Was geschah vor Tag 0 . . . ?
Scherben, Gedanken und Ausschnitte aus dem Leben unserer Protagonisten:
28. Juni 2012, 11:54
Sydney, Australien
„Miller. Thomas.“ Helena McAldrin sah hoch als der beleibte schwitzende Mittvierziger seinen Koffer auf das Rollband zum Scan wuchtete und gelangweilt blickte sie wieder auf ihre Passagierlisten.
„Nobuyuki, Shintaro, Abiko, Mineichiro, Asakawa…“Sie stutzte und blickte hoch. Es war tatsächlich eine riesige Schlange asiatisch aussehender Personen, die sich in ihrem Terminal drängte. Die junge Zollbeamtin wollte die Unregelmäßigkeit fast schon auf einen gemeinsamen Ausflug schieben als sie sah, dass es sich bei den anderen Terminals fast genauso darstellte. Stumm und mit furchtsamen Blick warteten sie, bis sie an der Reihe waren. Aus den Unterlagen ging hervor, dass sie alle ihre Wohnsitze in Australien hatten und überraschenderweise ging dieser Flug auf eine kleine Badeinsel in einem Pazifik-Atoll und nicht nach Japan wie sie sich innerlich bereits vorgestellt hatte.
„Ikuma, Takeo, Asada, Rikichi…“ Irgendetwas machte sie so stutzig wie neugierig und sie blickte ihrem Kollegen Jefferson über die Schulter, der konzentrierten Blickes auf die Scans des Handgepäcks starrte. Helena sah das übliche an Dingen, die man gerne bei sich trug, doch ein kleines Detail störte sie. Es war bereits späte Nacht und sie stand unter der Dusche, als ihr das kleine Detail auffiel: In fast jedem Handgepäck hatten sich Dokumente wie Versicherungs-Policen befunden, außerdem Fotoalben, einzelne Fotos, sperriger und edler Schmuck. Dinge, die man nicht auf einen Urlaub mitnehmen würde. Es sei denn… man hatte die Absicht, nicht wieder zu kommen.
30. Juni 2012, 15:19
Sydney, Australien
Michail lief mit weit ausholenden Schritten an den sich drängelnden Menschenmassen des Hauptterminals am Flughafen Sydney vorbei, der Funkknopf in seinem Ohr knisterte und rauschte und übertrug nur noch unordentliche Rufe, begleitet vom statischen Knistern, als ob das Mikrofon seines verhassten Partners verrutscht oder nicht mehr am Mann wäre.
Endlich bog er um die Ecke und sah sofort den Security-Chief auf sich zukommen. „Dostojewski, Sie haben ihren Posten verlassen.“, bellte er aufgebracht. Michail ignoriert ihn und blickte an dem dünnen Mann vorbei in Richtung der am Boden liegenden Gestalt. Sein Partner Paolo besaß die Frechheit, das Victory-Zeichen mit den Fingern zu machen, während seine andere Hand gerade verbunden wurde. „Dostojewski, hören Sie mir überhaupt zu?“, grollte Donnelly wieder und Michail starrte seinen Vorgesetzten wütend an. „Kein Wunder dass hier so viele Junkies rumlaufen, wenn hier jeder Wachmann einfach so seinen Posten verlässt.“, murrte der Chief und Michail sah sich aufmerksam um. „Wo ist der Junkie hin?“ „Interessiert nicht. Er hat Paolo gebissen und ist dann weggerannt. Raus aus dem Flughafen, mir egal, nicht mehr unser Gebiet. Ihr Partner kommt ins Krankenhaus und Sie gehen endlich zurück auf Ihren Posten. Ende der Geschichte, also los.“
Michail würdigte Paolo keinen Blickes, nahm aber aus den Augenwinkeln wahr, wie der Spanier die bandagierte Hand hab und grinste, bis die Sanitäter die Türen des Rettungswagens schlossen und mit Paolo Richtung Ausgang fuhren. Michail sollte nie wieder von Paolo hören.
30.Juni .2012 17:58
Sydney, Australien
Abby grinste und fuhr sich mit dem rauen Handschuh über die Stirn, den Schweiß dort mit einer guten Mischung Öl und Eisenspäne ergänzend. Seit dem frühen Morgen war sie in Chinatown um dort einen Laden namens Noodle King auf Vordermann zu bringen. Am frühen Morgen waren William, Tony und sie dorthin geschickt worden, es schien dem Besitzer ernst, als er ‚all sein Cash‘ versprach, wenn der Laden nur bald wieder gemütlich aussehen würde. Und Abby hatte sich ins Zeug gelegt, wenngleich auch beunruhigt von der bedrückenden Wand des Schweigens die ihr vom Besitzer und den Angestellten entgegenprallte. Vandalismus wäre Abbys erster Gedanke gewesen, der zweite ein Bandenkrieg, doch sie war eine Frau der Tat, sie wollte die Welt nicht verstehen, sie wollte sie einfach ausbessern. Also machte sie sich an die Arbeit und ignorierte geflissentlich einen abgebrochenen, schmutzigen Fingernagel im Holz einer Bank und die Blutspuren, eingetrocknet und braun, unter der Bank. Unheimlich wurde es erst, als der alte William in den „Chinese Park offriendship“ aufgebrochen war und erst nach einer Stunde zurückkam. Ohne Bier und Hot Dogs, dafür aber schweigsam und mit einem strahlendweißen Verband um die linke Hand. Welchem Aberglauben auch immer die anwesenden Chinesen nachhingen, er hatte sie so fest im Griff wie Abby ihren Hammer, denn fortan war von ihnen bis 18:00 Uhr nichts mehr zu sehen. Es war ein harter Tag für die Drei gewesen.
30.Juni 2012 18:47
Bern, Schweiz
„Sie machen vor Ort einen wirklich guten Job, Fräulein Ehliger.“, schmunzelte Dr. Meinhardt Lölti, seines Zeichens Chefarzt des Universitätsspitals in Bern. „Und trotzdem werden wir froh sein, wenn Sie wieder hier sind.“, setzte er nachdenklich hinzu. „Die Arbeit wächst uns hier seit Tagen über den Kopf, wertes Fräulein.“ Diesmal klang es so, als hätte er mit sich selbst gesprochen. Tess ließ den altersmilden, doch fähigen Chefarzt mit seinen Gedanken kurz alleine, sie konnte im Hintergrund hören, wie im Zimmer des Doktors eine Tür geöffnet wurde und Rascheln zu hören war, als wäre ein Paket auf einen Tisch voller Dokumente abgestellt worden. „Fräulein Ehliger, hören Sie? Melden Sie sich, wenn Sie aus dem Flieger ausgestiegen sind und dann kommen Sie bitte auf einen Kaffee vorbei. Ich muss das Telefonat beenden, wie es aussieht, haben wir hier einen kleinen, lokalen Ausbruch des RABV-Virus‘ am Hauptbahnhof. Wir bleiben in Kontakt.“ Sie konnte förmlich hören, wie der alte Arzt am anderen Ende der Leitung lächelte. Dann legte er auf.
„RABV-Virus?“, warf der dauergrinsende, braungebrannte Medizinstudent des ersten Semesters fragend ein und Dr. Meinhardt Lölti erhob sich langsam. „Tollwut. Das sollten Sie wissen, junger Mann.“ Er öffnete das Päckchen und griff hinein, die Hand dann jedoch wie von der Tarantel gestochen wieder herauszuziehen, den einen kleinen Glassplitter betrachtend, der in der Kuppe seines Zeigefingers steckte. „Mir ist das Paket heruntergefallen…“ murmelte der Medizinstudent. „Zum Glück bin ich gegen Tollwut geimpft…“, seufzte Dr. Lölti und lächelte. Es war das letzte Mal, dass man Meinhardt Lölti lächeln sah.
30. Juni, 21:09
Sydney, Australien
„Gottes Strafe ist nah.“, kicherte der Priester und duckte sich unter dem prüfenden Blick von Cyrillus. Dieser wog seinen Stab in seinen Händen und nur die Anwesenheit zweier gelangweilt dreinblickender Polizisten hielt ihn davon ab, dem jungen Priester die Leviten zu lesen. Und weil in seinen Augen neben dem flackernden Wahnsinns auch noch etwas anderes zu stehen schien. Furcht vielleicht, jedoch keine Schuld.
„Sie haben sich also an dem Mädchen vergriffen und ihr dann den Schädel eingeschlagen damit es keine weiteren Zeugen gibt?“, mischte sich einer der Polizisten ein, haargenau die Worte wiederholend, die der Priester gerade benutzt hatte. „Nein…“, raunte der Angesprochene. „Gott hat mich benutzt, das besessene Mädchen von der Erde zu tilgen.“.
Cyrillus starrte den jungen Priester lange an. Er wusste vom einwandfreien Lebenslauf des jungen Mannes vor ihm. Seinem Studium und seinem Gelübde. Er wusste auch, dass er in einer kleinen Gemeinde draußen im Outback monatelang schon seinen Dienst versah. Und doch saß er nun hier, leise kichernd und dann wieder furchtsam kauernd, nachdem er selbst so lange gereist war um Cyrillus sein Werk zu gestehen und von ihm Vergebung zu erlangen. Die Polizei hatte ihm den Bericht geschickt. Der junge Priester hatte einem kleinen Mädchen den Schädel eingeschlagen und sie anschließend verbrannt. Und er war überzeugt, dass das Mädchen den Satan in sich getragen hatte, da sie mehrfach ihre Brüder gebissen hatte nachdem sie zwei Tage lang im Outback verschwunden gewesen war. „Gott hatte bereits in der Wüste durch brennende Büsche gesprochen, also warum auch nicht Satan?“, dachte er sich und nickte den Polizisten zu damit sie den Mann vorerst wieder in Gewahrsam nahmen. In Gedanken war er bereits schon in Melbourne – dort hatte es augenscheinlich fünf Fälle von Besessenheit in einem Arbeiterviertel gegeben. So viele in so kurzer Zeit und auf so kleinem Raum…? Er erhob sich ächzend, bereit, Gottes Willen zu tun.
30. Juni 2012, 23:13
San Jose, USA
Axel Miller war betrunken. Nicht diese Art von betrunken, in der man lachend und singend einen One-Night-Stand mit einer Frau begann, die sich dann als Transvestit herausstellte, sondern die Art von betrunken, in der man ohne zu zögern bereit war, die größte Dummheit des Lebens anzustellen. Und für den suspendierten Ex-Cop war der Fall sowieso klar: Seine Captain wollte ihn prüfen, so musste es sein. Man wollte wissen, wie weit er gehen würde um seine Marke wieder zu bekommen. Also würde er seine Marke einfach holen.
Schwankend stand der Amerikaner auf und griff nach seiner Lederjacke – natürlich griff er vorbei, doch in Gedanken fühlte sich die Jacke schwer auf seinen Schultern an, nur ungewöhnlich kalt war sie, als er auf seinem Motorrad Richtung Polizeistation donnerte. Die Sirenen und das Blaulicht tat seinen Augen weh, ebenso der Schlag gegen seine Schulter des schwergepanzerten SWAT-Mannes, der sich an ihm vorbeidrängte als er den Eingang betrat. „Was zur Hölle…SWAT…“, dachte sich Axel kopfschüttelnd und stolperte im Vorbeigehen einen Mülleimer um. Verschwommen nahm er die Cops wahr, die durcheinander liefen, die Rufe und die Schreie und wie sie ihre Waffen durchluden. „Miller.“, dröhnte es an sein Ohr, die Stimme kam vage vertraut vor. „Schade dass’denich‘ dabei bis‘, heute, du hättes‘ deinen Spaß.“, sprach ihn die hübsche Frau mit dem breiten Texanerdialekt an und er versuchte sich verzweifelt auf einen der drei möglichen Namen der Kollegin zu besinnen. Doch stattdessen winkte er grinsend ab und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, nur am Rande noch den Funkspruch aufschnappend, dass der ‚Gangkrieg‘ von heute Abend bereits ‚am eskalieren war, weil die Triaden gerade auf die Juanito losgingen, mit Zähnen und Fäusten‘, wie Axel verschwommen wahrnahm.
Gefühlte tausend Schritt später war es ruhig. Sogar unheimlich still, befand der Ex-Cop. Vor allem im Büro seines Chiefs, aus dessen Schreibtisch sich Axel gerade betrunken-dümmlich grinsend Marke und Dienstwaffe wiederholte.
„Überall Blaulicht…“, war das letzte was Axel dachte, bevor es schwarz wurde.
31.Juni 2012, 07:12
Sydney, Australien
„Krankgemeldet? William?“ Tony, der stämmige Arbeitskollege von Abby kaute auf beiden Backen und spülte den Bissen Erdnussbutter-Toast mit einem ordentlichen Schluck Kaffee herunter. „Ja, nach 8 Jahren das erste Mal.“, meinte die Angesprochene achselzuckend, dann machten sie sich wieder an die Arbeit. Es war ein für vier Tage angedachter Auftrag im Flughafen. Der Flughafen war ein Großkunde der immer gut und zuverlässig bezahlte, doch selbst dieses Wissen konnte das nagende Gefühl von Unwohlsein in Abbys Eingeweiden nicht beruhigen. Sie schien instinktiv zu spüren, dass etwas nicht stimmte. Soviele Scheiben die derzeit ersetzt werden mussten, so viele Spuren von Vandalismus, so viele zerstörte Teile, die ersetzt werden musste. Sie war schon jetzt froh, wenn dieser Arbeitstag zu Ende war, morgen würde dann Halle D52 an die Reihe kommen, dann die D53 und dann wäre es Zeit für ein oder zwei Tage Urlaub. Oder sie würde morgen Tony gleich in die 53 schicken, während sie die 52 übernahm. Damit sollte es deutlich schneller gehen…!
31.Juni 2012, 14:55
San Jose, USA
Der Mund von Axel Miller war trocken. Schmerzhaft trocken. Und voll Schmerz war auch sein Kopf und sein Rücken. Ganz zu schweigen von seiner Seite, da er auf seiner Dienstwaffe geschlafen hatte. Und auf seiner Dienstmarke. Und wo zur Hölle kam das Sturmgewehr her, welches halb zusammengebaut und vollgekotzt auf seinem Sofa lag?
Schlagartig wurde Axel Miller, seines Zeichens suspendierter Cop, hellwach, die gestrige Nacht schob sich in seine Gedanken. Er war wirklich in die Dienststelle marschiert und hatte trotz Suspendierung seine Waffe und seine Marke – er musste es so nennen – gestohlen. Er schüttelte erst wütend den Kopf – dann übergab er sich.
Und vier Stunden später war er am Flughafen in Oakland, Kalifornien, um den erstbesten Flug irgendwohin zu nehmen, wo man ihn nicht sofort suchen würde. Sydney klang gut in seinen Ohren…
01 Juli 2012, 10:22
Sydney, Australien
Riley schlich unstet umher, die müde wirkenden Reisenden mit erfahrenem Blick musternd und seine geschickten Finger immer wieder in unbeaufsichtigte Taschen wandern lassend. Er runzelte die Stirn, als er aus der Handtasche einer asiatisch wirkenden Frau eine Packung Antibiotika fischte. Ein Blick auf ihr bleiches Gesicht und die blutunterlaufenen Augen ließ ihn wissen, dass die Ärmste das Medikament dringender brauchen würde als er. „Seltsam nur…“, dachte er sich, als er weiter durch die Hallen des Flughafens schlenderte, „…wie viele Leute heute mit Antibiotika unterwegs waren.“
01 Juli 2012, 11:34
Sydney, Australien
Security-Chief Donnelly streckte den Kopf rein, wies mit herrischer Geste auf Michail und bedeutete ihm stumm, sich bei ihm im Büro zu melden. Begleitet vom schadenfrohen Grinsen seiner Kameraden ließ der Russe das billige Kantinensandwich sinken und wünschte sich in diesen Momenten wieder zurück nach Russland. Er hatte seine Kameraden und die anderen Angestellten stets mürrisch gemieden, dies rächte sich nun, da diese sich nun feixend anstießen und ihm sichtlich den zu erwartenden Rüffel gönnten.
Er rückte Uniform und Ausrüstung zurecht und war bald beim Chef der Sicherheit des Flughafens Sydney vorstellig. „Dostojewski“, begann er, Michails Namen katastrophal falsch betonend, „Ihr Partner fällt für einige Tage aus. Alleine ist das Haupt-Terminal zu groß für Sie. Melden Sie sich bei McAldrin vom Zoll, Sie soll Ihnen 'ne stille Ecke in D52 zeigen. Wachmann Jefferson dort hat sich heute morgen krank gemeldet. Sie übernehmen. Dienstbeginn jetzt.“
01 Juli 2012 12:13
Sydney, Australien
Laut klackerten die hohen Stiefelabsätze von Ellen Boyd im Hotelflur, umso leiser schien es, als das auffällige Geräusch dann und wann von einem der dichtgewobenen und wertvollen Teppiche des Harbour Bridgde 5 Star Hotels verschluckt wurde. Eigentlich war die Australierin in Gedanken schon bei ihrer Familie, ihrer Sandkastenliebe, ihren alten Freunden und der Reise in das langweiligste Nest des Outbacks, doch ein japanischer Geschäftsmann auf der Durchreise schien mit einem hohen Betrag noch einige Hebel bewegt zu haben um ihre Agentin umzustimmen. Ellen kam der Spontan-Einsatz ungelegen und obschon er sehr gut bezahlt wurde, hatte sie nur zugestimmt, weil sie sich im Moment sowieso in Sydney aufhielt. Als sie an Zimmernummer 355 des Luxushotels angekommen war, stutzte sie. Ihr Bauchgefühl machte sich kribbelnd bemerkbar, keine Vorfreude, etwas anderes. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine ungewöhnliche Unstimmigkeit wahr. Rote Fingerabdrücke auf dem „do not disturb“ – Schild, rot wie Blut. Sie hatte schon viele seltsame Neigungen erlebt, doch hierbei schien es sich wieder einmal um ein ganz besonderes Exemplar der Gattung Mann zu handeln. Sie seufzte leise und bewegte die Hand zur Klinke des Hotelzimmers als sie ein leises Stöhnen hinter der Tür wahrnahm. Wieder dieses seltsame Bauchgefühl. Und diesem Gefühl vertrauend, dass sie stets vor den Überraschungen und Ärgernissen ihrer Branche bewahrt hatte, machte sie kehrt und schrieb den Auftrag in den Wind.
Hell empfing sie die strahlende Sonne Sydneys, während das Hotel wie ein dunkler Betonklotz in ihrem Rücken Schatten spendete. Und auf dem Weg zum Flughafen hatte sie nun wirklich nur noch ihre Familie im Sinn…
01 Juli 2012 13:38
Sydney, Australien
Der Flughafen summte wie ein Bienenkorb und Niki war froh, dass der kleine StarBucks so gut frequentiert war, denn für einen Kellner bedeutete jeder Gast potentielles Trinkgeld. Außerdem war er so wendig und schnell, dass er keine Probleme hatte, den drängelnden und schiebenden Gästen auszuweichen. Er war gerade dabei, zwei Getränke zu servieren, als er aus den Augenwinkeln das Grinsen von Riley wahrnahm und er war froh, mal wieder ein freundliches Gesicht zu sehen und so gab er ihm mit dem üblichen Zeichen zu verstehen, dass er in zweieinhalb Stunden seine erste Pause heute haben würde und für ihm ein Freigetränk drin wäre. Riley nickte fröhlich und deutete mit dem Kopf auf die Abfertigungshalle D52 wo sie sich ab und an zum lockeren Plausch trafen. In Gedanken sein Trinkgeld abzählend, achtete er einen Augenblick lang nicht auf die Umgebung und schon war er mit zwei Bechern und einem klappernden Tablett am Boden und rieb sich die schmerzende Stirn. Die entsetzten und erschrockenen Blicke der Umstehenden hielt er erst für übertrieben, dann für herzerwärmend, doch dann sah er, dass sie nicht ihm galten, sondern dem Mann, der ausgestreckt auf dem Boden lag und ihn zu Fall gebracht hatte. Er zitterte aschfahl am ganzen Körper und blutiger Schaum lief ihm aus Nase und Mund. Niki sprang auf, während sich die Sanitäter näherten und er schob sich Richtung Theke. „Da werde ich Riley ja einiges zu erzählen haben.“, dachte er sich. „Das wäre schon der dritte heute, der von den Sanitätern aus dem Gastronomiebereich abgeholt wurde…“
---------- Die Überlebenden:
Station 0 - Der Flughafen Sydney Startzeit der Station im Spiel:01. Juli 2012, Nachmittag, 13:01, Tag 0 Dauer des Tages in realer Zeit: 06.08. - 07.08. 23:59
Einleitung:
Es war ein wunderschöner und sonniger Tag.
Viele Berichte oder Aufzeichnungen würden dieses Detail des Tages, der die Menschheit an den Rand des Abgrundes brachte, verschweigen, aber es war nicht von der Hand zu weisen, dass die australische Sonne jeden ankommenden und abfliegenden Gast mit äußerst angenehmen 29 Grad empfing. Natürlich würde jeder schwitzen der heute in Anzug oder dicker Kleidung unterwegs war, doch waren die zahlreichen Wartehallen des Airports so gut klimatisiert wie die Stewardessen hübsch.
Trotzdem - eine gewisse Unruhe lag über dem Flughafen. Es waren nicht die Angestellten, die ein klein wenig gereizter waren, auch nicht die seltsam gehäuften Vorfälle die sich durch keifende Haustiere ankündigten, die ohne erkennbaren Grund plötzlich wie mit einer Stimme zu jaulen, zu kläffen oder einfach nur zu knurren begannen.
Etwas lag heute in der Luft, eine Anspannung, wie ein Gewitter ohne Wolken.
Ein Gefühl der Bedrohung, als würde sich Sprengstoff in der Luft befinden. Und irgendwie schien es jeder zu spüren - auch ohne die beunruhigenden Fernsehberichte über kleinere, doch seltsam brutale Aufstände in den Ghettos einiger Städte oder dass Vermisstenmeldungen ein neues Hoch erreichten.
Und doch konnte - wer einen wachen Geist besaß - die Zeichen des Sturmes deuten. Flüge wurden gecancelt und manchmal sah man das stumme Blaulicht von Einsatzwägen der Polizei an einem Terminal ankommen und Polizisten unsicher aussteigen, als hätten sie einen seltsamen oder widersprüchlichen Einsatzbefehl bekommen.
Aber die Sonne störte all das Treiben nicht - denn sie war vollends damit beschäftigt, den Tag sonnig und wunderschön zu gestalten.
Zitat
Lagebericht:
Im Flughafen Sydney gehen seltsame Dinge vor, doch lässt sich der Finger noch nicht darauf legen. Jeder Spieler hat gute Gründe, sich im Flughafen herumzutreiben, wird jedoch über kurz oder lang "zur eigenen Sicherheit" in die Abfertigungshalle D52 gebracht, wo sich bequeme Sofas, lange Panoramaglaswände und ein Snack- und Getränkeautomat befinden. Eben wurde eine Glaswand dort ausgetauscht und eine Handwerkerin sammelt gerade ihre Habseligkeiten ein.
3 Polizisten werden am Eingang der Halle stehen und jeden Versuch die Halle zu verlassen freundlich aber bestimmt unterbinden.
Dem Sicherheitspersonal Michail und Helena wird auffallen, dass ihr Funkverkehr gestört ist, davor gab es eine kurze Meldung dass aufgrund von Wartungsarbeiten die Kommunikation kurz abgeschalten wird.
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Zitat
Aufgabe Alpha - Die Wahl des Anführers
Hintergrund: Es ist ungeheuerlich - man hält die Überlebenden mit sanftem Nachdruck in der Abfertigungshalle D52 fest.
Es scheint klar: Man würde aus ihrer Mitte einen Anführer wählen damit dieser der Flughafenleitung die Meinung geigt - und zwar gehörig.
Jeder Spieler muss dazu in rot einen Namen vorschlagen.
Der Spieler mit den meisten Nennungen ist fortan der Anführer und wird durch diese Aktion in allen folgenden Abstimmungen ein Stimmgewicht von 3 haben.
Am Ende des Tages 0 gilt die Wahl als entschieden und Station 1 schließt direkt an. Da Station 1 und das "richtige" Forenrollenspiel in Halle D52 beginnen wird, ist es wichtig, dass alle Spieler sich darin befinden. Beschreibt also was ihr wollt und seid wo ihr sein wollt, nur sorgt dafür, dass ihr am Ende von Tag 0 in besagter Halle seid. Ob dorthin eskortiert oder freiwillig erschienen bleibt euch überlassen.
...
Legende:
1.) Die hohe Balustrade scheint nur über eine Tür des Stockwerkes darüber erreichbar zu sein, von D52 aus gibt es keinen Zugang. Sie liegt vielleicht 4 Meter in der Höhe und dort scheinen sich auch breite Glasfronten zu befinden, die Balustrade ist augenscheinlich auch als Aussichtsbalkon für das Rollfeld zu benutzen.
2.) Die Asservatenkammer hat derzeit nur wenig alte Waren auf weißen, metallernen Regalen gelagert. Die Tür ist fest verschlossen, lediglich Helena und Michail besitzen die Zugangskarten dafür.
3.) Im Eingangsbereich findet sich das obligatorische Röntgenfließband und ein mit dem Netzwerk des Flughafens verbundener Sicherheitscomputer. Die Netzwerkverbindung ist derzeit jedoch leider offline.
Der Rest der Halle ist voller bequemer Wartesofas sowie besagten Getränke- und Snackautomaten.
Geändert von Daen vom Clan (12.08.2013 um 14:15 Uhr)