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Auserwählter
Der Tag begann für Helena eher unerwartet schnell. Ihr Wecker sagte ihr, dass sie verschlafen hatte, ausgerechnet an einem Tag, an dem sie alleine für die Abfertigung in Halle D52 zuständig war. Normalerweise war dieses kleine Terminal nicht für den Besucherverkehr geöffnet und von dort aus starteten nur Flüge innerhalb Australiens. Deswegen konnte man beruhigt eine Zollbeamte mit Ausbildung dort einsetzen. Was heute eben der Fall war. "Bollocks!" fluchte Helena, als sie sich von ihrem Wohnheim aus auf dem Weg zum flughafeneigenen Hundezwinger machte und dabei in ein halbes Brötchen mit Vegemite biss. Die Sonne war von einigen Wolken verhangen, als sie Machete abholte und sich auf den Weg nach D52 machte.
Es war ungewöhnlich voll in der kleinen Halle, und ihr war nur ein Sicherheitsmensch, der Russe, zugeteilt. Normalerweise fände Helena das nicht beunruhigend, sie war eh nicht sonderlich scharf auf ein Gespräch am frühen Morgen. Seufzend nahm sie zur Kenntnis, dass alle Flüge an ihrem Terminal gestrichen worden, obwohl dort eh schon nicht viel los war. Trotzdem war die Halle doch relativ voll. Machete schnüffelte aufgeregt am Koffer einer jungen Frau, der direkt in der Nähe ihres Postens saß und sich aufgeregt umblickte, mit etwas Angst im Blick. Mit hochgezogener Augenbraue wollte sie schon ihre Ausbilderin über Funk rufen, bis ihr die Sache mit den Wartungsarbeiten wieder in den Sinn kam. Also konnte sie sich nichtmal mit irgendjemandem unterhalten?!
In diesem Augenblick trat ein Mann an sie heran, der im Laufen einen asiatisch aussehenden, sehr geschäftlich gekleideten Mann mit Aktenkoffer, fast umrempelte. "Hey! Können Sie mir sagen, was das hier soll? Ich warte seit Stunden hier rauszukommen und nun labern hier einige was von einer Abfertigungshalle D irgendwas? Wollt ihr uns hier vergammeln lassen?". "D52, Sir. Das ist die Halle, in der wir uns gerade alle befinden, und leider kann ich ihnen nicht weiterhelfen. Ich bin hier eigentlich eingesetzt, um den Zoll für einen Flug nach Perth zu klären, allerdings ist dieser ausgefallen." Helenas Lust auf so ein Gespräch hielt sich in eher meßbaren Grenzen. Woher sollte sie denn wissen, was hier los war, schliesslich war sie grade erst vor 10 Minuten an ihren Posten gekommen, und der Funk funktionierte auch nicht. "Hören sie mal, ich bin hier schon seit Stunden!" "Ich nicht!" geiferte sie zurück. Verdutzt machte der Mann einen Schritt zurück und stieß den Asiaten von vorhin fast nochmal um.
Helena war schon aufgefallen, dass die Passagiere für einen ausgefallenen Flug nach Perth ganz schön aggressiv waren. So schön war Perth nun auch wieder nicht. Als sie die Durchsage hörte, dass alle Besucher des Flughafens unverzüglich Terminal D52 aufsuchen sollten, bekam sie leichte Panik. "Aber ich bin hier doch ganz alleine?" Sie blickte über die Schulter zu dem Russen von der Security, der nicht weniger verdutzt schaute.
Geändert von Caro (06.08.2012 um 16:05 Uhr)
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ᵵ Ghost Rider ᵵ
"Sie übernehmen. Dienstbeginn jetzt", äffte Michail seinen Vorgesetzen in Gedanken nach, als er langsam die langen Panoramawände des Abfertigungsraumes D52 entlangschlenderte. Erst vor einer Stunde hatte er sich von Helena den angeblich stillen Teil dieses Bereichs zeigen lassen.
Drauf geschissen!
Kaum hatte er sich damit abgefunden, hier einen langweiligen Dienst zu schieben, wurden nach der Durchsage immer mehr Leute in die Halle gelotst und auch nicht mehr hinausgelassen. Helena sah dabei alles andere als begeistert aus und blickte ihn fragend an; er zuckte nur mit den Schultern. Zwischendurch fing der Knopf in Michails Ohr bedenklich an zu knacken und es gab einen Funkspruch, laut dem das Kommunikationssystem in Kürze einer Wartung unterzogen wird. Und als wäre der Arbeitstag des Sicherheitsbeamten noch nicht abwechslungsreich genug, stellte sich heraus, dass die Ausgangssperre wohl auch für ihn selbst galt, als er D52 verlassen wollte. Gut, zugegeben, so ganz schuldlos war Michail daran nicht, hatte er den Einsatzleiter doch auf russisch beschimpft, und ausgerechnet das Wort kannte dieser aufgeblasene Hampelmann.
Nach seinem 'Ausbruchsversuch' wendete der Russe sich der Zollbeamtin zu, welche mit den eintreffenden Leuten alle Hände voll zu tun hatte, und stellte sich zu ihr an die Eingangskontrolle, hielt sich dabei aber etwas weiter im Hintergrund. Präsenz sollte er zeigen; niemanden provozieren, denn manche Leute fühlten sich leicht bedroht, wenn jemand mit einer Waffe anwesend war. Und so vollkommen alleine sollte Helena lieber nicht all die Leute kontrollieren, auch wenn sie ihren Hund dabei hatte.
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