Sie hatte eine kleine Runde auf dem Platz gedreht und dabei Helena, Andris und Axel in Augenschein genommen. Nichts auffälliges zu erkennen. Das war gut, sehr gut sogar. In der Hütte hatte sie dann, neben einem auf dem Boden sitzenden Travis, zwei Dosen Bier und Ravioli sowie zwei Wurstsnacks gefunden. Was das einzige war, was noch genießbar war. Also würden sie vielleicht doch Eidechsen und Heuschrecken fangen müssen. Riley und Leo gingen an ihnen vorbei in das kleine, anliegende Zimmer und ließen die Tür einen Spalt breit offen. Man spürte die Traurigkeit des kleinen Mädchens geradezu.
Ellen und Robert hatte sie mit einem Kopfschütteln signalisiert, das sie ihre Hilfe vorerst nicht bei den Verletzten benötigte, woraufhin Ellen sich Andris zugewandt hatte. Sie selber zog sich mit raschen, routinierten Bewegungen ihren langärmeligen weißen Arztkittel mit dem roten Flügellogo der Pharmaziefirma, für die sie nach Australien gekommen war, über, um den Mücken zu entkommen und um ein wenig Schutz vor den scharfkantigen Metallteilen zu bekommen. Roberts Anwesenheit kratze an ihren Nerven, denn im Gegensatz zu Ellens beruhigender Präsenz, wirkte er eher wie ein Bumerang. Sie zupfte ihn am Ärmel seines Anzugs, „Robert, hör mal, wenn irgendwer hier noch etwas weiß, wenn ihm irgendwas in den Tagen bevor wir in den Flughafen kamen aufgefallen ist, dann brauchen wir diese Informationen.“ Robert und Ellen wären perfekt dafür, genau wie Ian oder diese rothaarige Sängerin. Angenehme Ausstrahlung, nicht fit genug um eine körperliche Bedrohung darzustellen. Perfekt. „Vielleicht redest du mal mit den Leuten und fragst sie danach ob ihnen was komisches aufgefallen ist. Ich hab in dem kleine Kühlschrank das hier gefunden - vielleicht hilft es ja um mit den andren ins Gespräch zu kommen.“
Sie überreichte Robert die beiden Dosen mit dem eiskalten Bier, einen Wurstsnack und die XXL-Dose Ravioli. Vielleicht würden er am Lagerfeuer, wenn die Stimmung sich entspannte und er sich nicht allzu dumm anstellte, so an Informationen kommen. Den zweiten Wurstsnack packte sie mit den Zähnen aus, weil sie mit ihren Lederhandschuhen das Siegel nicht aufbekam. Zu niemand besonderem warf sie noch ein „Kümmert euch darum, das ihr fit seid, wenn wir hier wieder weg müssen. Ich habe keine Ahnung wie lange diese Blechwände halten werden.“, in den Raum, bevor sie schon wieder in der Tür stand und dort mit zwei Bissen den Snack in ihren Magen beförderte. „Wenn ihr mich sucht, ich schau mal ob ich irgendwo etwas zur Beleuchtung finde – Autoscheinwerfer oder andere Strahler und eine Autobatterie, damit wir heute Nacht nicht im Dunkeln stehen. Und wenn das umliegende Gelände einigermaßen flach ist, könnten wir das auch ausleuchten... fragt sich nur ob es einen Posten gibt an dem wir über die Mauer sehen können, eventuell kommt man ja irgendwie auf das Dach dieses Schuppens. Wenn einer von euch hier Zeit hat, kann er das ja mal überprüfen..“
Jetzt wollte sie einfach nur soweit weg von allen, wie sie konnte. Nachdem sie solange mit diesen Leuten eingesperrt gewesen war wollte sie nur noch Zeit für sich und dazu eine Beschäftigung, die ihren Körper so müde werden lassen würde das sie in einen traumlosen Schlaf sinken konnte. Also lief sie in einem großen Bogen an der Umzäunung entlang zu den Autotürmen, die ganz im Süden des Geländes waren (und damit weit weg von der Gruppe am Lagerfeuer) und nur wer darauf achtete sah, das die Spur ihrer Schritte in leichten Schlangenlinien verlief. Danach sah man von ihr nicht mehr, als dann und wann ein weißes Stück Stoff das zwischen dem Blechschrott aufflackerte. Aber ihr Gewühle war lautstark über den gesamten Platz zu hören.
[OT: Tess durchsucht Autowracks nach Leuchtmitteln und anderem nützlichem Kram]