Die Harley war davongerast, selbstverständlich nicht ohne nicht noch „standesgemäß“ eine schwarzblaue Wolke aus dem Auspuff zu stottern und zwei-, dreimal ordentlich zu knattern. Axel und Michail hatten sich am schweren Gatter positioniert und als die Harley sich mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu bewegte, warfen sich die beiden Männer mit all ihrem Gewicht gegen das Gatter um dieses einen Spaltbreit zu öffnen. Travis fuhr mit dem Feuerofen hindurch, der kleine Vietnamese Niki begann nebenher zu laufen. Sie besprachen sich. Und so begann ihre Mission…
Die Überlebenden standen indessen mit ihren wenigen Habseligkeiten auf dem Hof von Wellersons Schrottplatz dem sie einen kurzen Blick des Abschieds schenkten. Eng und heiß war die Hütte gewesen, unbequem der Boden und es stank immerzu nach Rost und altem Öl. Doch waren sie sicher gewesen, wenngleich auch nur für einen kurzen Augenblick. Der Feind war ihnen jedoch gefolgt und schon seit den heißen Stunden des Mittags schlug er wieder gegen die blechernen Wände, ununterbrochen und mit der Sturheit des unheiligen Hungers.
Michail, Ian und Isabelle konnten von einem Stapel Reifen aus erkennen, wie das Motorrad den Großteil der Zombies tatsächlich weglockte, tiefer in den Sumpf hinein und damit weg von ihrem Tor. Der Kanaldeckel gab sich ihnen fast ungeschützt preis, jetzt war der Moment gekommen, einen besseren würden sie nicht erleben.
Michail und Fawyerwaren die ersten, die aus dem Tor stürzten und sich in die Manege des untoten Feindes begaben um zur Musik des Totentanzes zu überleben. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt alleine dem Kanaldecke, wussten sie doch direkt hinter ihnen Ryan, Keko und Suparman, drei Helden, die den Korridor bilden wollten damit die Überlebenden Richtung Kanalisation fliehen konnten.
Weich und tief gruben sich die Knie der beiden rennenden Männer in den Sand als sie sich direkt vor dem Kanaldeckel auf den Boden warfen und die Brechstange anbrachten. Sie wussten nun das jede Sekunde kostbar, jeder Augenblick unwiederbringlich war und während sie sich gegen den Deckel stemmten der unter seinem Rostkleid wimmerte, begannen sich ihre Feinde wie mechanisch auf sie zu stürzen. Unendlich langsam, unendlich tödlich und jeden Schritt schlurfend unkontrolliert setzend…
Wuchtig fiel der Deckel von der Seite zu Boden, die beiden Männer mit ihm, doch schnell waren sie wieder auf den Beinen. Beide blickten sich an, den Blick auf den Deckel gerichtet und die unausgesprochene Frage wie man das Loch wieder würde verschließen können erschien zwischen ihren Blicken. Michail zuckte mit den Schultern, keine Freundlichkeit war in seinem Blick und kein Funken Menschlichkeit oder Kameradschaft, als er sich die Waffe auf den Rücken schnallte und mit einem Kampfmesser bewaffnet als erster in der dunklen Luke verschwand, sich von der Dunkelheit förmlich fressen ließ.
Und dann war die Meute heran. Suparman, Keko und Ryan warfen sich ihnen entgegen, sie schossen und schlugen und bald schon war das Tonfa des Inders glitschig vom Blut des Feindes.
Andris gebührte das Vorrecht des Alters, Leo das Recht des kleinen Kindes als sie als erste der Überlebenden die Unsicherheit der Dunkelheit gegen die Sicherheit des Todes dort oben tauschten. Da sie keinen Seemann unter sich hatten und sich niemand Gedanken gemacht hatte, war der Rest der Flucht heilloses Chaos.
Ethan verschwand nach unten, dann folgten Helena und Dob. Dies war der Augenblick in dem eine schlanke junge Frau aus der Menge ausscherte und mit klopfendem Herzen zurück auf den Schrottplatz lief. Sofort war Suparman an ihrer Seite und nickte Ellen grimmig zu, Keko und Ryan erweiterten mit der blanken Wut des Überlebenswillens den Korridor.
Tess warf den beiden Laufenden einen letzten Blick zu ehe sich das Dunkel um sie legte und sie den Eisensprossen nach unten folgte, sie waren kalt und der Gestank der von unten kam war schrecklich.
Als Dani an der Reihe war und sie den Fehler machte und nach unten blickte, sah sie das angespannte Gesicht von Michail in hellgelbem Schein den seine feuernde Waffe warf. Unten zusammengedrängt waren die ersten Flüchtenden und der Russe scheuchte sie nach zwei weiteren Schüssen auseinander. Dann verschwand er tiefer im Rohr und fluchte russisch, an seiner Seite kämpften Helena und Ethan.
Alistair grinste irre, als Mister Jack mit trippelnden Tanzschritten neben Ellen und Suparman lief die beide noch zurückgelaufen waren um das Radio zu retten, Fawyer verschwand in der Dunkelheit, gefolgt von Ian und Abby.
Unten angekommen folgten Riley und Clover den anderen durch den dunklen Schacht. Niemand konnte die Hand vor Augen sehen, fast atemlos zählten sie durch und sie kamen auf die Zahl von 19. Und fünf von ihnen waren noch oben…
Als der Moment am dunkelsten war, brachte Niki ihren Herzen einen Teil Sonne zurück. Bleich doch lebendig kam er als erster unten bei den Überlebenden an. Sein Blick verriet den Verlust Travis mehr als es seine Tränen oder Worte je hätten tun können.
Suparman kam unten an und dank der hinterlassenen Zeichen der anderen konnte er schnell aufschließen wo im Schein von Feuerzeug und Taschenlampe ihn erleichterte Gesichter entgegensahen.
Als letzter kam Ryan, seine Hand blutend gegen die Seite gepresst. Er lächelte in die Menge während er die Peitsche ungelenk aufrollte, fehlten ihm doch nun zwei Finger...
Als die Überlebenden in die Dunkelheit verschwanden konnten sie der Ferne ein leises Fauchen hören. Als wäre ein Drache zur Rettung erschienen der Feuer speien konnte. Kekoa sahen sie nie wieder. Und auch keinen schlurfenden Verfolger. Unendlich tief zogen sich die Gänge der Kanalisation Richtung Norden...
Geändert von Daen vom Clan (14.08.2012 um 23:18 Uhr)