Eine Zeitlang saßen sie schweigend nebeneinander, und Michail atmete den süßlichen Duft des Grases ein, welches sich Dani gerade zu Gemüte führte.
Daher kam dir der Geruch ihrer Haare bekannt vor. Sie kifft. Na ganz toll.
Er war doch tatsächlich so naiv gewesen und hatte geglaubt, das sei eine Zigarette.
In seinem Hinterkopf drängte sich das Vorurteil 'typisch Holland' in den Vordergrund, aber er ignorierte es. Jeder entspannt anders, und nicht jeder musste dieselbe, abweisende Haltung gegenüber Drogen haben wie Michail. Zumal es sich bei Gras schließlich nicht um das Hardcore-Zeug schlechthin handelte.
Eine Weile betrachtete der Russe Dani von der Seite, und jetzt fiel ihm ein, dass er ja noch nichtmal ihren Namen kannte. Diesen Terz mit den Namensschildern hatte er nicht mitgemacht, er war hier schließlich nicht auf einer Single-Messe, und bei ihr konnte er ebenfalls keines erkennen. Unglaublich, vorhin hätten sie sich fast geküsst, und kannten noch nicht einmal ihre Namen.
Ich versuch, etwas zu trinken zu finden, meinte er plötzlich hinein in die Stille, welche von dem Gegröhle des Lagerfeuers untermalt wurde. Er stand behände auf, aber bevor er davonstapfte, ging er nochmal schräg hinter Dani in die Hocke.
"Ich bin übrigens Михайл (Mikhaĭl/Michail)", sprach er sie halblaut an.
Dani drehte sich verwundert herum, in ihrem Kopf arbeitete es. Da war sie vorhin drauf und dran, ihn abzuknutschen, aber Tatsache, sie wusste bis jetzt nicht einmal, wie er hieß.
Sie lächelte etwas verlegen.
"Michail...", wiederholte sie seinen Namen mit einem verhaltenen Gesichtsausdruck.
"Ich bin Dani", fügte sie nach einer kleinen Pause an.
"Gut, Dani, ich bin gleich wieder da". Er überlegte, ob er es ihr gleichtun sollte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchen sollte.
Nein, damals war es nur zum Abschied, sie hatte bestimmt nicht gedacht, mich wiederzusehen. Und vorhin das, nein, da war nichts, redete er sich ein, erhob sich dann und ging Richtung Wellblechhütte davon.

Vor der Hütte traf Michail auf Dob, der soeben an der Harley herumantierte, zumindest insofern das mit den bescheidenen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, möglich war. Der Russe hielt kurz inne und betrachtete abwechselnd das Motorrad und den Mechaniker.
"Wer wünscht sich nicht so ein Gerät", sprach Michail ihn an und Dob schaute auf, er war vollkommen abgelenkt gewesen und hatte gar nicht bemerkt, wie der Russe hinzugetreten war.
"Hoffentlich bekommst du sie wieder hin, wäre schade drum", meinte er mit ernstem Ton, drehte sich dann um und ging in die Hütte.

Drinnen war es weitestgehend ruhig, ein paar der Überlebenden lagen auf dem Boden und schliefen, einige davon schnarchten leise, und das kam nicht nur von den Männern.
Vorsichtig und betont leise ging er umher und suchte nach etwas Essbarem oder was zu Trinken.
Aber Fehlanzeige.
Vielleicht hinter der Tür?
Michail öffnete sie, blickte hinein, trat ein und schloss sie wieder. Ein Büro. Also hier würde er bestimmt nichts zu Essen finden, außer dieser Wellerson hatte irgendwo einen Minikühlschrank.
Gerade wollte er kehrt machen, als er verharrte. Was war das? Michail trat hinter den Schreibtisch und ging in die Knie.
Ein Safe. Ein altes Modell, die beiden Drehknöpfe und der Hebel waren vollkommen verrostet, ebenso das Gehäuse, und Beulen befanden sich auch nicht wenige darin.
Er zog an der Tür, ruckte hin und her. Verschlossen. Also war etwas darin.
Seine Neugier war geweckt. Aus Langeweile probierte er ein paar Zahlenkombinationen aus, aber vergebens. Dann ruckelte er an dem Tresor herum, also stabil sah anders aus. Vielleicht konnte er ihn irgendwie aufhebeln, die Verschlussbolzen hatten bestimmt auch schon bessere Tage gesehen, und das war keiner dieser Vollmetall-Safes.
An der Wand lehnte eine lange Brechstange, und Michail zuckte mit den Schultern. Versuch macht klug, und er nahm das Werkzeug, setzte es zwischen Gehäuse und Tür knapp neben den nicht besonders stabil aussehenden Scharnierbolzen an und drückte erst nur wenig, dann aber, als er Halt gefunden hatte, mit voller Kraft und versuchte, die Safetür des kleinen Tresors aufzuhebeln. [Aufgabe Epsilon; Würfelprobe auf Kampf]