Das Game lässt mich auch Zwiegespalten zurück. Ich pack meine Meinung mal in einen großen Spoilerkasten.
Zuerst habe ich mich sehr auf das Spiel gefreut. Die Demo hat mir Spaß gemacht und die Walking Dead TV-Serie finde ich sehr gut.
Die Prämisse das man als Spieler Einfluss auf die Handlung hat erschien mir durch die episodenhafte Veröffentlichung und die Tatsache das es sich um keinen Triple A Titel (mit letztendlich sehr begrenzte Areale handelt) umsetzbar.
Die ersten beiden Episoden macht das Spiel auch noch einen guten Job darin einen glauben zu lassen das man einen Einfluss auf die Handlung hat. Aber spätestens in Episode 3 ist diese Fassade dann für mich zusammengebrochen nachdem das Spiel wiederholt meine Entscheidungen ignoriert hat.
Zum Beispiel:
1. Episode Duck oder Shawn? Shawn.. Ah ok Das Kind überlebt und Shawn stirbt... (Shawn hatte immerhin mir und Clementine das leben gerettete außerdem war das Kind Schuld das Shawn unter dem Traktor eingequetscht ist.)
2. Episode Larry retten oder umbringen? Ich will ihn retten Ok er wird erschlagen...
3. Episode Lily erschießt Carley obwohl ich die ganze Zeit dagegen war. Dann überlasse ich Lily trotzdem nicht ihrem Schicksal nur damit sie abhaut.
An diesem Punkt bzw. nach dem ich die Episode beendet hatte war mein ehrlicher Gedanke:
Fuck ich muss was furchtbar falsch gemacht haben… Was hätte ich den sagen müssen um Carley zu retten?
Die Enttäuschung bei Gamefaqs war dann gewaltig, als ich feststellen muss dass die Auswirkungen aller meiner Entscheidungen gegen 0 tendieren. Ich hatte danach ehrlich gesagt keinen Bock mehr weiter zuspielen. So angepisst war ich davon das Telltale Games groß damit Werbung macht das die Entscheidungen zählen und es am Ende gar keinen Unterschied gemacht hat.
Und ehrlich gesagt muss ich Schattenläufer wiedersprechen. Bei mir hat es das Spiel nicht geschafft die Illusion von Entscheidungskonsequenz aufrecht zu erhalten. Es ist dann ganz sicher nicht meine Schuld wenn ich versuche Spiel dahin zu bewegen das es meine Entscheidungen auch umsetzt. Immerhin wird man vor jeder Episode von einem Text begrüßt der einem sagt dass man Einfluss hätte. Ich bin deswegen ehrlich enttäuscht und wenn sich das Telltale Games auf die Fahne schreibt dann reicht es mir auch nicht wenn es nur den Eindruck erweckt das es Entscheidungsfreiheit gibt.
Nun gut nachdem ich dann ein paar Wochen lang keinen Bock mehr auf das Spiel hatte habe ich es trotzdem noch beendet. Von da an habe ich mir wenig Gedanken um die Entscheidungen gemacht die getroffen habe. Trotzdem war die letzte Szene mit Clementine wirklich sehr stimmungsvoll und traurig umgesetzt. (Ich habe Clem nicht gezwungen Lee zu erschießen.) Ohnehin war Clementine wahrscheinlich das am besten umgesetzte Element im ganzen Spiel. Sie ist wirklich gut gemacht und wächst einem ans Herz. Dagegen fand ich den Umgang mit vielen anderen Charakteren wenig Gefühlvoll. Ich hatte des Öfteren den Eindruck das Spiel will Charaktere loswerden. Carley z.B. oder auch Lily oder Molly. Andere Charaktere wurden nur eingeführt um 2 Szenen weiter zu sterben. Der Kerl von Anfang Episode 2 oder Obdachlose aus dem Zug. Die Storyline um den Entführer fand ich dagegen etwas an den Haaren herbeigezogen. Vor allem frage ich mich wie er unsere Gruppe überholt hat nachdem er im Wald vom Motel in Episode 2 gestrandet war. Ist er schneller als die Gruppe mit dem Wohnmobil und dann auch noch mit dem Zug? Wie konnte der die Gruppe einholen? Was er mir vorgeworfen hat mich jetzt auch nicht aus der Fassung gebracht. Und das ich dagegen war sein Auto auszuräumen hat wie zu erwarten war nichts geändert.
Viel dramatischer wäre das Ende gewesen wenn der Entführer am Ende wirklich Clems Vater gewesen wäre und Lee im Vergleich dazu wirklich wie ein gebissener, blutbeschmierter Psycho gewirkt hätte der ihrem Vater Clem wegnehmen wollte. Man hätte es ja etwas offen lassen können ob ihr Vater verrückt geworden ist und dann die Spieler vor eine echt schwere Entscheidung stellen können.
Nun gut ich will aber nicht über das Ende schimpfen die Abschiedsszene von Clem war mein Highlight der ganzen Episoden und hat mich wieder etwas versöhnlicher gestimmt.