Das bloß anbei noch zu Luthandorius' ansonsten sehr zielführenden Beitrag:

Zitat Zitat von Luthandorius2 Beitrag anzeigen
Und beim ALG 2 sind natürlich nicht nur Lebensmittelkosten drin.
Da ging es wirklich nur darum, dass der Anteil am ALG2-Regelsatz, der für Lebensmittel und dergleichen angesetzt ist, das Existenzminimum formulieren will, das dann in dieser Auffassung knapp 130 Euro beträgt. Das heißt, dass 150 surplus fixe für alles weitere, also nicht nur Lebensmittel, äußerst wenig sind, eben weil so Sachen wie die kulturellen und freizeitlichen Bedürfnisse (sowie Sonderausgaben für Kleidung, Fahrtkosten, etc.) eben noch zu den Ausgaben hinzukommen. Das heißt, selbst wenn man mit 150 Euro locker mit ausreichend Ernährung versorgt ist/wäre, bleiben dennoch einige Dinge auf der Strecke, die beispielsweise der Gesetzgeber für Erwerbslose als Teil der Lebensgrundlage definiert.

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150 Euro für nur Lebensmittel könnte doch gut reichen. Für 5 Euro pro Tag kann man für 1-2 Euro sich was zum Trinken holen(große 1,5 Liter-Flsachen) - da sind 1-2 Euro sogar noch viel. Und für 2-3 Euro... man muss es halt auf die Woche rechnen... kriegt man schon Brot und Wurst und viel große warme Gerichte kann man halt nicht bereiten, aber verhungern tut man sicher nicht. Jeden Tag Döner - was eigentlich billig ist, wenn man gut Geld verdient - ist halt da schon nicht mehr.
Die Frage ist eben, wie lebensgerecht das wirklich ist. Ich möchte wirklich nicht abstreiten, was FF beispielsweise für sein eigenes Ernährungsverhalten formuliert hat. Man kann sich da sicherlich einrichten, ohne jetzt auf das Nötigste zu verzichten. Von Verhungern sollten wir überhaupt gar nicht erst sprechen, das halte ich in Deutschland tatsächlich für praktisch unmöglich. Die Frage ist aber eben, was man gewohnt ist, und wo man lebt. Die Gewohnheit mag vorgeschoben klingen, aber Ernährungsgewohnheiten zu ändern ist tatsächlich mit ziemlichen Einbußen verbunden. Ich hatte beispielsweise eine Weile richtiggehend enorme Schlaf- und teilweise auch psychische Probleme, bis ich gemerkt habe, dass ich aus opportunistischen Gründen meine Ernährungsgewohnheiten komplett missachtet hatte. Schon so Sachen, wieviel und welches Fleisch und Brot man isst, oder ob überhaupt, macht viel aus, wenn man da gewisse Gewohnheiten etabliert hat. Das kann sich eben auch kostenmäßig dann niederschlagen. Und eben die Frage, wo man lebt; ich habe in Hamburg ungefährt ein Drittel mehr für Lebensmittel ausgegeben als in Chemnitz, obwohl ich im Durchschnitt eine Mahlzeit weniger hatte und bei den Getränken auf Tee statt Säfte umgestiegen war.

Das aber nur am Rande. Halte die Sache jedenfalls für komplexer als "Man kann sich ja umstellen."; wobei ich diese Forderung damit natürlich nicht komplett in den Wind schießen kann oder will.

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Das alles nur natürlich für Leute unter 25. Ab 25 ist sowieso alles komplizierter, wenn man da noch mal irgendwie ne Ausbildung anfangen will.
Das halte ich sowieso für sehr komisch, denn eigentlich ist das Elterneinkommen ab dann nicht mehr relevant, wenn sie nicht mehr unterhaltspflichtig sind, also auch kein Kindergeld mehr gezahlt wird. Es kann allerdings sein, dass die Elternabhängigkeit (und deren Unterhaltspflicht) erst mit abgeschlossener Berufsausbildung endet; anders ist die Einkommensberechnung wohl auch nicht zu erklären. In jedem Fall steht einem aber der vollständige Regelsatz zu, in erster Instanz von den Eltern (oder aus eigenen Einkünften), der Sozialstaat stockt hier nur auf, was von den Eltern oder aus eigener Kraft nicht an Bedarfsdeckung geleistet werden kann.

Aber: Ja, professionelle Beratung und etwaige Rechtsschritte sollten hier bei den Zuständigen in der Arbeitsagentur angestrebt werden. Und das Menschenbild sollte etwas angepasst werden; in einer WG zu wohnen ist nur dann mit Einschränkungen und unschönen Erlebnissen verbunden, wenn man das selbst zulässt. (Sagt der, dessen Mitbewohnerin nicht weiß, wie man eine Toilette sauber hält.)