Als sie endlich aus dem Sumpf kamen und den Schrottplatz betraten, war Dob völlig am Ende. Er war kein Langstreckenläufer, eher ein Sprinter auf kurzer Distanz, und der zähe Morast hatte das Vorankommen zu einer Qual gemacht. Doch auch die Ereignisse des Flughafens lasteten schwer auf ihm.
Als Nikitas Pistole explodierte, war Dob bereits auf der Ballustrade angekommen. Eigentlich hatte er einfach nur weiterrennen wollen, doch der laute Knall hatte ihn einen Blick hinter sich werfen lassen. Was er gesehen hatte, würde er den Rest seines Lebens nicht vergessen. Nikitas zerfetzte Hände, die gierigen Zombiescharen, die sich sofort auf ihn stürzten... Mike, der nur für den Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam war und dafür mit seinem Leben und seiner Würde bezahlen musste.

"Verdammt, verdammt, verdammt, scheiße verdammt", murmelte Dob immer wieder. In der Ruhe nach der Flucht kamen die Bilder alle wieder in seinen Kopf. Ausgelaugt lehnte er sich gegen die Wellblechhütte in der Mitte des Schrottplatzes und ließ sich schließlich auf den Boden sinken. Er kramte in seiner Tasche herum. "Da bist du ja..."
Ein Dübel war jetzt genau das, was er brauchte. Seine Reflexe würden darunter leiden, doch im Moment wollte er sowieso nicht an Kampf und Blut und Tod denken. Und sollte er sich hier auf dem Schrottplatz nützlich machen können, so würde es sicher helfen, wenn seine Hände nicht so zitterten.
Er verteilte Tabak und Gras auf einem dünnen, langen Paper, legte ein selbstgebautes Mundstück aus hartem Papier an das eine Ende und rollte das Paper mit geübten Händen.

Warum explodiert eine Pistole?
Nikita war jemand gewesen, der sich mit Waffen auskannte. Wie kann es sein, dass er einen solchen fatalen Fehler macht?

Dob schüttelte kurz den Kopf. Geht weg, blöde Gedanken! Er leckte die Kante des Papers, rollte seinen Joint zu Ende, stopfte ihn ein wenig, biss das überstehende Paper ab und klemmte ihn zwischen seine Lippen. Dann hielt er sein Feuerzeug mit extragroßer Flamme an das andere Ende, schloss die Augen und sog tief ein.
Bald schon erschien ihm die Welt ein wenig besser. Mit jedem seiner tiefen Züge verschwand eines der grausigen Bilder aus seinem Kopf. Es machte keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen über die Vergangenheit.
Er war noch am Leben. Das war es, was zählte.
Dob merkte, dass er irrsinnig hungrig war. Er holte Ians Schokohörnchen und verschlang es mit zwei großen Bissen. Es folgten zwei Schokoriegel und ein Salamisnack. Dann grinste er, zufrieden und breit.
Es war schön, am Leben zu sein.