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Ritter
Eigentlich hatte Isa sich nur einen Moment setzen wollen, um das Schwindelgefühl aus ihrem Kopf zu vertreiben. Offensichtlich war die Anstrengung der letzten Stunden aber zu viel gewesen und sie war eingenickt.
Nur, um nach kurzer Zeit wieder aufzuschrecken, als sie Tess´ Durchsage hörte. Einen Moment lang überlegte sie, zu reagieren. Sicher - die Neuwahl war noch nicht entschieden, aber Ian schien der favorisierte neue Anführer zu sein. Und was Geschicklichkeit betraf - Isa war zwar immer recht gut darin gewesen, ihre Hände ruhig zu halten und genau zu koordinieren, aber es gab sicher einige unter ihnen, die weitaus besser geeignet waren. Und das Wort Leiche, ob laufend oder nicht, gefiel ihr gar nicht. Während sie weiter mit sich rang, merkte Isabelle nicht, dass ihre Gedanken ihr erneut entglitten und ihr die Augen zufielen...
Sie stand in der Abfertigungshalle mit der Nummer D52. Allein. Mutterseelenallein. Und irgendetwas fehlte, aber so sehr Isa auch nachdachte, es fiel ihr nicht mehr ein. Dennoch begann sie zu suchen. Hinter den Automaten, unter den Sofas, in jeder Ecke suchte sie nach dem Etwas, was auch immer es war.
Plötzlich erklang hinter ihr eine Stimme: "Du musst schon draußen nachsehen." Isa blickte sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Stattdessen entdeckte sie ein großes Loch in der Glaswand. Natürlich, dort würde sie es finden...
Nachdem sie durch das Loch geschlüpft war, stand sie draußen und um sie herum begann die Welt, sich zu verändern. Von jetzt auf gleich stand sie nicht mehr in einem Gang des Flughafengeländes, sondern mitten in einem Sumpfgebiet, noch immer allein. Doch nun hörte sie Stimmen erst leise, doch als Isa in ihre Richtung zustapfte, wurden sie immer lauter. Schließlich erreichte sie einen Schrottplatz, von einem Zaun umgeben. Dahinter konnte sie ein großes Lagerfeuer sehen und viele bekannte Gesichter.
Die junge Sängerin gab ein fröhliches Stück zum besten, während Ian ausgelassen mit der kleinen Léo dazu tanzte. Ethan saß am Feuer und grillte mit Ellen und Dob Marshmallows und im Hintergrund konnte sie schemenhaft die anderen Flüchtlinge und noch viele andere Menschen ausmachen. Doch was ihre Aufmerksamkeit in den Bann zog, war die Frau, die hinter dem verschlossenen Tor erschien. Jung, langes braunes Haar, graublaue Augen... Isas leibliche Mutter.
"Da bist du ja, meine Kleine. Hast du nun doch hergefunden?" Isa nickte nur und schaute fragend auf das Tor. Ihre Mutter lächelte warm. "Oh, du möchtest wohl rein? Aber hast du nicht etwas vergessen?" Ja, Isa hatte etwas vergessen... aber was? "Ach, dann helfe ich dir mal auf die Sprünge: Du hast uns vergessen." Das Lächeln blieb, aber der Glanz in den Augen verschwand, sie wurden leer. "Du hast uns allein gelassen, Kleines, hast du das etwa vergessen?" Die Frau lächelte immer noch, doch gleichzeitig wurde ihr Gesicht blasser und blasser, das Fleisch begann sich von den Knochen zu lösen. "Nein, ich war doch die ganze Zeit bei euch, ich habe euch nicht vergessen!", wollte Isa schreien, doch als sie den Mund bewegte, brachten ihre Stimmbänder keinen Ton zustande. Auch die anderen Menschen, begannen zu verwesen, unterbrachen aber ihre Tätigkeiten nicht. Die lächelnde Frau sagte: "Das ist aber alles nicht so schlimm, Liebes. Du wirst schon noch werden, wie wir, und dann darfst auch du hier rein. Schau, dort kommen schon die anderen. Bestimmt werden sie dir helfen." Isabelle fuhr herum und sah in ein Meer lebender Leichen, dass sich auf sie zubewegte...
Mit einem Aufschrei fuhr sie aus ihrem Schlaf hoch und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Sie war auf dem Schrottplatz. Die anderen waren da. Alle gesund und lebendig. Und das sollte so bleiben. Isa musste alles dafür tun, alles, was sie konnte. Bemüht, nicht an ihren Traum und erst recht nicht an ihre Mutter zu denken, überlegte sie, was sie tun konnte. Sie erinnerte sich an Tess´ frühere Ansage. Die Ärztin bewegte sich gerade aus der Hütte. Auf leicht zittrigen Beinen bewegte Isa sich auf sie zu. "Du sagtest, dass du jemand geschicktes brauchst? Ich glaube, ich kann dir helfen... wenn du mir sagst, was ich machen soll." Ja, sie würde tun, was in ihrer Macht stand, um zu helfen. Selbst, wenn es Leichen beinhaltete. [Aufgabe Theta - Geschicklichkeitsanteil]
Geändert von Zitroneneis (12.08.2012 um 22:16 Uhr)
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