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Held
Marcos dezente Kopfschmerzen verflüchtigten sich allmählich als er mit dem Taxi am Flughafen ankam. Er konnte nicht ganz nachvollziehen, warum er überhaupt einen Kater hatte; der Vorabend war zwar ausgesprochen süffig gewesen, aber nicht in dem Außmaße, als dass er die Folgen rechtfertigte. Viel Schlaf hatte er ebenfalls nicht gefunden, die schwarzhaarige Studentin, die ihm auf der Feier über den Weg gelaufen war, hatte ihn doch recht lange wach gehalten, war aber am Vormittag, als sein Handywecker klingelte, bereits aus seinem Hotelzimmer verschwunden. Mit ihr die Scheine aus seiner Brieftasche. 'Stupida troia del cazzo!' (*hust*), fluchte er innerlich. Glücklicherweise bewahrte er den Großteil seines Geldes im Safe auf, den das Mädchen unberührt gelassen hatte, sodass er nachwievor ausreichend Kohle bei sich trug. Die benötigte er auch für das Flugticket zurück nach Italien, welches er am Schalter noch kaufen musste.
Noch etwas von der Wirkung des Restalkohols benommen und nicht ganz ausgenüchtert stieg er aus dem Wagen und bezahlte den Taxifahrer. Das Trinkgeld fiel recht üppig aus, wofür sich der Fahrer artig bedankte. Seine Eltern waren wohlhabend und ließen ihn stets an ihrem Vermögen teilhaben, weshalb er sich nie wirklich Gedanken um seine Finanzen machen musste. Folglich ärgerte er sich auch nur bedingt über das gestohlene Geld, viel mehr machte er sich Sorgen sich irgendetwas bei dem Mädchen eingefangen zu haben. Aber wenigstens fühlte er sich einigermaßen sauber an; die Dusche vor einer guten dreiviertel Stundel hatte ihm zu etwas mehr Frische verholfen. Seine Haare waren noch immer leicht feucht und er nahm den zarten Kokus-Geruch von dem Schampoo wahr, der ihm anhaftete, als der Wind kurzzeitig wehte. Ansonsten war es warm. Verdammt warm. Obwohl er einen Anzug trug störte ihn die Temperatur allerdings nicht weiter. Er war aus seinem Heimatland noch größere Hitze im Sommer gewohnt. Das änderte sich allerdings als er mit seinem Gepäck den überfüllten Flughafen betrat. Am Eingangsbereich war es zwar noch einigermaßen kühl, aber je weiter er in innere lief, desto stickiger und unangenehmer wurde es.
Marco bemerkte, dass er seinen Schlips nicht trug. Er hatte nur das weiße Seidenhemd an und darüber seinen schwarzen Anzug. Er nutzt diesen Umstand und öffnete die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes auf. Darunter kamen einige Lettern des bekannten Auspruches "Memento Mori" zum Vorschein, den er sich mit Siebzehn in einem Halbkreis über der Brust hatte stechen lassen. Es war nur eine von vielen Tätowierungen die seinen Körper zierten, allerdings eines seiner liebsten, weil es trotz der Bedeutung schöne Erinnerungen in ihm hervorrief.
Während der junge Italiener sich in der endlos wirkenden Warteschlange am Schalter einreihte, ärgerte er sich, dass sein Urlaub in Australien bereits vorbei war. Er hatte die Zeit wahrlich genossen und konnte sich an kaum einen Abend erinnern, an dem er nicht betrunken ins Bett gestiegen war. Das einzige was ihn störte war die Sonne, aber er hatte es vermeiden können, ihr sonderlich oft ausgesetzt gewesen zu sein. Marco liebte seinen porzellanfarbenen Hautton und sah es nur ungern, wenn sich selbiger durch das UV-Licht rötlich färbte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte der Student endlich an den Schalter um sein Ticket zu kaufen. Gottseidank waren noch welche übrig. Touristenklasse zwar nur, aber damit konnte er ausnahmsweise leben. Als er sich in Richtung der Wartehallen begab, bemerkte er, dass viele Leute ziemlich blass im Gesicht aussahen. Nicht in der Blässe seiner Haut, sondern vielmehr krankhaft blass. Sie wirkten mitgenommen und einige Sanitäter liefen auf der Anlage umher. Etwas angewidert beschleunigte er seine Schritte und kam bald darauf in die Nähe der Wartehalle. Einer der Sicherheitskräfte näherte sich und winkte ihn zu sich. Genervt begab sich Marco in seine Richtung. "Begeben Sie sich bitte in die Abfertigungshalle D52", sagte er in ruhigem aber bestimmten Ton. "Was, wieso? Da muss ich doch überhaupt nicht hin...". Sein Englisch war nahezu akzentfrei. "Bitte begeben Sie sich in D52!", wiederholte der Sicherheitsmann seine Aufforderung. ""Alter, willst du mich verarschen? Ich muss nach Italien, mein Flug geht in einer Stunde." . Der dunkelhäutige Mensch verlor verdammt schnell die Geduld wie Marco feststellen durfte. Er packte ihn am Arm und zog ihn in Richtung der entsprechenden Warthalle. "Spinnst du?! Lass mich los, figlio di puttana! (•••••••••)". Dort angekommen, bemerkte er schnell, dass man ihn hier auch nicht sobald wieder rauslassen würde. "Bitte warten Sie hier und verhalten Sie sich ruhig."
"Fottiti!" (fick dich) , entgegnete Marco ihm gewohnt charmant und setzte sich auf eine der Warteplätze.
Als er sich umblickte entdeckte er viele Leute um sich. Einige auffallend attraktive befanden sich hier. Auf der Toilette schien irgendetwas vor sich zu gehen, er kümmerte sich aber nicht weiter darum. Oben an der Decke hing ein Schild, das unmissverständlich ausdrückte, dass er sich in einer Nichtrauerzone befand. Rauchen. Achja. Er griff in die Brusttasche seines Jackets, zog seine Schachtel Chesterfield Blue heraus und nahm eine Zigarette, die er sogleich mit einem edlen silberenen Feuerzeug aus seiner Hosentasche anzündete. Genüsslich zog er an seinem Glimmstängel. Wie er feststellte war er nicht der einzige Raucher hier, auch andere hatten sich trotz des offensichtlichen Verbots eine Kippe angezündet. Niemand schien sich großartig dafür zu interessieren. Er nahm einen weiteren Zug lehnte sich entspannt zurück.
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