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Legende
Die ausgebrannten Wägen jagten der hartgesottenen Ärztin einen Schauer über den Rücken, während sie wie ein Pfandflaschensammler in einer blauen Mülltute alles zusammenlas, was sie eben finden konnte um es später auszuwerten. Sie hörte dumpf die Stimmen von Ian, Michail und Dani, die sich unweit des Autostapels befanden durch den sie sich eben hindurcharbeitete. Sie schienen wegen irgendwas zu streiten und sie hoffte, das der Kindergärtner klug genug war um den Russen nicht noch mehr zur Weißglut zu treiben.
Mit dem massiven Stück Metall auf dem MTC123 stand, hebelte sie sich den Weg zu einer Limousine frei. Doch als sie den Kofferraum öffnete, stolperte sie einige Schritte zurück – „Ce draku! [Zum Teufel!]“ - denn trotz des Geruchs der sie vorgewarnt hatte, musste selbst sie erstmal ordentlich Fluchen um den Anblick der fachmännisch geknebelten Leiche zu ertragen, die einen gequälten Ausdruck auf dem modrigen Gesicht trug und der die Maden eindeutig nicht zu schmecken schienen. Sie wandte sich mit einem faden Geschmack im Mund von dem wuseligen Leib ab und gab eine knappe Durchsage über Funk ab, die nur hören konnte wer noch eines der Teile im Ohr trug. „Tess hier, ich habe in einem Autowrack beim Stapel ganz im Süden - also beim Panzer - einen Toten gefunden. Der Typ ist eindeutig tot, bewegt sich nicht und macht keine Anstalten sich zu erheben, soweit ich das sehen kann. Ich möchte ein okay von Isabelle oder wer-auch-immer grade meint diese Truppe anzuführen (Ian), bevor ich mich weiter daran mache, hier nach Spuren zu suchen. Und ich könnte beim durchsuchen der Limo noch Unterstützung von jemandem gebrauchen, der meint er ist geschickt genug um sich dabei keine Verletzungen zu holen. Falls sich keiner findet, würde ich das aber auch alleine erledigen."
Vielleicht gab es jemanden, der meinte besonders heldenhaft hier sein Glück zu versuchen um die Welt vor dem Untergang zu retten. Und sie würde niemanden stoppen, wenn er Lust auf eine Runde „Sezieren für Anfänger“ hatte. Oder irgendwem lag etwas an ihr und er würde sie stoppen - weil eine Ärztin keine Bestatterin war und sie für die Gruppe einen gewissen Wert hatte oder so. Ah Tess, lass die Scheiße. Das einzige was der tote Kerl da braucht ist Blei in den Kopf, eine Flamme an den Arsch und ein Ave Maria. Und genau das alles wirst auch du über kurz oder lang brauchen. Also fang schonmal an zu beten.
Sie lief einige Schritte weg von der Limo zum Zaun um auf weitere Anweisungen zu warten, rupfte dort zwei Stengel Rosmarin aus und warf sie mit einem weiteren Fluch auf den Lippen auf die andere Seite der Wellblechmauer. Das Zeug wurde hier in Australien Teufelskraut genannt und auch wenn sie nicht abergläubisch war, sie hatten im Moment Dämonen und Untote genug um sich herum. Und weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte mit sich und der Stille – und weil sie irgendwas tun musste damit sie die Bilder noch ein wenig ein klein wenig auf Abstand halten konnte - umklammerte sie den Rosenkranz in ihrer Hosentasche und fing an zu beten.
Geändert von Viviane (12.08.2012 um 12:09 Uhr)
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