Nachdem er noch ein paar Runden über den Schrottplat gedreht hatte hielt Travis vor der Hütte und füllte den Tank nochmal nach. Wäre nicht gut, wenn ihm mitten in der Flucht der Sprit ausging.
"So, mal schauen ob hier noch irgendwo ein Helm oder sowas rumliegt."
Er begann die Schrotthaufen zu durchkämmen und der erste brauchbare Gegenstand den er hervorkramen konnte war...ein Topf. Nachdenklich starrte er ihn an und stellte sich vor wie er mit einem Topf als Helm auf der Harley davonraste...nein, die Vorstellung war einfach zu lächerlich. Er warf ihn hinter sich, ohne darauf zu achten ob dort vielleicht jemand stand, und wühlte weiter herum.
Schlussendlich konnte er nur ein paar Lederhandschuhe, eine zerissene Weste, ein Basecap und eine Eisenstange auftreiben. Würde ihm vermutlich bei stürzen nicht sonderlich hilfreich sein, außer vielleicht die Handschuhe, aber zumindest würde er sich mit der Stange die Zombies noch etwas vom Leib halten können sollten sie ihm zu nah kommen.
Plötzlich setzte wieder jemand einen Funkspruch ab. Und der Mann riet mir nicht dem Militär zu trauen.
"Das wir denen nicht vertrauen können sollte klar sein. Immerhin haben die klammheimlich ihre Leute nach Sydney geschickt ohne die Bevölkerung vor dieser Seuche zu warnen. "
Mit diesen Worten betrat er die Hütte und setzte sich an den Computer.
"Ich werde mal nachsehen ob es hier irgendwo eine Karte der Umgebung gibt. Dann könnte ich mir mit der Harley vielleicht eine gute Route aussuchen über die ich die Zombies weglocken und leicht wieder hierherkommen kann. "
Ein wenig seltsam war die Situation schon. Isabelle alleine mit Ethan im Nebenraum, sich die persönlichen Gedanken des Jungen anhörend, den sie erst seit so kurzer Zeit kannte, während hinter dem Zaun die Welt von einer untoten Plage überschwemmt wurde und Sydney in Flammen stand. Aber andererseits führten vielleicht gerade solche Katastrophen dazu, dass man wirklich über sein eigenes Leben nachdachte. Ja, und dass man etwas mehr zusammenrückte, sich gegenseitig half wenn Hilfe benötigt wurde, füreinander da war.
Jedenfalls hörte Isa Ethans Geschichte aufmerksam und geduldig zu, froh, dass er nun nicht mehr einfach teilnahmslos und apathisch in der Gegend rumsaß. Auch war sie überrascht, aber dennoch dankbar, über Ethans Ehrlichkeit, mit der er ihr sein bisheriges Leben beschrieb. Noch vor wenigen Tagen hätte sie eine Person mit dieser Einstellung als oberflächlich und hinterlistig abgetan, aber jetzt, da sie alles so aus seinem Mund hörte...
Nachdem er seine Erzählung beendet hatte, saßen die beiden erst einmal für ein paar Momente schweigend da. Schließlich nahm Isa vorsichtig Ethans Hand und sagte: "Ich kann verstehen wie das ist, wenn man plötzlich merkt, dass alles anders ist, als man denkt. Vor einem Jahr habe ich das mit meiner echten Mutter erfahren... dass die Frau, die ich bisher Mama genannt hatte eigentlich gar nicht mit mir verwandt war... dass meine leibliche Mutter mich und meinen Vater verlassen hatte, als ich noch ein Neugeborenes war." Sie schluckte und beschloss, Ethan die ganze Wahrheit zu erzählen: "Und der Grund, warum sie das getan hat. Weißt du... meine Mutter war Schmugglerin. Alles mögliche hat sie illegal nach Deutschland rein und auch raus befördert: Drogen, Waffen, Pelze geschützter Tiere..." Isa schüttelte bedauernd den Kopf. "Das alles hat sie vor ihrem Ehemann geheim gehalten. Und als er davon Wind bekam, hatte sie nicht einmal Vertrauen in ihn, ist nach Australien abgehauen und hat ihr gemeinsames Kind bei ihm gelassen." Sie lächelte verlegen und schaute Ethan scheu an bevor sie fortfuhr: "Ich weiß noch, wie wütend und traurig ich war. Und wie verwirrt. Ich hatte immer gedacht, dass Schmuggler schlimme Menschen sind, die eingesperrt gehören. Aber andererseits wollte ich nicht, dass meine Mutter im Gefängnis sitzt. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass mein Vater mit einem schlechten Menschen verheiratet gewesen war." Sie machte eine kurze Pause und sagte dann bestimmt: "Also bin ich hier hergekommen, um sie zu finden, kennenzulernen und mir ein eigenes Bild zu machen." Isabelle blickte Ethan ermutigend in die Augen und sagte dann: "Es ist hart, wenn es solche Veränderungen im Leben gibt. Aber es gibt auch immer einen Weg, das zu überstehen." Die letzten Worte kamen direkt aus ihrem Herzen und sie hoffte, dass Ethan verstand, was sie ihm mitteilen wollte.
Doch ehe einer von beiden etwas sagen konnte, ertönte Helenas Stimme: "Helena hier. Ich halte es gelinde gesagt für eine bescheuerte Idee, nocheinmal unsere besten Kämpfer loszuschicken. Erstens ist das unfair denjenigen gegenüber, die euch schon gestern den Arsch gerettet haben, und zweitens sollten wir auch an morgen denken. Was, wenn wir wieder gute Kämpfer verlieren? Noch zwei, drei Tage und wir haben niemanden mehr, der uns aus jeder Scheisse rausballern könnte. Wenn wir uns Gedanken über unsere Verteidigung machen, sollten wir das nicht vergessen, Leute. Und denkt nichtmal dran, Michail, Axel oder mich für diese beschissene Aufgabe rauszupicken. Over.
Na super, also sollte man lieber die Kampfschwachen und Unerfahrenen losschicken!? Isa bemerkte erst jetzt, dass sie noch immer Ethans Hand hielt und ließ sie verlegen los.
Dann sprach sie wütend in ihr Headset: "Deinen Gerechtigkeitssinn in allen Ehren, Helena, aber meinst du im Ernst, dass es eine gute Idee ist, Leute zu schicken, die absolut keine Ahnung vom Kämpfen haben? Klar, is ja toll, wenn man andere als Kanonenfutter vorschicken kann, während die Leute, die eine realistische Chance haben, immer schön für Notfälle aufbewahrt werden. Nur schade, dass wir schon einen Notfall haben! Ernsthaft, wir brauchen die Leute in den Feldern, wo sie gut sind, nicht irgendwo anders. Es ist einfach nur hirnrissig, Leute vorzuschicken, die extrem viel Glück zum Überleben brauchen, wenn andere da sind, die teilweise dafür ausgebildet wurden und viel mehr Erfahrung haben! Wir sind hier alle in Gefahr, versteh das gefälligst!"
Eine Antwort kam nicht, stattdessen hörte Isa Roberts Durchsage, die Isa ebenfalls nicht gefiel, obwohl das andere Gründe hatte als bei Helenas Ansprache. Krieg also... und sie alle waren womöglich die Bauernopfer, mit denen man den Weg zum Sieg pflasterte.
Geändert von Zitroneneis (14.08.2012 um 18:25 Uhr)
Nachdem er mit Ellen gesprochen hatte, blickte Dob ihr noch eine Weile nach. Verdammt, dieser Hintern war sexy. Er musste demnächst mal versuchen, diesem Prachtexemplar einen "freundschaftlichen" Klapser zu geben. Er hatte heute bereits zweimal mit Ellen gesprochen, so langsam sollte das drin sein, ohne dass sie sauer wird. Und für den Notfall hatte er ja noch sein charmantes Grinsen.
Durch all diese Gedanken hindurch blickten ihn plötzlich tiefblaue Augen an. Sarah? Warum musste er jetzt an sie denken?
Dob holte das verknitterte Taschentuch aus seiner Tasche, auf dem ihre Nachricht stand. "Wie bedankt man sich bei jemandem, der einem das Leben gerettet hat?"
Er grübelte. Es war ein Rätsel. Wenn eine Frau sich für einen spendierten Drink und für "mal den Bizeps fühlen" mit Sex bedankte... wie konnte sie sich dann für ihr Leben bedanken? Was gab es denn noch, was darüber hinaus ging?
Besonders dreckiger Sex?
Dob verstaute das Taschentuch wieder sicher in seiner Tasche. Sinnlos, jetzt darüber zu grübeln. Falls er sie jemals wiedersah, würde sich schon was ergeben.
Er ließ seinen Blick über den Schrottplatz streifen. Er grinste, als er Travis sah. Dieser hatte seine Probefahrt beendet, und er schlug sich nicht schlecht. Die Maschine würde danach wohl wieder repariert werden müssen, so wie der Kerl die Bremsscheiben vergewaltigte, aber das war dann wohl die Aufgabe eines anderen Mechanikers.
In einiger Entfernung sah Dob den jungen Ian, der sich zum neuen Anführer der Gruppe auserkoren hatte. Vor einer gefühlten Ewigkeit hatte Dob von ihm Schokohörnchen bekommen, also war der Kerl cool drauf, auch wenn er noch schlechter singen konnte als der Typ von AC/DC. Vielleicht sollte er sich mal bedanken?
Dob entschied sich für einen sympathischen Überraschungsauftritt.
"Hey Alter!", rief er und nahm Ian in einen Schwitzkasten. "Hahaha, wegen diesem Kerl bin ich heute Nacht nicht verhungert! Sorry Mann, wir haben uns noch gar nicht richtig kennen gelernt, aber ich glaube du bist'n guter Mann, weißt du? Hab gehört, der Ire hat dir nen schönen Kinnhaken verpasst, und trotzdem stehste hier und machst und so, find ich gut. So einer muss hier sagen, was Sache ist."
Er ließ Ian los, packte ihn aber sogleich wieder bei den Schultern und hielt den sich windenden Ian fest, während er ihm einen musternden Blick gab. Sein Tonfall wurde betont ernst und er runzelte bedeutungsvoll die Stirn.
"Hey, Kumpel, zu der Sache mit den Leuten, die kämpfen müssen, während wir abhauen. Ich hab mal nachgedacht. Hab mir gedacht, gegen wen hier würde ich nicht unbedingt beim Armdrücken gewinnen? Wahrscheinlich schon, versteh mich nich falsch, nur... vielleicht nicht, weißte? Und da sind mir dieser hawaiianische Surfer, der Japaner mit dem Schlagstock und der fette Priester [Keko, Suparman, Cyrilius] eingefallen. Geht ja nicht darum, dass sie irgendwie flink sein müssen, die halten nur ne Weile die Stellung und dann - plopps - ab in den Kanal! Deswegen würd ich sagen, wir lassen die drei das machen. Was denkst du, Kumpel?"
Dob ließ Ian los und klatschte ihm kumpelhaft mit den Händen auf die Backen. Ians Gesicht verzerrte sich unter Schmerzen, aber Dob bemerkte es nicht; er war in Gedanken versunken, ganz überrascht von seinen rhetorischen Fähigkeiten.
Geändert von Schattenläufer (14.08.2012 um 16:40 Uhr)
Ian lauschte interessiert den Informationen vom Anwalt, nachdem er zuvor schon Helenas Worte über den Funk vernahm. Auch Isabelles Reaktion darauf nahm er wahr. Er schaltete sein Headset wieder ein.
"Danke für die Informationen, Robert. Die werden wir bei Zeiten sicherlich brauchen können. Dann ergründen wir auch, was es mit dem Code auf sich hat." Er schloss den Mund kurz, um seinen Kiefer etwas zu entlasten, bevor er weitersprach.
"Und Miss McAldrin hat vollkommen Recht. Wir werden nicht noch mal die selben Leute in Gefahr bringen! Sie, Mr. Dostojewski und der Polizist haben eine Pause verdient. Genauso wie der alte Mann. Dennoch wäre es - wie Isabelle richtig sagt - dumm, die Schwachen vorzuschicken. Das hilft niemandem. Wir müssen wir uns langsam entscheiden, da wir bald aufbrechen sollten. Ich möchte, dass jeder sich Gedanken darüber macht, von wem er verteidigt werden möchte, während der Rest fliehen kann."
Ein kurzes Knacken in der Leitung schmerzte ihn in den Ohren. Er verzog das Gesicht schmerzhaft, bevor er seine Ausführungen abschloss: "Am einfachsten wäre es natürlich, wenn sich diejenigen, die zum Kampf bereit sind freiwillig melden. Aber bitte denkt darüber nach, was ihr tun müsst."
Als er gerade fertig war, wurde er überraschend in den Schwitzkasten genommen. Erst als Dob zu reden begann, konnte er ihn ausmachen. Sein Kinn schmerzte und er versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Das ganze sollte wohl freundschaftlich wirken - aber es schmerzte eben auch höllisch, weswegen Ian erleichtert aufatmete, als Dob den Griff löste.
Als er ihm mit den Händen auf die Wangen schlug, wollte er schreien, um dem Schmerz Ausdruck zu verleihen - doch er behielt sein Fuuuuuck - du Idiot! gerade so für sich und verzog sein Gesicht nur, biss sich dabei auf die Zähne. Denn - anders als sein Auftreten - fand Ian die Idee des Australiers sehr gut. Jedenfalls hatte er keine bessere.
Sich die Wange reibend aktivierte er noch mal das Mikrofon. "Sowohl der KFZ-Mechaniker als auch ich wählen den Priester, den Surfer und den Kerl, der im Flughafen das kleine Fenster eingeschlagen hat. Die drei dürften dazu in der Lage sein, uns angemessen zu verteidigen."
Gerade als der Tee fertig war, gab der Funklautsprecher etwas von sich, was Ryan zum Nachdenken anregte. "Man kann nicht einmal in Ruhe seinen Tee genießen kann, ohne dass gleich die Stimmung wieder ins Negative verkehrt wird...", nach einem stellte er seine Tasse hin und begann ruhig zu antworten. "Was würdet ihr nur ohne mich machen? Wer sich noch melden will, ist mir relativ egal, allerdings würde ich sagen, die Frauen und Kinder nicht mit in die Sache reinzuziehen, nicht zu vergessen jene, die bereits so schon erschöpft sind."
Nicht gerade die logischte Wahl, vor allem, weil Ryan noch vor einer halben Stunde bewusstlos auf dem Boden lag, aber das Leben eines Abenteurers war nun einmal gefährlich. Die Situation, in der sie steckten, machte das Ganze auch nicht einfacher.
Axel war nur kurz eingenickt, aber das laute Knacken des Funks ließ ihn nicht wirklich richtig wegdämmern.
Er bekam mehr oder weniger mit wie sich Helena für die Leute einsetzte, die bereits gestern ihr Leben in die Waagschale gelegt haben... und dann hörte er wie sich Isabella darüber furchtbar aufregte...
"Alter... nichtmals in Ruhe dösen kann man in der Scheiße hier."
Helena nickte zustimmend, brachte jedoch kein Wort aus sich raus... es war auch nicht nötig, so wie sie dreinblickte konnte man ihr Gemüt wohl gerade mit einem Kessel beschreiben der gleich explodieren würde.
"Und Miss McAldrin hat vollkommen Recht. Wir werden nicht noch mal die selben Leute in Gefahr bringen! Sie, Mr. Dostojewski und der Polizist haben eine Pause verdient. Genauso wie der alte Mann. Dennoch wäre es - wie Isabelle richtig sagt - dumm, die Schwachen vorzuschicken. Das hilft niemandem. Wir müssen wir uns langsam entscheiden, da wir bald aufbrechen sollten. Ich möchte, dass jeder sich Gedanken darüber macht, von wem er verteidigt werden möchte, während der Rest fliehen kann."
"Mhh... dumm, aber dauerhaft die Bande zu verteidigen werden wir auch nicht schaffen."
"Sowohl der KFZ-Mechaniker als auch ich wählen den Priester, den Surfer und den Kerl, der im Flughafen das kleine Fenster eingeschlagen hat. Die drei dürften dazu in der Lage sein, uns angemessen zu verteidigen."
Axel blickte zu Helena, kurz knackte es in seinem Ohr, sie hatte den Funkspruch auch gehört und schien nachzudenken. Drei Leute würden sie brauchen... und Axel hatte keine Lust zerfleischt zu werden, ebensowenig wie er Lust hatte dabei zuschauen zu müssen, wie Helena das gleiche passiert...
Langsam richtete er sich auf, die Situation war auf vielen Ebenen beschissen... aber bevor er sich so richtig opfern würde, wollte er zumindest noch was schönes aus seinem Leben herausholen, vorsichtig näherte er sich Helena.
"Verdammt... was meinst du?"
Axels Blick lag auf der jungen Zollbeamtin die vor sich hin grübelte... erneut, diesesmal war es allerdings angebracht, zumindest wenn es nach Axels Ansicht ging.
"Ich weiss nicht... aber wenn man die drei aufstellt werden sie gute Gründe dafür haben oder?"
"Scheiße, ich hoffe es doch... ich würde bei den dreien mitgehen, hab wenig Lust einen unserer beiden Köpfe in die Schlinge zu legen oder... legen zu lassen. Ist ja nicht so als sei ich hier der Super-Cop der Tag und Nacht für die Gerechtigkeit streitet. Ich würde den dreien ja gern helfen, aber meine verdammte Schulter braucht ein wenig Ruhe... die hat gestern mehr gelitten als ich dachte und das letzte was ich da jetzt brauche ich weiterer Rückstoss."
"Mir musst du nicht weiss machen warum du überleben willst... mir gehts kaum anders..."
"Na dann..." Axel konnte nicht wirklich widerstehen... es gab da immer noch diese eine ungeklärte Angelegenheit die ihn dazu verführte der jungen Frau einen Kuss aufzudrücken ehe er sein Funkgerät aktivierte.
"Miller hier. Jungs und Mädels... ich stink nach Kotze, hab das Gefühl, dass mir das verdammte Gewehr gestern fast die Schulter augekugelt hat und mir wurde was verdorben, was mir ziemlich viel Spaß gemacht hätte. Kurzum... meine Laune ist dicke im Keller, aber wenn hier bereits "nominiert" wird... dann gehe ich mit und sprech mich auch für diesen Surferboy, den Inder und Sankt Heiligaus."
Als Dani erwachte brauchte sie eine Weile um überhaupt zu realisieren wo sie sich befand. Bald merkte sie, dass sie irgendjemand im Arm hielt, und als sie die Augen öffnete, sah sie in Michails Gesicht. Er sah richtig friedlich aus, wenn er schlief...Da kamen mit Wucht die Erinnerungen zurück, was passiert war. Sie sah wieder die wackelnden Zäune und dann das getrocknete Blut an ihrem Arm. Ausserdem merkte sie langsam den brennenden Schmerz. Scheiße, wie peinlich. Sie schämte sich wirklich, als ihr ihr verhalten von vorhin einfiel. Jetzt durch den kurzen Schlaf war sie schon wieder etwas klarer im Kopf. Etwas. Sie befreite sich aus Michails Umarmung und kam auf die Beine, wo sie einen Moment um ihr Gleichgewicht kämpfen musste.
Kaum hatte sie sich halbwegs orientiert, da hörte sie schon wieder Ians Stimme. Dieses mal jedoch direkt in ihrem Kopf... Verfluchte scheiße? Da fiel ihr das Headset wieder ein. Gedanken machen, von wem er verteidigt werden möchte? Wunderbar. Besser konnte es gar nicht kommen. Doch wo war Ian blos? Sie drehte sich einmal im Kreis, konnte ihn aber nicht entdecken. In der Hütte. Das Blut ignorierend dass ihre Hand und den linken Arm bedeckte, machte sie sich auf den Weg. Drinnen hatte sie ihn gleich gesichtet und tippte ihm von hinten auf die Schulter, worauf er sich ruckartig umdrehte. Ha, hast Angst oder? Das gab ihr noch mehr Stärke, die sie aber eigentlich nicht mehr gebraucht hätte. "Herr Anführer, ich finde es wirklich ausserordentlich freundlich, dass sie sich die ganze Arbeit für uns machen.", sprach sie ihn mit vor Zynismus triefender Stimme an. "Davon abgesehen dass ich mich leider nicht erinnern kann, ihnen die Erlaubnis gegeben zu haben für mich zu Sprechen, bin ich mehr als gespannt, wie sie einen Ausweg aus diesem ganzen riesen Haufen Scheiße finden wollen. Und ja, ich denke auch nicht, dass wir die Schwachen vorschicken sollen, aber..." sie maß ihn von oben nach unten und zurück, er konnte kaum älter als Anfang 20 sein, "...unser toller Anführer kann ja nicht SCHWACH sein!! Ich fände es wirklich eine Ehre, wenn SIE (Ian) mich verteidigen würden." Das sie während dieser Rede wie eine Irre wirken musste - blutig, versiffte Klamotten und ungekämmte Haare - interessierte sie nicht. Sie war jedenfalls soweit klar, dass sie jedes Wort in vollem Bewußtsein aussprach. Irgendwo im hintersten Winkel ihres Hirns ging ihr sogar auf, was sie gerade veranstaltete, und dass Ian persönlich eigentlich auch nichts für diese Lage konnte. Scheiß drauf. Sie wartete auch nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich um und ging. Als sie an Tess vorbei kam, drückte sie ihr die Zettel mit der Abschrift der Mails in die Hand: "Das war auf dem Rechner". Wenn sich schon jemand um die ganze Scheiße hier kümmerte, dann wenigstens jemand der schon etwas Qualitäten in diese Richtung bewiesen hatte.
"Ich weiß", antwortete ihm Abby.
Stille.
"Das nächste Mal, werde ich dich nicht aufhalten können", er nickte zustimmend bei diesen Worten, "Ich werde es allerdings trotzdem versuchen."
Der Ire schaute sie einen Moment lang an. [Sie wird es trotzdem veruschen...]
Ein Knurren als Warnung vorausschickend, trat sie aufeinmal mit von einem Schrei begleitet gegen den Zaun.
"Glotzt nicht so scheiße, euch kriegen wir auch noch."
Alistair schaute auf die Pistole die er in der Hand hielt, und dann wieder zu Abby hinüber.
Plötzlich stand sie vor ihm, ging in die Hocke und schaute ihm direkt ins Gesicht.
Diesen Gesichtsausdruck, in dieser Sekunde würde er niemals vergessen, dieser Ernst, diese Entschlossenheit, es war das, was ihm den Mut zurückgab.
"Ich will nicht, dass du gehst."
Die Worte trafen ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. [Sie will nicht das ich gehe ...]
Mit einem Mal schien er hellwach und eine ganze Zeit lang starrte er sie nur fragend an, doch statt nachzugeben, schaute sie ihm weiterhin mit festem Blick in die Augen.
Er erinnerte sich an den Abend am Lagerfeuer, als sie tranken und lachten, er erinnerte sich an die Geschichte über ihre Tatoos, er erinnerte sich daran, dass sie ihm von zwei Söhnen erzählte.
"Pfffff", er atmete lautstark aus und nahm die Mütze vom Kopf um sich durch die kurz geschnittenen Haare zu fahren.
Der Ire fühlte sich seltsam. Von einem auf den anderen Moment schien die Lebenskraft in ihm zurückgekehrt zu sein. Auch wenn Jack immer noch da draußen war, schien er tatsächlich jemand anderes gefunden zu haben, der ihm wichtig sein könnte, nein, der ihm wichtig geworden war. Eigentlich kannte er Abby doch gar nicht. Doch strahlte sie eine Stärke aus, die die meisten Frauen die er bis jetzt kannte, nicht hatten.
Er hatte einen Entschluss gefasst.
"Du bist echt nen Teufelsweib, weißt du das", sagte er mit einem warmen Lächeln auf dem Gesicht und strich ihr eine der nassen Strähnen aus dem Gesicht.
Ohne Vorwarnung stand er plötzlich auf, schnappte sich die junge Frau und warf sie sich breit grinsend über die Schulter., während er sich den Hut wieder auf den Kopf setzte.
"Ich hab genug vom Trübsal blasen", verkündete und trabte mit ihr zur Hütte hinüber, "sorgen wir mal dafür, dass wir den morgigen Tag noch erleben, und deine ganzen Sorgen um ein blödes, irisches Weichei nicht völlig umsonst waren."
Er fühlte sich gut, blendend. Mit einem Mal, schienen seinen Sorgen wie weggeblasen.
Vögel flatterten über den blauen Himmel und wurden von einem alten Mann betrachtet, der im Schneidersitz auf einer Wiese saß. Mit müden Augen betrachtete er den Schwarm, wie er hinter den alten Gebäuden der Stadt aus seiner Sicht verschwanden. Zufrieden blickte er über die Stadt. Riga, seine Heimat. Eine Stadt die hier, am Fluss in der Innenstadt fast immer noch so aussah wie vor hundert Jahren.
Andris blickte sich nicht um, als er Schritte im Gras hinter sich hörte. Er spürte, dass es nur sie sein konnte, seine Skaisa. Eine Hand berührte seine Schulter, er hob seine eigene um sie zu ergreifen, um sie zu liebkosen. Doch die Berührung ließ ihn zusammenfahren, seine Finger brannten, als hätten sie in Brennnesseln gefasst. Ein tiefes, lang gezogenes Stöhnen verpasste ihm Gänsehaut. Schnell wirbelte er herum und sah noch das entstellte Gesicht mit herunterhängendem, schimmelnden Fleisch, bevor es in seines biss.
Andris Krievismirdēt schlug die Augen auf. Dies war nicht der Himmel über Riga, sondern eine schmutzige Decke. Sein Körper schmerzte schlimmer als an sonstigen Morgenden. Er blinzelte. Morgende? Nein, es war nicht am Morgen. Ächzend bewegte er den Kopf zur Seite und blickte in rundes Gesicht mit großen Augen, die ihn ansahen. Was war das für ein Blick? Interessiert? Besorgt? Das Bild war etwas verschwommen, er konnte den Ausdruck nicht richtig deuten. Er kniff die Augen zusammen, atmete tief durch und versuchte sich zu Erinnern. Dieses Gesicht... er hatte es schon mal gesehen.
Und plötzlich brach alles auf ihm ein. Der Job in Sidney. Der Flughafen. Die lebenden Toten. Die sterbenden Russen. Die Flucht. Der Schrottplatz. Der Boiler. Sein Versagen. Blitzartig strömten die Bilder auf ihn ein und er saß mit einem mal kerzengerade im Bett.
Schweißgebadet drehte er sich zu dem kleinem Mädchen neben ihm. Er erkannte es. Es war jenes arme Ding, dass zu ihrer Gruppe gehörte. Zu den Überlebenden aus D-52. Mit brüchiger Stimme fragte er sie: "Dein Name... Leo? Hast du auf mich aufgepasst?" Es mochte keine Tränen kommen, aber Andris wusste, wenn sein Körper nicht gerade so geschunden gewesen wäre, hätte er losgeweint und das Mädchen sofort vor Freude und Dankbarkeit umarmt.
Kekoa brauchte einige Zeit um zu realisieren was in den letzten Stunden passiert war. Der Trip, auf dem er gestern noch gewesen war, schien ihm soweit entfernt zu sein, wie seine heißgeliebten Wellen. Und doch, die Situation fühlte sich fast so an wie ein unendlich langer Wellenritt auf einer Welle, die er nicht einschätzen konnte... und die vielleicht über ihm zusammenbrechen würde, wenn er sich weiter einfach nur passiv von ihr forttragen ließ.
Sein Nacken schmerzte immer noch vom gestrigen Sonnenstich, der Trip durch den Sumpf hatte da keine Besserung gebracht, im Gegenteil. Aber durch die Pause, die er machen konnte nachdem die Truppe nicht mehr weiterrennen musste, war immerhin der Schwindel besser geworden. Seine Stirn lag in Falten, seine Hände umklammerten seinen Rucksack. Er dachte an das kleine Beutelchen Gras und die 4kg weißes Pulver die in ihm steckten.
Das donnernde Knattern einer Harley und sechs Schüsse links neben ihm vom Zaun her nüchterten ihn restlos aus.
~*~
Verwirrt, mit leichtem Schweiß überzogen stand er nun vor ihr. Ein Kerl auf den vor allem das Wort „stylisch“ passte. Einer der Kerle, die Teenagermädels zum schreien brachten und Ohnmachtsanfälle durch ihre bloße Anwesenheit riskierten.
"Lass dich Mal nicht einschüchtern. Wir sind hier alle nur ein wenig verrückt, das ist alles. Wie ist dein Name? Ich bin Tess.“ Sie streckte einen braungebrannten Arm aus, dessen Hand er irgendwie automatisch ergriff, bevor er sich entschieden hatte es zu tun. „Mein Name? Kekoa... Einfach nur Kekoa.“ Er blinzelte und die Verwirrtheit die seine Gedanken immer noch ein wenig benebelte legte sich erst nach und nach. „Alles klar, Kekoa. Entschuldige meine schroffe Art gestern, war nicht unbedingt der beste Zeitpunkt um … naja jetzt ist irgendwie auch nicht der Zeitpunkt um ein Palaver abzuhalten. Also sag ichs wies ist: Ich brauch deine Hilfe um Ian“, sie nickte auf die Hütte, „und Dani“, ein weiteres Nicken, jedoch in Richtung zweier Schemen die hinter der Hütte auszumachen waren, „zu verarzten. Alle andren haben bereits was zu tun, also... meinst du du kannst mir helfen?“
"Ich...Ja klar, doch. Ich hab sogar nen eigenen Verbandskasten dabei, is doch logo das ich helfe. Aber vorher möchte ich nur sagen das ich bei dieser Fluchtaktion auf jeden Fall auch mithelfen werde. Ich denke, ich bekomme das hin – immerhin hab ich einen Surfbrett als Schild. Damit nehm ich jede Welle – auch eine Zombiewelle. " Mit einem Daumen-nach-oben und einem liebevollen klopfen auf sein Surfbrett, besiegelte er seine Wahl zuversichtlich. Er lächelte so zuckersüß, als er sich mit den Händen das Haar nach hinten strich, dass er sogar Leo damit Konkurrenz machte.
Alistair trottete in diesem Moment mit Abby über der Schulter grinsend an ihnen vorbei. Tess nickte Kekoa zu. „Damit hätten wir nur noch zwei Patienten – der Ire scheint grade seliggesprochen worden zu sein. Welchen der beiden willst du?“
Da schritt Dani, blutig, versifft und absolut schlagfertig wie eh und je grade an ihnen vorbei aus der Hütte, gab Tess eine Liste mit Emails und Kekoa lief ohne ihr ohne zu zögern mit einem charmanten Lächeln nach. „Das ist doch eine von unsren Patienten, nicht? Na dann kümmre ich mich mal um die Raubkatze, mal schaun was für Krallen sie ausser ihrer spitzen Zunge so hat. Hei, warte mal einen Moment!“ und er holte sie am Lagerfeuer ein, wo er seinen Erste-Hilfe-Kasten auspackte und sie mit der restlichen Whiskeydosis des Iren erstmal ordentlich und von Grund auf verarztete. Dabei ließ er seinem Charme, der nun in Fahrt gekommen war, nur so Funken sprühen. Denn Dani war nach der Ansprache an Ian definitiv eine kluge Frau - was nur eines der vielen Argumente war, sich ganz besonders um sie zu kümmern.
Tess grinste nur und machte sich auf, damit ihr Anführer, der einen auf dicke Hose machte, wenigstens eine Chance gegen die Untoten haben würde - falls sich kein anderer fand, irgendwie hatte sie nämlich den Überblick verloren. Sie zog Ian wortlos in das Nebenzimmer und verarztete sein zerschlagenes Schienbein, als er sich auf Bett gesetzt hatte. Im anderen Bett beäugten sich Andris und Leo als wäre er der Weihnachtsmann und Leo ein besonders braves Kind. Schon niedlich.
Nachdem sie Ians Handknöchel unter die Lupe genommen hatte - verstaucht, was auch sonst wenn er gegen Metall schlug - und klar war der der Ire ihm nur einen dicken Schädel verpasst hatte, wandte sie sich Andris mit ärztlicher Routine und ohne Gefuhlsduselei - aber dennoch ungewohnt freundlich - zu. "Brauchen sie etwas, Andris? Ich hab ihre Hand verarztet - die Schnitte sind nicht besonders tief, aber sie sollten sie die nächsten Tage erstmal schonen, damit alles ausheilen kann. Dann sind sie wieder so gut wie neu. Wir werden in Kürze wieder von hier aufbrechen. Wir sollten also alles zusammenpacken. Sagen sie, wenn sie was brauchen, ja?"
Damit war ihre Aufgabe als Ärztin für heute erfüllt. Jetzt musste sie nur noch bereit sein zu rennen.
Der Tee war inzwischen glücklicherweise vollkommen ausgetrunken und die Großen unterhielten sich darüber, wer in Kürze hinten aufpassen würde, dass keine Leichen zu nah rankamen. Auch der große Abenteurer hatte sich gemeldet, was Léo allerdings wenig verwunderte. Er musste doch sowas erleben, damit er später davon berichten könnte.
Immernoch saß das Mädchen an Andris Bett und hielt seine Hand, als plötzlich Leben in den alten Mann kam. Ihr Pulsschlag erhöhte sich rapide, während sich seine Augen langsam öffneten und er sich noch benommen umblickte.
"Dein Name... Leo? Hast du auf mich aufgepasst?" bei diesen Worten machte ihr kleines Herz vor Freude einen Hüpfer. Er schien zwar noch immer sehr erschöpft, aber er war wach und es schien ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Glückstränen sammelten sich in ihren Augen und sie erwiderte ihm strahlend: Natürlich habe ich auf Dich aufgepasst, man hätte dich doch so hier nicht alleine liegenlassen können. Da hätte sonstwas passieren können!
Sie hielt seine unverletzte Hand noch immer fest, strich mit ihren kleinen Fingerchen über die alte Haut, die hervortretenden Adern. Léo schaute in seine unglaublich blauen Augen, die ihr soviel sagten. Da sie es sich beim besten Willen nicht verkneifen konnte und wollte, ließ sie seine Hand nun nach einer gefühlten Ewigkeit los und legte ihre Ärmchen für eine herzliche Umarmung um ihn. Vielen, vielen Dank für gestern. Das war einfach unglaublich, wie Du uns allen geholfen hast. Sie machte eine kleine Pause, weil ihre Gefühle sie gerade vollkommen überannten und sie ihnen unbedingt Luft machen musste. Ich bin so froh, dass Du wieder wach bist! Ich hatte solche Angst gehabt, dass Du vielleicht nicht mehr aufwachen würdest… Ein leises Schluchzen entrann ihre kleine Kehle. Léo hatte wirklich bildlich, wie ein riesiger Stein von ihrem Herz gefallen war, als Andris sie angesprochen hatte. Nach einer kleinen Weile löste sie sich von ihm, weil ihr etwas eingefallen war : Schau mal, wir haben Tee gekocht und ich habe Dir eine Tasse reserviert. Er ist noch warm und ich denke, dass er Dir bestimmt helfen kann, noch mehr wieder zu Kräften zu kommen, weil wir bald wieder von ihr los wollen und so… Sie nahm die volle Tasse vom Beitisch und reichte sie dem Alten mit einem breiten Lächeln. Léo würde bei ihm bleiben, bis sie ihren neuen Ort zum Bleiben erreicht hatten und helfen so gut sie konnte.
Ellen schaute auf den Zettel mit den wenigen Informationen, die sie bisher gesammelt hatte. [Hat hier denn sonst keiner jemanden da draußen, dem er irgendwas mitteilen will?] Sie kramte das Headset aus der Tasche und unternahm einen letzten Versuch.
"Hey Leute - ich werde gleich mal versuchen, mit diesem Kerl vom Radio Kontakt aufzunehmen. Für den Fall dass ich ihn dazu bringen kann, ein paar Nachrichten von uns zu senden - hat jemand etwas, was er loswerden will? Verwandte oder Freunde, die er benachrichtigen will?"
Travis sah sich lange in der Wellblechhütte um und er begann zu schwitzen.
Zu viele Leute drängen sich darin und die abendliche Sonne tat ihr Übriges, die kleine Hütte in einen Brutkasten aggressiver Gedanken und Entnervung zu verwandeln.
Doch er hielt durch und seine Mühen wurden belohnt.
Die Karte war alt und vergilbt und hatte ziemlich viele Ketchupflecken, doch zeigte sie ihm zwei mögliche Strecken auf.
Sie konnten entweder versuchen durch den Sumpf zu fahren oder in Richtung des Industriegebietes heizen. Beim Sumpf und seinen schmalen Knüppeldämmen würden sie zwra auf deutlich weniger Zombies stoßen, liefen aber in Gefahr sich selbst zu verletzen. Sollten sie jedoch die Straße entlangfahren, so wären da sehr viele Zombies die sie vom Motorrad ziehen könnten, dafür könnten sie die Harley aber auch kompeltt ausfahren.
Was auch immer sie tun würden - es würde ein Höllenritt werden, soviel war Travis klar...
Geändert von Daen vom Clan (14.08.2012 um 19:20 Uhr)
Suparman blickte sich um.
Alistair schien von der Reparatur des Computers ausgelaugt und Fawyer war noch völlig erschöpft von der Bergung seiner M16A1 aus dem Panzer. Um ihn herum sah er viele, die im Kampf noch unerfahren waren, einige von ihnen immer noch Kinder. Sie würden eine direkte Konfrontation mit denUntoten nicht überstehen. Er blickte auf seinen Schlagstock, dem er seinem irischen Freund zu verdanken hatte, herab und dachte an seine Bestimmung. Es lag nun an ihm, die Gruppe während ihrer Flucht in die Kanäle vor den Zombies zu beschützen.
"Diese Biester mögen zwar stärker und zäher sein als wir. Aber wir haben unseren Scharfsinn und Waffen, mit denen wir uns verteidigen können. Zumindest einige von uns. Sobald der Großteil der Meute mit der Harley weggelockt wurde, werde ich mein Bestes geben, den Rest der Zombies solange fernzuhalten, bis alle in den Kanal hinuntergeklettert sind und dann nachkommen. Wird Zeit, dass ich diesen Tonfa mal an einem beweglichen Objekt ausprobiere." [Aufgabe Mauern von Jericho]
Ellen zog sich einen Stuhl vor das CB-Funkgerät. Sie überflog die Anzeigen und stellte dann die von Willy im Radio genannte Frequenz ein.[6500... 6600... 6660...] Sie setzte ganz bewusst ein strahlendes Lächeln auf [man kann es hören, wenn man lächelt - schaden kann es nicht] und nahm die letzte Feinjustierung vor. 6666,00.
"Hallo da draußen, Crazy Willy! Hier spricht Ellen Boyd aus Sydney. Schön, dass es da draußen noch jemanden zum Plaudern gibt! Ich und meine Freunde hier dachten schon, außer uns wäre keiner mehr übrig, bis deine betörende Stimme uns erreicht hat." Sie grinste und fuhr dann fort: "Wir sind ein kleiner Haufen, der sich vom Flughafen bis zu Wellersons Schrottplatz im Osten von Sydney durchgeschlagen hat - aber hey, komm nicht auf'n Abstecher vorbei, Süßer! Hier wimmelt es von den Dingern, deshalb werden wir hier demnächst abhauen. Der einzige Weg von hier weg ist abwärts, in den Kanälen - wünsch uns Glück, ich hoffe unter der Erde sind weniger von den Dingern als hier oben."
Sie zögerte kurz und fuhr dann etwas ernster fort: "Hey, übrigens - an deinen Infos zu den Japanern ist was dran. Wir haben hier Hinweise gefunden, die uns danach ausschauen als hätten die Japaner an den Dingern geforscht, nach 'nem Gegenmittel gesucht. Wo liegt eigentlich die japanische Botschaft hier in Sydney? Sind verdammt schlampig beim Verschrotten von Beweisen..."
Und mit lockererem, betont zuversichtlichen Tonfall: "Na, wie dem auch sei - ich werd dich nicht länger aufhalten, der Rest hier fängt schon an zu packen. Wenn wir's schaffen, werden wir uns wieder melden - drückt uns die Daumen, ihr da oben.
Wir, das sind übrigens momentan: meine Wenigkeit - Ellen Boyd - , außerdem hier aus Australien Clover, Niki, Riley Walker, Helena McAldrin, Ethan Fontain, Abby Mitchell und Dob - ja der Dob auf Perth, Grüße an Andy und Jake. Wäre klasse, wenn du unsere Namen mal live nennen könntest - und hey, falls man deinen Sender auch im Ausland hören kann, sind hier noch'n paar Leute mehr, nämlich: Robert Brinsen, Axel Miller, Andris Krievismirdēt, Ryan Farrell, Fawyer, Alistair McDougal, Dani Köhler, Tess Ehliger, Kekoa Makan, Cyrillus Ägidius, Leocadia Arellano-Felix, Michail Sergejewitsch Dostojewski, Suparman , Travis Alden, Isabelle Scheffner, Ian Burrows - der grüßt übrigens seinen Schatz Shelley Weinberg.
Und mit schmutzigen Grinsen auf den Lippen, von dem so manch einer ihrer Kunden lange und vergeblich geträumt hatte: Elends lange Liste, sagst du? Wenn du sie trotzdem sendet, ist'n Kuss drin wenn wir uns mal begegnen. Oder mehr... falls du noch Netz hast, google mal nach 'Miss Ellen'. Ellen Boyd, over and out." Ellen hauchte noch einen Kuss ins Mikro, dann schaltete sie das Gerät ab und lehnte sich zurück. "Na, hoffen wir mal das Beste."
Ian hatte Tess noch ein "Danke!" hinterhergehaucht, nachdem diese ihn verarztet hatte. Er war sich aber nicht sicher, ob sie dies mitbekam. Nachdem er ihr dabei zusah, wie sie zu Andris ging, erhob er sich und dachte nach. Dieser Indy-Typ hat sich freiwillig gemeldet. Und der Kerl mit dem Schlagstock auch. Es war wohl an der Zeit, diesen beiden mutigen Männern zu danken und nach ihren Namen zu fragen.
Er fing beim Abenteurer an, der sich ihm als Ryan vorstellte. Dann verließ Ian die Hütte und bedankte sich auch bei dem Asiaten, der offenbar Suparman hieß. Komischer Name!, dachte Ian. Aber um ihn herum fand eine Zombieapokalypse statt. Was war da noch komisch?
Als er gerade wieder auf dem Weg ins Haus war, sah er, wie Dani, die ihn zuvor so zynisch angesprochen hatte, von dem Surferboy umsorgt wurde. Als dieser Ian erblickte, stellte er sich als Kekoa vor und wies ihn darauf hin, dass auch er sich freiwillig gemeldet hatte, um die Flucht der anderen zu erleichtern.
Nach einem kurzen Gespräch trat Ian schließlich wieder ins Haus und setzte sich an die Lautsprecher-Anlage. Er hätte das zwar auch über die Headsets verkünden können, war sich aber nicht sicher, ob wirklich jeder eines davon trug. Außerdem empfand er die Stimmen im Ohr als etwas störend, was anderen bestimmt auch so ginge.
"Wir haben drei tapfere Männer, die sich den Zombies stellen wollen, um unsere Flucht zu ermöglichen. Kekoa, Suparman und Ryan." Ich danke ihnen auf diesem Wege von Herzen, genauso wie ich Travis und Niki dafür danke, dass sie die Zombies ablenken, während wir fliehen." Er empfand das alles als sehr unpersönlich. Aber was sollte er schon sagen? Diese Menschen waren nun mal Fremde. "Ich vertraue auf euch und hoffe, dass ihr Glück habt!"
Alles klar, Süße, ist notiert. Ich werde vor allem deinen Namen mit schön Zucker erwähnen, wenn du verstehst. Ohhhh jaaaa, Baby - extra-viel-Zuckeeeerrr... Und keine Sorge, ich verlass' euch nicht, nicht solange ihr nach einer Vertrauensperson verlangt! Willy schaltet das Funkgerät auf Standby. Es kommen dutzende Notrufe rein, die meisten so verzerrt, das man nichts versteht. Der Militärkanal ist kaum zur Ruhe gekommen, ständig dröhnt etwas neues raus über einen Krieg auf dem Festland.
Mit wem hast du geredet?
Mit 'ner verdammt heißen Ische namens Ellen - oooohhh ich konnte ihre Geilheit bis hierhin spüren. Ich wette, sie ist verrückt nach mir.
Woher willst du wissen, dass sie heiß ist?
Man erkennt das Aussehen einiger Leute am Klang ihrer Stimme, weißt du? Ist die Stimme ein fest fürs Ohr / Kommt sie aus einem Model hervor.
Ist die Stimme gut und Aussehen scheiße / Dann musst du wohl Willy heißen...
... der ging unter die Gürtellinie.
Und was wollte sie?
Oh, jetzt willst du Infos von mir? Nachdem du mich beleidigt hast?
Jetzt spiel' nicht die beleidigte Leberwurst...
Sagte Misses Nervenbündel. Hier, ich hab Notizen gemacht während des Gesprächs, mach' du bitte die Sendung, ich glaube Mum braucht meine Hilfe.
Ja, ich kann sie schon wieder schreien hören. Hört die irgendwann mal auf damit?
Sie ist krank und braucht meine Hilfe, Yuki. So wie die Menschen da draußen, soll ich sie einfach hängen lassen?
*seufz* Nein, geh' - ich mach' das.
Alles klar, ich muss eh kurz was googlen...
Ist das... Hallo?... Ah, gut, ähm, ja, ähm, herzlich willkommen bei Last of the Living - pretty damn tasty. Ich meine, fucking delicious. Fuck. Shit. Ach, wie auch immer.
Wir haben eben einen Anruf erhalten von Miss Ellen Boyd aus dem ehemals wunderschönen Sydney. Hi Ellen! Sie ist mit einer Gruppe von Überlebenden unterwegs, die sich vom Flughafen Syndey aus durchgeschlagen hat zu einem alten Schrottplatz - Welle... Weller... ach fick dich und deine Sauklaue, Willy... WELLERSON - ah, Wellerson Schrottplatz, und sie schlagen sich gleich durch die Kanalisation durch. Viel Glück, Ellen. Wir drücken euch die Daumen. Also ich, und Willy bestimmt auch. Er will dich nebenbei erwähnt kennen lernen, mit dir ausgehen und ich hab mindestens drei Kinder gesehen, die er mit dir haben möchte. Also komm' bloß nicht vorbei! Hahaha.
[Ich weiß, ich rede im Prinzip mit jemandem, aber niemand lacht über meinen Witz. Das ist traurig, irgendwie...]
Ihr schafft das Leute. Nur, lasst mich kurz aus Erfahrung sprechen: Wie ihr sicher schon gehört habt, ist das Militär momentan auf Radikal-Tour. Lasst euch bloß nicht von denen kriegen. Einzelne Verbände der ADF sind noch unterwegs und bekämpfen Zombies und Plünderer, aber sie machen vor Gruppen wie euch nicht Halt. Also passt auf. Und falls ihr diesen Arschgeigen von der Nationalgarde über den Weg lauft, dann... Nun, dann lauft in die entgegengesetzte Richtung. Diese Typen wollen Blut sehen. Die Army fragt zumindest nach, bevor sie euch in die Rübe ballert. Die nicht. Also seid vorsichtig.
Ich werde jetzt die Namen der Leute vorlesen, die noch Grüße oder einfach ihren Namen loswerden wollten, here we go:
Clover, Niki, Riley Walker, Helena McAldrin, Ethan Fontain, Abby Mitchell und Dob. Ja, Andy und Jake, Dob lebt noch, ist kein Zombie und lässt schön grüßen. Überleb weiter Dob, ich wette, die X-Box ist noch heiß und das Bier kalt. Das ist der australische Teil der Überlebenden.
Und hier noch ein paar Ausländer, aus verschiedensten Nationen: Robert Brins... Prinz... Brinser... Brinsen - kuso, was für ein Name..., Axel Miller, Andris Krievis... Kriviz... krivisimirdeeeet, Ryan Farrell, Fawyer, Alistair McDougal, Dani Kohler, Tess Ehliger, Kekoa Makan, Cyril... Cyri-VERDAMMT NOCHMAL! - Cyrillius Agidius, Leocadia Arellano-Felix - yatta! Fehlerfrei! Michail Sergejewitsch Dostojewski, Suparman - geiler Name - Travis Alden, Isabelle Scheffner, Ian Burrows - und der grüßt seinen Schatz Shelley Weinberg. Shelley, wenn du da draußen bist und unser Signal hören kannst, dein Kerl ist ganz schön tapfer.
Ich möchte an dieser Stelle noch was loswerden: Die Japaner-Sache. Ich selbst als halbe Japanerin stehe glaube ich relativ weit oben auf der Abschussliste von so ziemlich jedem, der eine Uniform trägt. Asiaten sind momentan nicht sehr gerne gesehen und ich wünschte, ich könnte das Bild ändern, das viele von euch gerade von der Army oder von meinen Lands...Halblandsleute [ist das überhaupt ein Wort?] haben, aber... ich kann nicht. Genausowenig wie schlafen. Aber wenn ich nicht schlafen kann, so kann ich euch zumindest warnen. Und vielleicht, wenn alles gutläuft und...
Ellen, vielleicht sieht man sich ja. Ich würd mich freuen. Vielleicht irgendwo in 'nem Club oder so. Und wenn du das hörst, Ellen, wer auch immer noch zuhört: Triff' mich an der Bar, wenn's soweit ist. Ich schmeiß' 'ne Runde.
[Cameron, wenn du da draußen bist und das hörst - das gilt auch für dich. Und bring' Carpenter mit, diesen Spinner. Ich wünschte, ich hätte euch nicht im Stich gelassen als ihr mich am meisten gebraucht habt.]
Kōun. Viel Glück. Und extra für euch, weil ich gerade in so guter Stimmung bin und Ellen es sich gewünscht hat: Das Lied, was mich daran denken lässt, dass doch nicht alles schlecht ist. Solange wir halbwegs zusammenarbeiten, kriegen wir unsere Ärsche schon raus aus dem Sumpf. Last of the Living FM - fucking delicious. Viel Glück, Ellen!
Man hört leise im Hintergrund, wie Yuki durch das "Studio" tänzelt, laut und schief mitsingt und die Melodie an den richtigen Stellen mitpfeift.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (14.08.2012 um 20:49 Uhr)
Die Gruppe machte sich nach einer kurzen und fixen Absprache auf dem Weg zur Kanalisation. Niki und Travis standen noch da und machten sich bereit. "Du... wir beide sind zwar... nun ja... für das Überleben unserer Gruppe verantwortlich...", stotterte er leicht, "...und wir kennen uns nicht... aber... ich... habe Angst davor, dass uns beiden... etwas geschieht..." Niki fing immer mehr an zu Zittern und griff nach seinen Glöckchen, die um seinen Hals hingen. "Hey, jetzt entspann dich mal. Es wird schon nichts passieren", erwiderte Travis. "Wir locken jetzt diese verdammten Bastarde von hier weg und dann nichts wie hin zu dieser Kanalisation!" Niki merkte, dass Travis gerade nicht der beste Redner war, aber momentan waren diese Worte mehr als genug, um ihn zu beruhigen. "So... so machen wir das! Ja!" Er machte einen kämpferischen Luftsprung und lächelte Travis mit einer ernsten Miene an.
Travis fuhr vor. Das Tor ging auf und Travis haute noch mit einer Eisenstange drauf. Niki, der wieder etwas nervöser da stand, wartete zwischenzeitlich auf die Zombies. Mit jeder Sekunde, in der er länger auf diese Geschöpfe warten musste, umso belastender wurde es für ihn. Er erinnerte sich wieder an den Vorfall mit der Zombiehand, die urplötzlich aus der metallenen Wand kam. Er schüttelte seinen Kopf und versuchte sich zu entspannen. In dieser Sekunde realisierte er erst, dass diese Kreaturen unmittelbar in seine Nähe kamen. "AAAHH!!", stieß Niki aus und öffnete weit seine Augen. Seine Pupillen verkleinerten sich, er knirschte mit seinen klappernden Zähnen und machte einen Schritt mit dem Fuß nach hinten. Dann drehte er sich um und lief aus dem Schrottplatz hinaus. Sein Herz klopfte, er beugte sich leicht nach vorn beim Rennen. Er lief schnurstracks an Travis vorbei, was diesen erstmal stark wunderte. "Hey, wo willst du hin?!", dachte er sich laut und folgte ihm mit der Harley. Dann stellte er sich ihm in den Weg, wodurch Niki sofort anhielt. "Niki, Mann! Flipp jetzt nicht aus und steig auf das Ding hier drauf! Du verreckst noch, wenn du weiter zu Fuß läufst, so holen sie dich doch ein!" Niki setzte sich in Sekundenschnelle auf das Gefährt und Travis legte los. Spöttisch schrie er beim Losfahren: "Hey, ihr Ausgeburten der Hölle! KOMMT UND HOLT UNS! HIER GIBT ES FRISCHFLEISCH!!" Die Zombies ließen sich von dem Satz nicht beeindruckten und verfolgten sie mit dem gleichen, fast gemächlich wirkendem Tempo. "Hey, Niki", sagte er mit lauter Stimme nach hinten gerichtet, da der Wind und die Harley stark gegen das Trommelfell drückten, "für den Fall, dass ich es nicht schaffen sollte... in meinem Koffer findet ihr 'ne Menge Geld, dass ihr unter euch aufteilen könnt." Niki hielt sich noch fester an Travis fest und antwortete: "S-sag sowas nicht! Wir schaffen es gemeinsam!"
Nach wenigen Sekunden hielten sie hinter einem Schrotthaufen an und befanden sich somit im toten Winkel der Zombies. "Steig schnell ab", forderte ihn Travis auf, was Niki auch sofort machte. "Du nimmst jetzt die Route dort. Du meintest, es gäbe einen Weg, die Zombies dort abzuhängen, ja?" "J-ja, die Chance dazu ist hoch...", meinte Niki mit senkender Stimme. Er schaute kurz nach unten. "Keine Zeit für sowas", sagte Travis, "da musst du jetzt durch!" Ohne Widerworte drehte sich Niki um und rannte los. Er kam aus dem Schrotthaufen hervor und war für die Zombies sichtbar. Er schaute einmal nach links und sah die grauenhaft enstellten Gesichter dieser Kreaturen. Wenige davon erkannte er in einem Bruchteil einer Sekunde wieder. Er rannte weiter und sprang auf ein bruchiges Gebilde. Dann drehte er sich einmal herum, um die Lage zu besichtigen. "M-moment, nein!", dachte Niki laut, "wo gehen sie hin?!" Die Zombies folgten ihm nicht, sondern gingen in eine andere Richtung. In die Richtung, in der Travis noch auf reine Luft auf der Harley wartete. Niki sah, wie Travis davonfuhr, verlor ihn dann aber aus den Augen. Plötzlich hörte er ein: "WO KOMMEN DIE DENN ALLE HER?!?" Sein Körper erstarrte. Er drückte seine Faust mit dem Arm fest gegen seine Brust. Er hatte Angst.
Niki hatte keine andere Wahl. Er sorgte sich um Travis, allerdings musste er, wie schwer ihm das auch fiel, an sich selbst denken und rannte los in Richtung Kanalisation. Von einer anderen Richtung sah er weitere Zombies, die sich dem Eingang näherten. Er raste dorthin, so schnell er konnte. Keuchend kniete er sich hin und sah, dass ein Brett im Weg stand. "Hey, bitte! BITTE, LASST MICH RUNTER!", sagte er, dabei mehrmals gegen das Brett hämmernd. In diesem Moment schob Keko sein Surfbrett weg vom Eingang. "Du?! Aber... das kann doch nicht-" Aber Keko sprang sofort raus und schickte Niki Richtung Kanalisation. "Moment, was wird aus dir?" Niki kletterte weiter runter, bekam aber keine Antwort. Die letzten Stufen sparte er sich, er sprang gleich runter auf dem Boden. "Ayiah!", stieß Niki ungewollt heraus, als er für einen kurzen Moment starken Schmerz auf seinem rechten Fuß spürte. Er war wohl unglücklich gelandet. Noch abgelenkt von dem Schmerz hörte er einen riesigen Knall auf der Oberfläche, was ihn zu Fall brachte. "K-K-Keko? Moment, das kann doch nicht..." In diesem Moment rief eine Stimme nach ihm von hinten: "Niki? Niki!! Du lebst noch!" Niki drehte sich um und sah Clovers Gesicht. Er ging ein paar Schritte nach vorn, hielt dann aber an. Clover kam angerannt. "Es geht dir gut, so ein Glück...", sagte sie ihm glücklich und besorgt zugleich, "...aber... wo... wo sind Travis und Keko? Wo sind die beiden?" Niki öffnete seine Faust. Seine Handfläche zeigte Clovers Glücksbringer, den er die ganze Zeit bei sich hatte. Ein schwaches Licht von einem winzigem Loch von oben schien drauf, sodass Clover ihn bei der Dunkelheit klar und deutlich erkennen konnte. Niki lief eine Träne die Wange herunter, die Clover bemerkte. Sie schaute ihn noch besorgniserregender an. "Niki...?" Phương Anh brach in Tränen aus und kniete sich hin. Seine Hände stützte er am Boden ab, um nicht vor Traurigkeit zusammenzubrechen. Das war der zweitschlimmste Moment in Nikis Leben und diese Platzierung, die er in seinen Gedanken fasste, machte es für ihn noch schlimmer. "S-sie sollten... sie sollten hier sein... a-aber ich weiß es nicht... i-ich weiß es einfach n-nicht..." Noch nie hatte er so viel Angst gehabt. Sein Breakdown währte noch viele weitere Minuten, obwohl er in Sicherheit war und von nichts wusste...
Die Überlebenden machten sich bereit den Schrottplatz endlich hinter sich zu lassen. Ganz vorne standen Travis und Niki neben der einsatzbereiten Harley.
"Du... wir beide sind zwar... nun ja... für das Überleben unserer Gruppe verantwortlich...", stotterte Niki leicht, "...und wir kennen uns nicht... aber... ich... habe Angst davor, dass uns beiden... etwas geschieht..." Niki fing immer mehr an zu zittern und griff nach seinen Glöckchen, die um seinen Hals hingen.
"Hey, jetzt entspann dich mal. Es wird schon nichts passieren", erwiderte Travis. "Wir locken jetzt diese verdammten Bastarde von hier weg und dann nichts wie hin zu dieser Kanalisation!" Niki merkte, dass Travis nicht gerade der beste Redner war, aber momentan waren diese Worte mehr als genug, um ihn zu beruhigen.
"So... so machen wir das! Ja!" Er machte einen kämpferischen Luftsprung und lächelte Travis mit einer ernsten Miene an.
"Also dann, öffnet das Tor und geht dann am besten erstmal in Deckung. Die Viecher sollen ja uns folgen und nicht den Schrottplatz stürmen."
Das Tor öffnete sich und Travis fuhr ganz langsam bis zum Rand und wartete während Niki wieder etwas nervöser vorlief und auf die Zombies wartete.
"Hey, ihr Ausgeburten der Hölle! KOMMT UND HOLT UNS! HIER GIBT ES FRISCHFLEISCH!!!", rief Travis während er die Eisenstange mehrmals gegen den Zaun schlug um die Aufmerksamkeit der Zombies auf sich zu richten. Daraufhin wandte er sich an Niki um zu fragen ob er denn nicht aufsitzen wollte, doch dieser schrie plötzlich auf und rannte davon.
"Hey, wo willst du hin?!"
Die Harley aufröhren lassend fuhr er ihm hinterher. Warum rannte der Kerl nur davon? Wenn sie schon ein Motorrad hatten sollten sie es auch ausnutzen anstatt die Zombies zu Fuß wegzulocken.
Als er ihn endlich erreicht hatte vollführte er eine scharfe Wendung und stelle sich ihm in den Weg.
"Niki, Mann! Flipp jetzt nicht aus und steig auf das Ding hier drauf! Du verreckst noch, wenn du weiter zu Fuß läufst, so holen sie dich doch ein!"
Und damit brausten sie davon, die Zombies knapp hinter ihnen und damit es auch so blieb schlug Travis seine Eisenstange gegen Eisenstangem Autowracks und was sich noch so finden ließ während Niki immer wieder Schreie ausstieß.
Kurze Zeit fuhren sie ohne größere Probleme geradeaus, weswegen Travis die Zeit nutze um sich an seinen Begleiter zu wenden.
"Hey, Niki", er musste etwas lauter reden, da der Wind und die Harley stark gegen das Trommelfell drückten, "für den Fall, dass ich es nicht schaffen sollte... in meinem Koffer findet ihr 'ne Menge Geld, dass ihr unter euch aufteilen könnt." Niki hielt sich noch fester an Travis fest und antwortete:
"S-sag sowas nicht! Wir schaffen es gemeinsam!"
Doch darauf bekam er keine Antwort.
Wenige Sekunden hielten sie hinter einem Schrotthaufen an und befanden sich somit im toten Winkel der Zombies.
"Steig schnell ab", forderte ihn Travis auf, was Niki auch sofort machte. "Du nimmst jetzt die Route dort. Du meintest, es gäbe einen Weg, die Zombies dort abzuhängen, ja?"
"J-ja, die Chance dazu ist hoch...", meinte Niki mit senkender Stimme. Er schaute kurz nach unten.
"Keine Zeit für sowas", sagte Travis, "da musst du jetzt durch!" Ohne Widerworte drehte sich Niki um und rannte los.
Die Harley röhrte wieder auf und schoss hinter dem Schrotthaufen hervor. Trotz ihrer schlurfenden Schritte waren die Zombies erstaunlich nahe gekommen. Um etwas mehr Distanz rauszuholen gab er wieder Gas und schoss kurz darauf über einen Hügel.
Eine Schrecksekunde später schleuderte die Harley einen Zombie zu Boden dessen Schädel von den Reifen zermalmt wurde.
"WO KOMMEN DENN DIE ALLE HER?!", schrie Travis und riss das Motorrad zur Seite um zum stehen zu kommen.
Vor ihm war ein nahezu undurchdringlicher Wall aus Zombies. Viele schienen im Sumpf festzstecken, aber der Rest kletterte über ihre "gefallenen" Kameraden hinweg und bewegte sich zielsicher auf die Harley zu.
"Ähm...Leute, seid ihr schon in Sicherheit?"
Doch statt einer Antwort hörte er nur Rauschen und gelegentlich Schüsse. Scheinbar würden sie noch eine Weile ausharren müssen.
Tief durchatmend überlegte er was zu tun war... Vielleicht...?
Er gab wieder Gas, doch anstatt vor den Zombies zu fliehen fuhr er direkt auf sie zu. Er hatte dieses Manöver nur ein einziges Mal gesehen und wenn er es jetzt vermasselte wars das!
Wann sollte er ausweichen? Wenn er das weiße in ihren Augen sah? Vermutlich waren deren Augen garnicht mehr in einem Zustand in dem man das noch hätte sehen können.
Sie kamen näher...und näher...noch wenige Meter und sie würden ihn packen können. Haarscharf riss er das Steuer herum, einer der Zombies packte ihn bei den Haaren, doch wurde augenblicklich mit der Eisenstange davongeschmettert. Auch die anderen Untoten versuchten ihn zu packen, doch verfehlten sie ihn um Haaresbreite und stürzten zu Boden.
"So schnell dürften die nicht mehr aufstehen! Jetzt aber weg hier!"
Nachdem er noch eine Weile umhergekurvt war und den Zombies so gut wie möglich ausgewichen war hatte er es leid zu warten und machte kehrt. Das war jedoch leichter als gedacht, denn zwar verfolgten ihn nicht mehr ganz so viele Zombies, aber auf direktem Weg zwischem ihm und dem Schrottplatz hing ein ganzer Haufen von ihnen bei einer Ansammlung von Autowracks rum. Er musste sich wohl oder übel einen Weg hindurch bahnen, doch zuvor ließ er noch einmal seinen Blick über die Umgebung schweifen...DA! Ein Hügel nah genug an den Wracks um mit Vollgas über die Zombies hinweg zu springen!
Er brachte die Harley in Stellung, holte tief Luft und gab Gas! Das Motorrad klang als würde ein wildes Tier mit letzter Kraft aufschreien und schon befand er sich in der Luft. Wieder packte ihn ein Rauschzustand und Clovers Gesang drang aus den Tiefen seines Herzens hervor. Er konnte es schaffen! Nur diese Zombies und dann war er auch schon fast beim Kanaldeckel!
Die Harley schlug auf und in eben diesem Moment rutschte seine Hand ab. Die Maschine wurde zur Seite gerissen und stürzte mit lautem Donnern zu Boden.
Aufstöhnend schlurften die Zombies auf Travis zu. Er wollte aufstehen und davonrennen, doch sein Bein war eingklemmt. Mit der Eisenstange hätte er sich vielleicht befreien können, doch auch die hatte er gerade verloren. Angsterfüllt starrte er den Untoten ins Gesicht. Wenn ich doch wenigstens mein Pistole mitgenommen hätte!
Doch nun hatte er weder Kugeln für die Zombies noch für sich selbst. Ein wahnsinniges Grinsen stahl sich in sein Gesicht.
"Hey, wenigstens bin ich nicht als erster gesTAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARGGGGGGGH"
Zähne schlugen sich in sein Fleisch und rissen es mit unmenschlicher Kraft aus. Er lebte noch einige Sekunden lang und konnte sehen wie sein Blut sich langsam über den Boden ausbreitete.
Er hätte als Held sterben können...doch dafür war es nun zu spät. Hoffentlich hat wenigstens Niki es geschafft...
Und daraufhin umfing ihn die Leere des Todes...doch vielleicht würden sich seine Augen bald schon wieder öffnen...und dann würde auch er nach Menschenfleisch lechzen...hoffentlich konnte er sich dann immer noch nicht befreien...
"Hey, ihr Ausgeburten der Hölle! KOMMT UND HOLT UNS! HIER GIBT ES FRISCHFLEISCH!!" - das war der Teamgeist den sie brauchten. Mann, die zwei waren Teufelskerle!
„Leute, bewegt euch!“ Wie ein einziger Pfeil zischten sie nach der Öffnung des Zauns los – zum winzig wirkenden Kanaldeckel. Ryan, Suparman und er machten den Weg frei. Ryan hieb mit seiner Peitsche nach allen Seiten – der Kerl war nicht zu stoppen! Und Suparman machte seinem Namen ebenfalls alle Ehre. Mit seinem Surfbrett konnte Kekoa die Viecher nicht nur abwehren oder wegstoßen – es gelang ihm auch durch heftiges Stoßen von unten gegen das Kinn einigen Zombies den Schädel wegzureißen. „Zur Hölle mit euch!“
Kekoa war sich sicher – mit den zwei Mordskerlen an der Seite würden sie ihr Trüppchen sicher in die Kanalisation bringen. Sein breites Grinsen verlor er auch nicht, als ein Trupp Untoter ihnen auf die Pelle rückten und er aus der Deckung heraus mit seinem Dechsel-Beil nach ihnen schlug, bis sein Hawaiihemd mit Blut und Eingeweiden übersäht war. Er schien es gar nicht zu merken, wie in Trance hiebte er nach allen Seiten, wenn die zwei neben ihm überhaupt etwas zu ihm durchließen.
Teufelskerle! Das waren sie. Allesamt!
~*~
„Also Leute – bewegt euch wenn die zwei hier sind und vergesst nicht uns zweien eine ordentliche Spur zu legen, kapisch? Ich hab hier ein paar Fressen, die ich noch demolieren muss – dann mach ich den Schacht dicht.“ Und da klopfte es auch schon gegen sein Surftbrett. Niki war alleine gekommen. Wo steckte dieser andere? Travis? Als er Niki unten im Gang verschwinden sah, biss er so fest er konnte die Zähne zusammen. Er würde hier warten, bis der andere Kerl auftauchte!
Sobald der mit dem Motorrad wieder hier in Sicherheit war, würde er das Zeug in die Luft jagen. Er grinste breit und zuversichtlich und tätschelte sein Surfbrett. Nur das es nicht durch den Kanaldeckel passte, beschehrte ihm Magenschmerzen. „Tut mir ja Leid meine Schönheit, aber so wie es aussieht werden wir die nächsten Wellen nicht zusammen nehmen können.“
Bremsen quietschten und Travis Aufschrei in der Ferne blieb für lange Zeit das einzige was Kekoa hörte. „Dann wars das wohl...“ er lugte immer wieder durch den Spalt zwischen Surfbrett und Asphalt, lauschte auf ein Geräusch der Harley, zwang sich ruhig zu atmen.
Da! Der Aufschrei des Motors, die Harley war nur noch wenige Hundert Meter von ihm entfernt – da schlug das Motorrad am Boden auf und Travis donnerte zu Boden. In wenigen Sekunden waren die Untoten über ihm...
Kekos Gedanken waren in diesem Moment glasklar - Travis konnte er nun nicht mehr helfen - er hob sein Baby leicht an, schob den aufgeschnittenen Benzinkanister in den er die 4kg Heroin gefüllt hatte nach draussen – dann wendete er sein Gesicht von der Lücke zwischen Surfbrett und Asphalt ab – und presste die 4kg mit dem Sprühgerät mit Druckspeicher in seiner Hand zu einer 8m hohen Brandwolke über dem Kanaldeckel in die Luft. Die Körnchen reinsten Heroins verteilten sich gleichmäßig in einer weißen Wolke mit 1000fach größerer Oberfläche – dann leckte die Flamme vom Papierglutnest an der Wolke und der allerfeinste Stoff brannten mit einem einzigen schlagartigen Knall und einer heftigen Stichflamme ab.
Eine 4kg Sprengbombe mit reinstem Heroin!
Die ausgetrockneten Körper wurden mehrere Meter hochgerissen, zerflogen mit einem einzigen lauten Knall in alle Himmelsrichtungen. Die Zombies, die nicht von der Druckwelle der heftigen, plötzlichen Explosion zerissen wurden, wurden in einem Umkreis von mehreren Metern von der Hitzewelle der Explosion erfasst und das aufplatzende untote Fleisch quietschte und kreischte wie ein Braten, den man zulange im Ofen gelassen hatte. Kekoas euphorisches Lachen, voller Vorfreude, voller Zuversicht schallte mit dem Donnern der Explosion zusammen durch die Gänge. Kekoas triumpfierendes Lachen und ein „Weiße Weihnacht für Australien ihr Hackfressen!“, war das letzte was man von ihm hörte.
Denn dann erfasste die Druckwelle auch sein Surfbrett. Seine einzige wahre Liebe zog ihn als Windfänger an der Fangleine in einem unbarmherzigen Sog aus dem Kanal heraus, inmitten eines freigesprengten Platzes – um den Hunderte von Untoten heranwankten. Er stolperte zurück zum Loch, schaffte es gerade so den Kanaldeckel halb über das Loch zu ziehen in dem er einfach nur verschwinden wollte - aber seine Beine zitterten noch von der Wucht, kalter Schweiß brach ihm aus und eine Welle von Übelkeit erfasste ihn und um ihn herum brannte die Welt immernoch und es fiel weißer Schnee auf seine Rockerfrisur. Als die Zombieteile, Blut und Gedärme auf ihn niederregneten wurde ihm wurde klar, das der Mensch nicht mehr länger an der Spitze der Nahrungskette stand - denn da standen die Untoten auch schon direkt vor ihm.
Mit einem einzigen Schlag hatte ein Kerl der so breit war wie zwei Busfahrer ihm den Arm ausgerissen und den Kanaldeckel an seinen Platz befördert. Kekoas abgetrennte Beine fielen in den tiefen, dunklen Schacht. Einen Augenblick später hingen drei weitere ausgehungerte Infizierte an seinem gestählten Oberkörper wie ein Rudel Schakale über einer Antilope und fraßen soviel wie sie konnten.
Es sollte sein letzter Trip werden. Er war nur ein gewöhnlicher Surfer mit Waschbrettbauch und Rockerfrisur. Aber die coolen Moves, die die Menge zum kreischen brachten – die hatte er bis zu allerletzt drauf.