Ein ganz gewöhnlicher Tag in Vivec. Elend, Armut, und mitten drin Lamia. Wäre da nicht dieser erfolgsversprechende Auftrag, den die Dunmerin von einer ganz ansehnlichen Schwertkämpferin erhalten hatte. Gut, was heißt erhalten; auf einem gut besuchten Marktplatz von einem geheimen Treffen in der Kanalisation zu reden war nunmal sehr leichtsinnig, und Lamia konnte sich so eine Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, wer weiß, was diese Information einmal wert sein würde. Es war natürlich nicht der erste Lauschangriff der Agentin, und so vermied sie es, auf direkten Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt in den Kanälen zu gehen; zu gut kannte sie Vivec mit seinen verwinkelten Gassen und verschlungenen Geheimgängen, und selbst wenn ein verwaister und vergessener Schacht als Abkürzung hinhalten musste, so war das auch in Ordnung.
Ziemlich schnell hatte sie den Ort gefunden, die beiden Plappermäuler oben am Markt waren ja auch überdeutlich mit ihrer Positionsangabe gewesen, zumindest für jemanden wie Lamia, welche Vivec in- und auswendig kannte, stellte dies keine Hürde dar. Niemand war zu sehen, vielleicht war sie zu früh dran gewesen? Sie spitzte die Ohren, und gedämpft hörte sie ein Flüstern. Mit leisen Schritten und hochkonzentriert bewegte sie sich auf das Geräusch zu, und in der Tat, in der Kanalwand war eine robust aussehende Holztür eingelassen, und dahinter flüsterte jemand. Vorsichtig legte sie ein Ohr an die Tür, um die Stimme besser verstehen zu können, und gerade als sich ihr Gehör darauf eingestellt hatte, nahm sie ein befremdliches Geräusch hinter sich wahr. Sogleich packte sie eine schraubstockgleiche Pranke an der Schulter und riss sie herum. Lamia blickte in das grinsende Gesicht eines Nords. „Schlaf gut, Prinzessin“, grunzte der Barbar und zog ihr einen Knüppel über die Schläfe, sodass die zierliche Elfe sofort das Bewusstsein verlor…
Das Schiff legte zeitig gen Morrowind ab. Iveri studierte die ausgehangene Karte am Deck des Schiffes und fuhr mit dem Finger die Route nach, welche in einer Stadt namens Ebenherz endete. Soso, das würde also ihr Ziel sein. Einen wirklichen Plan hatte sie nicht, wozu auch, es würde sich schon etwas ergeben, als Kriminelle hatte man schließlich nicht besondere Probleme, Arbeit zu finden, denn Leute, die ihre Drecksarbeit erledigt haben wollten, gab es überall. Die Überfahrt würde eine ganze Weile dauern, und so beschloss die Dunkelelfe, sich in ihre Kabine zu begeben und ein wenig zu schlafen.
Später, es mag vielleicht gerade einmal kurz nach Mitternacht sein, wurde Iveri von Stimmen geweckt, welche sich lautstark draußen auf dem Gang anschrien. Ein lautes Poltern war zu hören, wie als würde etwas zu Boden fallen, dann näher kommende Schritte, welche direkt vor der Kabinentür verstummten. „Hier drin?“, hörte die Dunmerin gedämpft durch die dicke Holztür. Noch etwas benebelt vom Schlaf richtete sie sich auf, als es einen ohrenbetäubenden Knall gab und die Tür eingetreten wurde. Ein grobschlächtiger Ork in zerrissener Kleidung trat in den Raum, unzählige Tattoos zierten seinen Körper, alles an ihm schrie nach Pirat. Iveri war sofort auf den Beinen, aber der Ork fackelte nicht lange und packte die Dunmerin wie eine Spielzeugpuppe. „Eine kleine Wilde…“, amüsierte sich die Grünhaut über die Befreiungsversuche, zögerte dann aber nicht lange und schleuderte Iveri gegen die Bordwand. Hier traf sie so ungünstig mit dem Kopf auf, dass sie zu Boden sackte und ganz allmählich das Bewusstsein verlor. Durch einen Schleier der Benommenheit nahm sie noch die Stimmen der Piraten wahr. „…die wär was…hoffentlich….verkaufen…“, aber dann gewann doch die Bewusstlosigkeit die Oberhand und der Dunmerin wurde schwarz vor Augen…
Die Eskorte einer Händlerkutsche hörte sich nach einem einfachen Auftrag an für den Nord, und das war die Gelegenheit, sich einen Namen zu machen bei der Bevölkerung Morrowinds. Sobald er ein paar Aufträge dieser Art erfüllt hatte, würde er nicht mehr in den Wäldern übernachten müssen. Positiver Nebeneffekt bei dieser Art von Auftrag war natürlich auch die Tatsache, dass sein Auftraggeber bei Zwischenstationen auch eine Unterkunft für den Wächter stellen musste. Ja, bis jetzt war Skjor zufrieden, es lief besser als erwartet.
Seine Stimmung kippte aber schlagartig, als er den Bretonen auf dem Pritschenwagen etwas schreien hörte, und kurz darauf lag sein Auftraggeber vor ihm im Staub, drei Pfeile im Brustkorb. Eine böse Vorahnung beschlich den Nord, und er lugte um das Gefährt herum. Drei Personen schritten auf den Wagen zu, als einer von ihnen Skjor erblickte, flog ein weiterer Pfeil in die Richtung des Nords und bohrte sich nur wenige Zentimeter neben seinem Kopf in das Holz. Er schreckte zurück, zögerte dann aber. Weglaufen oder Kämpfen? Zweiteres würde seinen Tod bedeuten, aber wenn er weglief, konnte er seinen Ruf für weitere Aufträge vergessen. Die Entscheidung wurde Skjor abgenommen, denn eine violette Aura umhüllte den Söldner, und er fühlte sich plötzlich, als würde er tausend Tonnen Gestein mit sich herumtragen. Langsam und zitternd sackte er zu Boden und blieb hier flach liegen, nicht in der Lage, sich zu bewegen, die Schwerkraft nagelte ihn fest. Aus dem Augenwinkel sah der Söldner die drei Personen vor sich stehen, der mit dem Bogen spannte einen Pfeil und zielte auf ihn. „Lass ihn, wir können ihn gebrauchen“. Der Bogenschütze schnaubte enttäuscht, ließ den Bogen sinken und zog stattdessen einen Dolch, welchen er mit einer Paste bestrich, an Skjor herantrat und ihm ansatzlos die Klinge in den Unterarm drückte, sodass es gerade so anfing mit bluten. Zunächst passierte gar nicht, doch dann fühlte der Söldner ein betäubendes Gefühl sich in seinen Körper ausbreiten, und dann entglitt er in einen traumlosen Schlaf…
Der Mann in der Herberge hatte einen ganz interessanten Eindruck gemacht, etwas neugierig vielleicht, aber das war nur verständlich, schließlich wollte er wissen, wem er diesen Auftrag geben würde. Klang doch ganz einfach; ein Bandit hatte dem Händler sein Kassenbuch mit delikatem Inhalt gestohlen, und er fragte jetzt Kethryl, ob er es zurückholen könne. Solche Söldnerjobs waren im Grunde nicht das, was der Waldelf suchte, aber wenn es darum ging, ein Lager im Wald zu finden, war er wohl doch die richtige Anlaufstelle, und wenn dazu noch ein prächtiger Obolus in Aussicht stand, wer würde das schon ablehnen.
Etwas später schlich der Waldelf durch das Unterholz, er hatte eine ziemlich genaue Beschreibung vom Aufenthaltsort seines Ziels erhalten. Das Buschwerk lichtete sich endlich, und der Kundschafter stand auf einer kleinen Lichtung. Eine kleine abgebrannte Feuerstelle befand sich in der Mitte des Platzes, dazu ein verbrauchtes, löchriges Zelt und davor lag ein Skelett. Das sollte der Bandit sein? Vielleicht war er in der Nähe? Kethryl beschlich ein bedrückendes Gefühl, und plötzlich hörte er hinter sich einen Zweig knacken. Mit der Waffe in der Hand fuhr er herum und hatte den Kaiserlichen aus der Herberge vor sich, ein süffisantes Grinsen auf dem Gesicht. Einen Moment lang war er erstaunt, bis ihm dämmerte, dass man ihn wohl in eine Falle gelockt hatte; weiter kam er jedoch nicht mit seinen Überlegungen, denn ein heftiger Schlag traf ihn von hinten auf den Kopf und das schmierige Lächeln seines Auftraggebers löste sich in endloser Schwärze auf…
Schön waren die Sümpfe an diesem Abend. Solch eine Aussage mag komisch klingen, aber nur für jemanden, der nicht die Vielfaltigkeit der Landschaft zu schätzen wusste. Shajna lebte jetzt schon einige Jahre hier, und der allabendliche Spaziergang hatte immer noch nichts von seiner Faszination verloren, denn die Assassine liebte es, allein zu´sein. Allein? Nein, da war ja noch Gog. Zumindest glaubte die Waldelfe, dass er hier irgendwo war, denn verstecken konnte er sich ganz besonders gut.
Gerade bückte sich die Bosmerin nach einer Blume, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm. Sie drehte sich herum und erblickte eine schwarz gekleidete Person, die mitten auf dem Weg stand und zu ihr herüberstarrte. Die zwischen der Gesichtsmaske hervorstechenden Augen funkelten vor Mordgier, ein solcher Blick war Shajna nur allzu bekannt, hatte sie ihn doch in ihrer Vergangenheit öfters selbst benutzt. Sie zögerte keine Sekunde, sprang auf und rannte in das nahe Gebüsch. Hinter sich hörte sie kurz darauf ihren Verfolger ebenfalls durch die Zweige brechen, und die Waldelfe beschleunigte ihren Lauf. Wo sie war wusste sie im Moment selbst noch nicht, es ging auf jeden Fall leicht bergauf und man sah wenig bis gar nichts durch das Buschwerk. Plötzlich war das Gestrüpp zu Ende, Shajna trat nach draußen...und ihre Füße in's Leere. Ein Abhang! Ohne Chance auf Halt stolperte sie und rollte die Böschung hinab. Zahllose Kratzer und blaue Flecke später hatte ihre Flucht ein Ende; benommen setzte sie sich auf und blickte verwundert in die Gesichter von verwahrlost und kriminell aussehenden Männern, welche sie gierig angrinsten. Ein Banditenlager. Unbemerkt hatte sich einer der Kerle den Schockzustand von Shajna zunutze gemacht und war an sie herangeschlichen. Ein eiserner Griff umschlang sie von hinten und drückte ihr die Luftzufuhr ab. Ohne Chance sich zu befreien schwanden ihre Sinne, und das Letzte, was Shajna vor ihrer Bewusstlosigkeit sah, war der Auftragsmörder am Rande der Böschung, welcher sich lautlos und ungesehen wieder in das Gebüsch zurückzog...
Der Wagen poltert über die unebene Straße dahin, jeder gröbere Stein gibt eine Erschütterung an die eisenbeschlagenen Räder weiter, und diese an die aneinander geketteten Insassen, wobei die Fesseln schon beinahe melodisch klimpern. Der Wagen hat keine Fenster, nur durch die Ritzen zwischen den dicken Verschlagbrettern fällt spärliches Licht auf die Gesichter der Gefangenen. Acht Personen an der Zahl, auf jeder Seite sitzen vier sich gegenüber:
Kethryl, Lamia, ein Ork, Iveri auf der einen Seite, direkt gegenüber Skjor, ein Dunmer, ein Argonier und Shajna auf der anderen Seite.
Niemand kennt den anderen, keiner sagt auch nur ein Wort; jeder ist mit sich selbst beschäftigt, wie er hierhergekommen ist, was dazu geführt hat, dass er hier gelandet ist. Ja, hier; wo ist hier? Das weiß keiner von ihnen. Nur dass sie erst hier drin wach geworden sind und sich in Schwierigkeiten befinden. Zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, so könnte man es ausdrücken.
Der Wagen hält abrupt auf das harsche Zurufen eines Mannes, und mit einem Ruck wird die hintere Tür aufgerissen. Das Licht blendet die an die Dunkelheit gewöhnten Augen, die Außenwelt wirkt schon beinahe surreal. "Aussteigen!", bellt es plötzlich und so langsam kristallisiert sich die Silhouette einen großen, kräftigen Orks aus dem Licht heraus. Er hält eine Peitsche in der Hand und sieht nicht so aus, als ob er die Personen im Wagen ein zweites Mal 'bitten' wird.