Basis, ETA bitte in maximal 5 Minuten, over.
Adler, hier Falke 2, roger, out.
* = an alle die tatsächlich japanisch können - hasst nicht mich, hasst Google
Geändert von T.U.F.K.A.S. (12.08.2012 um 19:32 Uhr)
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