Zitat Zitat von Samuel Beitrag anzeigen
Meine erste feste Freundin ist geritten. Als ich sie kennenlernte war ich 15 und hatte für etwa ein Jahr sehr intensive Erfahrungen mit Pferden. Vielleicht hab ich später etwas mehr Zeit, dann werde ich mehr darüber berichten.
Joa, wie gesagt, ich war 15, es war der Frühling in der 9. Klasse. Durch diese Freundin kam ich zu den Pferden und zum Rock'n'Roll Tanzen, beides hat mich geprägt. Früher gab es in den westberliner Außenbezirken, vor allem im Südwesten, viele kleinere Pferdehöfe. Kinder, meist Mädchen, hatten die Gelegenheit sich dort um Pferde zu kümmern. Boxen ausmisten, Fellpflege und und und - die Belohnung dafür war in der Regel, dass sie die Tiere ab und zu reiten durften. Außerhalb von Großstädten gibt es sowas vielleicht heute noch.

Tja, so kam ich natürlich irgendwann dort mit hin und es zeigte sich recht schnell, dass ich gut mit Tieren kann. Am ersten oder zweiten Tag waren die Mädels alle auf der Koppel oder in ihren Boxen, ich schlenderte über den Hof und dort stand vor einer Box eine Schimmelstute. Ich ging ganz unvereingenommen auf sie zu, tätschelte ihr ein wenig über den Hals und den Kopf und beschäftigte mich einfach mit ihr. Nach etwa 15 bis 20 Minuten sah mich meine Freundin, zeigte sich ziemlich erschrocken und riet mir, mich vorsichtig von der Stute zu entfernen. Was ich da noch nicht wusste: Das Tier galt als äußerst schwer zugänglich, gelinde gesagt. Naja, was soll ich noch groß erzählen, außer dem Hofinhaber und seinen zwei ältesten Kindern, war ich der einzige, den das Tier in weniger als einen Meter Dunstkreis duldete. Gleiches galt auch für den Hofhund, weiter unten mehr.

Es folgte eine sehr intensive Zeit mit diesen Tieren. Ich lernte schnell den Umgang mit Pferden, verstand die verschieden Charaktäre. Ich assistierte dem Hufschmied, war dabei wenn Pferde in die Klinik mussten oder der Tierarzt auf dem Hof war. Im folgenden Sommer drückte mir der Inhaber eines Tages einen 100-DM-Schein in die Hand und bat mich, mich ein Wochenende lang um den Hof und die Tiere zu kümmern da er und seine Familie an die Ostsee wollten. Eine ziemliche Verantwortung für einen 15jährigen aus heutiger Sicht. Damals fand ich es einfach nur spannend und war natürlich irgendwo auch stolz wie Bolle. So kam es dann auch, dass ich den Hund, den ich ein paar Wochen zuvor noch als zähnefletschendes Etwas an einer Kette kennengelernt habe, über Nacht mit zu mir nahm und er im Garten meiner Eltern neben mir im Zelt schlief.

In meinem letzten Schuljahr wurde die Zeit auf dem Hof natürlich zwangsweise weniger. Nach der 10. Klasse hatte ich dann noch einmal 2½ Monate Ferien bevor meine Ausbildung und damit der Ernst des Lebens wirklich begann. Ich mag diese Phrase überhaupt nicht, aber es war nun einmal so.

Diese wunderbare Zeit der Unbekümmertheit und Leichtigkeit im Leben ist so verdammt kurz und ich kann nur jeden Menschen, der diese oder eine ähnliche Erfahrung, aus welchen Gründen auch immer, nie machen durfte oder konnte, aufrichtig bedauern.